Das Leistenband

Anatomie des Leistenbandes

Das Leistenband wird in der Fachsprache Ligamentum inguinale genannt und ist eine bindegewebige Struktur im Bereich des Beckens. Es verläuft zwischen dem vorderen oberen Darmbeinstachel (Spina iliaca anterior superior) und einem Vorsprung des Schambeins (Tuberculum pubicum). Bei dem Leistenband handelt es sich um den unteren Teil der Ausläufer der Bauchmuskulatur.

Es ist Teil der Abgrenzung für die Durchtrittsstellen von Muskeln und Gefäßen der Hüft- und Bauchregion und bildet einen Teil der Leistenkanalbegrenzung. Die sichtbare Leistenfurche am Übergang von Bauch zu Oberschenkel kommt durch die Befestigung des Leistenbandes an der Bauchhaut zustande.

Die Funktion des Leistenbands

Das Leistenband weist mehrere Funktionen auf. Zum einen bildet es die Verbindung zwischen dem Beckenraum und dem Bein, weshalb auch an dieser Stelle die wichtigen Leitungsbahnen verlaufen. Das sind einmal die Oberschenkelarterie und  -vene, die die gesamte Beinregion versorgen. Das bedeutet, dass an dem Leistenband das gesamte Blut vorbeifließt, was durch die Beine zirkuliert. Außerdem verläuft hier auch der Oberschenkelnerv, der die Beinstrecker innerviert.

Zudem besitzt  das Leistenband eine Stützfunktion, indem es die Aufhängung der Bindegewebshüllen der Oberschenkel garantiert. Des Weiteren stützt es die Organe des Bauchraums und sorgt dafür, dass diese im Bauchraum bleiben.

Lässt sich das Leistenband dehnen?

In der Tat lässt sich das Leistenband mit Hilfe verschiedener Übungen dehnen und stärken. Diese Übungen sind zur Prävention einer Leistenzerrung empfehlenswert, aber auch um vorhandene Schmerzen in der Leistengegend zu lindern. Jedoch sollte man bei vorhandener Problematik stets mit seinem Arzt abklären, welche Übungen sinnvoll sind, da sonst eine weitere Verletzung nicht auszuschließen ist.

Um das Leistenband zu dehnen, kann man Ausfallschritte ausführen. Optimalerweise wechselt man jedes Mal das Bein, das gebeugt wird, um die Bänder beidseitig zu trainieren.

Eine weitere Übung ist das Hüftstrecken. Hierbei kniet man auf einer Matte, stützt sich mit beiden Händen am Boden ab und versucht nun die Beine soweit wie möglich zu spreizen.

Schmerzen des Leistenbandes

Schmerzen des Leistenbandes machen sich in der Leistenbeuge bemerkbar. Sie können verschiedene Ursachen haben und deshalb unterschiedlich ausfallen.
In der Regel treten sie einseitig auf, können aber auch beidseitig vorkommen. Die häufigste Ursache für Schmerzen in der Leistengegend ist ein Leistenbruch (Leistenhernie). Dabei treten Teile Darms durch eine Lücke im Leistenkanal nach außen und sind als Beule in der Leiste tastbar und oft auch sichtbar. Zu den Symptomen gehören außerdem Schmerzen, die bei Druckausübung, zum Beispiel beim Husten auftreten.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Leistenbruch Symptome

Eine weitere häufige Ursache für Leistenschmerzen ist die Zerrung des Leistenbandes, die häufig durch eine Überlastung beim Sport hervorgerufen wird.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Entzündungen des Leistenbandes

Darüber hinaus können auch die Knochen und Gelenke der Hüfte für die Schmerzen verantwortlich sein. Knochenbrüche des Beckens oder eine Hüftkopfarthrose führen in der Regel zu Schmerzen in der Leistenbeuge.
Auch entzündliche Erkrankungen können eine mögliche Ursache sein. Hierbei kommt zu den Schmerzen meist eine Rötung, Schwellung und Erwärmung der Leistenregion.

Auch ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule oder urologische Störungen, wie Harnsteine, eine Entzündung der Harnwege oder Erkrankungen der Hoden können unter anderem zu Schmerzen in der Leiste führen. Frauen klagen manchmal während ihrer Periode über ziehende Schmerzen dort.

Je nach Ursache können die Schmerzen unterschiedlich behandelt werden. Während eine Zerrung des Leistenbandes von selbst wieder ausheilt, ist bei Leistenbrüchen in der Regel eine Operation notwendig, um den Bruchsack wieder in den Bauch zu bringen. Auch bei eventuell vorhandenen Tumoren, die die Schmerzen verursachen, ist eine operative Entfernung nötig.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Operation bei einem Leistenbruch

In schweren Fällen einer Hüftgelenksarthrose ist ein künstliches Hüftgelenk die einzige Möglichkeit, dauerhaft die Schmerzen zu lindern.
Bei überlastungsbedingten Schmerzen sind in manchen Fällen entzündungshemmende Schmerzmittel nötig, oftmals reichen aber schon die Ruhigstellung des Hüftgelenks und eine Trainingspause. Auch eine Elektrotherapie oder die Ultraschallbehandlung können den Heilungsverlauf günstig beeinflussen.

Lesen Sie alle Informationen rund um die Ursache und Behandlungsmöglichkeiten von Schmerzen im Bereich des Leistenbandes unter dem folgenden Artikel: Schmerzen am Leistenband

Entzündung des Leistenbandes

Schmerzen im Bereich der Leiste können auf eine Entzündung des Leistenbandes zurück zu führen sein. Aufgrund der komplexen Anatomie der Leistengegend ist es generell sehr schwer, Beschwerden in der Leistenregion auf ihre Ursache zurück zu führen.

Gründe für Schmerzen können Verstauchungen, Entzündungen oder gar Brüche sein. Im Falle einer Entzündung kann diese entweder die durch die Leistengegend verlaufenden Nerven, das Hüftgelenk oder die sich dort befindlichen Muskeln betreffen. Neben starken Schmerzen treten oft Rötung, Schwellung und Erwärmung der Leistenregion auf. Die Schmerzen treten bereits in Ruhe auf und verstärken sich bei Druckbelastung.

Bei Defekten im Bereich der Leiste liegt die Ursache in den häufigsten Fällen in Überbelastung durch Sport. Daher sollten sowohl im Falle einer Zerrung, als auch einer Entzündung sportliche Aktivitäten unterbrochen und die Hüfte bzw. Leiste geschont werden.
Weiterhin können entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente eingenommen und Physiotherapie in Anspruch genommen werden.

Verletzungen im Bereich der Leistengegend lassen sich nur begrenzt vorbeugen. Trotzdem sollten starke Belastungen wie bspw. das Heben von schweren Gewichten vermieden werden.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel: Leistenbandentzündung

Schwellungen am Leistenband

Schwellungen am Leistenband können verschiedenste Ursachen haben. Der häufigste und bekannteste Grund für solch eine Schwellung ist die Leistenhernie, auch als Leistenbruch bekannt. Durch den Bruch kommt es zu einer Aussackung der Bauchwand, was zu starken Schmerzen führen kann und dringend vom Arzt behandelt werden sollte.

Eine Schwellung kann auch noch durch vergrößerte Lymphknoten verursacht werden, was wiederum auf eine Infektion oder aber auf einen Tumor hindeuten kann. Mithilfe von Ultraschall und einem Bluttest ist die Ursache oft schnell gefunden.

Lymphknoten in der Leiste

Die Leiste beinhaltet als Leitungsstraße nicht nur die arteriellen und venösen Gefäße der Beine, sondern auch die Lymphgefäße, die überschüssige Flüssigkeit aus den unteren Gliedmaßen drainieren. Diese Lymphgefäße bilden in der Leiste eine Vielzahl von Lymphknoten, die als Kontrollzentren dienen.

Da sie in der Region recht groß sind lassen sie sich oft tasten. Nicht immer muss das einen Grund haben, doch meistens lassen sich die Knoten bei Infektionen, wie zum Beispiel bei Entzündung der Beckenorgane, ertasten. In ihnen läuft dann eine Immunreaktion gegen den Erreger ab, weshalb vermehrt Immunzellen einwandern und dadurch eine Größenzunahme bewirken.

Jedoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass auch Tumore beim Streuen Lymphknoten besiedeln und ebenfalls eine Vergrößerung hervorrufen.

Lese Sie mehr zum Thema: Lymphknotenschwellung in der Leiste

Leistenbandzerrung

Die Leistenbandzerrung wird durch eine schnelle Seitwärtsbewegung des Beines verursacht. Dabei sind die Adduktoren des Oberschenkels betroffen. Das sind die Muskeln, die auf der Innenseite des Oberschenkels liegen und das Bein heranziehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Adduktorenzerrung

In den meisten Fällen tritt die Leistenbandzerrung als Sportverletzung auf und betrifft vorwiegend Fußballer, Hürdenläufer, Schwimmer und Eishockeyspieler. Aber auch eine angeborene Fehlstellung der Hüfte oder eine falsche Lauftechnik kann zu einer Leistenbandzerrung führen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Leistenzerrung

Eine Leistenbandzerrung kann in drei Schweregrade eingeteilt werden. Bei einer leichten Zerrung ersten Grades sind die Fasern der Adduktoren überdehnt, wobei maximal 5% der Fasern gerissen sind. Der Betroffene verspürt leichte Schmerzen in der Leistengegend, leichtes Training ist jedoch trotzdem möglich. Bei einer Leistenbandzerrung zweiten Grades sind mehr als 5% der Muskelfasern gerissen und der Betroffene verspürt Schmerzen bei Druck auf die Adduktoren. Zudem treten schon bei leichten Belastungen wie Laufen oder sogar Gehen Schmerzen auf. Der dritte Grad der Leistenbandzerrung ist gekennzeichnet durch ausgeprägte Muskelfaserrisse, die von Blutergüssen, Schwellungen und starken Schmerzen begleitet werden.

Der Schmerz einer Leistenbandzerrung tritt auf der Innenseite der Oberschenkel auf, dort wo die Adduktoren sich befinden. Die Schmerzen sind verstärkt bei Abspreizen des Beines nach außen. Je nach Schweregrad treten die Beschwerden bei hohen Belastungen oder schon bei niedrigen Belastungen wie Gehen auf.
Zur Diagnosestellung gehört auf jeden Fall auch eine Röntgenuntersuchung des Beckens, um eine eventuelle Fehlstellung des Beckens oder eine Abnutzung des Gelenks auszuschließen.

Das Training sollte bei einer Leistenbandzerrung sofort abgebrochen werden. Hilfreich ist es, die Leistengegend zu kühlen, um die Schmerzen zu lindern und eine eventuelle Einblutung zu verhindern. Hierzu ist auch das Hochlagern der Beine hilfreich. Im weiteren Verlauf helfen oft Wärmebehandlung, Reizstromtherapie, Lymphdrainagen und Krankengymnastik. Auch die Einnahme von Magnesium kann den Heilungsverlauf unterstützen. Auf Sport sollte während der Zeit verzichtet werden. Je nach Schweregrad dauert der Krankheitsverlauf unterschiedlich lang und kann sich von wenigen Tagen bis hin zu etwa zehn Wochen hinziehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Therapie einer Leistenzerrung

Um einer erneuten Leistenbandzerrung vorzubeugen sollte im Anschluss auf regelmäßige Dehnübungen der Oberschenkelmuskeln und gründliches Aufwärmen vor dem Training geachtet werden

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.05.2016 - Letzte Änderung: 25.07.2023