OP einer Rektusdiastase

Was ist eine Rektusdiastase?

Unter einer Rektusdiastase versteht man die Ausweitung der Mittelline des Bauches, der sogenannten Linea alba. Diese Mittellinie ist eine Bindegewebsschicht, die senkrecht in der Mitte der Bauchwand vom Brustbein bis hinunter zum Schambein verläuft. Diese Bindegewebsschicht verbindet die rechten und linken Bauchmuskeln miteinander. Genaugenommen entsteht sie dadurch, dass die rechten und linken Bauchmuskeln in der Mitte zusammenlaufen und sich dort verflechten. Weitet sich diese Bindegewebsschicht aus und wird dünner, weichen gleichzeitig auch die Bauchmuskeln etwas auseinander. Da diese die tragende Schicht der Bauchdecke sind, wird die Mittellinie dadurch etwas instabiler und es entsteht bei erhöhtem Druck im Bauch eine sichtbare Vorwölbung in diesem Bereich. 

Indikationen für eine OP bei Rektusdiastase

In der Regel muss eine Rektusdiastase nicht operiert werden. Verursacht diese jedoch zunehmend Beschwerden, kann über eine Operation nachgedacht werden. Hierzu zählt allem voran eine Beeinträchtigung der Bauchpresse. Weichen die rechte und linke Bauchmuskulatur zu weit auseinander, kann dies dazu führen, dass die Hebelkräfte der Muskeln beeinträchtigt sind und diese dann an Anspannungsfähigkeit verlieren. Ein Bauchdruck kann dann nur noch eingeschränkt oder erschwert aufgebracht werden. Dies führt dazu, dass die Rückenmuskulatur stärker beansprucht werden muss, was wiederum zu chronischen Rückenschmerzen führen kann. Spätestens dann, wenn die Rektusdiastase so fortgeschritten ist, dass richtige Bauchwandbrüche im Bereich der ausgedünnten Mittellinie entstehen, sollte ein operativer Eingriff besprochen werden. 

Ablauf der OP

Der Ablauf der Operation hängt von der gewählten OP-Technik ab. Ein mögliches Verfahren ist ein sogenanntes Minimal-invasives Verfahren. Im Bereich des Schambeins werden kleine Schnitte gemacht und von dort aus dann das Unterhautfettgewebe hoch in den Bereich der Rektusdiastase getunnelt. Die ausgedünnte Linea alba wird durch eine Naht der Bauchdeckenmuskulatur verschlossen. Im Anschluss wird in der Regel dann ein nicht auflösbares Netz aus künstlichem Material auf die Bauchmuskulatur geklebt oder genäht. Dieses soll die tragende Bauchschicht zusätzlich verstärken. 

Eine weitere Technik ist die endoskopische Linea Alba Rekonstruktion (ELAR). Hierbei wird der kleine Schnitt im Bereich des Bauchnabels gemacht, alles Weitere entspricht dem eben genannten Verfahren. Der einzige Unterschied ist hier lediglich, dass ein ca. 3cm großer Schnitt sichtbar im Bereich des Nabels zurückbleibt.

Das zuerst genannte Verfahren bietet den Vorteil, dass der Schnitt in der Bikini-Zone versteckt und somit nicht sichtbar ist. Beide Verfahren eignen sich eher zur Operation kleinerer Rektusdiastasen. Größere Rektusdiastasen werden durch eine Kombination aus Bauchchirurgie und Plastischer Chirurgie operativ behandelt. Hierzu mobilisieren die Plastischen Chirurgen zunächst die Bauchhaut, die durch große Rektusdiastasen oftmals etwas überdehnt ist. Danach beheben Bauchchirurgen die Rektusdiastase, wie oben beschrieben, durch eine Naht der Bauchmuskeln und Einlage eines Netzes. Anschließend wird eine Bauchdeckenstraffung der überdehnten Bauchhaut vorgenommen (Abdominoplastik).

Dauer der OP

Auch die Dauer der Operation hängt von der gewählten Technik ab. Die Minimal-Invasiven Verfahren dauern in der Regel 45-60 Minuten. Ist die Behebung der Rektusdiastase mit einer Bauchdeckenstraffung einhergehend, verlängert sich die Operationsdauer nochmal. 

Mögliche Risiken der OP

Zu den Risiken einer Rektusdiastasen-Operation gehören die allgemeinen Risiken eines bauchchirurgischen Eingriffs. Hierzu zählen Blutungen während der Operation, Nachblutungen nach der Operation sowie Infektion der Wunden bis hin zu Infektionsausbreitung im Körper, was im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führen kann. Des Weiteren besteht durch die eingeschränkte Mobilisierung nach der Operation ein größeres Thrombose- und Embolie-Risiko. Während der Operation können umliegende Strukturen wie Gefäße, Nerven, Weichteilgewebe und Bauchmuskeln versehentlich verletzt und dauerhaft geschädigt werden. Kommt es zur Eröffnung der Bauchhöhle, können Bauchorgane, wie allen voran Darmschlingen, versehentlich verletzt werden. Das zur Verstärkung eingelegte Netz kann im Verlauf theoretisch verrutschen, auch wenn dies recht unwahrscheinlich ist. Passiert es jedoch trotzdem, kann es seine Wirkung verlieren. Auch die Naht der Bauchmuskulatur kann theoretisch wieder aufgehen, die Rektusdiastase tritt dann erneut wieder auf – man spricht dann auch von einem Rezidiv. 

Zu betonen ist aber, dass eine Rektusdiastasen-Operation ein risiko- und  komplikationsarmer Routineeingriff ist. 

Wie sieht die Narbe nach OP aus?

Wie oben beschrieben, unterscheiden sich die Schnittführungen und damit auch die Narben je nachdem, welche Operationstechnik verwendet wird. Die Minimal-Invasiven Verfahren haben, wie der Name es bereits impliziert, kleinere Narben. Hier findet sich die Narbe entweder im Bereich des Schambeins und damit noch innerhalb der Bikini-Zone oder aber im Bereich des Nabels. Die Narben können von der Größe dabei variieren und sind maximal 3cm groß. Bei der Versorgung größerer Rektusdiastasen ist oftmals noch ein klassischer Schnitt zur Bauchdeckenstraffung notwendig, der quer im Unterbauch verläuft und in der Regel etwas größer ist. 

Wie lange bin ich nach der OP krankgeschrieben?

Die Dauer der Krankschreibung hängt zum einen von dem Ausmaß der Operation und der Operationstechnik ab, zum anderen von dem individuellen Heilungsverlauf. Des Weiteren ist eine Krankschreibung immer auch von dem jeweils ausgeübten Beruf abhängig, je nachdem, wie körperlich beanspruchend dieser ist. Daher lässt sich nicht pauschal sagen, wie lange eine Krankschreibung nach einer Rektusdiastasen-Operation dauern sollte. Insgesamt kann jedoch mit einer Krankschreibung von einer Woche nach der Operation gerechnet werden. 

Wie lange darf ich nach der OP keinen Sport machen?

Nach einer Rektusdiastasen-Operation gilt in der Regel eine Schonfrist der Bauchdecke für insgesamt 3 Monate. Dieses bedeutet nicht, dass 3 Monate komplett Ruhe gehalten werden muss. Vielmehr sollte darauf geachtet werden, dass die Bauchdecke nicht zu sehr beansprucht wird. Dies passiert automatisch, wenn schwerere Gewichte getragen oder gehoben werden. Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren, Laufen oder Walken sind bereits deutlich früher möglich, das Heben und Tragen von Lasten über 5kg sollte jedoch für 3 Monate vermieden werden. Dieses bezieht sich sowohl auf Gewichte im Fitnessstudio als auch im Alltag. Sportarten wie Krafttraining oder intensiveres Yoga, bei denen die Bauchdecke vermehrt unter Spannung gerät, sollten ebenfalls gemieden werden. 

Zahlt die Krankenkasse eine OP bei Rektusdiastase?

Bei der Operation einer reinen Rektusdiastase, das heißt ohne begleiteten Bauchdeckenbruch, handelt es sich um eine Selbstzahlerleistung, da die Rektusdiastase per se keinen Krankeheitswert hat und demnach in die Rubrik einer ästhestischen Operation fällt. Ist die Rektusdiastase jedoch krankheitsbringend, wie im Fall großer Diastasen, die chronische Rückenschmerzen  verursachen oder zum Teil schon von kompletten Bauchdeckenbrücken begleitet sind, ist eine Kostenübernahme durch die jeweilige Krankenkasse durchaus möglich.

Was sind die Alternativen zu einer OP?

Macht eine Rektusdiastase keine Bechwerden und geht nicht mit einem Bauchdeckenbruch einher, kann sie durch Bauchmuskeltraining therapiert werden. Durch eine Stärkung der Bauchmuskeln kann ein Fortschreiten der Rektusdiastase verhindert und eine vorhandene Rektusdiastase vielleicht sogar etwas vermindert werden. Zudem hilft eine Reduktion von Übergewicht, falls dieses begleitend vorliegen sollte. 

Für das gezielte Bauchmuskeltraining gibt es spezielle Rektusdiastase-Übungen, die physiotherapeutisch begleitet oder alleine durchgeführt werden können. Zudem sollten – falls Fehlhaltungen im Rumpfbereich vorliegen – Übungen zur Haltungskorrektur gemacht werden. Als allgemeine Regel gilt, dass alle Übungen, bei denen die Bauchmuskulatur überstreckt oder gewölbt wird (wie zum Beispiel bei Crunches), gemieden werden sollten. Gut sind Übungen, die mit der Anspannung des Beckenbodens und/oder der reinen Anspannung der Bauchmuskulatur arbeiten. Auch die Stärkung der Bauchmuskulatur durch Elektromagnetische Stimulation (EMS) kann versucht werden. 

Weiterführende Informationen

Folgendes könnte Sie auch interessieren:

Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.10.2021 - Letzte Änderung: 22.10.2021