Leberriss - Wie gefährlich ist das?

Einleitung

Ein Leberriss (Leberruptur) wird meist durch ein stumpfes Bauchtrauma wie ein Schlag in den Bauch oder einen ungünstigen Sturz verursacht.
Häufig tritt ein Leberriss so im Rahmen eines Unfalls oder einer Sportverletzung auf. Davon sind vor allem Kampfsportler betroffen, die durch Schläge oder Tritte schwere Bauchverletzungen erleiden, oder Reitsportler, bei denen es durch Tritte des Pferdes oder Stürze zu einem Riss der Leber kommen kann.

Auch Verkehrsunfälle können über verschiedene Mechanismen zu einem Leberriss führen. Wenn zum Beispiel eine gebrochene Rippe die Leber verletzt. Je nachdem wie der Riss in der Leber verläuft und welche Blutgefäße dabei verletzt werden, kommt es zu lebensbedrohlichen Blutungen in den Bauchraum, die operativ gestillt werden müssen.

Ist die Leberkapsel mit gerissen, so kann Galle und Blut in die freie Bauchhöhle gelangen, woraus ein Blutverlust von mehreren Litern resultieren kann. Zudem kann es durch das Blut und die Galle in der Bauchhöhle zu einer gefährlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis) kommen.

Bei dem Leberriss handelt es sich in den meisten Fällen um einen Notfall, der sofort operiert werden sollte.

Ist ein Leberriss gefährlich?

Ein Leberriss ist eine sehr ernstzunehmende Verletzung, die lebensgefährlich ist und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Zum einen kann es durch eine innere Blutung zu einem Blutverlust kommen, der so ausgeprägt ist, dass es zu einem Kreislaufversagen und zum Herzstillstand kommt. Zum anderen kann sich eine Bauchfellentzündung entwickeln, die ebenfalls tödlich enden kann.
Daher ist es enorm wichtig, wenn es nach einer Bauchverletzung zu Beschwerden wie Oberbauchschmerzen, Kaltschweißigkeit oder Herzrasen kommt, schnellstmöglich ein Notarzt zu verständigen. Durch das rechtzeitige Einleiten notfallmedizinischer Maßnahmen kann oftmals der Zustand des Patienten stabilisiert werden und ein Transport in ein Krankenhaus zur Notfalloperation ermöglicht werden. Bei einem sehr ausgeprägten Leberriss und wenn weitere Erkrankungen vorliegen kann es jedoch auch sein, dass keine Rettung mehr möglich ist und die Verletzung tödlich verläuft.

Anzeichen eines Leberrisses

Anzeichen für einen Leberriss zeigen sich meist sehr schnell nach einem auslösenden Ereignis, dass zu der Organverletzung geführt hat, wie zum Beispiel nach einem Unfall. Zu den typischen Beschwerden zählen Schmerzen im Oberbauch und Bauchkrämpfe. Bei einer ausgeprägten inneren Blutung kann es auch zu einem Abfall des Blutdrucks und in der Folge zu Kreislaufbeschwerden bis hin zur Ohnmacht und sogar zum Herzstillstand kommen. Nach einem Leberriss, bei dem auch die Kapsel des Organs zerstört wurde, kann es durch den Austritt von Gallenflüssigkeit in den Bauchraum in der Folge zu einer Bauchfellentzündung kommen. Anzeichen hierfür sind starke Schmerzen im gesamten Bauchraum sowie eine bretthart angespannte Bauchdecke. Weitere mögliche begleitende Anzeichen bei einem Leberriss sind Schwindel, Kaltschweißigkeit, Herzrasen und Angstgefühle. Es handelt sich dabei jedoch um unspezifische Beschwerden die auch andere Ursachen (zum Beispiel einen Herzinfarkt) haben können.
Ob ein Leberriss vorliegt oder die Beschwerden eine andere Ursache haben, kann nur durch eine ärztliche Diagnostik herausgefunden werden. Dazu zählen unter anderem die körperliche Untersuchung und ein Ultraschall des Bauches.

Ursachen

In den allermeisten Fällen berichten Patienten mit einem Leberriss über ein vorangegangenes Trauma in Form eines Unfalls oder einer Sportverletzung.
Häufigste Ursache ist hierbei ein stumpfes Bauchtrauma, das durch einen Schlag oder Tritt in den rechten Oberbauch verursacht wird. Dies tritt bei manchen Sportarten wie Kampfsportarten oder dem Reitsport gehäuft auf.

Auch ungünstige Stürze aus großer Höhe oder auf harte Gegenstände können die Ursache eines Leberrisses sein.

Des Weiteren sind Verkehrsunfälle eine häufige Ursache eines solchen Bauchtraumas.

Seltener als stumpfe Bauchverletzungen, sind spitze Traumata wie Messerstiche oder eine Verletzung durch gebrochene Rippen.

Sehr selten kann ein Leberriss während der Schwangerschaft im Rahmen des sogenannten HELLP-Syndroms auftreten.
Das HELLP-Syndrom ist eine schwere Erkrankung während der Schwangerschaft, bei dem es u.a. zur erhöhten Blutungsneigungen und einer Erhöhung der Leberwerte kommt. Kommt es zur Einblutungen in die Leberkapsel, so kann ein Leberriss eine seltene aber gefürchtete Komplikation sein.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: HELLP-Syndrom

Kann die Leber durch Husten reißen?

Durch Husten kann die Leber nicht reißen. Es ist zwar möglich, dass es bei sehr starkem oder lange andauernden Husten zu Schmerzen in dem Bereich kommt, wo die Leber liegt. Diese werden jedoch in der Regel durch eine Reizung des Lungenfells (Pleuritis) durch den Husten ausgelöst und es droht keine Gefahr für einen Leberriss. Selbst bei einer vorerkrankten Leber kann ein Riss des Organs nicht durch Husten verursacht werden. Zwar kann es beim sogenannten Pfeifferschen Drüsenfieber (infektiöse Mononukleose) zu einem Anschwellen der Leber kommen und in sehr selten Fällen dadurch auch zu einem Riss des Organs, jedoch nur durch eine größere Krafteinwirkung wie einem Schlag und Stoß. Husten kann selbst in einer solchen ungünstigen Situation keinen Leberriss verursachen.

Welche Rolle spielt Alkohol bei einem Leberriss?

Regelmäßiger Alkoholkonsum hat generell eine schädigende Wirkung auf die Leber. Ein Leberriss ist allerdings keine typische direkte Folge von Alkohol. Der Auslöser ist in den meisten Fällen eine Gewalteinwirkung wie zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall. Eine durch Alkohol geschädigte Leber kann allenfalls das Risiko erhöhen, dass es bei einer Gewalteinwirkung zu einem Riss des Organs kommt. Durch häufigen Alkoholkonsum kann es zunächst zu einer Verfettung der Leber und anschließend im Laufe der Zeit zu einer bindegewebigen Vernarbung des Organs (Leberfibrose) kommen, die letztlich mit einem Funktionsverlust der Leber einhergeht. In der Folge kommt es unter anderem zu Blutgerinnungsstörungen, Bewusstseins- und Denkstörungen sowie Bauchwassersucht. Zudem erhöht Alkohol das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Bereits ein täglicher Konsum von einem halben Liter Bier oder zwei Gläsern Wein kann auf lange Sicht die Leber nachhaltig schädigen. Wenn Alkohol nicht täglich und nicht in zu großen Mengen konsumiert wird, ist die Leber meist besser in der Lage, sich zu regenerieren.

Symptome

Da ein Leberriss nicht spontan, sondern in den allermeisten Fällen traumatisch bedingt ist, berichtet der Betroffene häufig über einen Vorfall, wie einen Schlag in den Bauch oder einen Unfall. Durch diesen Unfall, die Einblutung und den Riss der Leberkapsel kommt es zudem zu teils starken Oberbauchschmerzen rechts.

Blutet es stark in die Bauchhöhle ein, so kann es zu einer Schwellung im Bauchraum kommen und zu Blutergüssen. Kommt es durch das Blut in der freien Bauchhöhle zu einer Bauchfellentzündung, so sind starke Schmerzen und eine brettharte Bauchwand die Folge.

Durch den Blutverlust in die Bauchhöhle, der beim Einriss größerer Gefäße z.T. mehrere Liter betragen kann, kommt es zum Blutdruckabfall und Kreislaufschwäche bis hin zur Bewusstlosigkeit und einem Herzkreislaufstillstand aufgrund der Minderversorgung lebenswichtiger Organe wie Herz und Gehirn.

Bestehen also nach einem Bauchtrauma heftige Oberbauchschmerzen, Blutergüsse oder Schwindel und Schwäche, so sollte auf jeden Fall umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Dieser hat bereits aufgrund der Erzählung und des Zustands des Patienten einen Verdacht, den er mit einer Ultraschalluntersuchung des Bauches schnell bestätigen kann.
So kann auch beurteilt werden wie schnell Handlungsbedarf besteht und ob beispielsweise eine sofortige Not-OP indiziert ist.

Schmerzen bei einem Leberriss

Bei einem Leberriss kommt es typsicherweise zu starken Schmerzen. Diese werden in der Regel im rechten Oberbauch wahrgenommen und können auch krampfhaft sein. In manchen Fällen sind die Schmerzen auch tiefer im Unterbauch oder höher im Bereich des Brustkorbes lokalisiert. Die Beschwerden stehen bei einem Leberriss meist in direktem Zusammenhang zu einem auslösenden Ereignis, dass zu der Schädigung des Organs geführt hat, wie zum Beispiel eine stumpfe Bauchverletzung. Im weiteren Verlauf kann es durch in den Bauchraum austretenden Gallensaft auch zu einer Bauchfellentzündung kommen, die ebenso mit ausgeprägten Schmerzen im gesamten Bauch einhergeht.

Leber- und Milzriss

Sowohl Leber als auch Milz können durch eine plötzliche heftige Gewalteinwirkung auf den Körper reißen. Hierzu kann es beispielsweise bei einem Verkehrsunfall oder aber bei einer heftigen Sportverletzung kommen. Besonders gefährdet sind Kampfsportler, die durch einen heftigen Tritt oder Schlag auf den Oberbauch einen Milz- oder Leberriss erleiden können. Ebenso tritt diese Art der Verletzung gelegentlich bei Reitern auf, wenn sie vom Pferd fallen. Nur in sehr seltenen und besonders schwerwiegenden Fällen sind dabei Leber und Milz gleichzeitig betroffen. Der Milzriss ist insgesamt häufiger als der Leberriss. Bei beiden Organverletzungen kann es in kurzer Zeit zu einer lebensbedrohlichen inneren Blutung kommen, sodass in der Regel so schnell wie möglich operiert werden muss.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema: Milzriss

Diagnose eines Leberrisses

Ein Leberriss ist in den meisten Fällen eine Notfallsituation und daher ist eine sehr schnell Diagnostik gefragt.
Nicht immer ist eine Leberriss leicht zu diagnostizieren.

In den meisten Fällen ist der Diagnose-Algorhythmus (Abfolge von Untersuchungen) folgender:

  • Ultraschall
    Der Ultraschall kann schnell frei Flüssigkeit, z.B. Blut um die Leber und dem Bauchraum nachweisen
    Lesen Sie mehr zum Thema: Ultraschall
  • CT
    Bei Schwerverletzten wird häufig um ein schnellen Überblick über alle Verletzungen zu haben einen sogenanntes Notfall-CT gefahren. Durch dieses CT kann frei Flüssigkeit ebenfalls dargestellt werden, ist aber meist dem Ultraschall oder MRT der Leber (siehe unten) unterlegen
    Lesen Sie mehr zum Thema: Computertomographie
  • MRT der Leber
    Ein MRT der Leber kann die meisten Informationen über den Zustand der Leber geben.
    Nachteil ist, dass eine Untersuchung lange dauert und daher in Notfallsituationen nicht angewendet wird.
    Ein MRT der Leber wird daher bei einem Leberriss nur in unklaren Situationen eingesetzt.
    Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: MRT der Leber

Therapie

Ein Leberriss wird fast ausschließlich operativ und nur in den wenigsten Fällen konservativ versorgt, da immer eine Blutung und der Verlust von funktionierendem Lebwergewebe droht.
Ein Leberriss muss bei Blutungen sofort operativ versorgt werden.

Dazu verschafft sich der Operateur über einen Bauchschnitt Zugang zu dem verletzten Organ. Oft kann erst dann das volle Ausmaß der Verletzung festgestellt werden. Ziel ist es dann zunächst den Blutverlust, durch das Reparieren großer Gefäße, zu stoppen und möglichst viel funktionierendes Organgewebe zu erhalten.

Eine häufig angewandte Primärmethode um die Blutung zu stoppen, ist das sogenannte Packing der Leber.
Hierbei wird die Leber in Bauchtücher eingewickelt und die Blutung so durch Kompression gestoppt. Der Bauch wird danach wieder vorläufig verschlossen und der Patient vor allem in Hinblick auf Kreislauf und Atmung streng überwacht. Nach etwa 48h wird der Bauch wieder eröffnet und die sterilen Tücher entfernt, wobei die Blutung gestillt sein sollte.
Erst in dieser zweiten OP wird die Leber durch Nähte endgültig versorgt. In anderen Fällen wird schon während der ersten Operation zerstörtes Lebergewebe entfernt, zerstörte Blutgefäße genäht und das noch funktionierende Lebergewebe durch Nähte wieder zusammengefügt.

Da es sich bei einem Leberriss um eine ernsthafte Erkrankung handelt, muss der Betroffene in der Regel noch längere Zeit auf der Intensivstation engmaschig überwacht werden und die Genesung nimmt einige Wochen in Anspruch.

Folgen

Die gefährlichste Folge eines Leberrisses ist zunächst der starke Blutverlust. Wenn es zur Verletzung größerer Gefäße kommt, so kann es zur Einblutungen mehrerer Liter Blut in die freie Bauchhöhle kommen. In der Folge fällt der Blutdruck des Betroffenen ab und es kann zu Schwindel und Kreislaufschwäche bis hin zur Ohnmacht kommen.

Der Austritt von Galle und Blut in die Bauchhöhle kann dort zudem zu einer Entzündung, einer sogenannten Bauchfellentzündung (Peritonitis) führen, die prinzipiell lebensbedrohlich ist.

Ein Leberriss ist in jedem Fall eine ernsthafte Erkrankung, die operativ versorgt werden muss und in der Folge einen längeren Krankenhausaufenthalt nach sich zieht.

Die Heilungschance hängt vor allem vom Alter und den Vorerkrankungen des Patienten ab, sowie im Wesentlichen vom Blutverlust des Patienten. Je nach Ausmaß der Verletzung und wie stark das Organ und große Blutgefäße geschädigt sind, kann die Sterblichkeit bis zu 50% betragen.

Wenn große Teile des beschädigten Lebergewebes entfernt werden müssen, kann es sein, dass das Restgewebe die Aufgaben der Leber nicht vollständig erfüllen kann und es so zur Leberinsuffizienz kommt. Da die Leber jedoch die Eigenschaft hat, sich selbst zu regenerieren, also „nachzuwachsen“, kommt es nur nach der Entfernung sehr großer Leberanteile zu Symptomen.

Leberriss bei Kindern

Auch bei Kindern kann es durch eine äußere Gewalteinwirkung auf den Oberbauch zu einem Leberriss kommen. Die Kapsel des Organs ist noch nicht so stark und der knöcherne Brustkorb bietet auch weniger Schutz als beim Erwachsenen, sodass es bei einem Unfall leichter zu einem Riss des Organs kommen kann. Mögliche Ursachen sind z.B. Stürze beim Fahrradfahren auf den Lenker, Stürze von Klettergerüsten oder vom Pferd beim Reiten sowie weitere Spiel-, Sport- oder Verkehrsunfälle. Jungen sind von solchen Verletzungen wesentlich häufiger betroffen als Mädchen. Bei Kindern zeigen sich die Symptome einer inneren Verletzung wie einem Leberriss häufig weniger deutlich. Daher sollte frühzeitig an eine Krankenhausaufnahme zur Überwachung nach einem Unfall gedacht werden. Ein großer Unterschied besteht bei der Therapie eines Leberrisses bei Kindern. Während bei Erwachsenen meistens eine Operation durchgeführt wird, ist dies bei Kindern häufig nicht nötig. Stattdessen wird eine engmaschige Überwachung und Kontrolle durchgeführt sowie eine Behandlung mit Schmerzmittel und Infusionen. Nur wenn es zu einer Kreislaufinstabilität aufgrund des Blutverlustes kommt oder zusätzlich eine Verletzung des Darms vorliegt, sollte eine Operation durchgeführt werden. Das ist allerdings nur in etwa fünf von 100 Fällen notwendig. Generell enden solche Verletzungen bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen deutlich seltener tödlich oder mit bleibenden Schäden. Meist kann auch ohne Operation eine Genesung erreicht werden.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Leberschmerzen finden Sie unter unserem Thema:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.05.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021