Ellenbogenorthese

Definition

Eine Ellenbogenorthese ist ein orthopädisches Hilfsmittel das von außen an den Ellenbogen angebracht wird.
Die Ellenbogenorthese gleicht einem Gerüst, das zur Stabilisierung, Entlastung und Richtigstellung des Ellenbogens und der beteiligten Muskulatur dienen soll und wird in der Regel bei einer Verletzung des Ellbogens angeordnet. Ellenbogenorthesen könne aus verschiedensten Materialien hergestellt werden. In der Regel werden sie gemeinsam von einem Arzt und einem Orthopädietechniker für jeden Patienten individuell hergestellt.

Indikation - Wofür braucht man eine Ellenbogenorthese?

Eine Ellenbogenorthese kann viele Verwendungen haben. Vor allem bei Sportunfällen ist der Einsatz einer Ellenbogenorthese sehr begehrt. So eignen sich die Orthesen um Belastungen im Ellenbogen zu reduzieren oder umzuverteilen. Wirksam ist die Orthese beispielsweise, wenn einer der Knochen des Elenbogengelenkes gebrochen ist und das Heben eines Gegenstandes Schmerzen verursacht. Dadurch beschleunigt sich nicht nur der Heilungsprozess, sondern die Schmerzen werden auch maßgeblich vermindert. Ellenbogenorthesen dienen auch primär dazu den gesamten Arm ruhigzustellen.

Des Weiteren kann eine Ellenbogenorthese Muskelschwächen im Ober- und Unterarm kompensieren. Die Orthese fungiert dabei wie ein Gerüst, stützt die Muskulatur und stärkt diese.

Eine weitere wichtige Funktion ist die Reduzierung und Stabilisierung von Fehlstellungen im Ellenbogengelenk. Ohne eine Ellenbogenorthese können bei der Heilung von Verletzungen wie beispielsweise Brüchen oder Auskugelungen leicht Fehlstellungen entstehen, deren Auswirkungen sich für den Rest des Lebens bemerkbar machen. Zusammenfassend kann man behaupten, dass für eine erfolgreiche Heilung ohne dauerhafte Schäden bei Verletzungen am Ellenbogen eine Therapie mit einer Ellenbogenorthese unabdingbar ist.

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Wie wirkt eine Orthese?

Orthesen sind orthopädische Hilfsmittel. Wie bereits erwähnt stützen Orthesen das gewünschte Gelenk wie ein Gerüst. Normalerweise dient das Gelenk auch zur Dämpfung von Krafteinwirkungen, wie sie beim Landen auf den Füßen nach einen Sprung oder bei ganz alltäglichen Bewegungen wie Laufen oder dem Tragen von Gegenständen vorkommen. Eine Orthese unterstützt diese dämpfende Wirkung, indem es mechanische Krafteinwirkungen auf das entsprechende Gelenk ableitet. Dadurch soll ein labiles Gelenk, beispielsweise nach einem Unfall, geschont und entlastet werden.

Darüber hinaus dient eine Orthese auch zur Ruhigstellung des Gelenkes. Aufgrund seiner Konstruktion verhindert es bestimme Bewegungen die für den Patienten nicht förderlich sind. Als Beispiel kann man hier die Wendebewegungssperre der Hand aufführen, die bei einer Ellenbogenorthese durch die Handauflage verhindert wird.

Grundlagen

Ellenbogengelenk

Das Ellenbogengelenk ist ein Gelenk das aus drei Teilgelenken besteht und an dem drei Knochen beteiligt sind: Oberarmknochen, Elle und Speiche.

Man kann folgende Teilgelenke unterteilen: Ein Teilgelenk bestehen aus Oberarmknochen und Elle, das sogenannte Humeroulnargelenk. Dabei handelt es sich funktionell um ein Schaniergelenk, dass den Unterarm beugt und streckt. Das andere Teilgelenk setzt sich aus Oberarmknochen und Speiche zusammen und heißt Humeroradialgelenk. Es dient zum Ein- und Auswärtsdrehen der Hand. Zusätzlich existiert noch ein Gelenk zwischen Elle und Speiche.

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Radiusköpfchenfraktur

Unter einer Radiusköpfchenfraktur versteht man den Bruch des obersten Knochenabschnitts der Speiche.
Der Radiuskopf bildet ein Gelenk im Ellenbogengelenk. Beugt man den Arm komplett, so kann man beim Drehen der Hand den Radiuskopf spüren, indem man mit Zeige- und Mittelfinger auf der Außenseite des Ellenbogens, also die Seite die von einem weg zeigt, auf halber Strecke zwischen Ellenbeuge und dem Knochen den Radiuskopf beim Drehen ertastet. Bei der Radiusköpfchenfraktur eignet sich die Behandlung mit einer Ellenbogenorthese ausgezeichnet und wird in der Praxis sehr häufig angewendet.

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Welche unterschiedlichen Ellenbogenorthesen gibt es?

Eine weit verbreitete und renommierte Art von Ellenbogenorthesen sind Ellenbogenorthesen mit einem Gelenk. Das Gelenk imitiert die Funktion des Ellenbogengelenkes und unterstützt dieses. Aus diesem Grund dient diese Art von Orthese zur Mobilisierung des Gelenks im Rahmen einer gesundheitswiederherstellenden Therapie. Das Besondere an dieser Art von Orthese ist, dass man es auch zur Immobilisierung, also temporären Ruhigstellung des Gelenks, nach einer Verletzung oder einer OP benutzen kann. Der Sinn dahinter liegt in der Vermeidung von Bewegungen die zum Auskugeln des Gelenks führen, solange das Gelenk noch instabil und nicht vollkommen geheilt ist. Die Orthesen haben einen verstellbaren Neigungswinkel passend zur gewünschten Therapie.

Darüber hinaus gibt es Ellenbogenorthesen ohne Gelenk. Diese sind natürlich statisch und dienen folglich primär dazu Bewegungen im Ellenbogengelenk zu vermindern. Sie dienen der Ruhigstellung und verhindern, dass man bei beispielsweise einer Radiusköpfchenfraktur die Hand drehen kann. Das mag unverständlich klingen, aber bei der Drehung der Hand ist ein Gelenk im Ellenbogen maßgeblich daran beteiligt.

Eine eher exotische Art der Ellenbogenorthesen sind aufblasbare Orthesen. Diese sollen bei Sportunfällen oder nach Operationen Schwellungen vorbeugen und Schmerzen lindern.

Wie legt man eine Ellenbogenorthese richtig an?

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass ihr behandelnder Arzt Sie darin unterrichten wird, wie eine Ellenbogenorthese richtig anzulegen ist.
Darüber hinaus gibt es in der Regel zu jeder Orthese beiliegend eine passende Anziehanleitung. In der Regel platziert man die Orthese am Ellenbogen so, dass das Orthesengelenk auf der Höhe des seitlichen Knochenvorsprungs liegt. Die Handauflage kann passend zur Unterarmlänge verstellt werden. Anschließend schließt man die Klettbänder der Orthese und legt den Nackengurt um den Hals. Dabei ist zu beachten, dass das Nackenpolster etwa mittig über den Schultern liegen soll.

Was ist beim Tragen zu beachten?

Beim Tragen von Ellenbogenorthesen ist zu beachten, dass die Orthese fest am Ellenbogen anliegt, um die gewünschte Regenerierung bestmöglich zu erreichen. Auch ist zu beachten, dass die Orthesen in der passenden Länge eingestellt wurden. Eine zu kurze oder zu lange Unterarmschiene wirkt der heilungsfördernden Wirkung entgegen.
In der Regel besitzen Ellenbogenorthesen auch einen Nackengurt. Der Gurt sollte so weder zu stramm, noch zu lasch eingestellt werden, damit kein Zug auf den Ellenbogen wirkt. Das Nackenpolster sollte mittig über den Schultern liegen, so wird sichergestellt, dass der Nacken nicht zunehmend belastet wird.

Sollte ich eine Orthese auch nachts tragen?

Rein aus Erfahrungsberichten von Orthesenträgern ist es wärmstens zu empfehlen, die Orthese gerade zu Beginn auch nachts zu tragen, da das Gelenk anfangs auf die Entlastung durch die Orthese angewiesen ist. Würde man die Orthese abnehmen, würden sich Schwellunge bilden und die Schmerzen deutlich zunehmen. Auch besteht gerade nachts die Gefahr einer unkontrollierten Bewegung, da man sich schließlich auch beim Schlafen bewegt.
Sollte man sich nach einigen Wochen belastbarer und gesünder fühlen sollte man einen Arzt um Rat fragen, bevor man aus eigenem Antrieb die Orthese ablegt.

Darf ich damit Auto fahren?

Grundsätzlich ist es gestattet beim Tragen von Orthesen ein Fahrzeug zu führen.
Letztendlich ist es aber eine Frage des Könnens, trotz gegebenen Einschränkungen der Orthese in der Lage sein das Fahrzeug einwandfrei zu führen, weswegen man sich davor gewissenhaft die Frage stellen sollte, ob man kein Risiko für andere Verkehrsteilnehmer darstellt. Sicherheitshalber sollte man sich vorher bei seiner Versicherung erkundigen, ob bei Unfällen Kosten übernommen werden.

Kosten

Ellenbogenorthesen gibt es in vielen unterschiedlichen Preisklassen. Die Preisspanne beginnt bei 20€ und geht bis über 300€.
Selbstverständlich sind die teuren Orthesen qualitativ hochwertiger und technisch aufwendiger. Wie bei vielen technischen Geräten gilt der Grundsatz, dass Qualität eben seinen Preis hat. Beim Kauf einer Orthese sollte sich der Patient danach richten, sich für die geeignete Prothese zur Heilungsförderung zu entscheiden. Ist eine technisch aufwendigere Orthese nicht notwendig, ist der Mehrwehrt der Prothese nicht proportional zum Kaufpreis.

Zahlt das die Krankenkasse?

Damit die Krankenkasse die Kosten einer Orthese übernimmt ist ein ärztliches Rezept notwendig. Ohne ärztliche Indikation muss der Patient selber für die Kosten aufkommen.
Die Versicherung prüft ob die Verordnung des Arztes den Bestimmungen der Krankenkasse entspricht. Ist dies der Fall, also ist die Verordnung zweckmäßig und notwendig, zahlt die Kasse. Für Leistungen über der Standartversorgung hinaus muss der Patient selbst zahlen, aber lediglich nur die Differenz zwischen Standartprodukt und Lieblingsprodukt.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.12.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024