Betablocker in der Schwangerschaft

Einleitung

Betablocker sind wichtige und häufig verschriebene Medikamente. Sie werden bei einem arteriellen Bluthochdruck sowie in der Behandlung der Herzinsuffizienz und koronaren Herzkrankheit eingesetzt.

In der Schwangerschaft besteht eine relative Kontraindikation für Betablocker. Das bedeutet, dass sie nur unter einer strengen Risiko-Nutzen-Abwägung eingesetzt werden dürfen.

Dennoch gibt es auch Gründe für einen gerechtfertigten Einsatz von Betablockern in der Schwangerschaft. Die besten Erfahrungen liegen mit dem Wirkstoff Metoprolol vor.

Insbesondere bei einem Schwangerschaftshochdruck stellen Betablocker einen Therapieansatz dar. In dem folgenden Artikel werden interessante Aspekte rund um den Einsatz von Betablockern in der Schwangerschaft näher erläutert.
Außerdem werden wichtige Fragen rund um die Verträglichkeit der Wirkstoffe für Mutter und Kind beantwortet.

Häufige Krankheitsbilder, die eine Therapie mit einem Betablocker erforderlich machen, werden insbesondere im Hinblick auf die medikamentöse Therapie näher erläutert.

Indikationen für einen Betablocker in der Schwangerschaft

Für Betablocker besteht im Allgemeinen bereits seit vielen Jahren ein hoher Erfahrungswert. Es sind häufig eingesetzte Wirkstoffe, die einen wichtigen Stellenwert in der Therapie weit verbreiteter Erkrankungen einnehmen.
Dazu gehören vor allem der Bluthochdruck, die Herzinsuffizienz und die koronare Herzkrankheit.

Doch wie sieht es in der Schwangerschaft aus? Welche Indikationen bestehen für einen Einsatz von Betablockern in der Schwangerschaft?

Der Hauptgrund, Betablocker in der Schwangerschaft einzusetzen, besteht bei einer hypertensiven Schwangerschaftserkrankung – sprich Bluthochdruck.

Eine blutdrucksenkende Behandlung muss immer sowohl das Wohl der Mutter als auch des ungeborenen Kindes berücksichtigen.
Blutdruckwerte, die systolisch über 160 mmHg oder diastolisch über 110 mmHg liegen, sollten medikamentös gesenkt werden.

In diesen Fällen sind Betablocker eine legitime Möglichkeit, den Blutdruck zu senken. Sie kommen in der Regel jedoch nur dann zum Einsatz, wenn das Medikament der ersten Wahl – alpha-Methyldopa – nicht angewandt werden darf. Der Betablocker der Wahl ist dann Metoprolol.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Blutdrucksenkung in der Schwangerschaft

Betablocker bei Migräne

Betablocker sind etablierte und wirkungsvolle Medikamente in der Prophylaxe der Migräne. Das bedeutet, dass sie eingesetzt werden, um Migräneattacken vorzubeugen.
Auch in der Schwangerschaft können Betablocker eingeschränkt eingesetzt werden. Empfohlen wird lediglich Metoprolol.

Unglücklicherweise liegen kaum kontrollierte Studien zu diesem Thema vor. Es berichten jedoch rund 50 bis 80 % von einer Besserung der Migräne in der Schwangerschaft, sodass nicht immer eine Prophylaxe notwendig ist.
Falls doch, besteht die Möglichkeit, Metoprolol einzunehmen. Alternativ kommen Magnesium, aber auch nicht-medikamentöse Möglichkeiten wie Entspannungsübungen in Frage.

Betablocker bei hohem Puls

Ein hoher Puls ist als solcher erst einmal kein Grund für eine medikamentöse Therapie – auch nicht in der Schwangerschaft.
Häufig ist ein hoher Puls auf Nervosität, Stress oder sogar andere – nicht kardiale – Ursachen, wie eine Schilddrüsenüberfunktion zurückzuführen.

Daher sollte zunächst die Ursache für den hohen Puls geklärt werden, bevor ein Betablocker zur Senkung des Pulses eingesetzt wird. Es kann eine andere angepasste Therapie, beispielsweise gegen eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Herzrhythmusstörung, notwendig sein.
Oft reichen jedoch schon Entspannungsübungen und eine Stressreduktion aus.

Die Herzfrequenz steigt außerdem in der Schwangerschaft im Rahmen natürlicher Anpassungsmechanismen des Körpers an und darf daher in einem bestimmten Maß erhöht sein. Prinzipiell kann ein Betablocker wie Metoprolol eingesetzt werden, jedoch muss vorher der Nutzen und die Sinnhaftigkeit der Therapie überprüft werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Erhöhter Puls in der Schwangerschaft

Betablocker bei Nierenstau

Ein Nierenstau ist eine nicht seltene Komplikation in der Schwangerschaft und kann durch die veränderten Platzverhältnisse im Bauch auftreten, sodass es zu einem Harnstau kommt. Oft bleibt er unbemerkt und beschwerdefrei.
In manchen Fällen kann er jedoch zu Beeinträchtigungen der Mutter führen, die nicht nur schmerzhaft, sondern auch gefährlich sein können.
Insbesondere eine Infektion im Rahmen eines Harnstaus kann Komplikationen nach sich ziehen. Daher ist in manchen Fällen eine Therapie notwendig.

Bei einer ausgeprägten Verlegung der Harnwege kann eine Harnleiterschiene eingesetzt werden, welche den Fluss des Urins wieder möglich macht.
Antibiotika kommen früh bei einem Verdacht auf eine Infektion bei einem Nierenstau zum Einsatz. In manchen Fällen werden auch Betablocker, insbesondere Metoprolol, eingesetzt. Der Nutzen ist jedoch umstritten.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Nierenschmerzen in der Schwangerschaft

Ist das schädlich für mein Kind?

Der Einsatz von Betablockern in der Schwangerschaft ist aus diversen Gründen umstritten.
Für manche Betablocker liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor, um Nebenwirkungen und potenziell schädliche Auswirkungen auf das Kind genau beurteilen zu können.
Daher ist es sehr schwierig, von einer „Schädlichkeit“ zu sprechen. Ausgeschlossen werden kann sie jedoch in jedem Falle nicht.

Das gilt allem für den häufig verwendeten Betablocker Bisoprolol. Auch wenn primär nicht von negativen Auswirkungen ausgegangen werden muss, so ist im Interesse der maximalen Sicherheit für Mutter und Kind eher von dem Gebrauch abzusehen und besser untersuchte Betablocker wie Metoprolol zu wählen.

In Studien wurde bei einigen Neugeborenen ein vermindertes Geburtsgewicht unter der Gabe des Betablockers Atenolol beobachtet.

Im Allgemeinen gilt der Betablocker Metoprolol als Mittel der Wahl, da für diesen Wirkstoff die besten Erfahrungswerte vorliegen.

Prinzipiell kann eine blutdrucksenkende Therapie – unabhängig von dem verabreichten Betablocker – eine Verzögerung des fetalen Wachstums nach sich ziehen. Das bedeutet, dass Kinder mit einem verringerten Geburtsgewicht auf die Welt kommen und in der Schwangerschaft ein verzögertes Wachstum zeigen.

Jedoch müssen in diesen Fällen die Folgen eines zu hohen Blutdrucks gegen die Folgen einer medikamentösen Therapie abgewogen werden.

Welche Betablocker sind in der Schwangerschaft zugelassen?

In der Schwangerschaft ist der Einsatz von Medikamenten sehr heikel. Zum einen muss das Wohl der Mutter, zum anderen das Wohl des Kindes berücksichtigt werden.
Es ist schwierig, Medikamente hinsichtlich ihrer Verträglichkeit in der Schwangerschaft zu testen, da Studien nur unter strengen Vorgaben durchgeführt werden dürfen.

Für viele Betablocker fehlen daher ausreichende Erfahrungswerte. Das Medikament der Wahl unter den Betablockern bleibt unangefochten Metoprolol. Für diesen Betablocker liegen ganz einfach die meisten Erfahrungswerte vor, sodass er auch bevorzugt eingesetzt wird.
Prinzipiell besteht jedoch auch für die anderen selektiven Betablocker, wie Atenolol oder Bisoprolol keine Kontraindikation. Sie dürfen in der Schwangerschaft eingesetzt werden, auch wenn dies meistens nicht der Fall ist.

Für alle Betablocker besteht ein Risiko einer fetalen Wachstumsverzögerung. Dieses ist jedoch individuell abzuwägen und kann in begründeten Fällen in Kauf genommen werden.
Einige Betablocker sind in der Schwangerschaft gar nicht zugelassen. Dazu gehören Carvedilol und Nebivolol.

Metoprolol

Metoprolol gehört zu der Wirkstoffgruppe der selektiven Betablocker. Der Wirkstoff wird vor allem zur Behandlung des arteriellen Bluthochdrucks, der Herzinsuffizienz und koronaren Herzkrankheit eingesetzt.
Auch bei der Prophylaxe von Migräneattacken spielt Metoprolol eine wichtige Rolle.

In der Schwangerschaft ist Metoprolol der Betablocker der Wahl. Das liegt daran, dass für diesen Betablocker die höchsten und besten Erfahrungswerte vorliegen. Im Allgemeinen ist auch bei anderen Betablockern wie Bisoprolol kein anderes Risiko zu erwarten als bei Metoprolol.
Dennoch wird aufgrund des besseren Erkenntnisstandes Metoprolol bevorzugt.
In der Schwangerschaft ist das Hauptanwendungsgebiet der Bluthochdruck.

Das Mittel der ersten Wahl ist zwar alpha-Methyldopa, jedoch kann die Therapie in begründeten Fällen auch auf Metoprolol umgestellt werden. Gründe dafür sind beispielsweise eine mangelnde Verträglichkeit des alpha-Methyldopas oder Kontraindikationen gegen diesen Wirkstoff.

Eine weitere Indikation für Metoprolol in der Schwangerschaft ist die Vorbeugung von Migräneattacken. Auch in diesem Fall ist der Einsatz von Metoprolol in begründeten Fällen möglich.

Propanolol

Propanolol gehört zu der Gruppe der unselektiven Betablocker. Anders als die meisten bekannten Betablocker wird dieser Wirkstoff nicht zur Therapie des Bluthochdrucks verwendet. Spezielle Indikationen wie der essentielle Tremor oder die Frequenzkontrolle des Herzens bei einer Schilddrüsenüberfunktion rechtfertigen den Einsatz von Propanolol jedoch.

In der Schwangerschaft muss der Einsatz von Propanolol streng abgewogen werden. Der Wirkstoff ist prinzipiell nicht kontraindiziert, die Erfahrungswerte insgesamt sind aber gering. Daher wird – wenn möglich – eine Therapie mit Metoprolol bevorzugt.
Anders als oft gefürchtet besteht kein Risiko für Fehlbildungen beim ungeborenen Kind. Propanolol darf deshalb in begründeten Fällen auch in der Schwangerschaft eingesetzt werden.

Betablocker nach der Schwangerschaft

Auch nach der Schwangerschaft kann der Einsatz von Betablockern notwendig sein.
Nach der Schwangerschaft ist es wichtig zwischen stillenden und nicht stillenden Frauen zu unterscheiden.

Frauen, die nicht stillen, dürfen je nach Krankheitsbild und Ursache prinzipiell jeden Betablocker einnehmen. Selbstverständlich müssen individuelle Kontraindikationen, wie beispielsweise Nieren- oder Leberschäden, beachtet werden.

Stillende Frauen hingegen dürfen nicht mit jedem Betablocker therapiert werden, da manche Substanzen in die Muttermilch übergehen und so das Kind schädigen können.

Im Prinzip besteht nur für die Betablocker Metoprolol, Propanolol und Sotalol (sollte kein anderer Betablocker in Frage kommen) keine Kontraindikation in der Stillzeit, sodass diese Medikamente eingesetzt werden dürfen.

Der häufigste Grund für eine Therapie mit einem Betablocker nach der Schwangerschaft ist der Bluthochdruck, jedoch können auch andere Krankheiten ein Grund für eine Therapie mit einem Betablocker darstellen.
Letztendlich sind Frauen nach der Schwangerschaft, die nicht stillen, genauso zu bewerten wie nicht-schwangere Patientinnen im Allgemeinen. Lediglich die Stillzeit stellt eine besondere Situation dar, da hier das Wohl des gestillten Kindes beachtet werden muss, da das Kind den Wirkstoff über die Muttermilch aufnehmen kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Medikamente in der Stillzeit

Weitere Informationen

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.05.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021