Stadien der Hüftarthrose

Hüftschmerzen

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Die einzelnen Stadien der Hüftarthrose

Die Hüftarthrose (Synonyme: Hüftgelenksarthrose, Coxarthrose) ist eine degenerative Erkrankung des Hüftgelenks, die sich dadurch auszeichnet, dass der Knorpel im Hüftgelenk langsam fortschreitend zugrunde geht. Sie verläuft in mehreren Stadien.

Prinzipiell können bei der Hüftgelenksarthrose drei Stadieneinteilung zum Einsatz kommen: Die allgemeine Einteilung aller Arten von Arthrose in drei Stadien, zudem eine für die Coxarthrose spezifische radiologische Einteilung und eine klinische Einteilung, für die diverse Scores zur Verfügung stehen.

Jede Form der Arthrose lässt sich in Stadien einteilen:

  • Stadium 1 bezeichnet eine klinisch stumme Arthrose. Diese löst bei Betroffenen keinerlei Beschwerden aus und bleibt deshalb in der Regel lange unbemerkt. Deswegen ist eine Diagnose in diesem Frühstadium normalerweise ein Zufallsbefund, zum Beispiel wenn ein Gelenk aus einem anderen Grund geröntgt wird und dabei die für eine Arthrose charakteristischen Veränderungen am Knorpel entdeckt werden. Wie lange sich ein Patient im Hüftarthrose Stadium 1 befindet, bevor es ins nächste Stadium übergeht, ist von Person zu Person unterschiedlich.
  • Das Stadium 2 ist dann gekennzeichnet durch die für eine Arthrose typischen Schmerzen im Gelenkbereich, weshalb im Normalfall ein Arzt aufgesucht wird. Man spricht von einer aktivierten Arthrose, was bedeutet, dass ein entzündlicher Vorgang begonnen hat, der für die Schmerzen verantwortlich ist. Noch sind diese Schmerzen jedoch nicht ständig vorhanden und können teilweise auch noch ohne eine medikamentöse Therapie behandelt werden.
  • Im Stadium 3 liegt dann schließlich eine klinisch manifeste Arthrose vor, die sich durch dauerhaft vorhandene Schmerzen und eine Funktionsminderung und Bewegungseinschränkung des betroffenen Gelenks kennzeichnet. Diese kommen durch die mittelstarke bis starke Entzündungsreaktion zustande. Wegen der Intensität der Schmerzen muss in Stadium 3 eine medikamentöse, physikalische Therapie und/oder operative Therapie durchgeführt werden. Wenn eine Arthrose einmal bis ins Stadium 2 vorangeschritten ist, wird sie früher oder später immer ins dritte Stadium übergehen, wenn eine frühzeitige Therapie versäumt wird.

Je nach Stadium unterscheidet man eine unterschiedliche Symptomtrias:
Im Frühstadium besteht diese aus Anlauf-, Ermüdungs- und Belastungsschmerz, im Spätstadium aus Dauer-, Nacht- und Muskelschmerz. Im Frühstadium können noch ausstrahlende Schmerzen hinzukommen (im Falle einer Hüftgelenksarthrose sind dies in der Regel Knieschmerzen), im Spätstadium findet sich begleitend zu den Schmerzen häufig bereits eine eingeschränkte Beweglichkeit im Gelenk.

Radiologische Stadieneinteilung

Die radiologische Stadieneinteilung der Hüftarthrose erfolgt üblicherweise nach der Klassifikation von Kellgren und Lawrence. Sie bezieht sich auf die Befunde, die sich im Röntgenbild zeigen und wird in Grade von 0 bis 4 eingeteilt, wobei ab dem zweiten Grad die Diagnose einer Hüftgelenksarthrose als gesichert angesehen werden kann.

  • Grad 0: normaler Befund, es sind keine Anzeichen für eine Arthrose erkennbar.
  • Grad 1: Es sind kleine Osteophyten vorhanden, deren Relevanz zu diesem Zeitpunkt allerdings noch unklar ist. Osteophyten sind degenerative Veränderungen von Knochen, die bei Arthrosen typisch sind. Es handelt sich um Knochenneubildungen in Form von kleinen Ausläufern am Rande eines Knochens. Bei Arthrosen stellen sie den Versuch des Körpers dar, die Auflagefläche im Gelenk zu vergrößern, um den ausgeübten Druck zu vermindern. Im Falle der Coxarthrose wird also die Hüftpfanne verbreitert und verliert dadurch ihre ursprüngliche kugelige Form. In diesem Stadium besteht der Verdacht auf eine Arthrose.
  • Grad 2: Die Osteophyten sind deutlich zu sehen, der Gelenkspalt ist allerdings noch normal, man spricht aber trotzdem schon von einer geringfügigen Hüftarthrose.
  • Grad 3: Dieser Befund wird als mäßige Coxarthrose beurteilt. Es fällt bereits eine geringfügige Verschmälerung des Gelenkspaltes auf, außerdem sind Geröllzysten vorhanden. Diese sind Zeichen einer Abnutzung im Gelenk und entsprechen Vertiefungen im Knochen, die mit Gelenkhaut, Knorpelstückchen, Narbengewebe und/ oder Flüssigkeit gefüllt sind.
  • Grad 4: Hier liegt eine schwere Hüftgelenksarthrose vor. Der Gelenkspalt ist massiv verkleinert, was durch den fortgeschrittenen Verlust von Knorpelgewebe zu erklären ist, außerdem sind knöcherne Deformierungen im Gelenk zu erkennen. Darüber hinaus wird eine subchondrale Sklerosierung deutlich. Dies ist das Resultat einer langfristigen, übermäßigen mechanischen Belastung des Gelenks, auf die der Knochen mit einer Strukturverdichtung reagiert. Die Deformitäten können eine Achsenfehlstellung des Hüftgelenks nach sich ziehen, die zu einer Instabilität im Gelenk führt, was deswegen manchmal unter dem Namen „Schlottergelenk“ bekannt ist. In diesem Endstadium kann es im schlimmsten Falle zu einer Versteifung (Ankylose) des gesamten Gelenks kommen.

Die Röntgenbefunde bei einer Hüftgelenksarthrose sind zwar sehr zuverlässig, müssen aber trotzdem mit Vorsicht ausgewertet werden, da sich nicht immer mit dem Ausmaß der Beschwerden des Patienten korrelieren.

Klinische Stadieneinteilung

Die klinische Stadieneinteilung einer Coxarthrose bedient sich unterschiedlicher Scores. Besonders beliebt ist der sogenannte „Harris Hip Score“.
Bei dieser Einteilung werden für verschiedene Faktoren Punkte verteilt, sodass man letztendlich einen Wert zwischen 0 und 100 erreichen kann. Sollten weniger als 70 Punkte erlangt werden, wird dieses Ergebnis als schlecht eingestuft, alles ab 80 Punkten zählt als gut. Die Untergruppen, die hier vertreten sind, sind:

  • Schmerzen
  • tägliche Tätigkeiten (wie zum Beispiel Treppensteigen oder das eigenständige Anziehen von Schuhen und Strümpfen)
  • die Gehfähigkeit und schließlich
  • Deformitäten bzw. Fehlhaltungen

Ebenfalls häufig verwendet wird der Score nach Merle d’Aubigné und Postel. Bei diesem werden Punkte in den Bereichen Schmerz, Beweglichkeit und Gehfähigkeit vergeben, die sich in jeweils 7 Schweregrade (von 0 bis 6) aufteilen lassen.
Beim errechneten Score unterscheidet man zwischen absoluten Werten, bei denen nur die Punkte für Schmerz und Gehfähigkeit addiert werden und man so auf eine Maximalzahl von 12 kommt (wobei alles unter 7 als kritisch angesehen wird) und relativen Werten.
Die relativen Werte sollen dazu dienen, den Patientenzustand vor und nach einer Operation vergleichen zu können. Die Punkte für Schmerz und Gehfähigkeit werden in diesem Falle verdoppelt. Alles über 7 ist hier als gut anzusehen, ein Wert unter 3 spricht für ein Misslingen der Operation. Außerdem gibt es noch den Score nach Lequesne, der Schmerzen, maximale Gehstrecke und Alltagsaktivitäten bewertet. Dieser Score korreliert zwar sehr gut mit den klinischen Beschwerden der Betroffenen, allerdings nur ziemlich schlecht mit den Befunden eines Röntgenbildes. Zu guter Letzt findet manchmal auch der SF-36-Fragebogen Verwendung, der sich als einziger nicht nur mit den klinischen Beschwerden des Patienten, sondern auch mit der Analyse seiner Lebensqualität befasst.

Generell sei noch angemerkt, dass alle Stadieneinteilungen vor allem zur Verlaufskontrolle der Hüftarthrose dienen. Sie können zwar auch zur Entscheidungsfindung einer geeigneten Therapie der Hüftarthrose beitragen, sollten aber niemals der primäre Anhaltspunkt sein, um einen bestimmten Behandlungsweg einzuschlagen, da sie dazu zu wenig über den individuellen Leidensdruck des Patienten aussagen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.11.2011 - Letzte Änderung: 30.03.2024