Lebenserwartung beim Schilddrüsenkrebs

Bösartiger Schilddrüsenkrebs

Schilddrüsenkrebs ist eine bösartige Erkrankung der Schilddrüse. Die Bösartigkeit (Malignität) bezeichnet, dass der Tumor in der Schilddrüse schnell wächst und Tochtergeschwulste (Schilddrüsenkrebs Metastasen) bilden kann. Ein solcher bösartiger Tumor der Schilddrüse geht zu 95% von den sogenannten Epithelzellen der Schilddrüse aus und wird dann als Schilddrüsenkarzinom bezeichnet.

Es werden mehrere Formen unterschieden, die sich im Aufbau ihrer Zellen, der Tendenz Metastasen zu bilden und zuletzt in ihrer Prognose und Lebenserwartung unterscheiden. Der Schilddrüsenkrebs muss hierbei grundsätzlich abgegrenzt werden von gutartigen Tumoren der Schilddrüse, von Schilddrüsenentzündungen, Strumata und weiteren gutartigen Veränderungen.

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Papilläre Form des Schilddrüsenkrebs

Das papilläre Schilddrüsenkarzinom macht mit 55% aller Fälle die häufigste Form des Schilddrüsenkrebses aus. Das papilläre Schilddrüsenkarzinom zählt zu den differenzierten Karzinomen, was bedeutet, dass seine Zellen den normalen Schilddrüsenzellen noch sehr ähnlich sind. Seinen Namen hat das papilläre Schilddrüsenkarzinom daher, dass sich bei der mikroskopischen Betrachtung die Zellen aus dem Punktat papillenförmig anordnen.

Der Tumor zeigt sich bei der Diagnostik im Szintigramm als kalter (d.h. nicht Stoffwechsel-aktiver) Knoten, ist jedoch in der Lage, Iod zu speichern, wenn auch in geringerem Maße als gesundes Schilddrüsengewebe. Diese Eigenschaft ist wesentlich für die Prognose und die Lebenserwartung.

Nach der Entfernung (OP) der gesamten Schilddrüse schließt sich hier eine Radiojodtherapie an. Dem Patienten wird hierbei in mehreren Sitzungen hochdosiertes Jod 131 verabreicht, das sich in die verbliebenen Krebszellen einlagert. Es kann aber im Gegensatz zu normalem Jod nicht zur Bildung der Schilddrüsenhormone (Thyroxin) genutzt werden, sondern zerstört die Krebszellen durch seine radioaktiven Eigenschaften.

Mit der operativen Entfernung der gesamten Schilddrüse (radikale Thyreoidektomie) und der folgenden Radiojodtherapie haben die Patienten eine sehr gute Prognose.

Das papilläre Schilddrüsenkarzinom als bösartiger Tumor kann ebenfalls Absiedelungen (Metastasen) bilden, die meist die naheliegenden Lymphknoten betreffen. Diese können jedoch im Rahmen der Operation mit entfernt werden, sodass der Tumor samt seiner Tochtergeschwulste gänzlich aus dem Körper entfernt wird.

Die 10-Jahre-Überlebensrate liegt bei über 90%. Eine etwas schlechtere Prognose haben ältere Patienten und Patienten, bei denen bereits Fernmetastasen aufgetreten sind. Von einer Fernmetastase spricht man, wenn der Krebs Absiedelungen nicht nur in die regionalen Lymphknoten sondern in andere innere Organe gesendet hat. Dies deutet meist auf ein fortgeschrittenes Stadium der Krebserkrankung hin, das mit weniger guten Heilungschancen einhergeht.

Anaplastische Form des Schilddrüsenkrebs

Das anaplastische Schilddrüsenkarzinom ist im Gegensatz zum papillären Karzinom undifferenziert, seine Zellen ähneln denen der gesunden Schilddrüse nur noch wenig.

Anaplastische Schilddrüsenkarzinome haben die schlechteste Prognose aller Schilddrüsenkrebse, sind aber mit 1-2% aller Fälle relativ selten.

Sie wachsen stark infiltrierend (Einwachsen in Nachbarorgane) und aggressiv. Dabei wachsen sie häufig in benachbarte Strukturen wie den Nervus recurrens, angrenzende Muskeln, die Luftröhre (Trachea) oder die Speiseröhre (Ösophagus) ein, sodass es zu Symptomen des Schilddrüsenkrebs wie Heiserkeit oder Luftnot kommen kann.

Bei der Diagnosestellung hat die Hälfte der Patienten bereits Metastasen. Diese befinden sich beim Schilddrüsenkarzinom vor allem in der Lunge, den Knochen und im Gehirn und sind prognostisch ungünstig.

Wie beim papillären Schilddrüsenkarzinom wird auch hier die Schilddrüse mit den umliegenden Lymphknoten vollständig entfernt. Danach (in anderen Fällen auch bereits vor der Operation) werden die Patienten mit einer Chemotherapie behandelt und bestrahlt, man spricht von einem multimodalen Therapiekonzept. Die vielversprechende Radiojod-Therapie, die bei anderen Formen des Schilddrüsenkrebses eingesetzt wird, kann hier nicht zum Einsatz kommen. Die Krebszellen der anaplastischen Form sind so weit entartet, dass sie kein Jod mehr aufnehmen können, folglich zeigt eine Radiojod-Therapie keinen Effekt.

Das anaplastische Schilddrüsenkarzinom hat eine mittlere Überlebenszeit von ca. 4 bis 12 Monaten, je nachdem, wie weit fortgeschritten die Krebserkrankung bei der Diagnosestellung ist.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.04.2016 - Letzte Änderung: 19.07.2023