Untersuchung der Hüftarthrose

Synonyme im weitesten Sinne

Hüftgelenksarthrose, Arthrose des Hüftgelenkes, Koxarthrose, Coxarthrose, Hüftarthrose, Arthrose Hüftgelenk

Einleitung

Den medizinischen Teil über die Coxarthrose (Hüftgelenksverschleiss) finden Sie unter Orthopädie Online, geschrieben von Dr. Nicolas Gumpert. Im folgenden Thema geht es um die Physiotherapeutische Untersuchung und Behandlung der Coxarthrose.

Grundlage für den physio- und sporttherapeutischen Behandlungsplan sind die ärztliche Diagnose, Vorgeschichte und Verlauf und der IstZustand des betroffenen Hüftgelenkes.

Wir unterscheiden 3 Stadien:

1. Klinisch unauffällige Arthrose, da im Alltag noch beschwerdefrei, eventuell Schmerzen nach hoher Belastung, häufig Zufallsbefund. Im Röntgenbild eventuell bereits leichter Knorpelschaden sichtbar. Beim Funktionsbefund geringgradige Einschränkungen in Abspreiz- und Innenrotationsbewegung, noch keine Veränderungen des Gangbildes. Beginn mit Sporttherapie, Rehabilitationssport oder Physiotherapie/ Manuelle Therapie als Prophylaxe sinnvoll.

2. Klinisch auffällige aktivierte (entzündliche) Hüftgelenksarthrose mit episodisch, häufig bei oder nach Belastung auftretenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, im Röntgenbild Knorpelschaden und Osteophyten (knöcherne Auswüchse am Knochenrand) sichtbar, Gelenkspalt geringgradig verschmälert. Intensivierung der Physiotherapie/ Manuellen Therapie und des Rehabilitationssports. Medikamentöse Therapie je nach Schmerz- und Entzündungsbefund.

3. Chronische Hüftgelenksarthrose mit ständigem Schmerz und Behinderung, deutliche Bewegungseinschränkungen insbesondere der Abspreiz- und Innenrotationsbewegung durch Entzündungsreaktion, im Röntgenbild ausgeprägte Gelenkspaltverschmälerung, Geröllzysten ( Knorpel- und Knochennekrosen) , knöcherne Deformierung des Hüftgelenkes. Medikamentöse oder operative Therapie und Physiotherapie/ Manuelle Therapie notwendig, begleitend Rehabilitationssport.

Die physiotherapeutische Behandlung orientiert sich in erster Linie weniger an den verschiedenen Stadien, die nie exakt abgegrenzt sind und fließend ineinander übergehen, als an der aktuellen Symptomatik, der Leistungsfähigkeit und den Zielsetzungen der Patienten. Auf Basis der ärztlichen Diagnose nimmt die/der Physiotherapeut/in eine exakte Befunderhebung vor und filtert die individuellen Hauptprobleme des Patienten heraus. Stehen Schmerzen, Bewegungseinschränkung, oder Alltagseinschränkungen im Vordergrund? Was kann die Ursache der Schmerzen sein, die nicht immer gleichbedeutend mit der Diagnose Hüftarthrose sein muss? Oder dient die physiotherapeutische Behandlung in erster Linie der Vorbereitung auf eine geplante Gelenksersatzoperation? Wie sind die Compliance (Kooperation, Motivation) und die soziale Situation des Patienten? Exakte physiotherapeutische Befunderhebung und Funktionsanalyse führen zu einer Hypothese der Schmerzentstehung und Funktionseinschränkung. Diese bildet die Basis für die Behandlungsstrategie und den Behandlungserfolg. Jeder Behandlung geht eine umfassende Information zu medizinischen Hintergründen und dem Verlauf der Hüftarthrose voraus.

Patientenbefragung

Vorgeschichte

  • Gibt es angeborene Hüftprobleme?
  • Welcher Art sind die Beschwerden- Schmerz, Funktionseinschränkung?
  • Lokalisation der Beschwerden?
  • Wie lange bestehen die Beschwerden?
  • Gab es ein auslösendes verstärkendes Ereignis?
  • Welche medizinischen Behandlungen sind bereits erfolgt?
  • Welche Hauptprobleme bestehen im Alltag?
  • Benötigt der Patient Hilfsmittel?
  • Ist eine Operation vorgesehen?
  • Welche Strategien zur Schmerzlinderung hat der Patient selbst probiert? Mit oder ohne Erfolg?

Schmerzbeschreibung

  • Schmerzlokalisation? Hüfte, Rücken, Ausstrahlungsschmerzen?
  • Schmerzqualität? Ziehend, brennend, stechend?
  • Schmerzstärke nach der VASskala? ( Schmerzskala)
  • Abhängigkeit von Belastung?
  • 24 Stunden Verhalten der Beschwerden?
  • Abhängigkeit vom Schuhwerk?
  • Anlaufschmerzen morgens oder nach längerem Sitzen?
  • Tag und Nachtverhalten?
  • Was lindert den Schmerz?

Soziale Situation

  • Alltagsbelastung? Beruf, Haushalt, Kinder?
  • Schwierigkeiten (Anforderung versus Belastbarkeit) im Alltag? (Grad der Einschränkungen kann mit entsprechenden Fragebögen bestimmt werden)
  • Sport?
  • Welche Zielsetzungen und Erwartungen hat der Patient?

Körperliche Untersuchung

  • Betrachtung der Statik im Stand
  • Ganganalyse,Ausweichbewegungen? Bei welcher Belastungsphase verstärkt sich der Schmerz?
  • Manualtherapeutische Untersuchung des Bewegungsausmaßes beider Hüftgelenke und der Wirbelsäule
  • Manualtherapeutische Untersuchung der Bewegungsfreiheit der Beckengelenke, Knie und Fußgelenke
  • Schmerzprovokationstests und Nervendehntests, um die Schmerzursache(Hüftgelenk, Wirbelsäule, Kreuzdarmbeingelenk, Kniegelenk, Bänder, Nerven ?)möglichst genau herauszufinden
  • Testen der Muskelkraft ( Hüft, Bein, Rumpfmuskulatur), Kraftausdauer und cardiopulmonale Ausdauer
  • Tastbefund der umgebenden Muskulatur und des Bindegewebes, Schmerzlokalisation
  • Probebehandlung mit manueller Therapie, Entlastung?
  • Liegt Übergewicht vor?

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen finden Sie auch unter unseren Themen:

Allgemeine weitere Informationen finden Sie unter dem Thema Arthrose, sowie bei der Kniearthrose (Gonarthrose)!!!

Alle Themen, die zum Bereich Orthopädie veröffentlicht wurden, finden Sie unter: Orthopädie A-Z

Autor: Carla Hötten-Schumacher Veröffentlicht: 29.06.2008 - Letzte Änderung: 30.03.2024