Hypernatriämie

Definition

Bei der Hypernatriämie handelt es sich um eine Störung des körperlichen Elektrolythaushalts. Die Hypernatriämie geht mit einer erhöhten Konzentration des Natriumgehalts im Blut einher. Die normale Konzentration von Natrium im Blut beträgt zwischen 135 bis 145 Millimol pro Liter (Mol dient der Mengenangabe bei chemischen Reaktionen). Ist der Gehalt auf einen Wert von über 145 Millimol pro Liter erhöht, so spricht man von einer Hypernatriämie. Im Normalfall lösen bereits leicht erhöhte Natriumkonzentrationen in unserem Körper ein Durstgefühl aus. Durch die Zufuhr von Flüssigkeit wird die Hypernatriämie in den meisten Fällen relativ zügig wieder ausgeglichen.

Erfahren Sie mehr über die Ursachen und Folgen von Elektrolytstörungen.

Ursachen

Die häufigste Ursache eines erhöhten Natriumgehalts in unserem Blut liegt in einer sogenannten hypovolämischen Hypernatriämie. Hierbei kommt es zum Anstieg der Natriumkonzentration durch Flüssigkeitsverlust. Der Körper verliert also zu viel Wasser. Bekannte Ursachen sind dauerhafter Durchfall, Erbrechen, starkes Schwitzen oder Medikamente, wie Entwässerungstabletten. Auch eine spezielle Form des Diabetes, der sogenannte Diabetes insipidus, führt über einen extrem hohen Flüssigkeitsverlust zu einer Hypernatriämie. Eine Fehlregulation im Gehirn oder der Niere ist hierbei die Ursache.

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Der Körper verliert die Fähigkeit, Wasser aus dem in der Niere produzierten Primär- bzw. Vorharn, zu entziehen. Folglich scheidet der Körper enorme Mengen Urin, zwischen 5 bis 25 Litern pro Tag, aus. Wenn dem Körper zu wenig Flüssigkeit von außen zugeführt wird, endet dies ebenfalls in einer Dehydratation mit Hypernatriämie. Diese betrifft vor allem ältere Menschen, die aufgrund ihres verminderten Durstgefühls häufig vergessen zu trinken.

Das Gegenteil der hypovolämischen Hypernatriämie ist die hypervolämische Hypernatriämie. Diese kann beispielsweise durch das Trinken von salzigem Meerwasser oder im Rahmen einer ärztlichen Infusionstherapie mit Kochsalzlösung ausgelöst werden. Eine weitere mögliche Ursache ist das sogenannte Conn–Syndrom, eine Erkrankung der Nebennierenrinde die zu einer Hypernatriämie führt. Hierbei produziert die Nebenniere zu viel Aldosteron, welches dafür sorgt, dass die Niere dem Primär. bzw. Vorharn das Natrium entzieht. Diese Fehlregulation schränkt somit die Ausscheidung von Natrium ein und führt zur Hypernatriämie.

Symptome

Die Symptome einer Hypernatriämie sind meist unspezifisch und machen sich durch allgemeine Schwäche, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Durstgefühl bemerkbar. Durch die Flüssigkeitsverschiebung auf Zellebene, von Innen nach Außen, beginnt die Zelle zu schrumpfen. Dies löst vor allem Fehlfunktionen im Bereich der Nervenzellen im Gehirn aus. Betroffene leiden unter Verwirrungszuständen, Krämpfen bis hin zum Koma.

Bei einer Hypernatriämie durch starken Flüssigkeitsverlust steigt zusätzlich das Risiko für eine Thrombose. Dabei kommt es zu einer Gerinnselbildung innerhalb der Blutbahn, die mit einer Verstopfungsgefahr durch Anstieg der Blutzähigkeit einhergeht. Je schneller sich die Hypernatriämie entwickelt, desto schwerwiegender fällt die Symptomatik aus.

Diagnose

Im ärztlichen Gespräch können die oben bereits erwähnten Ursachen der Hypernatriämie, wie beispielsweise Erbrechen oder Durchfall erfragt werden. Anschließend führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Dazu gehören die Überprüfung der Zungenfeuchte, sowie der Schleimhäute. Außerdem testet man den sogenannten Hautturgor. Hierbei wird der Spannungszustand der Haut überprüft, indem der Untersucher eine Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger anhebt. Bleibt diese Hautfalte aufgrund fehlender Flüssigkeit bestehen ist der Test positiv.

Darüber hinaus wird durch eine Blutentnahme das sogenannte Serumnatrium des Blutes bestimmt. Zusätzlich kann das Urinvolumen pro Zeiteinheit bestimmt werden. In Durstzuständen hält der Körper vermehrt Flüssigkeit zurück und die ausgeschiedene Urinmenge sinkt. Liegt der Verdacht auf einen Diabetes insipidus nahe, wird das Antidiuretische Hormon, kurz ADH, im Blut bestimmt.

Therapie

Je nach Grunderkrankung bzw. Auslöser der Hypernatriämie, beispielsweise durch Erbrechen, Durchfall oder Schwitzen, erfolgt ein Ausgleich des Natriumgleichgewichts durch Flüssigkeitszufuhr. Dies geschieht entweder durch ausgiebiges Trinken oder bei komplizierten Verläufen durch einen Arzt mittels einer Infusionslösung. Die Behandlung der schweren Hypernatriämie sollte allerdings nur unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden. Hierbei ist nämlich der langsame Ausgleich des Flüssigkeitsdefizits unter regelmäßiger Elektrolytkontrolle zu beachten.

Eine rasche Senkung des Natriumwerts kann mit lebensbedrohlichen Komplikationen einhergehen. Bei einer hypervolämischen Hypernatriämie, durch unkontrolliert hohe Natriumzufuhr, wird dem Betroffenen eine Glucoselösung, zumeist in Kombination mit einer Entwässerungstablette, zur Flüssigkeitsausschwemmung verabreicht.

Glucose

Bei intravenöser Verabreichung von Flüssigkeiten sollte man eine natriumfreie Infusionslösung wählen. Hierzu wird anstelle von Kochsalzlösung, welches normalerweise klinisch zum Ausgleich von Flüssigkeitsdefiziten verwendet wird, eine Glucose- bzw. Zuckerlösung verwendet. Die Natriumteilchen im Blut verbinden sich hierbei mit den Zuckerteilchen der Infusionslösung und ermöglichen so die Ausschleusung von Natrium aus dem Körper. Die Ausscheidung erfolgt hierbei über den Urin.

Hirnödem

Bei der Therapie der Hypernatriämie mit einer Infusionslösung ist es wichtig den Natriumgehalt im Blut langsam zu senken. Aufgrund der dauerhaft erhöhten Natriumkonzentration adaptieren die Zellen an diesen Zustand, indem sie ihren eigenen Natriumgehalt leicht anheben. Wird die Infusion im Rahmen der Hypernatriämie zu schnell verabreicht, so strömt die Flüssigkeit aufgrund des Konzentrationsgefälles in die Zellen. Folglich schwellen diese an und können eine Hirnschwellung, ein sogenanntes Hirnödem auslösen.

Aufgrund der eingeschränkten Ausdehnungsfähigkeit des Schädelknochens kommt es zur Kompression der Hirnmasse. Eine Verdrängung der Hirnsubstanz in Richtung des knöchernen Kanals, oberhalb der Halswirbelsäule, kann oft beobachtet werden. In dieser Öffnung verlaufen viele wichtige Strukturen, wie das Rückenmark, Nerven und Gefäße mit lebenswichtigen Aufgaben für die Kreislauf- und Atemregulation. Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel können hierbei erste Anzeichen für ein Hirnödem sein. Das Hirnödem, infolge der Hypernatriämie, sollte in jedem Fall durch einen Arzt behandelt werden. Therapeutische Ansätze sind eine Oberkörperhochlagerung um 30 Grad, sowie eine medikamentöse entwässernde Therapie mit Mannitol (Zuckerersatz). Unbehandelt kann das Hirnödem zum Tode führen.

Herzrhythmusstörungen

Schwankungen im sogenannten Elektrolythaushalt können gefährliche Herz–Rhythmus-Störungen zur Folge haben. Hierzu zählt unter anderem auch die bereits erwähnte Hypernatriämie. Die Spannung über der Zellmembran, das Membranpotential, bricht hierbei zusammen und die Zellfunktion geht verloren. Am Beispiel der Herzmuskelzellen kann es zu lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen kommen, die unbedingt ärztlich durch einen entsprechenden Elektrolytausgleich behandelt werden sollten.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.01.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021