Paukenröhrchen

Definition

Ein Paukenröhrchen ist ein in das Trommelfell  eingebrachtes Röhrchen, das eine Verbindung vom äußeren Gehörgang zum Mittelohr schafft. Bildlich gesehen sorgt es dafür, dass für eine bestimmte Zeit ein Loch im Trommelfell ist. Es kann je nach Notwendigkeit aus verschiedensten Materialien wie zum Beispiel Silikon oder Titan bestehen.
Das Therapieziel des Paukenröhrchens ist dabei, Sekret aus dem Mittelohr abfließen zu lassen und somit für eine gute Belüftung der Paukenhöhle zu sorgen. Die Abheilung von entzündlichen oder verletzungsbedingten Prozessen im Bereich des Mittelohres wird somit gefördert.

Wann benötige ich ein Paukenröhrchen?

Jede Ansammlung von Sekret im Mittelohr kann eine Indikation für ein Paukenröhrchen sein. Am häufigsten kommt dies im Rahmen einer Mittelohrentzündung vor. Die Entscheidung für das Einbringen ist dabei vor allem von der Menge der angestauten Flüssigkeit und weniger von der Art des Sekrets abhängig. Bei der ärztlichen Untersuchung kann dies durch eine Betrachtung des Trommelfells festgestellt werden. Je mehr Sekret sich im Mittelohr angestaut hat, desto mehr lenkt sich das Trommelfell in Richtung des Untersuchers aus. Ein nach außen gewölbtes Trommelfell spricht also für einen zu hohen Druck im Mittelohr, der gegebenenfalls mittels eines Paukenröhrchens entlastet werden muss.

Ein weiterer Anhaltspunkt für den Untersucher ist der in der Mitte des Trommelfells befindliche „Hammergriff“ als Teil der Gehörknöchelchen. Übersteigt der Flüssigkeitsspiegel diese anatomische Struktur, sollte spätestens dann die Indikation für ein Paukenröhrchen in Zusammenhang mit den Symptomen des Betroffenen in Betracht gezogen werden.

Da das Trommelfell zudem pergamentartig ist, lassen sich sowohl dahinter befindliche Strukturen als auch die Beschaffenheit des Sekrets erahnen. Gelb-weißliches Sekret spricht dabei für entzündliche Prozesse mit Eiterbildung und rötliches Sekret für eine blutige Flüssigkeitsansammlung. Diese beiden Sekretfarben sprechen mitunter auch für die Anlage eines Paukenröhrchens, da sich Entzündungen in Richtung Innenohr ausbreiten können und Blut die Gehörknöchelchen verkleben könnte. Hier bedarf es jedoch der genauen Einschätzung eines HNO-Arztes.

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Wie läuft die OP ab?

An sich gesehen ist das Einbringen eines Paukenröhrchens keine richtige Operation, sondern eher ein ambulanter Eingriff. Er dauert nur wenige Minuten und bedarf normalerweise keinem weiteren Krankenhausaufenthalt. Der Eingriff an sich verletzt jedoch das Trommelfell, sodass eine Aufklärung über den Verlauf und die möglichen Risiken notwendig ist. Dadurch erhält dieser kleine Eingriff seinen OP-Charakter.
Um dem Betroffenen den Einsatz des Paukenröhrchens so angenehm wie möglich zu gestalten, ist eine Betäubung des Trommelfells notwendig. Diese kann lokal durch das Aufbringen eines Anästhetikums auf das Trommelfell in Form einer Lösung oder durch die Gabe eines Schmerzmittels in Form einer Infusion erfolgen. Entscheidet sich der Betroffene für die lokale Betäubung, ist er während des ganzen Eingriffes wach und kann prinzipiell direkt danach nach Hause gehen oder weiter behandelt werden.
Wird eine Vollnarkose in Erwägung gezogen, liegt dies meist an der geplanten weiteren Behandlung des Mittelohres während des Eingriffes. Sollte nämlich eine Spülung oder eine weitere Sanierung des Mittelohres erforderlich sein, ist eine Vollnarkose für kurze Zeit nötig. Angst oder Aufregung spielen bei Kindern eine wichtige Rolle für die Entscheidung zur Vollnarkose.
Ist das Trommelfell betäubt, wird es durch ein Skalpell im vorderen unteren Quadranten mit einem kleinen Schlitz eröffnet. In diesen Schlitz wird dann das Paukenröhrchen eingebracht. Es bedarf keiner weiteren Befestigung, da es durch die Verletzung des Trommelfells mit dem wenigen freigesetzten Blut verklebt und somit auf natürliche Weise Halt findet. Ist das Paukenröhrchen eingebracht, ist der Eingriff auch schon beendet und bedarf noch einer kurzen Nachbeobachtung des Betroffenen. Nach einer Vollnarkose ist ein kurzer stationärer Aufenthalt im Einzelfall zu erwägen.

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung bedarf der weiteren Therapie der auslösenden Ursache.
Meist ist eine Mittelohrentzündung die Indikation für ein Paukenröhrchen gewesen. Die adäquate Therapie mittels fiebersenkenden Mitteln, Schmerzmitteln und Antibiotika ist hier also ein wichtiger Baustein der Nachbehandlung neben einer regelmäßigen Kontrolle der Lage des Paukenröhrchens. Im akuten Krankheitsgeschehen bedeutet dies für den Arzt den Betroffenen im Abstand von wenigen Tagen einzubestellen, um die Medikation gegebenenfalls neu anpassen zu können und den Abfluss des Sekretes über das Paukenröhrchen zu garantieren.
Ist die Erkrankung überwunden, wird das Paukenröhrchen in den meisten Fällen belassen. Es wird nämlich selbst vom Körper abgestoßen und garantiert einen abgeschlossenen Heilungsprozess. Mit der Erneuerung des Trommelfells im verletzten Bereich, wird das Paukenröhrchen stückweise in Richtung des äußeren Gehörganges vorgeschoben. Mit der Deckung des Gewebedefekts fällt es also in den äußeren Gehörgang und wird wegen seiner kleinen Größe oft unbewusst verloren.
Das wiederhergestellte Trommelfell spricht also für einen ausgeheilten Prozess, da es nur durch Abwesenheit von Erregern oder Sekret vollständig zusammenwachsen kann. Denn andererseits würde zu viel Spannung durch angestaute Flüssigkeit auf dem Trommelfell liegen, sodass seine Wundränder sich nicht verschließen könnten. Daher wartet man den natürlichen Heilungsvorgang von einigen Wochen ab.
Eine Nachkontrolle in einem großzügigen Abstand ist daher nach der Akutbehandlung beim niedergelassenen Arzt gerechtfertigt.

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Wie lange muss das Paukenröhrchen bleiben?

Es hängt ganz vom Grad der Erkrankung ab, wie lange das Paukenröhrchen im Trommelfell verbleiben muss.
Bei einer akuten Erkrankung sollte es bis zur vollständigen Abheilung belassen werden. Liegen chronische Beschwerden vor, kann auch ein Verbleiben von bis zu zwölf Monaten notwendig sein.
Wird es aufgrund einer akuten Mittelohrentzündung eingebracht, wird es in der Regel vom Körper selbst innerhalb weniger Tage bis maximal zwei Wochen abgestoßen. Innerhalb dieser Zeit leiden Betroffene auch noch unter einem Krankheitsgefühl, sodass das Paukenröhrchen auch bei deutlicher Besserung noch eine Berechtigung zum Verbleib hat und die weitere Ausheilung weiter unterstützt.

Wie wird das Paukenröhrchen entfernt?

In den meisten Fällen entfernt der Körper selbst das Paukenröhrchen. Im Verlauf des natürlichen Heilungsprozesses wird es durch neues Gewebe in Richtung des äußeren Gehörganges geschoben. Bildlich kann man sich dies durch seine natürliche Form erklären. Es ähnelt einem Trichter, dessen Verengung in Richtung Mittelohr zeigt. Das Paukenröhrchen befindet sich im vorderen unteren Quadranten und hat somit sein Hauptgewicht mittels der Schwerkraft in Richtung des äußeren Gehörganges. Wird also der Defekt im Trommelfell geschlossen und damit das als körperfremd erkannte Material des Paukenröhrchens abgestoßen, fällt es nach außen und nicht in Richtung Mittelohr.
Sollte dieser Vorgang ausbleiben, kann das Röhrchen auch manuell durch den Arzt entfernt werden. Gerade bei T-förmigen Paukenröhrchen im Rahmen einer langfristigen Therapie ist dies der Fall. Durch Zug am Röhrchen klappen sich hier die Träger hinter dem Trommelfell zusammen und das Röhrchen kann problemlos entfernt werden.

Wie lange darf man ein Paukenröhrchen maximal tragen?

Die Liegedauer eines Paukenröhrchens wird durch seine Form und die Wahl des Materials bestimmt.
Eine lange Verweildauer wird dabei vor allem durch eine T-Form gewährleistet. Das Dach des T´s liegt dabei hinter dem Trommelfell und verhindert ein Abstoßen des Materials durch den Heilungsprozess. Die Wahl von Silikon als Material verspricht zusätzlich eine gute Verträglichkeit, sodass das Trommelfell so wenig wie möglich durch den eingebrachten Fremdkörper beeinflusst wird. Ist ein optimaler Sitz und eine gute Gewebeverträglichkeit durch diese Faktoren gegeben, kann ein Paukenröhrchen bis zu einem Jahr und länger verbleiben. Es sollte jedoch eine regelmäßige Kontrolle auf die Durchlässigkeit des Röhrchens erfolgen.

Welche Risiken bestehen?

Die Anlage eines Paukenröhrchens ist eine im Verhältnis sehr risikoarme Behandlungsform. Das größte Risiko besteht im falschen Einbringen des Paukenröhrchens im Trommelfell. Es ist wichtig, dass es im vorderen unteren Quadranten eingesetzt wird. Das Einbringen in einem anderen Quadranten könnte zu einer Verletzung von dahinter gelegenen Strukturen der Gehörknöchelchen führen. Die Verletzung kann sich dann in einer Minderung der Hörfähigkeit äußern.

Blutungen sind bei dem Eingriff eher nicht zu erwarten. Das Trommelfell ist zwar ein durchbluteter Teil des Ohres, jedoch führt es keine großen Gefäße. Die umgebenden Strukturen sind zudem zum Großteil knöcherner oder knorpeliger Beschaffenheit und bergen auch nicht die Gefahr einer großen Blutungsquelle.

Die Angst vor einem zu großen Schnitt im Trommelfell ist durchaus berechtigt. Ein zu großer Schnitt kann nämlich bedeuten, dass das Paukenröhrchen nicht mehr sicher in dem künstlich geschaffenen Loch verankert werden kann. Hier kann jedoch der Betroffene beruhigt werden, dass das Trommelfell über eine gute Fähigkeit zur Regeneration verfügt. In der Regel heilt es innerhalb weniger Wochen ab und das Ziel der akuten Entlastung des Mittelohres wurde trotzdem erreicht. Zudem ist jeder ärztliche Schnitt in der Regel kleiner als ein natürlicher Riss des Trommelfells.
Ein Riss des Trommelfells erfolgt natürlicherweise, wenn die Sekretansammlung zu großen Druck auf das Trommelfell ausübt. Die Anlage eines Paukenröhrchens kommt dem zuvor und minimiert den Defekt. Im Optimalfall beträgt der Durchmesser des Röhrchens daher um etwa einen Millimeter.

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Wie stark sind die Schmerzen danach?

Treten Schmerzen in Zusammenhang mit der Anlage eines Paukenröhrchens auf, begründen sich diese in der Regel nicht durch das Paukenröhrchen selbst. Vielmehr ist es der Umstand wie zum Beispiel eine Mittelohrentzündung, die zu den Schmerzen führt. Gerade der Entleerungsprozess von angestautem Sekret aus dem Mittelohr über das Röhrchen kann anfangs schmerzhaft sein, da der Sekretfluss die entzündete Schleimhaut im Mittelohr reizt.
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Betroffene nach dem Einbringen weniger Schmerzen verspüren, da ihnen der Druck vom gespannten Trommelfell genommen wird.

Was kann man dagegen tun?

Es ist von der Intensität der Schmerzen abhängig, welche schmerzlindernde Maßnahme gewählt werden sollte.
Bei leichten Schmerzen hilft oft eine Verlagerung des Kopfes aus, um eine Besserung hervorzurufen. Hier muss der Betroffene individuell entscheiden, ob das Liegen auf der Seite oder aufrechtes Sitzen besser hilft. Sollte diese einfache Maßnahme nicht ausreichen, empfiehlt es sich bei stärkeren Schmerzen ein Schmerzmittel mit einer entzündungshemmenden Komponente wie Ibuprofen einzunehmen. Die Dosierung sollte dabei altersentsprechend und nach Beipackzettel erfolgen. Bei nicht nachlassenden Schmerzen sollte zudem immer ein Arzt konsultiert werden. 

Was tun, wenn das Paukenröhrchen verstopft ist?

Sollte das Paukenröhrchen verstopft sein, gibt es zwei Alternativen das Problem zu lösen

  • In einigen Fällen kann die Verstopfung vom HNO-Arzt gelöst werden, ohne das Paukenröhrchen zu entfernen. In der Mehrzahl sind es nämlich leichte Verkrustungen durch angetrocknetes Sekret oder Ohrenschmalz, die die Öffnung des Röhrchens verlegen. Ein leichtes Ablösen verschafft in diesen Fällen Abhilfe.
  • Sollte es nicht möglich sein, die Durchgängigkeit wiederherzustellen, muss das Paukenröhrchen gewechselt werden.
    Dieser Vorgang ist sehr viel leichter als die erstmalige Anlage des Paukenröhrchens. Hierfür wird das Trommelfell in der Regel lokal betäubt und das verstopfte Röhrchen entfernt. Ersetzt wird es durch ein neues Röhrchen, das an der gleichen Stelle eingesetzt wird.
    Um ein erneutes Verstopfen zu verhindern, kann es mitunter notwendig sein, ein Röhrchen mit einem anderen Durchmesser oder ein anderes Material zu wählen. So können kleine Partikel im Sekret nicht mehr das Lumen verstopfen oder an dem Material haften bleiben.
    Besonders Paukenröhrchen aus Gold-Platin eignen sich hier, da sie eine zusätzliche antibakterielle Wirkung haben. Eine mögliche umliegende Schwellung um die Öffnung wird somit verhindert und ermöglicht eine einwandfreie Entleerung des Sekrets. Paukenröhrchen aus Silikon leiten aber genauso gut Sekret weiter und sind wegen ihrer guten Formbarkeit an das Gewebe zu empfehlen.

Warum läuft Sekret aus dem Ohr?

Der Sinn des Paukenröhrchens ist eine Verbindung zwischen dem äußeren Gehörgang und dem Mittelohr herzustellen. Dadurch sollen die Belüftung des Mittelohres und der Abfluss von angestautem Sekret gewährleistet werden. Läuft also das Ohr nach dem Einbringen eines Paukenröhrchens, spricht dies für eine erfolgreiche Therapie.
Das Sekret wird über das Röhrchen nach außen geleitet und zeigt sich in einem Ausfluss aus dem Ohr. Je nach Art des Sekretes kann dieses dabei eine klare bis gelbliche Farbe annehmen und im Geruch stark variieren.
Als Faustformel sollte dabei eine schrittweise Reduktion des Ausflusses über Tage gelten. Mit dem entleerten Sekret sollten auch die Erreger aus dem Mittelohr eliminiert werden. Ein zunehmender Ausfluss spricht für einen komplizierten Heilungsverlauf und sollte ärztlich abgeklärt werden.
Generell sollte der Ausfluss mittels Watte im äußeren Gehörgang abgefangen werden. Locker in den Gehörgang eingebracht, nimmt die Watte das Sekret auf und kann anschließend leicht entfernt werden. Das regelmäßige Wechseln ist hier sehr wichtig, da sonst ein erneutes Aufsteigen der Infektion möglich ist. Zu Anfang der Therapie kann dies alle vier Stunden notwendig sein.
Betroffene sollten sich nicht über die Menge des Ausflusses erschrecken, sondern eine reibungslose Entleerung unterstützen. Diese kann durch ein zusätzliches Liegen auf der betroffenen Seite erreicht werden.

Darf man mit einem Paukenröhrchen schwimmen?

Schwimmen ist mit einem Paukenröhrchen nicht zu empfehlen.
Normalerweise wird das Wasser vom Trommelfell aufgehalten. Bei einem Paukenröhrchen kann es das Trommelfell passieren und ins Mittelohr gelangen genauso wie Sekret aus dem Mittelohr in den äußeren Gehörgang. Der sterile Raum des Mittelohres kann beim Schwimmen somit mit Erregern in Kontakt geraten, die sowohl die Gehörknöchelchen als auch das angrenzende Innenohr infizieren könnten.
Zudem ist das Mittelohr sonst nur mit Luft gefüllt. Wasser könnte also auch physische Schaden in diesem Bereich anrichten und die Schwingungsfähigkeit der Strukturen beeinflussen. Das Benutzen von Ohrstöpseln ist eine Lösung zum Schwimmen mit einem Paukenröhrchen. In diesem Fall muss allerdings der optimale Sitz durch einen Hörgeräteakustiker gewährleistet sein.

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Welchen Wasserschutz gibt es?

Das Verwenden eines Wasserschutzes ist unbedingt bei einem eingesetzten Paukenröhrchen notwendig. Welcher Wasserschutz jedoch angewendet werden sollte, hängt von der Feuchtigkeit und dem Ausmaß der Benetzung mit Wasser ab.

  • Für den Aufenthalt im Freien reicht normalerweise der Einsatz von Watte im äußeren Gehörgang, die regelmäßig gewechselt werden sollte.
  • Beim Duschen reicht Watte auch bei einem sorgsamen Umgang mit der Duschbrause aus. Wer jedoch keinen Eintritt von Wasser garantieren kann, sollte Ohrstöpsel verwenden. Für das Duschen reichen dabei handelsübliche Ohrstöpsel aus der Apotheke.
  • Wer jedoch mit Paukenröhrchen Schwimmen will, sollte sie bei einem Hörgeräteakustiker anpassen lassen, um einen optimalen Sitz zu gewährleisten.

Darf man mit einem Paukenröhrchen fliegen?

Betroffene können bedenkenlos mit einem Paukenröhrchen in einem Flugzeug fliegen. Der Druckausgleich kann über das Paukenröhrchen genauso gut wie über die Auslenkung des Trommelfells erfolgen. Der einzige Unterschied bei einem liegenden Paukenröhrchen ist, dass das Trommelfell sich nicht bis nur sehr wenig auslenkt, da die Luft das Trommelfell frei passieren kann. Rein objektiv betrachtet, ist der Druckausgleich während dem Start und der Landung für Betroffene sogar leichter und angenehmer, da das gut innervierte Trommelfell nicht gereizt wird und kein Druckgefühl entsteht.

Kann man mit einem Paukenröhrchen ein MRT machen?

Es ist im Einzelfall zu entscheiden, ob mit einem liegenden Paukenröhrchen problemlos ein MRT gemacht werden kann. Für genaue Angaben sollten hierzu die Hersteller des Implantates konsultiert werden. Es hängt generell jedoch vor allem vom Material des Paukenröhrchens ab, ob das aufgebaute Magnetfeld während der Untersuchung gestört wird.
Als Regelsatz gilt, dass Paukenröhrchen mit Silikon in der Regel unbedenklich für ein MRT sind und metallhaltige Röhrchen einer weiteren Absprache bedürfen.
Auf jeden Fall muss vom Betroffenen immer das Vorliegen eines Paukenröhrchens wahrheitsgemäß angegeben werden, damit keine Schäden durch die Untersuchung entstehen.

Die Besonderheiten beim Paukenröhrchen beim Erwachsenen

Die wirkliche Besonderheit beim Paukenröhrchen beim Erwachsenen ist, dass es seltener erforderlich ist. Das größte Risiko für Mittelohrentzündungen mit einer Sekretansammlung lässt sich nämlich im Kindesalter finden. Erwachsene leiden eher selten unter dieser Erkrankung. Sollte dennoch ein Paukenröhrchen notwendig sein, ist das Vorgehen und der Umgang genau der Gleiche wie bei Kindern. Der Eingriff wird jedoch nahezu immer ambulant unter lokaler Betäubung vorgenommen, während er bei kleinen Kindern eher unter einer kurzen Vollnarkose erfolgt.
Zum Alltag mit dem Paukenröhrchen ist zu sagen, dass Erwachsene gegebenenfalls noch anderen Umständen als Kinder ausgesetzt sind. Konkret bedeutet dies, sich zum Beispiel bei einer Lärmbelastung am Arbeitsplatz ausreichend mittels adäquatem Gehörschutz bei liegendem Paukenröhrchen zu schützen.
Im Gegensatz zu Kindern finden sich außerdem bei den wenigen Erwachsenen mehr chronische Verläufe, die einer Langzeittherapie bedürfen. Nicht selten beläuft sich der Verbleib des Paukenröhrchens daher bis zu über einem Jahr. Hier gilt es dann noch weitere Faktoren als mögliche Ursachen auszuschließen und wenn nötig mit zu therapieren. So müssen bei Erwachsenen diesbezüglich die Nasennebenhöhlen und der Mund-Rachen-Bereich als mögliche Auslöser untersucht werden.

Wie hoch sind die Kosten, ein Paukenröhrchen zu legen?

Die Kosten für das Einsetzen eines Paukenröhrchens übernimmt die gesetzliche Krankenkasse. Jedoch können nach dem Eingriff je nach Krankenkasse zusätzliche Kosten für angepasste Ohrstöpsel entstehen, die gegebenenfalls zum Duschen oder Schwimmen benötigt werden. Hier gilt es sich mit der eigenen Krankenkasse in Verbindung zu setzen und eine anteilige oder komplette Kostenübernahme abzuklären.

Was sind die Alternativen zum Paukenröhrchen?

Die Alternative zum Paukenröhrchen ist das natürliche Reißen des Trommelfells durch den Sekretstau. Wird der Druck auf das Trommelfell durch die angestaute Flüssigkeit im Mittelohr zu groß, reißt das Gewebe infolge der Überlastung. Der Effekt ist dabei der gleiche wie bei einem Paukenröhrchen. Es entsteht ein Loch im Trommelfell und das Sekret kann über den äußeren Gehörgang abfließen.
Im Unterschied zur Anlage eines Paukenröhrchens geschieht dies jedoch später. Betroffene leiden also häufig länger unter Ohrenschmerzen und gegebenenfalls einem pochenden Gefühl im Ohr. Ist jedoch der Druckausgleich erfolgt, ist die Empfindung der nach dem Einsatz eines Paukenröhrchens gleichzusetzen.
Der weitere Heilungsverlauf unterscheidet sich allerdings. Ein gerissenes Trommelfell enthält keinen Fremdkörper und kann nach dem Sekretabfluss direkt komplett abheilen. Der Riss wird innerhalb weniger Tage bis zu wenigen Wochen wieder verschlossen. Die Wundränder verkleben dabei relativ schnell und bilden ein flächiges Trommelfell. Bei einem Paukenröhrchen verbleibt die Öffnung länger, da das Gewebe das Fremdmaterial abstoßen muss.

Die Alternative zum Paukenröhrchen ist also der körpereigene Umgang mit dem Sekretstau im Mittelohr. Es gibt kein richtig oder falsch in dieser Hinsicht. Es können lediglich Symptome gelindert und der Krankheitsverlauf etwas verkürzt werden. Das natürliche Reißen und Abheilen des Trommelfells stellt aber im akuten Krankheitsverlauf keinen Nachteil dar.

Lediglich bei chronischen Prozessen sollte das natürliche Reißen vermieden werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.10.2017 - Letzte Änderung: 12.01.2023