Die Entwicklung beim Kleinkind

Einleitung

Gewöhnlich beschäftigen sich Elternteile mit der Frage, ob sich ihr Kind auch regelrecht entwickelt. Die Entwicklung jeden Kindes ist individuell. Dennoch kann man bestimmte Verhaltensweisen gewissen Entwicklungsphasen zuordnen.
So sollte das Kind gemäß den genannten Phasen über bestimmte motorische, sprachliche sowie kognitive Fähigkeiten verfügen. Wichtig ist dies um eventuelle Entwicklungsauffälligkeiten erkennen zu können und dementsprechend als Eltern zu handeln. Hier finden Sie alle Informationen zur Entwicklung bei einem Kleinkind chronologisch geordnet.

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Entwicklung beim Kleinkind mit 12 Monaten

Die Kindesentwicklung ist für viele Eltern ein stressiges Thema und nicht selten wird mit den Leistungen und Fortschritten des eigenen Kindes in der Freundesrunde geprahlt.

Um eine unbedenkliche Entwicklung garantieren zu können und bei Auffälligkeiten schnellstmöglich handeln zu können, wurden in Deutschland die kindlichen Vorsorgeuntersuchungen eingeführt. In der Zeit zwischen dem 10. und 12. Monat sollten die Eltern mit ihren Kindern zur U6 den Kinderarzt aufsuchen. Besonderes Augenmerk wird in dieser Untersuchung auf die geistige und motorische Entwicklung des Kindes gelegt. Dabei sind nur wenige Kinder auf beiden Gebieten sehr stark. Meist tendieren Kinder, die geistig sehr weit vorangeschritten sind dazu, leichte motorische Defizite aufzuweisen. Dies ist jedoch kein Dauerzustand und normalisiert sich im Laufe der kindlichen Entwicklung wieder.

Die genannten Entwicklungsschritte der kindlichen Entwicklung sind grobe Richtpunkte, an denen sich Eltern orientieren können und die von den meisten Kindern der jeweiligen Altersgruppe erfüllt werden. Dennoch kann es ab und an zu Abweichungen kommen, die aber zunächst einmal nicht zu kritisch betrachten sind. Problematisch wird es erst, wenn das Kind auch später nicht in der Lage ist, die entsprechenden Erwartungen zu erfüllen.

Typische Meilensteine für den 12. Lebensmonat wären beispielsweise das Stehen des Kindes ohne, dass es sich an irgendwelchen Gegenständen festhalten muss. Das Laufen hingegen funktioniert bei den Meisten nur, indem sie sich an Gegenständen abstützen oder an der Hand geführt werden.

Darüber hinaus können die meisten Kinder den sogenannten Pinzettengriff anwenden. Sie nehmen also Gegenstände zwischen Daumen und Zeigefinger, um sie anzufassen.

Auch die ersten konkreten Worte wie „Mama“ oder „Papa“ können die meisten Kinder dieser Altersgruppe bereits formulieren. In aller Regel reagieren sie auch auf den eigenen Namen – realisieren also, wenn sie angesprochen werden. Darüber hinaus können sie Wörter benutzen, denen sie mehrere Bedeutungen zumessen. So steht beispielsweise das Wort Ball im kindlichen Sprachgebrauch sowohl für den Gegenstand als auch für das Spielen mit diesem.

Zudem ändern sich in diesem Alter die Essgewohnheiten der Kinder. So kann der Appetit beispielsweise starken Schwankungen unterlegen sein. Teils essen die Kinder mehrere Portionen, teils lassen sie das Essen uninteressiert links liegen.
Es empfiehlt sich, eine warme Mahlzeit am Tag für die Kinder zuzubereiten.

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Entwicklung beim Kleinkind mit 18 Monaten

In Sachen Motorik haben Anderthalbjährige einen deutlichen Fortschritt. Mit 18 Monaten sollten Kinder dann bereits in der Lage sein, ohne Hilfe zu laufen. Darüber hinaus beginnen die Kinder in diesem Alter aktiv an Stühlen, dem Sofa, etc. herumzuklettern. Da die Kinder nun in der Lage sind, ihre Umwelt selbstständig aus einer neuen Perspektive zu erkunden, erscheinen sie besonders begeisterungsfähig und aufgeweckt.

Verglichen mit einem Einjährigen sind Kinder mit anderthalb Jahren bereits deutlich kommunikativer. Während Einjährige sich in aller Regel auf Einwortsätze beschränken, können Kinder mit 18 Monaten bereits Zwei- bis Drei-Wort-Sätze bilden. Ihr aktiver Wortschatz umfasst zu diesem Zeitpunkt etwa 50 Wörter. Ihr passiver Wortschatz beträgt hingegen bereits 200 bis 300 Wörter. Diese können sie also bereits mit einer Bedeutung versehen und verstehen die Absicht, die mit diesen Wörtern verbunden ist.

Des Weiteren sind die Kinder nun in der Lage, selbstständig zu essen. Zwar können Messer und Gabel noch nicht synergistisch verwendet werden, jedoch können mit den einzelnen Bestecken kleine Esssensportionen gezielt zum Mund geführt werden. Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Kinder in der Lage sind, Gegenstände mit der ganzen Hand fest zu umschließen – die Weiterentwicklung des Pinzettengriffes, den die Einjährigen hauptsächlich noch verwenden.

Auch wenn das Kind sehr neugierig wirkt, zieht es beim Spielen jedoch noch vor, allein zu spielen. Nichtsdestotrotz schätzen sie es aber, wenn andere Kinder um sie herum ebenfalls spielen.

Außerdem beginnen die Kinder, ihren eigenen Kopf bzw., ihren eigenen Willen zu entwickeln. Dies bringt den Umstand mit sich, dass Kinder zur Trotzigkeit und kleinen Wutausbrüchen neigen, wenn Dinge nicht nach ihren Vorstellungen verlaufen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den man bei Anderthalbjährigen beobachten kann, ist die Neigung dazu, Dinge zu wiederholen. Kinderbücher werden mehrfach vorgelesen, Kinderlieder ebenfalls hundertfach wiederholt bzw. nachgefragt.

In Sachen Vorsorgeuntersuchung gibt es für 18 Monatige keine Termine. Der Termin zur U6 sollte bis spätestens zum 14. Lebensmonat erledigt sein. Die U7 steht hingegen erst mit dem zweiten Lebensjahr an.

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Entwicklung beim Kleinkind mit 2 Jahren

In motorischer Hinsicht sind Kinder nach dem zweiten Lebensjahr in der Lage, sicher alleine zu laufen und Hindernisse in ihrem Weg gezielt und sicher zu umgehen. Sie sind nun außerdem in der Lage für kurze Zeit das Gleichgewicht auf einem Bein zu halten. In Sachen Feinmotorik sind die meisten Kinder mit diesem Alter in der Lage beispielsweise Perlen auf eine Schnur aufzufädeln oder einfache Puzzles zu lösen sowie verschiedenen Formen zuzuordnen und wiederzuerkennen. Sie beginnen auch erste Bilder zu kritzeln. Darüber hinaus können sich die Kinder mithilfe der Eltern auch bereits die Hände waschen und die Zähne putzen.

Bis zum zweiten Lebensjahr hat sich der Wortschatz der Kinder weiter entwickelt und umfasst zu diesem Zeitpunkt circa 200 aktive wie auch passive Wörter, die verwendet und verstanden werden können.

Außerdem tendieren die Kinder dazu, Nachfragen und Aufforderungen zu verneinen. Man könnte in diesem Zusammenhang von der ersten kindlichen Trotzphase sprechen. Es kommt meist zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr zur sogenannten „Warum-Phase“. Die Kinder hinterfragen viele Dinge. Nicht selten wird das „Warum“ von den Kindern genutzt, um die Eltern zu reizen und die aufgezeigten Grenzen auszutesten. Logischen Erklärungen – zum Beispiel auf die „Warum-Fragen“ können Kinder in diesem Alter allerdings noch nicht folgen.

Mit dem zweiten Lebensjahr ist – in Anlehnung an das Zähneputzen-  bei den meisten Kindern auch das Milchgebiss vollständig ausgeprägt, sodass eine intensivierte Zahnpflege – zweimal am Tag für die Kinder auf dem Programm stehen sollte.

Im Laufe des nun dritten Lebensjahres beginnen die Kinder außerdem aktiv den Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Personen zu erkennen und sich über das eigene Geschlecht bewusst zu werden. In aller Regel beginnen die Kinder dann damit, das Verhalten der gleichgeschlechtlichen Familienmitglieder zu imitieren. Teilweise werden aber auch die Verhaltensweisen der andersgeschlechtlichen Familienmitglieder nachgeahmt.

An Kindervorsorgeuntersuchungen steht mit dem zweiten Geburtstag die U7 an. Hier achtet der Kinderarzt auf eine zeitgerechte motorische und psychisch/geistige Entwicklung mithilfe einfacher standardisierter Tests.

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Entwicklung beim Kleinkind mit 3 Jahren

Verglichen mit einem zweijährigen Kind lässt sich auch bis zum dritten Geburtstag nochmals eine enorme Persönlichkeits- und Bewegungsentwicklung beobachten.

Kinder mit drei Jahren haben einen enormen Sprung  gemacht. Sie können inzwischen freihändig über eine kurze Distanz sprinten und jede Treppenstufe mit nur noch einem Fuß betreten. Die ersten komplexeren Bewegungsabläufe wie beispielsweise das Roller fahren oder auch das Schwimmen können nun erlernt werden. Außerdem können sie beidfüßig über geringe Hindernisse oder der letzten Treppenstufe springen.

Der Satzbau der Kinder wird erwartungsgemäß ebenfalls komplexer und fließender. Die Kinder können nun bereits vier bis fünf Wörter umfassende Sätze bauen. Außerdem begreifen die Kinder den Unterschied zwischen Einzahl und Mehrzahl und können bei Aufträgen konkret unterscheiden, ob die Eltern nach einer oder nach mehreren Dingen gefragt haben. Sie beginnen die Artikel „der, die und das“ korrekt zu verwenden und können ihren eigenen Namen sowie ihr Alter nennen. Dreijährige können inzwischen auch eine gezielte Zuordnung vornehmen; so können beispielsweise Formen und Farben unterschieden werden oder Dinge nach Größe sortiert werden.

Darüber hinaus beginnt das Kind mehr und mehr soziale Beziehungen aufzubauen. Es versucht nicht nur, die  Eltern in ihren Tätigkeiten zu beobachten und zu unterstützen, sondern beginnt nun auch, bewusst mit anderen Kindern zusammen zu spielen. Das „Teilen“ ist ein weiterer Aspekt, den Kindern mit dem dritten Lebensjahr zu erlernen beginnen, genauso wie den Umstand, ihre eigene Meinung gegenüber anderen kundzugeben und sich dafür auch mit anderen zu streiten. Dadurch kommt es auch zur Entstehung von Gefühlen wie Eifersucht und Neid. Beim Spielen können sich die Kinder bereits in andere Rollen hineinversetzen. So spielt es Tierrollen, in kleinen Gruppen können manchmal aber auch schon „Familiengeschehen“ nachgespielt werden.

Tagsüber sind die meisten Kinder nach ihrem dritten Geburtstag trocken. Für die Nacht muss dies aber noch nicht unbedingt zutreffen.

Rund um den 36. Lebensmonat, also etwa mit dem dritten Geburtstag steht für jedes Kind die Vorsorgeuntersuchung U7a auf dem Plan. Bei dieser Untersuchung wird vom Kinderarzt neben der zeitgemäßen körperlichen und geistigen Entwicklung auch das allergische Potential des Kindes beurteilt und ggf. eine weitere Untersuchung zur Allergieursache angeschlossen. Weiterer wichtiger Punkt ist bei dieser Untersuchung ebenfalls der Zahnstatus der Kinder. Sollten die Kinder zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei einem Zahnarzt vorstellig geworden sein, so wird der Kinderarzt darauf drängen, dies schnellstmöglich nachzuholen.

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Entwicklung beim Kleinkind mit 4 Jahren

Die Kinder entwickeln zunehmend ein Gespür für die Feinmotorik. Der Umgang mit einer Schere stellt den meisten Kindern nun kein Problem mehr dar und auch das Schreiben bzw. Malen des eigenen Namens geht den Kindern inzwischen leicht von der Hand.

Auch können die Kinder nun das Prinzip eines sportlichen Spieles wie zum Beispiel Fußball verstehen und verfügen über die körperlichen Voraussetzungen, diesen Sport auszuüben. Erste Versuche, ein Fahrrad ohne Stützräder zu benutzen oder die ersten Schwimmversuche sind bei motorisch weit fortgeschritteneren Kindern keine Seltenheit.

Die Sprachentwicklung der Kinder nimmt mit dem vierten Lebensjahr nun so richtig Anlauf. Grob gesagt lernen Kinder in dieser Zeit circa fünf neue Wörter am Tag. Der Satzbau wird zunehmend komplexer und erste Nebensätze werden gebildet. Die Aussprache wird deutlicher; mit -s oder -sch Lauten können die Kinder jedoch noch Schwierigkeiten haben. Bei Auffälligkeiten sollte hier die Hilfe eines Logopäden herangezogen werden.

Im Hinblick auf sein Sozialverhalten beginnt das Kind, sich mehr und mehr in andere Kinder hineinzuversetzen. Es knüpft erste feste und richtige Freundschaften, wobei es ihm immer noch schwerfällt, die eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen. Neben den Eltern beginnen nun aber auch andere Personen eine Vorbildfunktion im Leben der Kinder zu übernehmen, beispielsweise Kindergartenerzieher oder die eigenen Großeltern.

Mit dem vierten Lebensjahr sind die meisten Kinder nun auch nachts trocken. Am Daumen nuckeln und ein Lieblingskuscheltier zu haben sind jedoch Umstände, deren Ablegung noch einige Zeit bedarf.

Auch rund um den vierten Geburtstag steht wieder eine Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt an. In diesem Fall handelt es sich um die U8. In dieser Untersuchung wir der Kinderarzt sein Augenmerk wieder verstärkt auf die zeitgemäße geistige und körperliche Entwicklung des Kindes legen. Hierzu kommen nun auch ein Hörtest und Bildertafeln zum Einsatz, die das Kind beschreiben sollte.

Denken Sie, dass Ihr Kind eine Hör- oder Sehschwäche hat? Hier finden Sie alle Informationen, wie Sie bei einer Schwerhörigkeit und Sehstörung vorzugehen haben:

Entwicklung beim Kleinkind mit 5 Jahren

Das Gleichgewichtsorgan reift in diesem Lebensabschnitt zur vollen Funktionsfähigkeit heran. Die Kinder können deswegen inzwischen problemlos auf einem Bein stehen, von Mauern herunterspringen oder Seilspringen. Durch den vollentwickelten Gleichgewichtssinn ist nun auch das Fahrradfahren kein Problem mehr. Aber auch die feinmotorische Entwicklung der Kinder schreitet weiter voran. Das korrekte Essen mit Messer und Gabel oder auch das Binden einer Schleife, um sich selbstständig die Schuhe anzuziehen, können die meisten Kinder in diesem Alter bereits.

Die sprachliche Entwicklung sollte bis zum fünften Jahr soweit vorangeschritten sein, dass Kinder alle Laute ihrer Muttersprache beherrschen und problemlos wiedergeben können.
Des Weiteren verbessert sich der Erzählstil eines fünfjährigen Kindes merklich. Ereignisse können nun in vornehmlich richtiger chronologischer Abfolge erzählt werden. Und auch Zeichnungen bzw. Bilder der Kinder werden zusehends detailreicher. Das Kind bemüht sich, realistische Farben zu verwenden und die Dimensionen der realen Vorbilder besser zu Papier zu bringen. Und auch die Fähigkeit zu rechnen, erlernen Kinder in diesem Lebensabschnitt. Bis zum Schulbeginn können fast alle Kinder Zahlen bis Zehn miteinander addieren oder subtrahieren.

Auch im Umgang mit anderen Kindern verstehen sich Fünfjährige nun immer besser. Sie beginnen, ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden zu entwickeln und erkennen die Tatsache, dass es Kompromisse braucht, um gemeinsame Spiele in die Tat umsetzen zu können. Es bieten sich die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder das Erlernen eines Instrumentes, etc. an, um die Kreativität des Kindes zu fördern.

So wie auch in den vorherigen Lebensjahren gibt es auch rund um den fünften Geburtstag eines Kindes wieder eine Vorsorgeuntersuchung. Dieses Mal handelt es sich dabei um die U9, bei der ein besonderer Schwerpunkt auf die Sprachentwicklung des Kindes gelegt wird. Sie ist außerdem die letzte Untersuchung vor dem Eintritt in die Schule. Sollten bei den Kindern doch noch Sprechstörungen vorliegen, kann mit logopädischer Hilfe immer noch ein normales Endergebnis erreicht werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.09.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021