Knorpelschaden im Sprunggelenk

Allgemeines

Ein Knorpelschaden im Sprunggelenk ist keine Seltenheit, was nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass das Sprunggelenk Tag für Tag das gesamte Gewicht unseres Körpers tragen muss und beim Stehen und Gehen noch zusätzlich beansprucht wird.

Das Knorpelgewebe überzieht alle Knochenanteile innerhalb des Sprunggelenks und dient damit praktisch als Stoßdämpfer und eine Art Gleitschicht, da es vermag, Druck abzufangen und umzuleiten. Folglich führen Schädigungen dieses Knorpels zu einer eingeschränkten Funktionsfähigkeit des Gelenks und außerdem manchmal zu Schmerzen, die allerdings auch fehlen können, da das Knorpelgewebe nur schlecht mit Nerven versorgt ist.

Die Knorpelglatze beschreibt den Zustand, wenn kein Knorpel mehr vorhanden ist. Lesen Sie für mehr Informationen den Artikel unter: Knorpelglatze - Ist das gefährlich?

Um einen Knorpelschaden am Sprunggelenk besser einstufen zu können, bedient man sich der Klassifikation nach Outerbridge, in der die Grade 0 bis 4 unterschieden werden.

  • Grad 0: keine vorhandenen Knorpelschäden;
  • Grad 1: der Knorpel ist zwar komplett erhalten, erweicht aber unter Druckbelastung;
  • Grad 2: der Knorpel ist oberflächlich ein wenig aufgeraut;
  • Grad 3: der Knorpel ist bis zum Knochen hin aufgerissen;
  • Grad 4: der Knorpel ist bis hin zum Knochen vollständig verloren

Diese Schäden selbst werden nicht als Arthrose bezeichnet, können aber, wenn sie unbehandelt bleiben, im weiteren Verlauf häufig zu einer sekundären Arthrose führen.

Knorpelschaden am Beispiel Knie

  1. Gelenkknorpel
    (hyaliner Knorpel) -
    Cartilago articularis
  2. Umbauzone von Knorpel
    in Knochen -
    Zona ossificationis
  3. Gelenkkörper (Gelenkknorren
    des Oberschenkelbeins) -
    Condylus femoris
  4. Oberschenkelknochen -
    Femur
  5. Gelenkknorpel -
    Cartilago articularis
  6. Außenband -
    Ligamentum collaterale fibulare
  7. Äußerer Meniskus -
    Meniscus lateralis
  8. Innerer Meniskus -
    Meniscus medialis
  9. Wadenbein - Fibula
  10. Schienbein - Tibia

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Ursachen

Faktoren, die das Entstehen eines Knorpelschadens im Sprunggelenk begünstigen, sind unter anderem Übergewicht (da das Gelenk dann permanent einer höheren Belastung ausgesetzt ist), Fehlbelastungen (zum Beispiel bei Zuständen wie Knick-Senk-Spreizfuß) oder langfristige Mehrbelastungen durch bestimmte Sportarten wie Fußball oder Extremsportarten, die darüber hinaus noch mit einer erhöhten Verletzungsgefahr einhergehen.

Im Gegensatz zu anderen Gelenken entsteht der Knorpelschaden im Sprunggelenk hauptsächlich im Rahmen von Verletzungen. Typischer Auslöser ist das Umknicken des Fußgelenks nach außen (ein sogenanntes Supinationstrauma). Dadurch wird der Knorpel auf der Innenseite des Sprunggelenks extrem zusammengedrückt. Es kann zu einem Schaden verschiedenen Ausmaßes kommen, von leichten Einquetschungen bis hin zu Rissen im Knorpel die im schlimmsten Fall mit Ablösungen von Knorpelgewebe und / oder Knochenbrüchen einhergehen können.

Auch ein Knochensporn (Osteophyt) an der Vorderseite des Schienbeins kann dadurch, dass er auf dem Knorpel des Sprunggelenks reibt, zu einer Schädigung dieses Gewebes führen. Außerdem kann es sein, dass durch den vermehrten Druck an dieser Stelle ein sogenanntes Impingementsyndrom ausgelöst wird.

Therapie

Das Problem bei Knorpelschäden ist, dass der menschliche Körper in nur sehr geringem Umfang dazu in der Lage ist, Knorpelgewebe wieder regenerieren zu lassen. Das liegt daran, dass dieser Gewebetyp nicht durch Nervenzellen und Blutgefäße versorgt wird, die aber für einen Heilungsprozess von großer Bedeutung sind. Man geht davon aus, dass nur etwa 4% der Knorpelzellen erneuert werden können, was jedoch mitunter vom Alter abhängt. Meistens kommt es eher dazu, dass die Schäden im Laufe der Zeit zunehmen als dass sie sich bessern. Aus diesem Grunde ist das Behandlungsziel eher, das Entstehen weiterer Schädigungen zu verhindern.

Folglich ist die Therapie eines Knorpelschadens im Sprunggelenk keine einfache Angelegenheit und auch nur in sehr begrenztem Maße möglich. Wichtig ist zunächst einmal, dass alle Risikofaktoren soweit wie möglich ausgeschaltet oder vermindert werden. Übergewicht sollte reduziert werden, belastende Sportarten und andere Überanstrengungen sollten vermieden werden, Grunderkrankungen oder Fehlstellungen des Fußes sollten beseitigt werden. Von großer Bedeutung ist außerdem die Physiotherapie, also eine konservative (nicht-operative) Therapie. Das Prinzip der Physiotherapie beim Knorpelschaden im Sprunggelenk ist es, das Gelenk zu entstauen, die Diffusionsbedingungen für die Nährstoffe wieder zu verbessern und die Funktionseinschränkungen durch eine Wiederherstellung normaler Druckverhältnisse zu minimieren.
Begleitend können Schmerzmittel und / oder Schuheinlagen zum Einsatz kommen. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, um die Beschwerden deutlich zu verbessern, so gibt es diverse operative Möglichkeiten. Es bestehen die Optionen, das Gelenk zu spülen, den Knorpel zu glätten, das Gelenk zu versteifen, beschädigte Anteile zu entfernen, Knorpelwachstum mithilfe von Anbohrungen zu stimulieren oder gesundes Knorpelgewebe zu transplantieren. In extremen Fällen kann die Implantation einer Prothese notwendig sein.

Op bei einem Knorpelschaden im Sprunggelenk

Neben einer Reihe unterschiedlicher konservativer Behandlungsmethoden existieren auch chirurgische Therapiemaßnahmen welche bei einem Knorpelschaden des Sprunggelenks zur Anwendung kommen können. Ob eine Operation im Einzelfall Sinn macht hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Neben der jeweiligen Ursache welche für den Knorpelschaden des Sprunggelenks verantwortlich ist entscheiden auch Faktoren wie das Alter und das Ansprechen auf konservative Behandlungsmethoden über die Therapieempfehlungen des behandelnden Arztes.

Eine operative Möglichkeit die Heilung des Gelenkknorpels sowie die Symptomatik des Betroffenen zu verbessern ist die Durchführung eines sogenannten Debridements. Hierbei werden gelenkfremde Strukturen welche sich aufgrund einer Entzündung und dem Schaden des Knorpels im Gelenkspalt befinden entfernt. Den gleichen Effekt soll die sogenannte Lavage haben, bei welcher der Gelenkspalt mit einer Flüssigkeit gespült wird. Oftmals werden beide Verfahren gleichzeitig durchgeführt.

Neben diesen schon seit langem bestehenden und durchgeführten Verfahren sind in letzter Zeit auch neue Verfahren zur Anwendung gekommen, welche in vielen Fällen ein Voranschreiten des Knorpelschadens effektiv verhindern konnten. Da der Körper selbst nicht in der Lage ist den Knorpel wieder aufzubauen müssen andere Wege gefunden werden Knorpel am Gelenk zu bilden. Durch ein Anbohren oder die sogenannte Mikrofraktuierung des Knochens kann dieser zum Knorpelaufbau bewegt werden. Ob diese Maßnahme Aussichten auf Erfolg hat muss im Einzelfall entschieden werden.

Eine weitere Möglichkeit besteht mit der Durchführung einer Knorpelzelltransplantation. Hierbei werden dem Betroffenen gesunde Knorpelzellen entnommen und im Labor zur Vermehrung angeregt. Sobald genügend Material vorhanden ist kann die Transplantation des Knorpelgewebes in den Schaden am Sprunggelenk erfolgen.

Bei der Knorpel-Knochen-Transplantation (OATS) handelt es sich ebenfalls um die Transplantation von Knorpelgewebe mit dem Unterschied, dass der transplantierte Knorpel zusammen mit einem Stück Knochen entnommen und in den Knorpelschaden eingesetzt wird.
Dies erhöht die Erfolgsrate stark, da die Transplantation von Knorpelgewebe selbst nur sehr schwer möglich ist. Der Nachteil dieser Operation ist die Notwendigkeit gesundes Knorpelmaterial an einer anderen Stelle des Körpers zu entnehmen. Hierbei wird darauf geachtet, dass Knorpelmaterial an Stellen entnommen wird, an denen nur eine geringe Gelenkbelastung vorliegt.

Knorpelschaden am Sprunggelenk und Sport

Ein Knorpelschaden am Sprunggelenk kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise entstehen.

Häufig ist ein Schaden, welcher aufgrund einer Verletzung entsteht. Besonders das „Umknicken/ Bänderdehnung“ nach innen vom Fuß, auch Suppinationstrauma genannt, führt sehr häufig zu einem Knorpelschaden des Sprunggelenks.
Aus diesem Grund ist das Ausführen bestimmter Sportarten besonders prädestiniert für die Entstehung eines Knorpelschadens. Hierzu gehören generell alle Sportarten mit einem hohen Laufpensum wie Fußball, Basketball, Handball oder Joggen. Bei Sportarten wie Basketball kommt hinzu, dass plötzliche Abstoppbewegungen ein Umknicken des Fußes erleichtern.

Wenn ein Knorpelschaden vorliegt sollte dieser wenn möglich behandelt werden.
Ein weiteres Ausführen der Sportarten mit hohem Laufpensum kann zu einer Arthrose des Gelenks führen und damit den Knorpelschaden noch erweitern. Besonders bei jungen und sportlichen Patienten ist deshalb die Durchführung einer Knorpeltransplantation am Sprunggelenk in Erwägung zu ziehen.

Lesen Sie hierzu auch das Thema: Knorpelflake

Weitere Informationen

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Alle Themen aus der Orthopädie finden Sie unter: Orthopädie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.06.2012 - Letzte Änderung: 21.07.2023