Prognose bei Brustkrebs

Einleitung

Die Prognose von diversen Erkrankungen wird häufig mithilfe der sogenannten 5-Jahres-Überlebensrate in Prozent angegeben, um diese besser vergleichen zu können.

Für Brustkrebs beträgt diese Überlebensrate etwa 85%. Das bedeutet, dass 5 Jahre nachdem die Diagnose Brustkrebs gestellt wurde, 85% der Betroffenen noch leben. Allerdings muss man beim Umgang mit solchen Daten vorsichtig sein, da sich nicht für jede Person mit Brustkrebs das gleiche Risiko darstellt, an diesem Tumor tatsächlich auch zu sterben.
 

Brustkrebsstadien

Das Brustkrebsstadium spielt eine besonders wichtige Rolle, um den Verlauf der Krankheit einschätzen zu können. Wie bei den meisten Arten von Krebs kommt hier die sogenannte TNM-Klassifikation zum Einsatz.

Das T steht für Tumor und bezeichnet allein die Ausdehnung des Primärtumors (man unterscheidet von T1, der kleinsten Form, bis T4). N steht für „Nodes“, also Lymphknoten.

N0 bedeutet, dass keine Lymphknoten befallen sind. Beim Brustkrebs unterscheidet man weiterhin zwischen N1 bis N3, wobei sich jede Zahl noch in a und b untergliedern lässt.
Die Zuordnung von N1a bis N3b richtet sich danach, wie viele Lymphknoten Metastasen aufweisen und wo diese Lymphknoten sich befinden.
M steht für Metastasen. Hier wird lediglich differenziert zwischen M0, also keine Fernmetastasen, und M1, was heißt, dass Fernmetastasen vorhanden sind.

Eine Frau mit einem sehr kleinen Tumor (T1), der noch keine Lymphknoten befallen hat (N0) und nicht über das Blut gestreut hat (M0), hat eine sehr günstige Prognose, er zählt noch zu den Frühstadien von Krebs und ist deshalb gut behandelbar. Sobald jedoch Fernmetastasen gefunden wurden, ist die Überlebenschance für Erkrankte nur noch als sehr gering anzusehen.

Lesen Sie hierzu auch unser Thema: Brustkrebsstadien

Die fünf wichtigsten Faktoren der Prognose

Die wichtigsten 5 Faktoren sind:

  • das Alter
  • der Menopausenstatus (also ob die Frau bereits ihre letzte Periode gehabt hat oder nicht)
  • das Tumorstadium bzw. das „Staging“
  • der Entartungsgrad bzw. das „Grading“
    und
  • prädiktive Faktoren wie zum Beispiel der Hormonrezeptorstatus des Brustkrebs (also ob der Brustkrebs hormonsensibel ist oder nicht)

Außerdem ist generell zu sagen, dass die Heilungschancen besser stehen, je früher der Brustkrebs erkannt wird, weshalb Frauen auch zum regelmäßigen Abtasten der eigenen Brust und regelmäßigen Besuchen beim Gynäkologen angehalten werden.

Lesen Sie dazu außerdem unsere Seite Heilungschancen von Brustkrebs.

Ungünstige Prognose

Meistens spricht eine Erkrankung im jungen Alter für eine ungünstige Prognose, da vor allem diejenigen Betroffenen unter 35 besonders häufig Rückfälle (Rezidive) erleiden.

Weitere Informationen zu diesem Thema: Lebenserwartung bei Brustkrebs

Die individuelle Prognose

Die individuelle Prognose, die sich für jede Patientin ergibt, entscheidet schließlich darüber, welche Form der Therapie am besten für sie geeignet ist.

Auch nach erfolgreicher Therapie besteht stets das Risiko, dass der Krebs zurückkehren kann. Wenn erneut ein Tumor auftritt, bezeichnet man diesen als Rezidiv. Das Risiko für ein Rezidiv beträgt bei erfolgreich behandelten Patientinnen etwa 5 bis 10% innerhalb der ersten 10 Jahre.

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Welchen Einfluss haben Metastasen?

Welchen Einfluss Metastasen auf die Prognose haben, kann man nicht pauschalisieren. Aus großen Statistiken weiß man, dass das Vorhandensein von Metastasen oft dafür spricht, dass die Krankheit nicht mehr zum Stillstand gebracht werden kann.
Die Lebenszeitprognose bei Metastasen kann ausschließlich individuell getroffen werden. Auch dann sollte man mit Zeitangaben vorsichtig sein, da der Krankheitsverlauf jeder Frau mit metastasiertem Brustkrebs äußerst unterschiedlich sein kann. Viele Frauen leben viele Jahre nach der Diagnose, auf der anderen Seite gibt es auch fulminante Verläufe mit kurzer Lebenszeit. Eine individuell zugeschnittene Prognose kann da nur der behandelnde Onkologe geben. Das Therapieziel bei Metastasen richtet sich besonders auf die Verbesserung der Lebensqualität und darauf die Erkrankung möglichst zum Stillstand zu bringen.

Weiterhin hängt die Prognose von der Lokalisation der Metastase ab. Metastasen in den Knochen haben zum Beispiel eine vergleichsweise bessere Prognose, da es gute Behandlungsmöglichkeiten gibt. Generell ist noch zu sagen, dass der metastasierte Brustkrebs prognostisch zu der High Risk Gruppe gehört, also einer Hochrisikoerkrankung. Diese Einordnung hat auch einen Einfluss bei der Wahl der Therapie.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Metastasierung bei Brustkrebs

Welche Einfluss hat ein Lymphknotenbefall?

Der Lymphknotenbefall in der Achselhöhle hat einen wichtigen prognostischen Wert. Lymphknoten sind dann betroffen, wenn Tumorzellen über die Lymphabflüsse in der Brust entlang der Abflusswege bis in die Achsellymphknoten gelangt sind. Von einem Lymphknotenbefall spricht man aber erst, wenn sich mehrere Zellen dort zu Nestern zusammengelegt haben und auch messbar sind. Anhand der Anzahl der befallenen Lymphknoten in der Achselhöhle kann eine Aussage darüber getroffen werden, wie hoch das Rückfallrisiko nach abgeschlossener Therapie ist.

Die Prognose verschlechtert sich bei einem Lymphknotenbefall, da aus einer lokalen Krebserkrankung, eine systemisch, den ganzen Körper betreffende, Erkrankung geworden ist. Es ist dabei wichtig zu unterscheiden, dass es sich bei einem Lymphknotenbefall nicht um eine metastasierte Brustkrebserkrankung handelt. Von Metastasen spricht man, wenn andere Organe, wie zum Beispiel die Leber oder die Knochen befallen sind. Der Lymphknotenbefall lässt auch Rückschlüsse darüber zu, wie aggressiv das Wachstumsverhalten des Tumors ist, welches dann Auswirkungen auf die Prognose haben kann.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Lymphknotenbefall bei Brustkrebs

Welchen Einfluss hat der Befall des Wächterlymphknotens?

Der Wächterlymphknoten wird bei einem Lymphknotenbefall als Erstes von den Tumorzellen infiltriert.
Die Lymphflüssigkeit aus der Brust gelangt zuerst in den Wächterlymphknoten, bevor sie in die anderen Lymphknoten der Achselhöhle fließt. Daher hat der Wächterlymphknoten vielmehr eine Bedeutung bei der operativen Therapie, als bei der Bestimmung der Prognose.
Die Prognose von Brustkrebs hängt vielmehr davon ab, ob auch die anderen Lymphknoten befallen sind. Man könnte also sagen, dass es prognostisch günstig wäre, wenn nur der Wächterlymphknoten befallen ist, solange die anderen Lymphknoten in der Achselhöhle frei von Tumorzellen sind. Bei einem Befall des Wächterlymphknotens werden im Rahmen der operativen Therapie auch alle anderen Lymphknoten der Achselhöhle entfernt und anschließend untersucht. Nur in der Zusammenschau der Befunde lässt sich eine fundierte Prognose einschätzen.

Triple negativer Brustkrebs

Der triple negative Brustkrebs umfasst den Typ Brustkrebs, welcher sowohl für den Hormonrezeptor, als auch für den HER2-Rezeptor negativ getestet wurde. Daher stellt die Chemotherapie neben der Operation die einzige Therapieoption dar. Generell hat der triple negative Brustkrebs eine schlechtere Prognose hinsichtlich des Gesamtüberlebens, als die anderen Gruppen. Dies liegt daran, dass dieser aggressiver wächst und bei Erstdiagnose häufig schon die Lymphknoten befallen hat bzw. in andere Organe metastasiert ist.

 Allerdings stellt sich der triple negativen Brustkrebs sehr unterschiedlich dar und kann in weitere Subgruppen unterteilt werden, deren Prognose ebenfalls variiert. Eine Konsequenz für die Therapie hat diese Unterteilung in diese Subgruppen bisher noch nicht. Daher hängt die Prognose des triple negativen Brustkrebses maßgeblich vom Ansprechen auf die Chemotherapie ab. Spricht der Brustkrebs gut auf die Chemotherapie an, ist die Prognose ähnlich gut wie bei den anderen Brustkrebstypen.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Was ist triple-negativer Brustkrebs?

Grading

Das Grading beurteilt das Tumorgewebe genauer.
Hierbei wird der Tumor in eine Gruppe von G1 bis G4 eingeteilt. Tumorzellen entwickeln sich aus gesunden Körperzellen und je ähnlicher sie diesen noch sind, desto weniger aggressiv sind sie in der Regel. G1 bezeichnet Tumorzellen, die ihrer Ursprungszelle noch relativ ähnlich sind und gut differenziert sind.
Sie wachsen normalerweise recht langsam und verhalten sich nicht besonders aggressiv.
Bis zu G4 nimmt der Differenzierungsgrad des Gewebes immer mehr ab und so sind G4-Tumoren fast völlig undifferenziert, haben so gut wie gar keine Ähnlichkeit mehr mit ihrem Ursprungsgewebe und neigen zu einem sehr aggressiven Verhalten inklusive Einwachsen in benachbartes Gewebe.

Hormonsensibler Brustkrebs

Manche Arten von Brustkrebs reagieren auf das weibliche Hormon Östrogen, da sie einen Östrogenrezeptor besitzen. Andere besitzen einen Rezeptor namens HER2.
Diese Rezeptoren können im Rahmen einer Hormon- oder Antikörpertherapie ausgenutzt werden, um das Wachstum des Tumors zu verlangsamen. Deshalb spielen auch diese Faktoren eine wichtige Rolle für die Prognose, da sie die Wahl der Therapie maßgeblich beeinflussen.

Mehr hierzu: Hormontherapie bei Brustkrebs

Brustkrebs bei Männern

Brustkrebs bei Männern tritt zwar nur sehr selten auf, soll aber hier auch kurz erwähnt werden.
Die Prognose ist im Allgemeinen genau wie beim Krebs der Frauen, abgesehen davon, dass eine familiäre Vorbelastung bei Männern als nicht so bedeutend angesehen wird. Außerdem fällt die 5-Jahres-Überlebensrate etwas geringer aus, was jedoch daran liegt, dass Männer im Regelfall erst in höherem Alter erkranken als Frauen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.11.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021