Leberkrebs

Synonyme

  • primäres Leberzellkarzinom
  • hepatozelluläres Karzinom
  • HCC
  • Hepatom

Hinweis

Alle hier gegebenen Informationen sind nur allgemeiner Natur, eine Tumortherapie gehört immer in die Hand eines erfahrenen Onkologen (Tumorspezialisten)!!!

Definition

Unter einem Leberkrebs (Leberzellkarzinom) versteht man eine bösartige Entartung und unkontrolliertes Wachstum der Zellen des Lebergewebes.

Ursachen und Formen

Die häufigste Ursache des Leberkrebses (Leberzellkarzinoms) wird der Leberzirrhose zugeschrieben. Patienten, die entweder durch eine Hepatitis oder durch exzessiven Alkoholkonsum an einer Leberzirrhose (bindegewebig durchsetzte und schwammartige Leberstruktur mit Funktionsverlust)erkrankt sind, haben ein stark erhöhtes Risiko im weiteren Verlauf ein Leberzellkarzinom (Leberkrebs) zu bekommen.

80 % aller Leberzellkarzinome (Leberkrebs) werden als Folge einer Leberzirrhose diagnostiziert. 4% aller Leberzirrhosepatienten entwickeln ein Leberzellkarzinom. 50% der Patienten mit Leberzellkarzinom (Leberkrebs) hatten vorher eine Hepatitis B, 25% eine Hepatitis C.
Die Stoffwechselstörung Hämochromatose sowie Patienten mit einer frühkindlichen Infektion mit HB Viren weisen ein erhöhtes Risiko für ein Leberzellkarzinom auf. Die regelmäßige Einnahme von Androgenen (männliche Geschlechtshormone) z.B. bei Bodybuildern hat ebenfalls ein erhöhtes Risiko für ein Leberzellkarzinom ergeben.
Auch der Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und einem erhöhten Risiko an einem Leberkrebs (Leberzellkarzinom) zu erkranken, scheint heute gesichert. Neuste Studien haben des Weiteren einen molekularen Mechanismus, der für die Entstehung eines Leberzellkarzinoms (Leberkrebs) verantwortlich sein soll, herausgefunden. So wurde gezeigt, dass bei 60% der Karzinompatienten, ein sogenanntes Tumorsupressorgen (FHIT) gestört ist.
Dabei handelt es sich um ein Mechanismus auf genetischer Ebene, der das Tumorzellwachstum unterdrücken soll und dessen Störung über eine Eiweisbildung zu einer unkontrollierten Zellteilung führt.

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Abbildung Leber

  1. Rechter Leberlappen -
    Lobus hepatis dexter
  2. Gallenblasengang -
    Ductus cysticus
  3. Gallenblase -
    Vesica biliaris
  4. Hauptgallengang -
    Ductus choledochus
  5. Pfortader -
    Vena portae hepatis
  6. Leberarterie -
    Arteria hepatica propria
  7. Rundes Leberband -
    Ligamentum teres hepatis
  8. Gemeinsamer
    Lebergallengang -
    Ductus hepaticus communis
  9. Sichelband der Leber
    Lig. falciforme
  10. Linker Leberlappen -
    Lobus hepatis sinister
  11. Lebervenen -
    Venae hepaticae
  12. Untere Hohlvene -
    Vena cava inferior
  13. Zwerchfell - Diaphragma

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Dem Pilz Aspergillus flavus, der u.a. auf Getreide bei feuchtem Klima wächst, wird ebenfalls eine karzinomfördernde Wirkung zugeschrieben.
Die Unterteilung des hepatozellulären Karzinoms (Leberkrebsformen) erfolgt durch die unterschiedliche Wachstumsart nach solitär (einzeln), multizentrisch (an mehreren Stellen), diffus infiltrierend (überall verteilt und hineinwachsend), nach der Histologie und dem geweblichen Aufbau sowie nach der sogenannten TNM Klassifikation.
Hat der Lebertumor noch kein Blutgefäß durchbrochen, würde er nach T1 eingestuft werden. Wichtig ist, dass es sich hierbei nur um einen Tumor handeln darf.
Gibt es mehrere, die aber nicht größer als 5 cm sind oder gibt es bereits einen Einbruch ins Blutgefäßsystem, würde man dieses Stadium als T2 bezeichnen. Mehrere Tumoren mit einer Größe von mehr als 5 cm oder einem Einbruch in die Lebervene (V. portae) erhielten die Bezeichnung T3.
Mit T4 würden all die Tumoren benannt, die bereits Nachbarorgane bzw. das Bauchfell (Peritoneum, Bauchfellkrebs) infiltriert haben. Sind bereits Lymphknotenmetastasen in oder um die Leber zu finden, würde man dieses Stadium zusätzlich mit N1 (N=Knoten), und wenn Fernmetastasen im Körper zu finden wären, noch mit M1 klassifizieren. Zusammenfassend werden diese Befunde noch einmal in Stadien eingeteilt.

So versteht man unter Stadium I: T1N0M0 unter Stadium II: T2N0M0 unter Stadium III: T3-4N0M1 und unter Stadium IV: alle Befunde mit M1.
Es existiert des Weiteren noch ein sogenannter CLIP Score, in dem Punkte von 0-2 in den Kategorien Child Pugh (Aussage zur Lebereinschränkung), Tumormorphology, Nachweis des Tumormarkers alpha-Fetoprotein und Vorhandensein von einer Lebervenenthrombose vergeben werden.

Diagnose

Wie bei jeder Erkrankung, ist die Erfragung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) sehr wichtig, in der die Art, Zeitpunkt und Dauer der Beschwerden nicht fehlen dürfen. In vielen Fällen besteht eine Gelbfärbung der Haut und der Augen des Patienten, was den Arzt bereits beim Blickkontakt an eine Erkrankung der Leber denken lassen sollte. Auch sollte der Arzt erfragen, ob bereits eine Leberzirrhose oder eine Hepatitis Infektion bekannt ist, oder ob ein Alkoholproblem bei dem Patienten besteht.

Neben der allgemeinen körperlichen Untersuchung, sollte der Arzt auch den Bereich über der Leber abtasten (palpieren), um herauszufinden, ob man entweder eine Lebervergrößerung oder sogar schon den eigentlichen Tumor ertasten kann. Manchmal kommt es vor, dass das Abhören (Auskultation) mit dem Stethoskop ein krankhaftes Strömungsgeräusch ergibt, das ursächlich in einer Kompression der entsprechenden Blutgefäße bzw. eines durch Leberzirrhose und oder Leberkarzinom entstandenen Bluthochdruckes im Lebergefäßsystem liegt.

Eine weitere wichtige Untersuchungsmöglichkeit ist der Ultraschall, mit dem der Arzt bereits eine tumoröse Veränderung in vielen Fällen erkennen kann. Hier kann auch eine Aussage getroffen werden, ob es sich bei einem Befund um ein primäres Karzinom handelt oder um Tochtergeschwulste (Metastasen) aus anderen Organen. Eine sogenannte Farbdoppleruntersuchung im Rahmen des Ultraschalls macht die Strömung des Blutes deutlich und gibt an, ob es zu einem Überdruck im Lebersystem gekommen ist, und ob evtl. gefundene Veränderungen der Leber bereits mit Blut versorgt werden oder das Blutgefäßsystem durchbrochen haben (siehe Stadieneinteilung).
Auch eine Computertomographie (CT) kann im Anschluss zum Einsatz kommen. Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes oder eine Szintigraphie des Skeletts sollte im weiteren Verlauf zum Ausschluss eines Primärtumors an anderer Stelle im Körper durchgeführt werden. Kleinere Tumorherde (1-2cm) können am besten mit einer Magnetresonanztomographie der Gefäße (MR-Angio) nachgewiesen werden. Auch ein allgemeines MRT der Leber kann sinnvoll sein.

Durch eine Blutuntersuchung können Eiweiße, die vom Tumor gebildet werden (Tumormarker) unter Umständen festgestellt werden. Das sogenannte alpha-Fetoprotein ist spezifisch bei Patienten mit einem Leberzellkarzinom (Leberkrebs) erhöht. Die Suche nach Tumormarkern stellt allerdings weniger die Möglichkeit einer Primärdiagnose, sondern vielmehr eine Option der Verlaufskontrolle dar, in der ein plötzlicher weiterer Anstieg ein erneutes Tumorauftreten oder ein Übergang einer Leberzirrhose in eine Leberzellkarzinom bedeuten kann.

Zum Diagnosezeitpunkt eines hepatozellulären Karzinoms (Leberkrebs), sind in 50% der Fälle mehrere Tumoren in der Leber (multilokuläres Wachstum), in 25% eine Thrombose der Pfortader und in 10% der Fälle eine Infiltration der Lebervenen und der unteren Hohlvene zu finden. Nach der Diagnose eines Leberzellkarzinoms muss immer auch davon ausgegangen werden, dass der Tumor bereits in andere Organe Tochtergeschwulste gesetzt hat.
Das Leberzellkarzinom ist für seine schnelle Metastasierung in Hirn, Lunge und Knochen gefürchtet. Der Arzt sollte also auch schnellstmöglich ein sogenntes „Tumorstaging“ anordnen, in der er die am häufigsten betroffenen Metastasierungsorgane des Leberzellkarzinoms durch entsprechende Bildgebung untersucht (Röntgen, CT, Szintigraphie).

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Die Therapie von Leberkrebs.

Häufigkeit

90% aller Leberzellkarzinome (Leberkrebs) sind eigentlich Lebermetastasen, die von einem anderen im Körper lokalisierten, bösartigen Tumor im Verlauf gestreut wurden. Die Leber stellt somit das nach dem Lymphsystem häufigste betroffene Organ einer Metastasierung dar. In Deutschland erkranken im Jahr ca. 5-6 Menschen pro 100.000 Einwohner an einem Leberzellkarzinom. Die Ursache ist hier ganz unterschiedlich (siehe oben).

In tropischen Ländern (Afrika, Asien), erreicht das Leberzellkarzinom eine Häufigkeit von 30 Menschen pro 100.000 Einwohner im Jahr und stellt dort die häufigste, bösartige Erkrankung beim Mann dar. Auch in Deutschland sind Männer etwas häufiger betroffen, als Frauen (Verhältnis 3:1). Weltweit wird vermutet, dass es bis zu einer Million Neuerkrankungen im Jahr gibt. Zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr tritt die Erkrankung in Deutschland meistens auf. In tropischen Ländern erkranken die Patienten häufig bereits zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.09.2010 - Letzte Änderung: 12.01.2023