Bauchfellkrebs

Synonym: Peritonealkarzinose

Einleitung

Der Bauchfellkrebs bezeichnet am häufigsten eine Absiedlung von Tumorzellen aus anderen Tumoren des Bauchraumes in das Bauchfell, vorzugsweise sind dies Metastasen von Bauchspeicheldrüsen-, Leber- und Eierstockkrebs. Anfangs verläuft der Bauchfellkrebs ohne Beschwerden, im Verlauf kommt es aber häufig zu einer Wasseransammlung im Bauch und Schmerzen.

In sehr seltenen Fällen können die Zellen des Bauchfells, wie alle anderen Zellen des Körpers, entarten, ohne dass die Gründe dafür bekannt sind.

Die Therapie der Wahl ist, neben der Entfernung des ursprünglichen Tumors und von Teilen des Bauchfells, die intraperitoneale Chemotherapie. 

Was ist das Bauchfell und wozu dient es?

Das Bauchfell ist ein für Laien sehr unbekannter aber sehr wichtiger Teil unseres Körpers. Als eine dünne Haut umschließt es die meisten Organe unseres Bauchraumes, so zum Beispiel Darm, Leber und Magen.

Dass diese Organe vom Bauchfell überzogen sind ist äußerst wichtig, denn das Bauchfell produziert Flüssigkeit, das Bauchwasser, welches den Organen als Gleitschicht dient.

Diese Gleitschicht ermöglicht den Verdauungsorganen, dass sie sich während der Verdauung sehr leicht gegeneinander verschieben können und keine Darmschlingen aneinander reiben.

Mehr Informationen dazu finden Sie unter Bauchfell

Durch diesen Überzug entsteht eine Art abgegrenzter Raum im Bauch. In diesem Raum sammelt sich auch vermehrtes Bauchwasser, welches zum Beispiel bei Entzündungen gebildet wird, wenn Bakterien im Bauchraum sind oder typischerweise bei Leberschäden.

Diesen Überschuss an Bauchwasser nennt man Aszites. In Extremfällen können sogar mehrere Liter davon im Bauchraum vorhanden sein.
Normale Mengen an Flüssigkeit kann das Bauchfell kompensieren und so wird auch jeden Tag die Flüssigkeit in Form von Lymphflüssigkeit wieder aufgenommen, die sich im Bauchraum gesammelt hat.
Nur wenn das Gleichgewicht aus Produktion und Wiederaufnahme gestört ist bildet sich Aszites aus.

Genau diese Eigenschaft als alle Organe überziehende Schicht macht das Bauchfell jedoch neben allen guten Eigenschaften auch sehr anfällig für die Weiterverbreitung von Tumorzellen der darin eingebetteten Organe, da diese sich leicht über den durchgehenden Überzug auf die anderen Organe verbreiten können. In sehr seltenen Fällen können auch die Zellen des Bauchfells, wie auch alle anderen Zellen, entarten und unkontrolliert wuchern. Die Tumore stammen nur in den seltensten Fällen direkt aus der sehr dünnen Zellschicht des Bauchfells, aber Tumore von anderen Organen kommen am Bauchfell dennoch sehr häufig vor und werden dann als Peritonealkarzinose bezeichnet.

Nahezu jeder Tumor, der in einem dieser Organe wächst wird früher oder später das Bauchfell erreichen, sich darüber verteilen und Bauchfellmetastasen bilden.

Bauchfellkrebs ist also in der Regel nicht der "erste" Tumor (=Primärtumor), sondern wird aus Metastasen unterschiedlicher anderer (Primär-)Tumoren gebildet. Manchmal ist der Primärtumor überhaupt nicht bekannt und die ersten Symptome werden dann erst durch die Tumorabsiedelung in Form des Bauchfellkrebses ausgelöst. Wenn es sich um Metastasen handelt, die das Bauchfell besiedeln und die zu einem Bauchfellkrebs führen, dann sind dies meistens Absiedelungen von Tochtergeschwülste von Darmkrebs, Magenkrebs, Eierstockkrebs, Nierenzell-, Leberzellkrebs und von gynäkologischen (z.B. fortgeschrittene Gebärmutterkrebserkrankungen oder Eierstock-, oder Eileiterkrebserkrankungen) Tumoren.

Weitere Informationen finden Sie unter: Tumor im Bauchraum- Das gehört dazu!

Symptome eines Bauchfellkrebes

Meistens macht ein Bauchfellkrebs zunächst keine Beschwerden. Je weiter die Erkrankung voranschreitet, desto stärker werden auch die Symptome.

Die ersten Beschwerden können die sogenannten Allgemeinsymptome wie Schwäche, Nachtschweiß und unspezifische Erschöpfung sein. Auch kann es zu einem fortschreitendem Leistungsabfall kommen und häufig wird auch eine ungewollte Gewichtsabnahme von den meisten Patienten beklagt.

Die Erkrankung schreitet meist schnell voran und Folgesymptome sind meistens schwerer.

Wasser im Bauch

Zu den typischen Symptomen einer Beteiligung des Bauchfells im Rahmen von Tumorerkrankungen gehört eine Aszites, der fast immer bei einer Bauchfellkrebserkrakung vorhanden ist. Hierunter versteht man eine Ansammlung von Wasser im Bauch zwischen den Eingeweiden und in der Flankengegend. Es kommt dadurch zustande, dass sich die Druckverhältnisse im Bauchraum durch die Bauchfellkrebserkrankung ändern und sowohl entzündliche Flüssigkeit, als auch Flüssigkeit aus dem Blutstrom ins freie Gewebe ausgepresst werden. Diese Flüssigkeit nimmt rasch an Volumen zu und drückt auch auf umliegende Organe wie Darm, Magen, Lunge und Herz, sodass hierdurch weitere Beschwerden entstehen können.

Beim liegenden Patienten kann Bauchwasser dadurch festgestellt werden, in dem es zu einer Welle an der Bauchoberfläche kommt, wenn der Untersucher eine Bauchseite beklopft. Beweisen kann man Bauchwasser durch eine Ultraschalluntersuchung.

Schmerzen

Zunächst macht ein Bauchfellkrebs keinerlei Beschwerden, aber da ober- und unterhalb des Bauchfells zahlreiche Nervenfasern verlaufen, kann es mit Fortschreiten der Krankheit und einem Befall dieser Nervenfasern zu Schmerzen kommen. Die durch Bauchfellkrebs ausgelösten Schmerzen haben meist einen dumpfen Charakter, werden manchmal auch als bohrend beschrieben. Die Schmerzen sind entweder im Bereich des Bauches lokalisiert oder können aber in den Rücken oder in die Flanken weitergeleitet werden. Bei den Schmerzen, die durch Bauchfellkrebs ausgelöst werden, handelt es sich meistens um permanente Schmerzen, die im Verlauf an Stärke zunehmen. Es kommt neben einem Grundschmerz auch immer noch zu sogenannten Schmerzattacken, die dann stärker sind als der Grundschmerz. Kurze Zeit später sinkt der Schmerzpegel wieder, wird aber nie weniger als der Grundschmerz. Bei fortgeschrittener Bauchkrebserkrankung sind die Patienten selten komplett schmerzfrei. Je stärker ein Bauchfell von Krebs befallen ist, desto stärker sind die Schmerzen und desto größer ist der Leidensdruck. In dieser Situation ist vor allem eine gute Schmerztherapie mit gut wirksamen, starken Schmerzmitteln wichtig.

Spätsymptome

Die vielen kleinen Geschwülste auf dem Bauchfell machen die Behandlung sehr komplex und fordern mehrere Fachdisziplinen, die sehr eng zusammenarbeiten müssen um die Geschwülste zu bekämpfen. Werden die Geschwülste nicht bekämpft so drohen früher oder später Komplikationen wie eine Einengungen des Darmes mit Darmverschlüssen oder auch des Harnleiters mit Harnverhalt.

Diagnostik des Bauchfellkrebses

Die Tochtergeschwülste sind meist keine einzelnen, großen, soliden Geschwülste, sondern wachsen als viele kleine Tumornester, oftmals für das Auge nicht einmal sichtbar.
Manche wachsen nur in einem Teil des Bauchfells, andere verteilen sich so überall an den Organen die das Bauchfell umschließt.

Leider geht eine Mitbeteiligung des Bauchfells bis heute mit einer Verschlechterung der Prognose des Betroffenen einher, da sie immer auch ein fortgeschrittenes Tumorwachstum bedeutet.

Um das Ausmaß des Befalls einzuschätzen wird meist vor jeder Behandlung ein Computertomogramm (=CT) oder ein MRT vom Bauch angefertigt.

Zusätzlich gibt es einen Beurteilungsbogen, bei dem Punkte ermittelt werden, aus dessen Werten sich dann das Ausmaß der Erkrankung sowie eine Aussage über die Prognose treffen lassen, den sogenannten PCI, den Peritoneal Carcinoma Index.

Dieser unterteilt die Bauchhöhle und die Organe in verschiedene Abschnitte für deren Befall dann Punktewerte verteilt werden. Je nach Befund und Wert im PCI gibt es dann Empfehlungen für unterschiedliche Kombinationen verschiedener Therapieformen, die Erfolg versprechen.

Therapie

Dies sind nur Informationen allgemeiner Natur! Eine Therapie und alle möglichen Therapieoptionen sollten mit dem zuständigen Arzt besprochen werden!

Nicht alle Patienten sind für jede Therapie geeignet, weshalb jede Behandlung eine Einzelfallentscheidung darstellt, welche durch die unten genannten Methoden noch unterstützt werden können. Eine Operation oder die direkte Chemotherapie des Bauchfells wird nur eingesetzt, wenn der Nutzen der Operation oder Chemotherapie die Risiken und Folgen der Methode überwiegt.

Bezüglich des Wassers im Bauch gibt es einige Medikamente, die den Druck im Körper senken und gegen eine vermehrte Bauchwasserbildung wirken können. Weiterhin kann auch das Ablassen des Bauchwassers durch eine Punktion (Aszitespunktion) den Druck im Bauchraum senken und so zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen. In aller Regel kommt es nach dem Ablassen des Bauchwassers, das aufgrund eines Bauchfellkrebses auftritt, aber wieder zu einem Nachlaufen von neuem Bauchwasser. Die eigentliche Ursache wird nicht behoben. So kann es sein, dass es nach der Punktion von Bauchwasser sofort wieder zu einem Anschwellen des Bauches kommt.

Auch eine Ernährungsumstellung kann helfen. Lesen Sie mehr dazu unter Ernährung bei Krebs

Intraperitoneale Chemotherapie

Intraperitoneale Chemotherapie bedeutet, dass die Chemotherapie direkt ins (=intra) Bauchfell (=Peritoneum) gegeben wird und nicht wie von anderen Tumortherapien bekannt über die Blutgefäße in den ganzen Körper verteilt wird, um über diesen Weg auch zum Tumor zu gelangen.

Vorteil hier ist die Schonung des restlichen Körpers, der bei der Chemotherapie über die Blutgefäße ja zwangsläufig mit betroffen ist und die erhöhte Konzentration am gewünschten Wirkort, dem Bauchfell.

Die Chemotherapie wird schon währen der OP begonnen und im Anschluss daran auf einer Intensivstation über mehrere Tage fortgeführt.
Grund hierfür ist, dass zwar sichtbare Tumoranteile im Bauchfell entfernt werden können, jedoch auch immer einzelne nicht sichtbare Tumorzellen zurückbleiben, die dann wieder zu neuen Krebsgeschwülsten wachsen können.
Dieser Prozess wird mit der anschließenden Chemotherapie zu verhindern versucht, indem diese Zellen durch die chemotherapeutischen Medikamente zerstört werden.

Außergewöhnlich an dieser Art der Chemotherapie ist auch, dass sie mit warmen Medikamenten bei ca. 42°C durchgeführt wird (=hypertherme Chemotherapie). Dies hat zum einen den Vorteil, dass Tumorzellen einerseits sehr sensibel auf Hitze reagieren und zum anderen den zusätzlichen Effekt, dass manche der verwendeten Chemotherapie-Medikamente eine bessere Wirkung haben, wenn sie erwärmt eingesetzt werden.

Auch wenn diese Therapie sehr effektiv erscheint, so ist sie bei weitem nicht für alle Patienten geeignet.
Neben Kriterien, die eine Behandlung nur zu einem hohen Anteil undurchführbar machen, so gibt es auch Kriterien die absolut gegen die Behandlung sprechen.

Kriterien, die die Durchführung von vornherein ausschließen sind Tumoren, die schon Tochtergeschwülste außerhalb des Bauchraumes (=Fernmetastasen) gebildet haben, sowie ein sehr schlechter Allgemeinzustand des Betroffen durch beispielsweise ausgeprägte Herz-Kreislauf- Erkrankungen oder das Einwachsen der Tumorzellen in die Bauchschlagader (=Aorta).

Hier überwiegen die Risiken und Folgen der Behandlung den Nutzen, den sie für den Patienten haben könnte. Bei relativen Gegenanzeigen sollte eine Behandlung nur nach sehr intensiver Abwägung durchgeführt werden:

Solche Situationen sind zum Beispiel sehr große Mengen an Bauchwasser (=Aszites) oder auch ein durch den Tumor oder seine Tochtergeschwülste entstandener Darmverschluss.

Hier ist auch oftmals fraglich, ob eine Chemotherapie wirkliche Vorteile für den Patienten bringt.
Vor der Entscheidung für oder gegen eine Therapie stehen mit jedem Patienten ausführliche Gespräche an erster Stelle.

Ein Patient sollte erst dann entscheiden, wenn er alle Argumente für und gegen die Therapie kennt und diese mit ärztlicher Unterstützung gegeneinander abgewogen hat.

Eine Strahlentherapie gestaltet sich im Bauchraum als sehr schwierig. Die Strahlentherapie sowie eine Chemotherapie greifen alle Zellen im Körper an, die sich sehr schnell teilen und vermehren.
Diese Eigenschaft besitzen zwar Tumorzellen in besonders ausgeprägtem Maße, jedoch auch alle Zellen der Schleimhäute im Mund und Magen-Darm-Trakt sowie Haare.
Die Strahlen und Chemotherapeutika können nicht unterscheiden, ob Zellen Tumorzellen sind oder nicht, sie wirken also ungefiltert auf alle diese Zellen.

Damit eine Strahlentherapie möglichst wenig Schäden an tumorfreien Organen anrichtet muss das Gebiet sehr genau abgrenzbar sein. Im Bauchraum gestaltet sich dies jedoch als schwierig bis unmöglich, da sowohl der Darm als auch das Bauchfell durch die Darmbewegungen ständig in Bewegung sind.

Man kann also das Bauchfell nicht gezielt ansteuern und trifft dann vermehrt die sehr empfindlichen Darmzellen und schädigt diese unwiderruflich.

Operation

Auch eine Operation zur Behandlung des Bauchfellkrebs ist prinzipiell möglich. Hierbei ist aber vor allem das Ausmaß des Befalls zu beachten. Handelt es sich um Metastasen eines anderen Tumors und sind noch weitere Organe außer dem Bauchfell betroffen, wird in der Regel auf eine operative Behandlung verzichtet und der Schwerpunkt auf die medikamentöse Chemotherapie gelegt. Stellen sich nur am Bauchfell Metastasen dar, kann eine operative Entfernung des Bauchfells überlegt werden. Hierbei handelt es sich um eine große Operation, die offen durchgeführt werden muss.

Bei der Operation werden nicht selten die mit dem Bauchfell verbundenen Organe mit entfernt. Milz, Gallenblase, Zwerchfell oder auch Darmanteile können so nicht immer erhalten werden. Letzteres führt oft dazu, dass den Betroffenen nur noch ein künstlicher Darmausgang bleibt, damit wirklich alle betroffenen Darmabschnitte entfernt werden können.

Wird sich für eine operative Behandlung entschieden, kann parallel auch noch eine Chemotherapie begonnen werden. Auch nach der Operation ist eine längerfristige, begleitende Chemotherapie wichtig. Sie soll dafür sorgen, dass noch im Körper übrig gebliebene, entartete Zellen erfolgreich abgetötet werden. Die Operation des Bauchfells wird in spezialisierten Zentren für onkologische Bauchchirurgie durchgeführt. Bevor man sich für diesen schweren Eingriff entscheidet, sollten noch das Alter des Patienten, Begleiterkrankungen und prognostische Heilungschancen mit eingerechnet und bedacht werden. Handelt es sich um ein rein palliatives Behandlungskonzept, d.h. es wird keine Heilung sondern eine weitestgehende Beschwerdefreiheit und eine bestmögliche Lebensqualität angestrebt, wird in der Regel auf eine operative Behandlung verzichtet.

Prognose / Lebenserwartung

Eine genaue Aussage über die Prognose kann in der Regel nur sehr schwer getroffen werden.

Was man jedoch meist schon sagen kann ist, ob der Tumor durch die Therapiemöglichkeiten geheilt werden kann. Es gibt spezielle Tumorarten wie Eierstockkrebs oder Dünndarmtumoren, die in manchen Fällen geheilt werden können.

Was man jedoch nicht aus den Augen verlieren darf ist, dass die Bauchfelltumoren als Ansiedelungen von Tumoren ein Zeichen dafür sind, dass der Ursprungstumor schon sehr weit fortgeschritten ist, was eine Heilung oft unmöglich macht.

Trotzdem sollte auch bei solchen Patienten immer noch eine Chemotherapie und die Strahlentherapie in Betracht gezogen werden, denn auch wenn die Betroffenen nicht mehr geheilt werden können, so kann ihnen durch die verschiedenen Therapieformen und deren Kombinationsmöglichkeiten noch wertvolle und lebenswerte Zeit geschenkt werden.

Weiterführende Informationen

Weitere anatomische Themen, die für Sie von Interesse sein können:

Erkrankungen aus diesem Gebiet des Bauchfells:

Weitere Informationen zur Thema Anatomie finden Sie unter: Anatomie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.12.2014 - Letzte Änderung: 19.07.2023