Durchfall in der Schwangerschaft

Definition

Damit man von einem Durchfall in der Schwangerschaft sprechen kann, müssen gewisse Kriterien erfüllt sein.
Es handelt sich um Durchfall, wenn entweder mehr als drei Mal täglich Stuhl entleert wird oder insgesamt eine erhöhte Stuhlmenge von mehr als 200-250 g proTag ausgeschieden wird. Ein weiteres Kriterium für Durchfall ist eine verminderte Stuhlkonsistenz.
Von chronischem Durchfall in der Schwangerschaft spricht man, wenn eine Dauer von zwei bis drei Wochen vorliegt.                                                                        

Ursachen

Durchfälle gehören als solche nicht zu den typischen Schwangerschaftsbeschwerden. Im Allgemeinen führen die Schwangerschaftshormone eher zu leichten Verstopfungen.
Dennoch gibt es viele schwangere Frauen, die hin und wieder einmal über Durchfall klagen.

Insbesondere zu Beginn der Schwangerschaft kann Durchfall auf eine Ernährungsumstellung zurückzuführen sein. Da gerade in der Schwangerschaft eine gesunde Ernährung sehr wichtig ist, stellen viele Frauen ihre Ernährung um und nehmen auch ballaststoffreichere Lebensmittel zu sich. Der Darm kann auf die ungewohnte Situation zunächst mit Durchfall reagieren. Daher ist gerade zu Beginn der Schwangerschaft etwas Geduld notwendig. Es braucht meist einfach ein wenig Zeit, bis sich der Körper an die neue Situation gewöhnt hat, falls die Ursache für den Durchfall in einer Ernährungsumstellung zu finden ist.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Ernährung in der Schwangerschaft

Im Verlauf der Schwangerschaft sind Beschwerden wie Durchfall und Verstopfungen dadurch zu erklären, dass die wachsende Gebärmutter auf den Darm drückt. Dadurch kann es zu wechselnden Stuhlgewohnheiten kommen. Auch psychische Faktoren wie Stress und Nervosität spielen eine Rolle.

Unmittelbar vor dem Geburtstermin kann Durchfall sogar ein Vorbote für die beginnende Geburt sein.

Abgesehen von den schwangerschaftsbedingten Ursachen können selbstverständlich auch alle Ursachen infrage kommen, die außerhalb einer Schwangerschaft zu Durchfall führen. Das sind beispielsweise Infektionserkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Lebensmittelvergiftungen, aber auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder ein Reizdarm.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Ursachen von Durchfall

Infektionen mit Magen-Darm-Viren sind auch in der Schwangerschaft nicht selten. Es sollte jedoch insbesondere bei Verdacht auf eine Salmonelleninfektion ein Arzt aufgesucht werden, da diese in der Schwangerschaft gefährlich werden kann.                    

                                                                   

Diagnose

Die Diagnose eines Durchfalls wird in den meisten Fällen vom behandelnden Hausarzt gestellt, selbstverständlich kommt in der Schwangerschaft auch der Frauenarzt als Ansprechpartner in Frage. 

Wichtig für die Ursachenklärung ist das Erfragen von Begleitsymptomen, der Häufigkeit und Dauer des Durchfalls und eventuell auslösender Faktoren. Das können beispielsweise eine Ernährungsumstellung, Kontakt zu Menschen mit einer Magen-Darm-Grippe oder der Verzehr verdorbener Lebensmittel sein.
So können Ursachen eingegrenzt werden.

Nur selten ist eine spezielle Erregerdiagnostik im Stuhl oder Blut notwendig. Bei chronischen Durchfällen sind weiterführende Untersuchungen jedoch auch in der Schwangerschaft notwendig.   

Begleitende Symptome

Durchfall kann je nach zugrundeliegender Ursache von weiteren Symptomen begleitet sein.
Eine Infektion des Magen-Darm-Traktes geht häufig mit Übelkeit und Erbrechen oder Allgemeinsymptomen wie Fieber und Abgeschlagenheit einher. Bei solchen Symptomen ist auch in der Schwangerschaft eine Infektion sehr naheliegend (siehe: Magen-Darm-Infekt).

Vorsicht ist geboten beim Verdacht auf eine Listeriose. Diese Infektionserkrankung geht ebenfalls mit Erbrechen und Durchfall einher, führt jedoch auch zu Muskelschmerzen und Fieber. Schwangere haben ein 10-fach höheres Infektionsrisiko für Listerien als Nicht-Schwangere. Die Erkrankung kann zu einer Früh- oder Fehlgeburt führen und muss daher unbedingt behandelt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Infektionen in der Schwangerschaft

Im Allgemeinen ist ein leichter Durchfall in der Schwangerschaft oft von Verstopfungen begleitet. Dies ist auf die wachsende Gebärmutter zurückzuführen, die auf den Darm drückt.

Andere Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen äußern sich in sehr speziellen Symptomen. Das können mitunter sogar Gelenkbeschwerden oder Fieber sein. Solch eine Begleitsymptomatik ist jedoch sehr abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung und nicht spezifisch für die Schwangerschaft.

Bei Durchfall, der mehrere Tage anhält, kann es durch den Flüssigkeitsverlust zu Kreislaufbeschwerden der Schwangeren kommen.

Insbesondere bei Abgeschlagenheit, Schwäche oder sogar Blutbeimengungen im Stuhl sollten unmittelbar ein Arzt aufgesucht werden.                              

Durchfall und Bauchkrämpfe

Im Rahmen eines Durchfalls in der Schwangerschaft können auch Bauchkrämpfe auftreten. Oft ist eine Ernährungsumstellung der Grund für die Bauchkrämpfe und den Durchfall.
Dadurch, dass viele Schwangere vermehrt ballaststoffreiche gesunde Lebensmittel zu sich nehmen, resultieren anfangs in der Eingewöhnungsphase leichte Beschwerden.
Diesen Beschwerden sollte man am besten mit ein wenig Geduld begegnen. Der Körper benötigt etwas Ruhe und Zeit, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Bauchkrämpfe in der Schwangerschaft

Bauchkrämpfe können jedoch auch im Rahmen einer infektiösen Magen-Darm-Erkrankung oder einer anderen Darmkrankheit auftreten. Es handelt sich um ein sehr unspezifisches Symptom, das nicht einer speziellen Ursache zugeordnet werden kann.

Insbesondere bei anhaltenden Bauchkrämpfen und Durchfällen oder Blutbeimengungen im Stuhl sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.

Eine Übersicht von weiteren Ursachen für Bauchschmerzen in der Schwangerschaft finden Sie unter: Bauchschmerzen in der Schwangerschaft                                                                                                  

Durchfall und Magenkrämpfe

Ähnlich wie mit Bauchkrämpfen verhält es sich auch mit Magenkrämpfen. Sie sind meist Ausdruck einer Ernährungsumstellung in der Schwangerschaft.
Sie können jedoch auch im Rahmen einer Infektionserkrankung, Lebensmittelvergiftung oder einer anderen Magen-Darm-Erkrankung auftreten.
Daher sollten Schwangere insbesondere bei länger anhaltenden Magenkrämpfen und Durchfall einen Arzt aufsuchen.           

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Magenkrämpfe in der Schwangerschaft und Symptome einer Lebensmittelvergiftung    

Durchfall und Erbrechen

Erbrechen steht gerade in der Frühschwangerschaft oft nicht in einem Zusammenhang mit leichten Durchfällen oder Verstopfungen.
Anders als Durchfall gehören das Erbrechen und die begleitende Übelkeit zu den eher typischen Schwangerschaftsbeschwerden und sind auch unter dem Begriff Hyperemesis gravidarum bekannt (siehe: Schwangerschaftserbrechen).

Diese Schwangerschaftsübelkeit klingt in der Regel bis zur 16. Schwangerschaftswoche wieder ab. Sollte das Erbrechen jedoch von starken Durchfällen oder sogar Fieber begleitet sein, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Infektion oder eine Lebensmittelvergiftung.

Lesen Sie mehr zu Thema unter: Übelkeit in der Schwangerschaft

 

Welche Gefahren bestehen für das Kind?

Durchfall, wie er im Rahmen viraler Magen-Darm-Infektionen oder durch eine Ernährungsumstellung auftritt, schadet dem ungeborenen Kind meist nicht.

Wichtig ist es, ausreichend Flüssigkeit zuzuführen, um einer Austrocknung vorzubeugen.

Manche Infektionserkrankungen, wie Listerien oder Salmonellen, können dem Kind jedoch schaden und müssen daher insbesondere bei anhaltendem Durchfall oder Blutbeimengungen im Stuhl dringend abgeklärt werden.

Da anhaltender Durchfall auch zu Schmierinfektionen der Vagina führen kann, sollte beim Toilettengang darauf geachtet werden, die Vagina nicht mit Stuhl zu kontaminieren. Bakterielle Vaginosen können zu Fehlgeburten führen, indem vorzeitig Wehen ausgelöst werden.     

Wann muss ich zum Arzt?

Es gibt verschiedene Warnzeichen und Symptome, die in jedem Fall einen Arztbesuch nach sich ziehen sollten.
Durchfall, der länger als drei Tage andauert, muss unbedingt ärztlich abgeklärt werden, da es sonst zu einem hohen Flüssigkeitsverlust kommen kann. Außerdem sollte in diesem Fall eine Infektion ausgeschlossen werden.
Weiterhin muss bei Blutbeimengungen im Stuhl und Allgemeinsymptomen wie Fieber und Kreislaufbeschwerden ein Arzt aufgesucht werden.
Begleitende Symptome wie ein übelriechender vaginaler Ausfluss, vaginale Blutungen oder starke Bauchkrämpfe sind ebenfalls unverzüglich einem Arzt mitzuteilen.

Was tun bei Durchfall in der Schwangerschaft?

Neben einem Arztbesuch gibt es Maßnahmen, die bei Durchfall in der Schwangerhschaft ergriffen werden können.

Am wichtigsten ist es, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Schonkost wie Zwieback, Karotten, Kartoffelbrei und Suppen sind ebenfalls empfehlenswert. Auch Bananen oder zerdrückte Äpfel sind gute Nahrungsmittel bei Durchfall. Kamillentee und Fencheltee beruhigen den Darm und helfen ebenfalls, die Beschwerden zu lindern.

Säurehaltige Lebensmittel wie Fruchtsäfte, Kaffee sowie schwer verdauliches Fleisch, Eier, Butter und Milch sollten eher gemieden werden.

Darüber hinaus sind körperliche Schonung und Ruhe gerade in der Schwangerschaft sehr wichtig, da Stress die Beschwerden zusätzlich fördert.       

Weitere Informationen finden Sie unter: Ernährung bei Durchfall                                 

Welche Medikamente darf ich einnehmen?

In der Schwangerschaft sollte man eher zurückhaltend mit der Einnahme von Medikamenten umgehen. Eine Medikamenteneinnahme sollte immer mit einem Arzt abgesprochen werden, um Komplikationen vorzubeugen.

Bei Durchfall in der Schwangerschaft ist vor allem eine hohe Trinkmenge und Schonkost sehr wichtig.

Medikamente gegen Durchfall sollten nicht ohne Absprache mit einem Arzt eingenommen werden. Nur in Ausnahmefällen verordnet ein Arzt ein Medikament.

Auch frei verkäufliche Medikamente sollte man in der Schwangerschaft eher meiden.                     

Dauer

Der Durchfall sollte nicht länger als ein paar Tage dauern. Bei anhaltendem Durchfall sollte ein Arzt aufgesucht werden, da sonst Komplikationen durch den Flüssigkeitsverlust drohen.

Außerdem kann es durch eine Schmierinfektion zu einer bakteriellen Infektion der Vagina kommen.

Gerade Durchfälle am Anfang der Schwangerschaft dauern in der Regel nie mehrere Tage am Stück. Sie kommen vermehrt in Wechsel mit Verstopfungen vor. 

Langanhaltende Durchfälle über mehrere Wochen sind oft ein Anzeichen für eine Magen- Darm-Erkrankung und stehen in den meisten Fällen nicht im Zusammenhang mit der Schwangerschaft.  

Kann Durchfall ein Anzeichen für eine Schwangerschaft sein?

Durchfälle sind kein typisches Anzeichen für eine Schwangerschaft. Die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft kann Verstopfungen oder sogar Übelkeit und Erbrechen mit sich bringen.
Durchfall gehört jedoch nicht zu den typischen Beschwerden. Daher kann ein Durchfall auch nicht als Anzeichen für eine Schwangerschaft aufgefasst werden.
Da die häufigsten Durchfälle eher durch eine bewusste Ernährungsumstellung in der Frühschwangerschaft herbeigeführt werden, ist zu diesem Zeitpunkt die Schwangerschaft meist schon bekannt. 

Eine Übersicht über mögliche Schwangerschaftsanzeichen finden Sie unter: Schwangerschaftsanzeichen

Weitere Informationen

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.10.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021