Schwimmbadkonjunktivitis

Einleitung

Die klassische Schwimmbadkonjunktivitis hat ihren Namen von der früher häufig vorliegenden Ansteckung im Schwimmbad. Mittlerweile sind die Ansteckungsraten in Schwimmbädern bei guten hygienischen Verhältnissen äußerst selten, weshalb der Begriff nicht mehr ganz zeitgemäß ist.

Bei der Schwimmbadkonjunktivitis handelt es sich um eine infektiöse, durch Bakterien ausgelöste Entzündung der Bindehaut. Sie wird auch als Paratrachom oder beim Auftreten bei Neugeborenen Einschlusskörperchenkonjunktivitis bezeichnet. Setzt sich das Bakterium an der Bindehaut fest, kann es zu einer Entzündung kommen, welche sich mit Rötung, Brennen und Jucken des Auges sowie gelegentlich Eiterbildung äußert. Da der Auslöser der Erkrankung bakteriell ist, können antibiotische Augentropfen zur Behandlung eingesetzt werden. In der Regel heilt die Schwimmbadkonjunktivitis nach einigen Tagen folgenlos ab.

Behandlung der Schwimmbadkonjunktivitis

Die Behandlung einer Konjunktivitis kann zunächst rein symptomatisch erfolgen. Dabei werden Augentropfen, die das Auge regelmäßig benetzen, verwendet. Sie können den Juckreiz und das Brennen der Augen verringern und so die Beschwerden lindern. Werden die Beschwerden allein durch die Augentropfen nicht innerhalb wenigen Tage besser, muss von einer infektiösen Ursache der Konjunktivitis ausgegangen werden. Es sollte ein Abstrich erfolgen, der den zugrundeliegenden Erreger untersuchen kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Behandlung einer Bindehautentzündung

Stellt sich heraus, dass es sich um eine Infektion mit Chlamydien, also eine Schwimmbadkonjunktivitis handelt, sollte eine antibiotische Therapie erfolgen. Da Chlamydien Bakterien sind, die sich gerne in den menschlichen Zellen verstecken, sollte die Therapie sowohl mit antibiotischen Augentropfen als auch mit einer systemischen Therapie (also beispielsweise Tabletten) erfolgen. Dazu können Antibiotika aus der Gruppe der Makrolide eingesetzt werden. So werden Erythromycin und Azithromycin gerne für die systemische Therapie eingesetzt, zudem gibt es Erythromycin-Augentropfen, die die Bakterien direkt im Auge angreifen.
Wichtig ist außerdem, strenge hygienische Regeln einzuhalten: Man sollte sich nicht in den Augen reiben und häufig die Hände waschen, damit die Krankheitserreger nicht auf andere Menschen übertragen werden können.

Bei der Behandlung ist die zusätzliche Mitbehandlung des Partners bzw. der Partnerin erforderlich. Der Partner oder die Partnerin muss dabei nicht zwangsläufig Symptome haben, sondern kann auch stiller Träger/ Trägerin des Erregers sein. So kann sich dann nämlich unwissentlich der betroffenen Patient nach der Therapie wieder anstecken, was man als Ping-Pong-Effekt bezeichnet. Daher sollte der Partner bzw. die Partnerin unbedingt mit behandelt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Antibiotikahaltige Augentropfen

Dauer der Schwimmbadkonjunktivitis

Bei später Diagnosestellung oder unzureichender Therapie können sich die Beschwerden über Wochen bis Monate hinziehen. Zudem ist die Infektionsgefahr sehr hoch, sodass schnell Menschen im näheren Umkreis auch infiziert werden können. Es sollte immer auf ausreichende Handhygiene geachtet und Hand-Augen-Kontakt vermieden werden.
Bei guter Behandlung heilt die Schwimmbadkonjunktivitis in der Regel innerhalb von wenigen Tagen bis eine Woche ohne weitere Komplikationen oder Folgen ab.

Begleitende Symptome einer Schwimmbadkonjunktivitis

Die typischen Symptome einer Schwimmbadkonjuktivitis sind zunächst die gleichen, die auch bei einer normalen Bindehautentzündung auftreten.
Die Erkrankung beginnt etwa 4-14 Tagen nach Ansteckung - in der Regel mit der Ausbildung einer Rötung und Schwellung am Auge. In den meisten Fällen ist zuerst nur ein Auge betroffen. Häufig tritt auch ein starkes Fremdkörpergefühl auf, welches mit starkem Juckreiz einhergeht.
Außerdem kommt es häufig im Rahmen der Schwimmbadkonjunktivitis  zu einem stärkeren Tränenfluss, dazu gesellt sich meist eine eitrig-schleimige Flüssigkeitsansammlung. Durch die Bildung von Eiter können die Augen besonders nachts, wenn sie für eine längere Zeit geschlossen sind, an den Wimpern verkleben. Nicht selten kann die Schwimmbadkonjunktivitis auch Schmerzen an den Augen hervorrufen.

In stark ausgeprägten Fällen kann es zu einer Lichtscheu (Photophobie) und Seheinschränungen kommen, da sich die Beschwerden bei starkem Licht verschlechtern. 
Im Verlauf der Erkrankung kommt es zur Bildung von Follikeln an der Bindehaut im Bereich der Augenlider, die häufig graurot und kornförmig sind, und zu Schwellungen der Lymphknoten um das Auge führen.

Es sollte bei der Schwimmbadkonjunktivitis möglichst wenig an den Augen gerieben werden, da sich die Bakterien sonst auf die Hände übertragen können und so eine erhöhte Ansteckungsgefahr für andere Personen besteht. Ohne Behandlung können mit der Zeit beide Augen betroffen sein und die Beschwerden über Wochen bis Monate anhalten.

Lesen Sie hierzu auch unseren ausführlichen Artikel zum Thema:

Wie ansteckend ist die Schwimmbadkonjunktivitis?

Wie ansteckend die Schwimmbadkonjunktivitis ist, hängt ebenfalls vom Infektionsweg ab. So können die Chlamydien direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden, jedoch ist eine Ansteckung über Flüssigkeiten und beschmutzte Oberflächen ebenfalls möglich.
Bei der direkten Übertragung ist das Ansteckungsrisiko sehr hoch. Kommt es zu einer Übertragung durch Flüssigkeiten, ist die Ansteckungsgefahr abhängig davon, wie viele Bakterien sich in der Flüssigkeit befinden. Die größte Ansteckungsgefahr besteht daher bei der direkten Übertragung beispielsweise beim Geschlechtsverkehr oder anschließend durch einen Kontakt der mit Bakterien kontaminierten Hände und den Augen. Zur Vermeidung der Ansteckung sollte eine strenge Händehygiene eingehalten werden, jede Person sollte eigene Handtücher verwenden.
Bei einer bekannten Infektion des Genitalbereiches sollte zudem Geschlechtsverkehr nur mit Kondomen erfolgen, damit eine generelle Ansteckungsgefahr minimiert werden kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Ist eine Bindehautentzündung ansteckend?

Diagnose einer Schwimmbadkonjunktivitis

Zur Diagnosestellung einer Schwimmbadkonjunktivitis reicht in den meisten Fällen eine gute Befragung und körperliche Untersuchung aus. 
Klassischerweise fallen die geröteten Augen auf. In der Befragung der betroffenen Person (Anamnese) wird zudem meist ein einseitiger Beginn, der sich anschließend auf beide Augen ausbreitet, berichtet. Die typischen Symptome mit passender Anamnese lassen schnell auf eine Entzündung der Bindehaut schließen.

Um die Diagnose einer Bindehautentzündung zu sichern, kann eine Spaltlampenuntersuchung durchgeführt werden, bei der eine Schwellung und Flüssigkeitseinlagerungen in den Bindehäuten auffallen.

Um die Diagnose der Schwimmbadkonjunktivitis abzuklären, muss zudem ein Abstrich des betroffenen Auges vorgenommen werden. Aus dem Abstrich kann der Erreger (Chlamydia trachomatis) in einer Bakterienkultur oder einer PCR-Untersuchung nachgewiesen werden. Chlamydien lassen sich jedoch nicht so einfach anzüchten. Zudem können sogenannte Einschlusskörperchen auffallen. Dabei handelt es sich um in die Zelle eingeschlossene Bakterien, welches ein klassisches Kriterium für die Infektion mit Chlamydien darstellt.

Ursachen einer Schwimmbadkonjunktivitis

Die Ursache einer Schwimmbadkonjunktivitis liegt in einer Infektion der Bindehaut im Auge (Konjunktiva) meist mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis. Häufig kommt es zunächst zu einer Reizung der Bindehaut im Auge beispielsweise durch eine allergische Reaktion oder auch einen Fremdkörper im Auge. Dadurch sind die Abwehrbarrieren geschwächt und das Bakterium kann sich leichter in der Bindehaut festsetzen.

Früher wurden die Chlamydien häufig über das Wasser im Schwimmbad übertragen, bei den mittlerweile vorherrschenden guten hygienischen Verhältnissen sind die Infektionen in der „westlichen“ Welt jedoch deutlich zurückgegangen. Der klassische Infektionsweg mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis besteht nun durch eine Übertragung des auch im Genitalbereich vorkommenden Bakteriums über die Hände in die Augen. Bei Neugeborenen kann auch eine Übertragung während der Geburt aus dem Genitalbereich der Mutter vorkommen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Infektion des Auges

Infektion mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis

Die Bakterienart Chlamydia trachomatis gehört zur Familie der Chlamydien. Man unterscheidet verschiedene Chlamydientypen: Es gibt die Chlamydia pneumoniae und psittaci, welche über die Luft übertragen werden und daher hauptsächlich Erkrankungen der Lunge und der Atemwege machen.

Die Unterart Chlamydia trachomatis setzt sich vor allem im Genitalbereich und in den Augen fest. Bei den Trachomatis-Chlamydien unterscheidet man verschiedene Unterarten, die sogenannten Serotypen. Für die Schwimmbadkonjunktivitis sind die Serotypen D-K als Auslöser bekannt.

Bei der Übertragung gibt es zwei unterschiedliche Wege. In Ländern mit schlechteren Hygieneverhältnissen kann die Schwimmbadnutzung zu einer Infektion führen. Werden die Becken nicht ausreichend desinfiziert, können Erreger von anderen betroffenen Menschen auf weitere Menschen übergehen.
In westlichen Ländern sind die Schwimmbäder jedoch ausreichend desinfiziert. In diesen kann es jedoch zu einer Augeninfektion kommen bei Patienten, die an einer Geschlechtserkrankung durch Chlamydien leiden. Durch mangelnde Handhygiene können die Erreger beim Jucken im Auge ins Auge gelangen und dort zu einer Infektion führen.

Lesen Sie hierzu auch unseren ausführlichen Artikel zum Thema: Chlamydieninfektin am Auge

Infektion mit dem Adenovirus

In selteneren Fällen kann eine Schwimmbadkonjunktivitis durch Viren bedingt sein, hier kommen vor allem Adenoviren in Frage. Diese Form der Infektion wird auch als follikuläre Konjunktivitis oder Keratokonjunktivitis epidemica bezeichnet. Sie ist sehr ansteckend und wird in der Regel auch durch Schmierinfektion bei mangelnder Handhygiene oder durch infiziertes Wasser, zum Beispiel im Schwimmbad, übertragen.

Sie führt zu starkem Jucken der Augen und einem Fremdkörpergefühl. Zudem kann sich Eiter bilden. Durch Jucken der Augen kommt es in der Regel zu einer starken Rötung und Seheinschränkungen. Zur Behandlung wird das Auge intensiv gespült.

Wie lange ist die Inkubationszeit?

Die Inkubationszeit bezeichnet die Zeit von der Ansteckung mit dem Krankheitserreger bis hin zum Ausbruch der Erkrankung. Da die Schwimmbadkonjunktivitis über verschiedene Übertragungswege auftreten kann, variiert die Inkubationszeit etwas. Sie beträgt in der Regel zwischen 4 und 14 Tagen

Gelangt der Krankheitserreger direkt ins Auge, beispielsweise durch Augenreiben mit infizierten Händen oder durch direkten Kontakt des Auges mit verschmutztem Wasser, ist die Inkubationszeit meist kürzer, als wenn die Eintrittspforte des Krankheitserregers an einer anderen Stelle liegt. Oftmals beginnt die Erkrankung erst auf einer Seite, im Verlauf kommt es jedoch häufig zur Infektion von beiden Augen.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.02.2020 - Letzte Änderung: 25.07.2023