Spinalkanal

Anatomie

Der Spinalkanal wird auch Rückenmarkskanal oder Wirbelkanal genannt. Er wird durch die Foramina vertebralis der Wirbelkörper der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule sowie des Kreuzbeins gebildet und in ihm befindet sich das Rückenmark, was durch Hirnhäute geschützt wird. Der Kanal wird nach vorne und zur Seite hin von den Wirbelbögen und den sie verbindenden Bändern (Ligamenta flava) begrenzt und nach hinten hin von den Wirbelkörpern und dem davor längs verlaufenden Ligamentum longitudinale posterius (hinteres Längsband).

Das Rückenmark ist ebenfalls durch Bänder im Spinalkanal befestigt und um das Rückenmark herum findet sich die Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis). Das Rückenmark endet beim gesunden Erwachsenen etwa auf der Höhe des Lendenwirbelkörpers L1/2. Darunter ziehen die Nerven als Bündel, die sogenannte Cauda equina (Pferdeschwanz) weiter. Auf Höhe jedes Wirbelkörpers ziehen zwei Spinalnerven des Rückenmarks seitlich aus dem Spinalkanal und versorgen die entsprechenden Segmente.

Das Rückenmark ist wie das Gehirn von den 3 Hirnhäuten umgeben. Die äußere Haut ist die Dura mater. Sie hat zwei Blätter. Das äußere Blatt liegt direkt den Wirbeln an. In dem Raum zwischen beiden Blättern befindet sich vorne und hinten im Spinalkanal der venöse Plexus (Plexus venosus vertebralis internus anterior und posterior). Man nennt diesen Raum auch Peri- oder Epiduralraum. In ihm verlaufen außerdem noch die Arterien zur Versorgung des Rückenmarks, die die Arteria spinalis anterior bilden. Das innere Blatt der Dura mater liegt der Arachnoidea auf und bildet sogenannte Duraaussackungen, die mit den Spinalnerven noch ein kurzes Stück weiterziehen.

Unter der Dura mater liegt die Arachnoidea, die wie jene ein Stück mit den Spinalnerven zieht. Beide ziehen auch bis runter zum Ende des Wirbelkanals und enden nicht, wie das Rückenmark, bereits vorher. Zwischen der Arachnoidea und der dem Rückenmark direkt aufliegenden Pia mater liegt der Subarachnoidalraum. Er ist für die Liquorpunktion unterhalb von L 1/2 wichtig.

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Funktion

Die wichtigste Funktion des Spinalkanals ist der Schutz des Rückenmarks. Das Rückenmark ist die Verbindung vom Gehirn zu allen Organen, Muskeln, etc. und wenn diese nicht richtig funktioniert, kommt es zu Lähmungen, Organversagen oder anderen Einschränkungen, daher ist sein Schutz sehr wichtig. Eine besonders gefürchtete Komplikation der Rückenmarksverletzung ist die Querschnittslähmung. Diese kann je nach Höhe der Verletzung auch tödlich sein.

Dieser wird gewährleistet durch 3 verschiedene Bestandteile des Spinalkanals. Zum einen wird durch die Bänder und das Knochengerüst ein stabiler schwer verformbarer Kanal gebildet, in dem das Rückenmark liegt. Durch den Venenplexus und das Fettgewebe im Epiduralraum werden außerdem Stöße von außen abgedämpft. Sie stellen sozusagen ein Polster dar. Zuletzt wird das Rückenmark noch durch den Liquor geschützt. Dieser gibt dem Rückenmark eine gewisse Beweglichkeit aber verhindert gleichzeitig ein Anstoßen an den Knochen.

Außerdem ermöglicht der Spinalkanal den sicheren Austritt der Spinalnerven aus dem Rückenmark und sichert so die Versorgung der Peripherie.

Eine weitere Funktion des Spinalkanals ist die Bildung des Liquorraumes. Der Liquor ist nicht nur ein Schutzkissen für das Rückenmark, sondern dient auch dem Stoffwechsel der Nervenzellen. Die Liquorpunktion, die ebenfalls aus dem Spinalkanal erfolgt, ist ein wichtiges Diagnostikkriterium. Sie erfolgt unterhalb des Lendenwirbelkörpers L1/2 auf Höhe der Cauda equina um das Rückenmark so gut wie möglich zu schonen.

Bei der Liquorpunktion können verschiedene entzündliche Erkrankungen des Gehirns diagnostiziert werden, durch Bestimmung der Zellzahl, des Proteingehalts, der Antikörper und ähnlichem. Man kann so eine Subarachnoidalblutung, verschiedene Tumoren, eine Meningitis oder Enzephalitis und auch Multiple Sklerose diagnostizieren.

Spinalkanalstenose

Die Spinalkanalstenose ist eine Verengung des Spinalkanals, die verschieden Ursachen haben kann. Durch diese Verengung kann es zu einem Druck auf das Rückenmark die im Kanal liegenden Gefäße kommen, das kann zu Rückenschmerzen bis hin zu Nervenschädigungen führen.

Die Schmerzen sind meist abhängig vom Grad der Einengung und der Körperhaltung. Im Stehen mit aufrechtem Rücken werden die Schmerzen meist stärker, während sie beim gebeugten Rücken eher nachlassen. Die häufigste Ursache für eine Spinalkanalstenose sind Alterungsprozesse. Die Wirbelsäule wird besonders im Hals- und Lendenbereich durch Osteoporose und knöcherne Umbauprozesse verändert. Die Räume zwischen den Wirbeln werden immer kleiner und die Bänder verlieren an Spannung. Sie leiern sozusagen aus. Durch diese beiden Phänomene können die Wirbel sich gegeneinander verschieben. Wenn nun zusätzlich die Rückenmuskulatur wenig ausgebildet ist, entstehen Knochenneubildungen (Osteophyten), die dann den Spinalkanal einengen können. Dadurch kann es zu einer Verengung des Kanals kommen. In der Regel handelt es sich um eine lumbale Spinalstenose.

Andere Ursachen können beispielsweise angeborene Verengungen, Wirbelsäulenverletzungen, Bandscheibenvorfälle sowie Knochenerkrankungen sein.
Die Diagnose wird meist durch ein CT oder MRT gestellt. Der Verlauf der Erkrankung hängt von der Schwere der Einengung des Kanals ab, aber meist schreitet die Erkrankung sehr langsam vor. Bei milden Formen ist keine Intervention nötig, da sie meist symptomlos verläuft.

In sehr schweren Fällen kann auch eine Operation indiziert sein, um die Schmerzen des Patienten zu lindern. Die Standardtherapie erfolgt meist durch Schmerzmedikamente und Physiotherapie.

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Die Symptome sind in der Regel Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkungen und Muskelverspannungen besonders im Bereich der Lendenwirbelsäule. Nimmt die Verengung zu, so kommt es zusätzlich zu Gefühlsstörungen, Missempfindungen, Schwächegefühl, sowie durch die verstärkte Rückenmarkseinengung zu Blasen- und Sexualstörungen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Spinalkanalstenose in der Lendenwirbelsäule

Tumore im Spinalkanal

Tumore im Spinalkanal entstehen meist dadurch, dass Wirbelsäulentumore in den Kanal hineinwachsen. Sie haben also nicht ihren Ursprung im Spinalkanal, sondern in der Wirbelsäule. Wirbelsäulentumore können entweder primär sein, das heißt sie entstehen direkt in den Knochen der Wirbelsäule, oder sie sind sekundär, das heißt es sind Metastasen von anderen Tumoren.

Es gibt gutartige und bösartige Tumoren, die sich in der Wirbelsäule bilden können. Zu den gutartigen Tumoren zählen Osteoidosteome, Osteoblastome, Hämangiome, fibröse Histiozytome, aneurysmatische Knochenzysten und eosinophile Granulome. Sie machen sich meist nur durch Schmerzen bemerkbar und nur sehr selten durch neurologische Ausfälle. Die meisten gutartigen Tumore sind Zufallsbefunde. Sie werden in der Regel nur dann therapiert, wenn der Spinalkanal mitbetroffen ist.

Bösartige Tumore sind zum Beispiel Ewingsarkome, Osteosarkome und Chondrosarkome. Diese stellen durch ihr invasives Wachstum eine große Gefahr für das Rückenmark dar und müssen daher wenn möglich operiert werden und zusätzlich ist meist auch noch eine Chemotherapie und Strahlentherapie nötig. Auch Metastasen im Bereich der Wirbelsäule sind recht häufig und können durch Wirbeldeformierungen und Einwachsen des Tumors in den Wirbelkanal zur Schädigung des Rückenmarks bis hin zur Querschnittslähmung führen. Auch hier ist also eine schnelle und intensive Therapie notwendig.

Spritzen im Spinalkanal

Die wohl wichtigste Art der Spritze in den Spinalkanal ist die peridurale Infiltration. Hierbei werden Medikamente langsam in den Periduralraum (Raum zwischen beiden Blättern der äußeren Hirnhaut) des Rückenmarks gespritzt. Die Wirkstoffe sind Lokalanästhetika und Glukokortikoide. Lokalanästhetika werden zur lokalen Betäubung verwendet, zum Beispiel bei Eingriffen oder zur Schmerzlinderung. Glukokotikoide, wie zum Beispiel Cortison, werden zur Therapie von Entzündungen eingesetzt. In Kombination werden sie zur Behandlung verschiedener orthopädischer Erkrankungen verwendet, zum Beispiel dem Nervenwurzelsyndrom (Schädigung des Spinalnerven durch Einengung des Wirbelkanals), dem Bandscheibenvorfall oder der Spinalkanalstenose.

Die Spinalanästhesie stellt eine Form der Lokalanästhesie für Operationen im Bereich des Unterbauchs, der Leiste, des Damms und der Beine dar. Am bekanntesten ist sie wohl durch den Einsatz beim Kaiserschnitt. Hier wird der Wirkstoff in den Subduralraum gespritzt und ist daher sehr schnell wirksam. Die Periduralanästhesie (PDA) ist vor allem für die Schmerzlinderung wichtig und wird vor allem in der Geburtshilfe verwendet, um die Schmerzen während der Wehen zu lindern. Die PDA wird in den Periduralraum injiziert und wirkt daher etwas langsamer als die Spinalanästhesie.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.02.2017 - Letzte Änderung: 25.07.2023