Schwindel und Benommenheit

Einleitung

Schwindel ist eine Körperempfindung, die die meisten Menschen schon einmal erlebt haben. Dabei haben Betroffene das Gefühl, dass sich die Umgebung dreht oder sie fühlen sich unsicher auf den Beinen, sodass sie zum Unterbrechen der bis dahin ausgeführten Tätigkeit gezwungen werden.
Schwindel kann dabei eine bestimmte Richtung einschlagen (z.B. Dreh- und Schwankschwindel), aber auch ungerichtet sein, d.h. der Betroffene spürt einen Taumel.

Bei Benommenheit kommt es zusätzlich zu einem schwummerigen Gefühl (z.B. weiche Knie, etc.), die Konzentration fällt schwer oder es tritt Schläfrigkeit auf.
Im nachfolgenden Text liegt der Schwerpunkt auf Schwindel in Kombination mit Benommenheit.

Äußert sich der Schwindel mit zusätzlicher Benommenheit, sollte unterschieden werden zwischen einem Taumel und einem richtungsweisenden Schwindel. Spricht man von einem gerichteten Schwindel meint man damit ein schwankendes oder drehendes Gefühl, also eine beschreibbare Richtung. Bei Taumel handelt es sich eher um eine Unsicherheit oder Schwummerigkeit, bei der man nicht in der Lage ist eine Richtung zu beschreiben.

Ursachen

Bei einem gerichteten Schwindel kommen eher Störungen des Gleichgewichtssinns und der beteiligten Nerven in Frage. Hierbei gibt es vielfältige Möglichkeiten, welche von einem lageabhängigen Schwindel (Verkleben von richtungsanzeigenden Kristallen im Gleichgewichtsorgan) über eine Entzündung der Nerven bis zu einem Infarkt im entsprechenden Gebiet reichen.

Bei ungerichtetem Schwindel kommen sowohl internistische und neurologische Erkrankungen als auch Überdosierungen von Medikamenten oder Genussmitteln in Betracht. Vor allem bei einer gleichzeitig aufgetretenen Benommenheit liegt der Verdacht von Kreislaufauffälligkeiten (z.B. zu niedriger Blutdruck kurz nach dem Aufstehen) oder Stoffwechselentgleisungen (z.B. zu hoher/niedriger Blutzucker) nahe.
Bestimmte Medikamentenklassen (z.B. wasserausscheidende Medikamente, Antibluthochdruckmittel, Insulin, diverse Herzmedikamente) neigen bei übermäßiger Einnahme oder zu hoher Dosierung zu dieser Symptomkombination.

Bei neurologischen Erkrankungen kann ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung eine Rolle spielen, beides kann zu Schwindel mit Benommenheit führen.
Schwindel mit begleitender Benommenheit kann ebenso durch eine Reisekrankheit, Fehlsichtigkeiten oder Bewegungsstörungen der Augen, ein HWS-Syndrom oder Veränderungen in höherem Alter bedingt sein oder während einer Hyperventilation auftreten.

Lesen Sie hier mehr zu den Ursachen von Schwindel.

Nackenbeschwerden

Durch muskuläre oder knöcherne Veränderungen kommt es zu einer Verminderung der Beweglichkeit und der Fähigkeit, Informationen zur Lage des Kopfes weiterzuleiten. Dies kann bei den Betroffenen Schwindel oder ein Benommenheitsgefühl auslösen.

Symptome

Müdigkeit

Müdigkeit oder Schlappheit in Bezug auf Schwindel kommen häufig bei der Reisekrankheit vor. Die Reisekrankheit wird durch ungewohnte Bewegungen, wie zum Beispiel auf einem schwankenden Schiff, ausgelöst. Durch widersprüchliche Informationen des Gleichgewichtssinns werden Übelkeit, Schwindel und Müdigkeit ausgelöst.

Lesen Sie mehr zum Thema Schwindel und Müdigkeit

Es können auch noch weitere Symptome hinzukommen wie Kaltschweißigkeit, Blässe oder Kopfschmerz. Genauso gut kann die Müdigkeit während eines Schwindels durch einen niedrigen Blutdruck oder eine Anämie (Armut der roten Blutkörperchen) entstehen.
Bei psychisch anstrengenden Zuständen wie einer Depression oder einer Angsterkrankung kann es neben weiteren Symptomen ebenfalls zum Auftreten von Schwindel und Müdigkeit kommen.

Übelkeit

Schwindel verursacht häufig ein Übelkeitsgefühl oder sogar Erbrechen. Dies liegt meistens am im Hirnstamm liegenden Brechzentrum welches mit vielen anderen Gebieten des Gehirns verbunden ist. Erhält das Gehirn nun nicht zusammenpassende Informationen zu Bewegung des Körpers und der direkten Umwelt, kommt es häufig zu Übelkeit.

Kopfschmerz

Zeitgleich zum Schwindel kann es auch zu Kopfschmerzen oder einem Druckgefühl im Kopf kommen. Der Kopfschmerz kann dabei einseitig auftreten wie bei einer Migräne und noch mit Lichtempfindlichkeit verbunden sein. Treten die Kopfschmerzen eher am Hinterkopf auf, kann dies ein Zeichen für ein HWS-Syndrom sein. 

Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Artikel: Schwindel und Migräne - Welche Krankheit steckt dahinter?

Schwindel und Augen

Das bei bestehendem Schwindel auch Sehstörungen jeglicher Art (z.B. Doppelbilder, Verschwommen sehen, Einschränkung des Gesichtsfeldes) auftreten können, ist nicht ungewöhnlich. Die Informationen des Auges trägt zu einem großen Teil zum Gleichgewichtssinn des Menschen bei. Daher kann eine Sehstörung Auslöser des Schwindels sein oder aber ein Symptom, welches die gleiche Ursache wie der Schwindel haben kann.

Lesen Sie hier mehr über Schwindel und Augen.

Diagnostik

Eine genaue Anamnese des Schwindels bezüglich des Zeitpunktes des ersten Auftretens, der Dauer, der Situationen, in denen der Schwindel auftritt, und anderweitiger Begleitsymptome kann bereits die Hauptursache aufdecken oder den Kreis der möglichen Ursachen zumindest eingrenzen. Auch die Frage nach bestehenden Vorerkrankungen und aktuell eingenommenen Medikamenten hilft in diesem Fall weiter.

Internistische und neurologische Erkrankungen werden durch verschiedenste Untersuchungen als Auslöser für den Schwindel ausgeschlossen. Dazu gehört häufig eine Blutdruckmessung, die Erhebung des Blutzuckerspiegels oder auch ein EKG sowie eine orientierende neurologische Untersuchung mit Prüfung der Reflexe, Koordination oder Sinneswahrnehmungsfähigkeiten. Die sogenannte Nystagmusprüfung kann hier ebenfalls aufschlussreich sein. Dabei wird eine abnorme Bewegung der Augen überprüft.

Sollten diese Untersuchungen nicht ausreichend sein, um die Schwindelursache festzustellen, stehen weitere Möglichkeiten zur Verfügung. Beispielsweise eine Computertomographie des Kopfes, ein Ultraschall von Hals-/Hirngefäßen, Messung der Nervenleitgeschwindigkeit oder Langzeit-EKG/Blutdruckmessung.

Lesen Sie auch den Artikel: Schwindel ohne Befund.

Therapie

Da bei ungerichtetem Schwindel und parallel auftretender Benommenheit verschiedene Ursachen in Frage kommen können (s.o.), muss sich die Therapie eng an den auslösenden Faktoren orientieren. Dabei stehen Medikamentenanpassungen und eine Stabilisierung der Kreislauf- und Stoffwechselsituation im Vordergrund.
Bei altersbedingt aufgetretenem Schwindel kann eine Gangschulung oder Gleichgewichtstraining von Nutzen sein. Ist ein HWS-Syndrom der vermutete Auslöser, kann eine physikalische Therapie wirksam sein.

Lesen Sie hier mehr über die Therapie von Schwindel.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Schwindel und Benommenheit finden Sie hier:

Eine Übersicht aller Themen aus der Inneren Medizin finden Sie unter Innere Medizin A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.07.2016 - Letzte Änderung: 19.07.2023