Bauchspeicheldrüsenkrebs Erkrankungsalter

Einleitung

Der Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) tritt vermehrt in einem höheren Lebensalter auf, am häufigsten zwischen dem 55. und 70. Lebensjahr (80% der Pankreaskarzinome).
Insgesamt sind Frauen und Männer gleich häufig betroffen, jedoch liegt das Mittlere Erkrankungsalter für Männer bei 69 Jahren, für Frauen bei 76 Jahren. Daher sind Männer unter 70 Jahren häufiger vom Bauchspeicheldrüsenkrebs betroffen als Frauen.
Kinder erkranken sehr viel seltener an Bauchspeicheldrüsenkrebs als Erwachsene, die Erkrankung kann aber grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten. Das Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken, steigt mit höherem Lebensalter deutlich an.

Häufigkeiten

Bauchspeicheldrüsenkrebs macht ca. 2-3% aller bösartigen Krebserkrankungen beim Erwachsenen aus.
In Deutschland und Europa erkranken pro 100.000 Einwohner pro Jahr 9-12 Menschen an diesem Tumor. In den letzten Jahren haben die Erkrankungszahlen des Bauchspeicheldrüsenkrebses stetig zugenommen.
Da meist bei Diganose schon das Endstadium des Bauchspeicheldrüsenkrebses erreicht ist und der Tumor sehr aggressiv verläuft, ist diese Krebserkrankung weltweit die fünfhäufigste tumorbedingte Todesursache. Diesen Anstieg der Erkrankungszahlen führen Experten darauf zurück, dass die Lebenserwartung insgesamt steigt, was dazu führt, dass immer mehr Menschen das Alter erreichen, in dem die Wahrscheinlichkeit, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken, deutlich zunimmt.

Alter als Risikofaktor

Die Ursachen für die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs sind bisher weitestgehend unbekannt.
Hohes Lebensalter ist der zuverlässigste und wichtigste Risikofaktor für den Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Außerdem spielen die ethnische Herkunft (höchste Sterblichkeitsrate durch Bauchspeicheldrüsenkrebs in der schwarzen Bevölkerung), das Zigarettenrauchen, starker Alkoholkonsum und starkes Übergewicht sind bereits als Risikofaktoren nachgewiesen worden.
Außerdem scheint es auch familiäre Veranlagungen für den Bauchspeicheldrüsenkrebs geben, die über Besonderheiten in der Erbinformation (Genmutationen) vererbt werden. Menschen, in deren Familien ein Verwandter ersten Grades (Vater, Mutter, Geschwister) bereits an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist, haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken. Doch nur ca. 5% der Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankungen sind genetisch bedingt.
Auch langjährige chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und Diabetes mellitus Typ 2 können das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs steigern.

Warum entsteht der Bauchspeicheldrüsenkrebs im Alter?

Krebs kann sich überall im Körper und in jedem Lebensalter entwickeln. Die menschlichen Körperzellen erneuern sich ständig durch Zellteilung und alte oder kaputte Zellen sterben ab. Es herrscht normalerweise also ein Gleichgewicht zwischen Zellwachstum und Zelltod (Apoptose).
Nun kann es vorkommen, dass durch einen Defekt in der Erbinformation eine geschädigte Zelle nicht abstirbt, sondern sich trotz zunehmender Defekte teilt und unkontrolliert vermehrt. Die Tochterzellen dieser defekten Zelle enthalten ebenfalls die veränderte Erbinformation, es können sogar noch weitere Abweichungen und Schäden durch weitere Zellteilungen entstehen. So entsteht ein Tumor, der unkontrolliert wachsen kann.
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist ein bösartiger (maligner) Tumor, der in gesundes Gewebe einwächst und es zerstört. Meist geht er von den sogenannten Epithelzellen der Bauchspeicheldrüsengänge aus und häufig bildet er sogar Ansiedlungen (Metastasen) in anderen Organe.

Warum entwickelt sich nun der Bauchspeicheldrüsenkrebs besonders häufig im höheren Lebensalter?
Menschliche Körperzellen verfügen über bestimmte Kontrollmechanismen, die dafür sorgen, dass Zellteilung kontrolliert abläuft und defekte Zellen absterben. Bestimmte Wächtergene (sogenannte Tumorsuppresorgene) überwachen die korrekte Zellteilung und leiten wenn nötig Reparaturmechanismen ein.
Je älter ein Mensch wird, desto schwächer werden diese Kontrollmechanismen und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Defekte in den Wächtergenen entstehen. Wenn diese Wächtergene aber ausgeschaltet sind und nicht mehr dafür sorgen können, dass eine Zelle abstirbt, wird die Zelle unsterblich und kann sich unkontrolliert weitervermehren.
So steigt die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Tumors (auch des Bauchspeicheldrüsenkrebs) mit zunehmendem Alter.

Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Kindern

Bösartige Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind bei Kindern sehr selten.
Das seltene Pankratoblastom ist ein Tumor der Epitzelzellen der Bauchspeicheldrüse, der zu 90% im frühen Kindesalter auftritt und nur in 10% der Fälle bei Erwachsenen. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate für diesen Tumor liegt bei bis zu 80%.
Mit einem mittleren Erkankungsalter von ca. 20 Jahren tritt der sehr seltene solide pseudopapilläre Pankreastumor besonders bei Frauen auf. Dieser Bauchspeicheldrüsenkrebs ist in geringem Maße bösartig (low-grade malignant), hat aber im Fall einer kompletten operativen Entfernung eine gute Prognose.
In bestimmten Regionen in Indien kommt es vor, dass Kinder an einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung erkranken, die als Folge eine Blutzuckererkrankung und später die Entwicklung von Bauchspeicheldrüsenkrebs nach sich zieht. Durch die Globalisierung und die daraus resultierende Durchmischung der Völker kommen diese Erkrankungsformen auch in Zentraleuropa zur Behandlung.

Altersgipfel bei verschiedenen Tumoren der Bauchspeicheldrüse

Bei weitem der häufigste bösartige Bauchspeicheldrüsenkrebses ist das duktale Adenokarzinom. Pro 100.000 Einwohner erkranken in Deutschland jährlich 18 Menschen daran. Damit ist es der dritthäufigste Tumor des Verdauungstraktes.
Meistens ist das duktale Adenokarzinom im Bauchspeicheldrüsenkopf lokalisiert und hat eine relativ schlechte Prognose, da es bei Diagnosestellung nur noch in 10-15% der Fälle operabel ist. Dieser Bauchspeicheldrüsenkrebs tritt am häufigsten zwischen dem 6. und 8. Lebensjahrzehnt auf.

Andere Tumorarten der Bauchspeicheldrüse sind wesentlich seltener, zum Beispiel kommen intraduktale papillär-muzinöse Tumore der Bauchspeicheldrüse bei Männern etwas häufiger vor als bei Frauen und häufen sich im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Die Prognose dieses Bauchspeicheldrüsenkrebses ist sehr gut. Dieser Tumor entsteht innerhalb des Gangsystems der Bauchspeicheldrüse (intraduktal).

Das seröse Zystenadenom der Bauchspeicheldrüse ist ein gutartiger Tumor. Er wird hauptsächlich bei Frauen im höheren Lebensalter beobachtet und wird in bis zu einem Drittel der Fälle zufällig diagnostiziert. Frauen im höheren Lebensalter sind bis zu vier Mal so häufig betroffen wie Männer.
Seröse Zystenadenome der Bauchspeicheldrüse sind selten und haben bei vollständiger operativer Entfernung (Resektion) eine gute Prognose.

Dagegen fasst man unter dem Begriff eines muzinös-zystischen Tumor der Bauchspeicheldrüse gut- und bösartige Tumoren zusammen, von denen besonders Frauen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren betroffen sind.
Gelingt bei einem solchen Tumor die vollständige Entfernung, ist die Prognose gut, bei bösartigen Tumoren liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei ca. 75%.

Eine seltene Bauchspeicheldrüsenkrebsform ist das Azinuszellkarzinom. Es kommt doppelt so häufig bei Männern als bei Frauen vor und der Altersgipfel liegt zwischen 55-65 Jahren. Diese Tumore werden häufig erst spät entdeckt, zum Diagnosezeitpunkt sind oft bereits Lebermetastasen zu finden.

Das Insulinom ist ein seltener, in 90% gutartiger Tumor der Insulin-bildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Es ist der häufigste hormonaktive (insulinbildende) Bauchspeicheldrüsenkrebs, wird durch Symptome der Unterzuckerung (Heißhungerattacken, Schwindelanfälle, Schweißausbrüche) bemerkt und ist bei Frauen etwa doppelt so häufig zu finden wie bei Männern.
Das Insulinom kann in jedem Lebensalter auftreten, am häufigsten jedoch ist dieser Bauchspeicheldrüsenkrebs um das 50. Lebensjahr.

Ein Gastrinom und das dazugehörige Krankheitsbild das sogenannte Zollinger-Ellison-Syndroms kann nicht nur durch einen Tumor der Bauchspeicheldrüse, sondern auch im Dünndarm entstehen. Gastrinome sind in 60% der Fälle bösartig, sind extrem selten und treten meist im Alter zwischen 30 und 60 Jahren auf.
Diese Art des Bauchspeicheldrüsenkrebs produziert das Hormon Gastrin, was die Produktion von Magensäure anregt. Der Säureanstieg beim Gastrinom führt gehäuft zu Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwüren.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.05.2014 - Letzte Änderung: 12.01.2023