Ganglion am Handgelenk

Definition

Bei einem Ganglion am Handgelenk handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung unter der Haut, die eine Verbindung zum Gelenkraum hat. Umgangssprachlich wird das Ganglion auch Überbein genannt, jedoch bezeichnet ein Überbein fachlich korrekt eine knöcherne Struktur. Das Ganglion am Handgelenk entsteht entweder unmittelbar an der Gelenkkapsel oder an einer Sehnenscheide und wird dort meist durch chronische Reizungen hervorgerufen. In der Regel macht sich ein Ganglion durch eine schmerzhafte Schwellung bemerkbar, zudem können Bewegungseinschränkungen auftreten.

Ursachen

Sehnenscheidenentzündung

Eine Sehnenscheidenentzündung tritt am Handgelenk häufig auf, wenn viel mit den Händen gearbeitet wird. Dabei ist die Entstehung unabhängig von der Kraftanstrengung, vielmehr geht es um die Frequenz der Belastungen. Daher sind Personen, die besonders viel am Computer arbeiten ebenso betroffen wie beispielsweise Handwerker und Musiker.
Chronifiziert sich die Sehnenscheidenentzündung, treten wiederholte Reizzustände an den Gewebsschichten der Sehnenscheide auf. Diese Reizungen provozieren eine vermehrte Flüssigkeitsbildung innerhalb der Sehnenscheide. Kommt eine Schwachstelle in der äußeren Hülle der Sehnenscheide hinzu, stülpt sich die innere Schicht durch diese Lücke nach außen, es entsteht ein Ganglion.

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Rheuma

Rheuma ist eine entzündliche Systemerkrankung, die an vielen Gelenken Auswirkungen haben kann. Am Handgelenk führt Rheuma beispielsweise zu Gelenkentzündungen. Diese Entzündungen beruhen darauf, dass das Immunsystem die körpereigenen Zellen angreift. So entsteht ein chronischer Reiz der Gewebeschichten des Gelenks, zudem wird das Gewebe durch das körpereigene Immunsystem geschwächt. Dies begünstigt die Entstehung eines Ganglions am Handgelenk.

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Arthrose

Die Arthrose ist ein hauptsächlich degenerativ bedingter Prozess, der prinzipiell an allen Gelenken des Körpers auftreten kann. Besonders Personen, die viel mit den Händen arbeiten, verursachen dadurch eine hohe Belastung der Handgelenke. Dies begünstigt die Entstehung von arthrotischen Veränderungen im Handgelenk. Im Zuge der Arthrose reduziert sich zunächst der schützende Gelenkknorpel, der Knochen ist somit verstärkten Krafteinwirkungen ausgesetzt. In der Folge kommt es zu Reizungen im Handgelenk. Diese nehmen in der Regel bei jeder Art von Belastung zu, weshalb sich die Reizungen häufig chronifizieren. Diese dauerhaften Reizzustände können zu einer Überproduktion von Flüssigkeit im Handgelenk führen und somit ein Ganglion hervorrufen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema auf unserer Seite zur Handgelenksarthrose

An diesen Symptomen erkennen Sie ein Ganglion am Handgelenk

Ein Ganglion am Handgelenk zeichnet sich vor allem durch eine Schwellung aus. Diese kann je nach Art der Belastung sowohl an der Beugeseite als auch an der Streckseite des Handgelenks auftreten. Meist ist die erbsengroß, sie kann jedoch auch größer imponieren. Klassischerweise ist ein Ganglion flüssigkeitsgefüllt und fühlt sich deshalb prallelastisch an. Zusätzlich treten beim Ganglion häufig Schmerzen an der betroffenen Stelle auf. Diese sind oftmals bewegungsabhängig. Auch Bewegungseinschränkungen, sowohl durch Schmerzen als auch durch eine mechanische Blockierung bedingt, können durch ein Ganglion hervorgerufen werden.

Schmerzen

Schmerzen stellen das Hauptsymptom eines Ganglions am Handgelenk dar und sind neben der typischerweise auftretenden Beule die wichtigsten Hinweise auf die Herkunft der Beschwerden. In der Regel treten die Schmerzen rund um das Ganglion auf, sie können teilweise bis in die Hand oder den Unterarm ausstrahlen. Zudem ist das Ganglion sehr druckempfindlich.
Auch Bewegungseinschränkungen, die durch das Ganglion hervorgerufen werden, sind oftmals schmerzbedingt. Liegt das Ganglion an der Streckseite des Handgelenks, so haben betroffene Personen vor allem beim Überstrecken der Hand Schmerzen. Dagegen macht ein Ganglion an der Beugeseite hauptsächlich Schmerzen bei der Beugung des Handgelenks.
Wird das Ganglion besonders groß, kann es zudem auf wichtige Nerven und Gefäße, die am Handgelenk verlaufen, drücken. Gefäßeinengungen führen zu Minderdurchblutungen der Hand und der Finger und können so Gewebeschäden hervorrufen, die Schmerzen verursachen. Sind die Nerven durch das Ganglion komprimiert, treten die typischen Nervenschmerzen und Missempfindungen auf. Auch ein Kribbeln oder Taubheit sind typische Symptome, wenn die Nerven betroffen sind. Insbesondere an der Beugeseite des Handgelenks kann das Ganglion verschiedene Sehnen und Muskeln einengen und dadurch schmerzhafte Bewegungseinschränkungen sowie Kraftminderungen auslösen.

Schwellung

Das Ganglion am Handgelenk manifestiert sich als eine deutliche Beule oder Schwellung. Durch Verschiebung von Flüssigkeit aus dem Gelenkraum in das Ganglion kann dieses anschwellen. Bei einer Bewegung der Hand wird der Gelenkspalt verkleinert, wodurch die Flüssigkeit verdrängt wird. Diese wird durch den Verbindungsstiel ins Ganglion hineingedrückt, das Ganglion vergrößert sich. Wird die Hand wieder in die Ausgangsstellung zurückgebracht, verkleinert sich das Ganglion wieder. Über einen längeren Zeitverlauf kann ein Ganglion aber auch insgesamt an Größe zunehmen. Diese Größenzunahme wird durch weitere Belastung des Handgelenks hervorgerufen.

Informieren Sie sich hier zum Thema: Beule am Handgelenk

Diagnose

Die Diagnose des Ganglions am Handgelenk ist in der Regel auf den ersten Blick erkennbar. Allein anhand der Lokalisation und Form der Schwellung kann in der körperlichen Untersuchung die Verdachtsdiagnose Ganglion gestellt werden. Zusätzlich kann getestet werden, ob die Haut über dem Ganglion verschieblich ist.
Durch eine Laboruntersuchung der Flüssigkeit aus dem Ganglion kann die Diagnose gesichert werden. Dazu punktiert man das Ganglion und zieht durch eine Nadel Flüssigkeit ab. Im Ultraschall versucht man insbesondere nachzuweisen, dass das Ganglion mit Flüssigkeit gefüllt ist. Nur selten gelingt es, den Stiel darzustellen. Grundsätzlich kann die Diagnose des Ganglions auch direkt bei einer Operation festgestellt werden. In seltenen Fällen wird ein Röntgenbild von dem betroffenen Finger gemacht, dies dient dem Ausschluss einer knöchernen Ursache der Schwellung.

Therapie

Die wichtigste Komponente in der Therapie des Ganglions am Handgelenk stellt die Ruhigstellung des Gelenks dar. Dies hat meist eine Rückbildung der Schwellung zur Folge, jedoch tritt das Ganglion häufig wieder auf, wenn das Handgelenk erneut belastet wird. Beim Wiederauftreten kann das Ganglion massiert werden, wodurch die Flüssigkeit ins Gelenk zurückgedrückt wird. Zudem versucht man gelegentlich, das Ganglion zum Platzen zu bringen.
Gelingt das Herausdrücken der Flüssigkeit nicht, kann eine Ganglionpunktion durchgeführt werden. Dabei wird die Flüssigkeit mittels einer Spritze aus dem Ganglion herausgezogen. Eine operative Entfernung des Ganglions wird meist erst eingesetzt, wenn konservative therapeutische Maßnahmen versagen.

Punktion

Die Punktion des Ganglions wird mit einer Spritze und Nadel durchgeführt. Mit der Nadel wird in das Ganglion am Handgelenk gestochen, die Flüssigkeit wird anschließend herausgezogen. Meist wird bei der Punktion die komplette Flüssigkeit zu therapeutischen Zwecken abgezogen. Anschließend kann die Flüssigkeit jedoch noch im Labor untersucht werden, sodass die Punktion auch diagnostische Zwecke erfüllt. Man erhofft sich von einer Punktion, dass sie das Ganglion vollständig heilt, jedoch muss man damit rechnen, dass jedes zweite punktierte Ganglion wiederkehrt und erneut therapiert werden muss.

Kann man das tapen?

Ein Ganglion am Handgelenk entsteht oftmals an einer Sehnenscheide und wird dort durch eine Überbelastung ausgelöst. Diese Überlastung führt zu chronischen Reizzuständen, die die Entwicklung eines Ganglions begünstigen. Im Akutstadium des Ganglions empfiehlt es sich nicht, dieses zu tapen, eine Schiene ist meist die sinnvollere Therapieoption. Allerdings kann man der Entstehung des Ganglions am Handgelenk vorbeugen, indem man die Sehnen und damit auch die Sehnenscheiden durch das Tapen entlastet.

Schiene

Eine Schiene dient der Ruhigstellung, die zur konservativen Therapie des Ganglions gehört. Da das Ganglion am Handgelenk auf eine zu starke Belastung des Gelenks zurückzuführen ist, sollte man das Ganglion mit der Ruhigstellung behandeln. Oftmals bildet sich ein Ganglion durch das Tragen einer Schiene wieder zurück, jedoch kommt es häufig zu Rezidiven, also zum Wiederauftreten des Ganglions, wenn die betroffene Hand wieder benutzt wird und somit erneut eine Belastung auf das Handgelenk wirkt.

Wann ist eine OP nötig?

Eine Operation beim Ganglion am Handgelenk wird in der Regel erst in Erwägung gezogen, wenn konservative Behandlungen nicht zum gewünschten langfristigen Erfolg führen. Zudem werden häufiger Personen frühzeitig operiert, die viel mit den Händen und Fingern arbeiten. Teilweise spielt auch der Wunsch der betroffenen Person eine Rolle. Man kann sich nach einigen frustranen konservativen Therapieversuchen früh für eine Operation entscheiden.

Die Risiken der Ganglion-OP gehen vor allem von den Strukturen aus, die rund um das Ganglion liegen. Bei der Operation können die Gefäße und Nerven, die am Handgelenk verlaufen, verletzt werden. Gefäßschäden führen zu Blutungen und können im schlimmsten Fall dauerhafte Durchblutungsstörungen hervorrufen.
Bei Nervenläsionen kommt es zu Gefühlsausfällen, Taubheit und Kribbeln. Auch die motorische Funktion der Hand kann beeinträchtigt sein. Die motorische Störung tritt ebenfalls bei Verletzungen von Sehnen und Muskeln auf. All diese Risiken treten eher selten auf. Häufiger kommt es zu typischen Beschwerden wie Schmerzen, Wundheilungsstörungen, blauen Flecken. Auch eine allergische Reaktion auf das Betäubungsmittel ist möglich.

Ablauf der OP

Die Operation des Ganglions am Handgelenk kann in lokaler oder Armbetäubung durchgeführt werden. Meist wird endoskopisch operiert, da nur kleine Schnitte für die Instrumente gesetzt werden müssen. Zunächst wird der Zugang bis zum Ganglion freipräpariert, anschließend wird das Ganglion vorsichtig aus dem Gewebe herausgeschnitten. Um die vielen Sehnen, Nerven und Gefäße sowie Kapsel zu schonen muss sehr genau gearbeitet werden. Anschließend verfolgt man den Stiel bis zur Gelenkkapsel, bindet diesen ab und entfernt das Ganglion vollständig. In der Regel folgt eine Ruhigstellung des Handgelenks nach der Operation.

Krankschreibung nach der OP

Nach einer Operation des Ganglions am Handgelenk empfiehlt sich eine längere Krankschreibung von mehreren Wochen. Besonders wenn Personen betroffen sind, die viel mit den Händen arbeiten, ist mit einer Ausfallzeit von bis zu zwei Monaten zu rechnen. Nur so kann einer frühen erneuten Überlastung vorgebeugt werden. Die meisten Personen können allerdings nach einigen Wochen wieder ihrer Arbeit nachgehen.

Was tun, wenn das Ganglion geplatzt ist?

Das Platzen eines Ganglions am Handgelenk geschieht oftmals versehentlich und wird von vielen Betroffenen als sehr schmerzhaft beschrieben. Dennoch besteht in diesem Fall kein Grund zur Sorge. Die Flüssigkeit, die aus dem Ganglion austritt, wird vom Körper innerhalb einiger Tage aufgenommen. Allerdings bestehen die Schmerzen meist für den Zeitraum, in dem die Flüssigkeit sich noch im Gewebe befindet.
Das Platzen des Ganglions wird oftmals sogar als Behandlungsansatz eingesetzt. Auch wenn es nicht immer gelingt, kann dies bei einigen Personen zu einer Heilung der Beschwerden führen. Dennoch sind Rezidive nicht selten. Ein Grund dafür ist vermutlich, dass der Stiel beim Platzen des Ganglions erhalten bleibt. Durch diesen besteht weiterhin eine Verbindung zwischen dem Gelenkspalt und dem Raum des Ganglions. Verschließt sich der Defekt, der durch das Platzen verursacht wurde wieder, kann sich dort erneut Flüssigkeit ansammeln und ein neues Ganglion entsteht. Nachdem das Ganglion geplatzt ist, sollte man das Handgelenk dennoch beobachten, da es zu Entzündungen kommen kann.

Dauer

In der Regel besteht ein Ganglion solange bis es behandelt wird. Daher ist die Dauer größtenteils vom Zeitpunkt der Therapie abhängig. Insgesamt sind Ganglien harmlos, daher sind sie kein Grund zur Sorge, dennoch können betroffene Personen sehr unter einem Ganglion am Handgelenk leiden. Die Prognose ist von der hohen Rezidivrate geprägt, sodass viele Menschen über Monate und Jahre mit dem wiederkehrenden Ganglion am Handgelenk zu tun haben.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.12.2018 - Letzte Änderung: 30.03.2024