Die Symptome von Leberkrebs

Einleitung

Das Leberzellkarzinom (Leberkrebs) stellt eine schwere Erkrankung der Zellen und des Gewebes der Leber dar. Die Ursache für diese unkontrollierte Zellwucherung liegt in den meisten Fällen an diversen Vorerkrankungen der Leber.
So basieren 80% der Leberzellkarzinome auf einer Leberzirrhose, deren Ursache in einem exzessiven Alkoholkonsum oder einer durchgemachten Leberentzündung (Hepatitis) liegt. Auch die Stoffwechselerkrankung Hämochromatose kann zu einem Leberzellkarzinom führen.

Übersicht der typischen Symptome

  • Schmerzen im rechten Oberbauch

  • Müdigkeit / Abgeschlagenheit

  • Juckreiz

  • Ikterus – gelbverfärbte Haut und Augen

  • Fieber

  • Gewichtsverlust

  • Durchfall

  • Aszitis – Wasser im Bauch

  • Verwirrtheit

Die Schmerzen

Schmerzen sind insbesondere in der Frühphase des Leberkrebs kein typisches Symptom. Ganz im Gegenteil, ein Krebs in der Leber wächst lange unbemerkt, da er so gut wie keine Schmerzen verursacht und auch kaum andere Symptome. Dies ist ein Grund dafür, warum der Leberkrebs so eine schwerwiegende Erkrankung ist. Zu dem Zeitpunkt, an dem der Leberkrebs auffällig wird und Schmerzen und andere Symptome verursacht ist er meist schon sehr weit fortgeschritten und häufig auch schon gestreut.

Kommt es zu Schmerzen in Folge des Leberkrebs äußern diese sich in der Regel im rechten Oberbauch, häufig zu Beginn nur als ein unangenehmes Druckgefühl oder dumpfer Schmerz. Dieser Schmerz entsteht meistens durch die Zunahme der Lebergröße durch den Krebs, was zu einer Spannung der Kapsel führt, welche die Leber umgibt. Denn die Leber an sich ist nicht schmerzempfindlich, lediglich die sie umgebende Kapsel.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Leberschmerzen.

Schmerzen am rechten Rippenbogen

Eines der wenigen Symptome die der Leberkrebs fast immer verursacht ist der Schmerz unter dem rechten Rippenbogen. Häufig äußert sich dieser zu Beginn nur als leichter dumpfer Schmerz oder sogar nur als Druckgefühl.

Leider liegt dem Schmerz im rechten Oberbauch, wenn er durch einen Leberkrebs verursacht wird, meist ein bereits sehr weit fortgeschrittener Krankheitsprozess zugrunde, da die Leber selbst nicht schmerzempfindlich ist. Lediglich die umgebende Leberkapsel reagiert auf die Größenzunahme des Organs mit Spannung und darauf schmerzhaft.

Die Müdigkeit

Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind eines der wichtigen Frühsymptome des Leberkrebses. Allerdings handelt es sich hierbei auch um sehr unspezifisches Symptome, welche in Rahmen von vielen anderen Erkrankungen auftreten können oder auch lediglich Stress zugrunde liegen.

Im Verlauf einer schweren Lebererkrankung und damit auch beim Leberkrebs nimmt die Müdigkeit und Erschöpfung allerdings enorm zu und kann über Bewusstseinsverlust bis hin zum Koma führen.

Der Juckreiz

Ein Großteil der Patienten mit Lebererkrankungen wie einer Leberfunktionsstörung oder auch einem Leberkrebs klagen über starken Juckreiz am gesamten Körper.

Der genaue Pathophysiologische Mechanismus hierfür ist noch nicht eindeutig geklärt. Derzeit wird davon ausgegangen, dass es durch die verminderte Leberleistung es zu einer gestörten Ausscheidung von Gallensäure kommt. Diese verbleibende Gallensäure führt zu Reizungen an Nervenendigungen der Haut und somit zu dem beschriebenen Juckreiz führt.

Die Gelbfärbung von Haut

Als Ikterus wird die Gelbfärbung von Haut und Augen bezeichnet. Dieser Verfärbung zugrunde liegt eine fehlende Ausscheidung des sogenannten Bilirubins aus unserem Körper. Bilirubin wird über verschiedene Stoffwechselkreisläufe in unserem Körper gebildet und muss über die Leber und in kleinen Teilen auch über die Niere ausgeschieden werden.
Um dies möglich zu machen, muss das Bilirubin in der Leber in eine Form umgewandelt werden, in welcher es für den Körper ausscheidbar ist. Anschließend wird der Großteil des Bilirubins über die Gallenwege in den Stuhl abgegeben und ein kleiner Teil über die Niere in den Urin.
Kommt es irgendwo in dieser Stoffwechselkette zu einer Störung verbleibt das Bilirubin im Körper und lagert sich in anderen Organen ab. Hierbei vor allem in der Haut und den Augen, welches zu der auffälligen Gelbfärbung führt.

Beim Leberkrebs kann der oben beschriebene Kreislauf an verschiedenen Stellen gestört sein. Zum einen kann es durch den Krebs in der Leber zu einer Funktionsstörung der Leber kommen, sodass die Leber das Bilirubin nicht mehr ausreichend in die ausscheidbare Form umwandeln kann und es im Körper verbleibt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Leber das Bilirubin zwar noch ausreichend verstoffwechseln kann, aber die Wege zur Ausscheidung blockiert sind.
Bilirubin wird von der Leber in die Gallengänge abgegeben und hierüber in den Darm ausgeschieden, durch die direkte Nähe von Leber zu Gallengängen kann es dazu kommen, dass der Leberkrebs die Gallengänge zudrückt und es zum Gallenstau mit Folge eines Ikterus kommt.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Die Gelbsucht.

Das Wasser im Bauch

Was man umgangssprachlich als Wasser im Bauch bezeichnet wird in den Fachkreisen auch Aszitis oder Bauchwassersucht genannt. Hierbei handelt es sich um eine vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit zwischen den Organen im Bauchraum. Die Ursache für diese Ansammlung von meist Wasser im Bauchraum, ist in den häufigsten Fällen eine Erkrankung der Leber. Aber auch eine schwere Herzschwäche oder verschiedene Krebsformen können zur Bauchwassersucht führen.
In den meisten Fällen bleibt das Wasser zu Beginn relativ lange unbemerkt, da eine langsame Zunahme der Flüssigkeitsmenge keine Schmerzen verursacht. Betroffene merken häufig lediglich ein leichtes Druckgefühl im Bauch oder eine Zunahme des Bauchumfangs, beziehungsweise des Körpergewichts.

Besteht der Verdacht auf Wasser im Bauch lässt sich dies mit einem einfachen bildgebenden Verfahren nachweisen. Mittel der Wahl ist hier die Sonografie – der Ultraschall. Mittels Ultraschall lässt sich sehr sicher und nicht invasiv Wasser im Bauchraum nachweisen.
Ist der Ursprung des Bauchwassers unklar oder kommt es zu weiteren Komplikationen kann eine Bauchwasserpunktion nötig werden. Hierbei wird mit einer dünnen Nadel unter Ultraschallkontrolle in den Bauchraum gestochen und eine gewisse Menge Bauchwasser entnommen und zur weiteren Untersuchung ins Labor geschickt.
Das verbleibende Wasser kann ebenfalls über diese Punktion abgelassen werden und so der Bauchraum entlastet werden. Ist keine Untersuchung des Bauchwassers nötig, kann man bei kleineren Bauchwasser Mengen auch rein medikamentös therapieren.

Für weitere Informationen lesen Sie hier weiter: Wasser im Bauch.

Die B-Symptomatik

B-Symptomatik bezeichnet ein Symptomtrias, welches typisch für Krebserkrankungen des Blutbildenden Systems ist. Aber auch bei einigen anderen Krebsformen lässt sich die sogenannte B-Symptomatik finden, ist dabei aber ein nicht ganz so wichtiger Faktor, wie beim Blut- oder Lymphknotenkrebs.

Die Symptomtrias der B-Symptomatik umfasst erstens Fieber bis 40° C, zweitens Nachtschweiß – hierbei muss unterschieden werden zwischen dem normalen nächtlichen Schwitzen und echtem Nachtschweiß, muss der Betroffene in der Nacht ggf. sogar mehrmals seine gesamte Schlafkleidung wechseln, da sie komplett nass ist, spricht man von Nachtscheiß – und drittens ein Gewichtsverlust von mindestens 10% des ursprünglichen Körpergewichts innerhalb von 6 Monaten.

Erfahren Sie hier mehr zu diesem Thema: B-Symptomatik.

Die erhöhte Temperatur

Wie bei jedem Krebs kann es auch beim Leberkrebs zu erhöhten Temperaturen kommen, als Reaktion des Körpers auf einen bösartigen Prozess. Dies ist aber kein spezifisches Symptom und kann häufig auch ein Anzeichen für eine Infektion im Körper sein, die zusätzlich durch den Krebs oder auch unabhängig entstanden ist.

Neurologische Symptome

Auch zu neurologischen Symptomen kann es in Folge eines Leberkrebs kommen. Die fehlende Stoffwechselfuntkion der Leber stellt die entscheidende Grundlage für die Entstehung der Symptome dar. Je nach Fortschreiten des Funktionsverlustes des Leber, der sogenannten Leberzirrhose, kommt es zu verschiedenen neurologischen Symptomen.

Zu Beginn äußert sich die Krankheit lediglich durch Schläfrigkeit, Konzentrationsschwäche, Stimmungsschwankungen und Sprachstörungen. Mit zunehmenden Verlust der Leberfunktion verschlimmern sich diese Symptome langsam und führen zu starker Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit, Bewegungsstörungen bis hin zur komatösen Eintrübung. Besonders stark ausgeprägt sind die neurologischen Symptome, wenn der Betroffene vor seiner Leberkrebserkrankung regelmäßig große Mengen von Alkohol getrunken hat und damit seine Leber und dessen Stoffwechselfunktion bereits gestört hat.

Die Verwirrtheit

Im Rahmen des Leberkrebs kann es zu Verwirrtheit kommen. Dies ist allerdings ein Symptom der späten Phase und tritt nicht bei jedem Patienten auf. Ursache der Verwirrtheit ist auch nicht in erster Linie der Krebs in der Leber, sondern die durch den Krebs zerstörte Leberfunktion.

Neben vielen anderen Stoffwechselprozessen ist die Entgiftung des Körpers eine der wichtigsten Funktionen der Leber. Durch einen Leberkrebs wird die Leber so stark geschädigt, dass sie dieser Funktion nicht mehr nachgehen kann und es häufen sich für das Gehirn giftige Stoffe im Körper an. Allen voran ist das Ammoniak eines der wichtigsten Stoffwechselprodukte in dieser Hinsicht, da es hoch neurotoxisch ist und deswegen von der Leber zu fast 100% ausgeschieden werden muss. Verbleibt Ammoniak für längere Zeit in hohen Dosen im Körper führt es zu schweren Schäden im Gehirn, welche sich zu Beginn in Verwirrtheit äußern und bis hin zum Koma reichen.

Weitere Informationen finden Sie unter: Endstadium von Leberkrebs.

Die Thrombose

Bei allen Krebserkrankungen kommt es zu einem erhöhten Risiko von Thrombosen. Bei Thrombosen handelt es sich um kleine Blutgerinnsel, welche die Blutbahn verschließen und zu schweren Durchblutungsstörungen führen und im schlimmsten Fall nach Verschleppung eine lebensgefährliche Lungenembolie auslösen können.

Beim Leberkrebs ist das Risiko für die Entstehung einer Thrombose sogar noch größer, als bei anderen Krebsformen, da hier zusätzlich der Faktor ins Spiel kommt, dass die Leber unter normalen Bedingungen die Blutgerinnungsfaktoren produziert. Kommt es zu einem Ausfall der Leberfunktion durch einen Krebs können die Gerinnungsfaktoren nicht mehr ausreichend in der Leber gebildet werden. Dies führt zu einem Ungleichgewicht in blutungshemmenden und blutungsfördernden Faktoren und somit sowohl zu einer erhöhten Blutungsneigung, als auch einer erhöhten Neigung zu Blutgerinnseln und Thrombosen.

Mehr zu diesem Thema können Sie hier nachlesen: Thrombose.

Der Durchfall

Durchfall ist ein sehr unspezifisches Symptom und kommt bei unzähligen Erkrankungen vor. Für den Leberkrebs ist Durchfall kein klassisches Symptom, welches hinweisgebend wäre. Selbstverständlich kann es im Rahmen eines Leberkrebs zu Stuhlunregelmäßigkeiten kommen, aber hier spielen dann insbesondere die Farbe des Stuhls – ist der Stuhl weiß/entfärbt- eine wichtigere Rolle.

Hinweis

Alle hier gegebenen Informationen sind nur allgemeiner Natur, eine Tumortherapie gehört immer in die Hand eines erfahrenen Onkologen (Tumorspezialisten)!!!

Weiterführende Informationen

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:

Eine Übersicht aller Themen der Inneren Medizin finden Sie unter: Innere Medizin A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.09.2010 - Letzte Änderung: 19.07.2023