Schwindel ausgelöst durchs Auge

Allgemeines zum Schwindel

Unter Schwindel versteht man im Allgemeinen die Wahrnehmung von Scheinbewegungen, die von den Betroffenen mit einem Gefühl der Unsicherheit sowie Benommenheit in Verbindung gebracht werden. Schwindel entsteht durch das Zusammenspiel dreier Sinnessysteme: Das Gleichgewichtsorgan des Innenohres, die Augen und die Rezeptoren für Lage- und Tiefensinn in Haut, Gelenk und Muskel.

  1. Das im Ohr befindliche Gleichgewichtsorgan vermittelt die Information darüber, in welche Richtung sich der Körper bewegt.
  2. Das Auge ergänzt dazu die Orientierung im Raum, sprich wo wir uns befinden.
  3. Die sogenannten Propiozeptoren der Haut, Gelenke und Muskeln, verraten uns etwas über die Stellung unserer Körperteile zueinander. Das

Zusammentragen aller Informationen schafft in unserem Körper den sogenannten Gleichgewichtssinn.

Kommt es zu einer Störung oder zu Widersprüchen in einem oder mehrerer dieser Systeme, so überkommt uns das Gefühl der Unsicherheit bezüglich unserer Lage: Der Schwindel.
Es zeigen sich etliche Unterschiede in der Qualität des Schwindels. Man unterscheidet grob zwei große Klassen von Schwindel.

  • Zum Einen den systematischen gerichteten Schwindel. Die Störung liegt in diesem Fall im Gleichgewichtssystem selbst. Darunter fallen beispielsweise der Dreh- oder Schwankschwindel, aber auch Schwindelformen, bei denen man das Gefühl hat, in einem Lift zu fahren oder irgendwo hinunter zu fallen.
  • Zum Anderen der unsystematische ungerichtete Schwindel, der eher mit dem klassischen „Schwarzwerden vor den Augen“ beschrieben werden kann. Der Ort der Schädigung liegt hier außerhalb des Gleichgewichtsorgans.

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Augen als Ursache für Schwindel

Liegt die Ursache im Bereich der Augen spricht man vom okulären Schwindel. Ursächlich ist meist ein Sehfehler, eine Lähmung der Augenmuskeln oder eine Abnahme des Sehvermögens mit zunehmender Linsentrübung, wie beispielsweise beim Grauen Star.
Auch in der Eingewöhnungsphase einer neuen Brille oder aber bei falsch eingestellten Brillengläsern kann es zu Schwindelempfindungen kommen. Des Weiteren können eine Augeninnendruckerhöhung und Augapfelanomalien als Auslöser in Betracht gezogen werden.
Durch die Fehlsichtigkeit und die folglich gestörte Fixation von Gegenständen durch unsere Augen kommt es im Zusammenspiel mit dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr zu widersinnigen Informationen an die Schaltzentrale im Gehirns, was schließlich zu Schwindel führt.

Schwindel durch erhöhten Augeninnendruck

Eine Erhöhung des Augeninnendrucks nennt sich in der medizinischen Fachsprache Glaukom und ist auch unter der Bezeichnung „Grüner Star“ bekannt. Ein Glaukom kann ganz plötzlich und anfallsartig oder chronisch auftreten.

Während die Auslöser für das chronische Glaukom noch nicht bekannt sind, gibt es für das akute Glaukom einige bekannte Risikofaktoren: Dazu zählen unter anderem Kurzsichtigkeit, Diabetes und Durchblutungsstörungen, wie sie etwa durch einen zu niedrigen Blutdruck auftreten können. Ein akuter Glaukomanfall ist für den betroffenen Menschen sehr schmerzhaft und außerdem mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel einhergehen.

Das akute Glaukom ist ein augenärztlicher Notfall und sollte schnellstmöglich behandelt werden

Schwindel mit anderen Symptomen - Was steckt dahinter?

Je nach Schwindelform wird diese unterschiedlich von dem Betroffenen wahrgenommen. Beim Drehschwindel verzeichnen die Betroffenen ein Gefühl als ob es sich in ihnen selbst drehe oder die Umgebung um sie herum. Ein Schwankschwindel geht mit dem Unbehagen einher, als ob der Boden unter den Füßen hinweggezogen werden würde. Hat man das Gefühl in einem Fahrstuhl zu fahren oder gar zu fallen, handelt es sich zumeist um einen Liftschwindel.
Schwindelattacken sind ausgesprochen häufig von unangenehmen Erscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen begleitet. Bei unsystematischen Schwindelformen, wie sie bei Kreislaufschwäche und Blutdruckabfall vorkommen tritt begleitend meist ein „Schwarzwerden“ vor den Augen oder ein Gefühl der Leere und Benommenheit hinzu.

Systematische Schwindelformen, wie bei dem gutartigen Lagerungsschwindel neigen zur Symptomzunahme bei Bewegung in eine Richtung sowie beim Schluss der Augen. Je nach Auslöser des Schwindels kann es begleitend zu einer Abnahme des Hörvermögens, einem Wahrnehmen zusätzlicher Ohrgeräusche, dem Sehen von Doppelbildern, Schluck- oder Sprechstörungen sowie Taubheitsgefühlen kommen.
Schwindelattacken können von kurzer Dauer, sprich von einigen Sekunden sein. In Extremfällen halten Schwindelzustände aber auch über einige Tage an und stellen damit eine sehr große Belastung für die Betroffenen dar. Hier ist es ratsam, zeitnah einen Arzt aufzusuchen.

Augenschmerzen und Schwindel

Die häufigste Ursache für schmerzende Augen ist eine nicht ausgeglichene Sehschwäche. Durch die stetige Anstrengung und Bemühung der Augenmuskeln, die Schwäche auszugleichen, kommt es nach einiger Zeit zu Schmerzen. Darüber hinaus kann es im weiteren Verlauf zu Kopfschmerzen und Schwindel kommen. Eine Sehschwäche wie Weit- oder Kurzsichtigkeit kann schnell beim Augenarzt oder Optiker festgestellt werden und sollte besonders bei entsprechenden Beschwerden mit einer Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden.

Lesen Sie hierfür: Symptome bei Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit

Auch Entzündungen oder ein erhöhter Augeninnendruck können Schmerzen am Auge und bei fortgeschrittener Krankheit Kopfschmerzen und Schwindel verursachen. Wird eine solche Ursache verdächtigt, sollte auf warme, gerötete oder geschwollene Bereiche am Auge geachtet werden. Auch eine gerötete Bindehaut oder ein sehr harter Augapfel können Hinweise auf eine Entzündung oder einen akut erhöhten Augeninnendruck (sogenanntes Glaukom) sein. Falls letzteres zutreffen könnte, sollte ein Arzt oder eine Notfallambulanz aufgesucht werden, da ein Glaukom schnellstens behandelt werden sollte.

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Augenflimmern und Schwindel

Ein Flimmern bei gleichzeitigem Schwindel wahrzunehmen, ist meistens Zeichen eines akuten Migräneanfalls. Hierbei kommt es ursächlich erst zu einer Erregungswelle, dann zu einer Erregungsblockade, die sich über die Hirnrinde ausbreitet. Bezeichnend für die Migräne sind unter anderem die halbseitigen Kopfschmerzen sowie Störungen der Sinne, besonders der Augen. Besonders typisch sind dabei die sogenannten Flimmerskotome, die an das Hitzeflimmern über einer asphaltierten Straße im Sommer erinnert.

Aber auch andersherum können Störungen des Sehens, wie das Augenflimmern, bei den betroffenen Personen Schwindel auslösen. Bei einem ärztlichen Gespräch sollte daher herausgefunden werden, welches dieser Symptome zuerst vorhanden war und eventuell das andere verursacht haben könnte.

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Augenzucken und Schwindel

Ein Zucken der Augenmuskeln zeigt normalerweise eine Überlastung an. Falls das Augenzucken ein Begleitsymptom des eines Schwindels ist, sollte darauf geachtet werden, welches Symptom zuerst aufgetreten ist und ob eines der Symptome vielleicht die Folge des anderen ist.

Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass sowohl Augenzucken als auch Schwindel durch Ursachen wie Überanstrengung, Stress oder Schlafmangel gemeinsam verursacht werden. Tritt Schwindel mit Augenzucken scheinbar ohne Ursache häufig auf und verursacht es Einschränkungen im Alltag und Leidensdruck der betroffenen Person, sollte ein Arzt zur weiteren Diagnostik aufgesucht werden.

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Andere Ursachen

  • Neben den Ursachen durch die Augen gibt es allerdings noch vielfältige weitere Ursachen für Schwindel. Ein Klassiker unter den Schwindelformen ist der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel. Er betrifft vor allem Menschen ab dem 60. Lebensjahr.
    Ausgelöst wird diese Schwindelform durch eine Lageänderung des Körpers, wie zum Beispiel beim Umdrehen im Bett von einer Seite zur anderen. Diese Bewegung hat zur Folge, dass sich kleine kristallene Steinchen in den Windungen unseres Innenohres lösen und dort zu Irritationen führen. Ein Drehschwindel ist die Folge. Glücklicherweise dauert dieser Schwindelanfall nur einige Sekunden bis Minuten an.
    Sollte sich der Drehschwindel allerdings von anhaltender Dauer mit Fallneigung zu einer Seite sowie ruckartig zuckenden Augenbewegungen präsentieren, kann es sich um eine Entzündung des Hörnervens handeln.
     
  • Ein Drehschwindel wie „aus heiterem Himmel“ in Verbindung mit einem Hörverlust und Ohrgeräuschen sollte an einen Morbus Menière denken lassen. Bei dieser Erkrankung des Innenohres kommt es zu kleinsten Rissen in den Membranen des Ohres, die zwei unterschiedliche Flüssigkeiten des Innenohres voneinander trennen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Zusammensetzung führt die Durchmischung dieser beiden Substanzen zu den oben genannten Symptomen.
     
  • Die, vor allem im Kindesalter verbreitete, Mittelohrentzündung beherbergt als Komplikation die Ausbreitung der Entzündung in Richtung des Innenohres. Die hierdurch hervorgerufene Reizung der Hörsinneszellen löst unter Umständen einen Schwindel aus.

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  • Aufgrund von Durchblutungsstörungen im Bereich der Hirngefäße, wie es unter Umständen für langsam zunehmende Verkalkungen der Schlagadern oder einen plötzlich eingetreten Schlaganfall zutrifft, kann es ebenfalls zum Schwindelanfall kommen. Taubheitsgefühle in entsprechenden Körperteilen, Sprech- oder Sehstörungen sind häufige Begleiterscheinungen.
    Ein Benommenheitsschwindel kann unter Umständen durch einen niedrigen Blutdruck oder eine Unterzuckerung auftreten. Solche kreislauf- und stoffwechselbedingten Schwindelattacken werden häufig durch ein „Schwarzwerden“ vor den Augen sowie von weiteren vegetativen Symptomen, wie Kaltschweißigkeit oder Blässe begleitet.
     
  • Auch der Missbrauch toxischer Substanzen, wie Alkohol, führt ab einer bestimmten Menge zur Reizung unseres Gleichgewichtssinnes. Provoziert wird hier zumeist ein unangenehmer Drehschwindel, der einige Stunden andauern kann. Eine ganze Reihe bestimmter Medikamente, wie Entwässerungstabletten oder Beruhigungsmittel können ebenfalls einen Schwindel auslösen.
     
  • Nicht außer Acht zu lassen ist, dass die Psyche bei der Empfindung von Schwindel ebenfalls eine große Rolle spielt. Angst oder andere seelische Belastungssituationen können hierbei den sogenannten psychogenen Schwindel verursachen.

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Diagnose

Der erster Ansprechpartner im Falle des Schwindels ist meist der Hausarzt. Sollte sich der Verdacht auf eine speziellen Erkrankung erhärten, so hilft die Überweisung zum Spezialisten weiter. Grundsätzlich wird sich der Mediziner für die Art des Schwindels, die Dauer, die auslösenden Ursachen sowie bestehende Vorerkrankungen interessieren. Auch die Lebensumstände, mögliche belastende Situationen in Beruf oder Familie können in Betracht gezogen werden. Denn auch Stress kann ein Trigger für Schwindelattacken darstellen.
Im Anschluss wird eine körperliche Untersuchung, mit beispielsweise Blutdruck- und Pulsmessung durchgeführt, um Kreislaufstörungen als Schwindelauslöser zu entlarven. Auch die Bewegung des Kopfes in unterschiedliche Richtungen und bestimmte Lagerungsmanöver dienen der diagnostischen Findung der Schwindelursache.
Außerdem sollte ergänzend eine Hörprüfung und eine Untersuchung der Augen durchgeführt werden. Denn auch sie können die Quelle der Schwindelentstehung sein. Ergänzend können bildgebende Aufnahmen, wie z.B. ein MRT, des Schädels gemacht werden, um eine Raumforderung im Bereich des Gehirns mit verdrängender Wirkung auf umliegende Hirnstrukturen auszuschließen.

In Schwindelambulanzen, die von einigen Praxen oder Kliniken angeboten werden, wird eine umfassende Diagnostik des Schwindels in Zusammenarbeit mehrer Fachrichtungen angeboten.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schwindelambulanz

Therapie

Die Therapie des Schwindels richtet sich stark nach der auslösenden Ursache. Wenn Medikamente oder andere toxische Substanzen für den Schwindel verantwortlich sind, sollten diese sofort abgesetzt werden. Medikamentös kann Schwindel mit sogenannten Antivertiginosa behandelt werden. Unter diese „Anti-Schwindel-Medikamente“ fallen beispielsweise einige Antihistaminika, wie Dimenhydrinat oder der Calciumkanalblocker Flunarizin. Sie richten sich in ihrer Wirkweise vor allem gegen die Übelkeit und das Erbrechen.
Die medikamentöse Behandlung des Schwindels sollte vor allem durch körperliche Übungen ergänzt werden. Sie dienen dem Lagerungstraining, der Vermeidung von Fehlhaltungen sowie der Korrektur von Fehlbewegungen. Zudem schulen sie das körperliche Gleichgewicht.
Gezielte Manöver zur Beendigung der Schwindelattacke kommen zum Beispiel beim gutartigen Lagerungsschwindel zur Anwendung. Durch bestimmte Positionsänderungen des Körpers werden die aus den Bogengängen gelösten kleinen Steinchen des Innenohres in ihre ursprüngliche Lage zurückbefördert.

Liegt das Grundproblem im Bereich der Augen sollten regelmäßig fachärztliche Augenkontrollen durchgeführt werden. Sehfehler sollten schnellstmöglich durch eine entsprechende Brille korrigiert werden. Eine falsch berechnete Sehstärke für die neue Sehhilfe sollte stets mitbedacht und gegebenenfalls nachträglich richtig eingestellt werden.

Das therapeutische Spektrum des Schwindels ist weitreichend und sollte bei großem Leidensdruck der Patienten durch eine entsprechende Verhaltenstherapie ergänzt werden. In seltenen Fällen stellt die operative Beseitigung des auslösenden Faktors, zum Beispiel durch Korrekturen am Auge, die einzige Lösung zur Beseitigung des Schwindels dar.

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Dauer und Prognose

Die Dauer eines Schwindelanfalls hängt immer von der genaueren Ursache ab, in über der Hälfte der Fälle kann jedoch gar keine organische Ursache für die Schwindelanfälle bei der betroffenen Person gefunden werden. Falls jedoch eine zu Grunde liegende Erkrankung erkannt wird, kann diese behandelt werden und so der Schwindel gelindert werden. Außerdem kann ein Wiederauftreten des Schwindels verhindert werden. Kann man zumindest Risikofaktoren für das Auftreten des Schwindels erkennen, kann die betroffene Person versuchen, den eigenen Lebensstil entsprechend zu verändern.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.07.2016 - Letzte Änderung: 19.07.2023