Talgdrüse

Die Talgdrüse gehört zu den Hautanhangsgebilden und funktioniert nach dem holokrinen Mechanismus, d.h. sie wandelt sich irgendwann selbst zu Talg um. Talgdrüsen haben eine wichtige Schutzfunktion der Haut indem sie diese vor der Austrocknung bewahren.

Talgdrüse

Definition

Die Talgdrüsen sind Drüsen, die nach dem holokrinen Mechanismus ein fetthaltiges Sekret namens Talg oder Sebum absondern. Sie gehören zu den Hautanhangsgebilden, d.h. sie sind eng mit der Haut verbunden, funktionieren aber eigenständig.

Arten der Talgdrüse

Beim Menschen gibt es die Talgdrüse fast überall am Körper in der Lederhaut. Man unterscheidet zwei Typen von Talgdrüsen :

  • freie Talgdrüsen (frei in der Haut) und
  • Haarbalgdrüsen (immer in Beziehung zu einem Haarbalg)

Bei den freien Drüsen orientieren sich die röhrenförmigen, unverzweigten Ausführungsgänge am Haarschaft und die Öffnungen münden neben den Haaren zusammen mit denen der ekkrinen Schweißdrüsen immer im Bereich der Haare an der Hautoberfläche.

Vorkommen der Talgdrüse

Die freie Talgdrüse findet man nur im Bereich von

  • Lippen
  • Augenlidern
  • Anus und
  • Geschlechtsorganen

Auf der restlichen Hautoberfläche befinden sich dagegen die Haarbalgdrüsen, allerdings natürlich nur in der Felderhaut, also der behaarten Haut (Fußsohlen und Handflächen enthalten demnach keinerlei Talgdrüsen). Hier sind die Drüsen jedoch unregelmäßig verteilt.

Während es die Talgdrüse auf der Kopfhaut, im Gesicht, im Genitalbereich und entlang der Schweißrinne des Oberkörpers in sehr enger Dichte gibt, sind andere Regionen des Körpers nur spärlich mit ihnen besetzt. Im Durchschnitt kann man jedoch sagen, dass sich auf einem Quadratzentimeter Haut etwa 40 Talgdrüsen befinden.

Funktion der Talgdrüse

Die Aufgabe der Talgdrüse besteht in der Produktion von Talg. Dies ist eine Substanz, die sich zum Großteil aus verschiedenen Fetten (Triglyzeriden, Fettsäuren, Wachsen und Cholesterin) zusammensetzt und außerdem noch Proteine enthält.

Die genaue Zusammensetzung der verschiedenen Stoffe variiert von Mensch zu Mensch, was zu der individuellen Fettigkeit der Haut beiträgt. Die Menge des produzierten Talgs der Talgdrüse ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Neben diversen Einflüssen der Person selbst wie

  • Alter
  • Geschlecht
  • Veranlagung
  • Hormone
  • Ernährung

spielen hierbei auch Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle. Im Schnitt produziert ein Mensch pro Tag ungefähr 1 bis 2 Gramm Talg, wobei diese Sekretion natürlicherweise mit dem Alter abnimmt, weshalb die Haut von älteren Menschen trockener und dadurch verletzlicher wird. Der Talg dient nämlich vor allem der Einfettung und entsprechend dem Schutz der Haut vor Austrocknung.

Talgdrüsen am Kopf

Neben dem Augenlid befinden sich im Kopfbereich auch an den Lippen und der Mundschleimhaut Talgdrüsen. Zwar ist eine Talgdrüse meist mit einem Haar verbunden, da dies im Mund und auf den Lippen allerdings nicht der Fall ist, werden diese Talgdrüsen als „freie Talgdrüsen“ oder „Fordyce-Drüsen“ bezeichnet. Man erkennt sie als kleine, weiß-gelbliche Flecken, die sich von den sonst rötlichen Lippen abheben. Sie sind ohne Krankheitswert, und können bei Bedarf entfernt werden. Mittel der Wahl ist hierzu entweder ein CO²- Laser, oder Säure. Es handelt sich dabei allerdings um einen rein kosmetischen Eingriff.
In der sogenannten T-Zone im Kopfbereich (Zwischen rechtem Auge, linkem Auge und Lippen) sollten verstopfte Drüsen und Eiter gefüllte Pickel nicht ausgedrückt werden, da die Gefahr besteht, dass der Eiter über den venösen Abfluss ins Hirn gelangt.
Viel mehr ist eine kühlende und desinfizierende Therapie indiziert, bei ausbleibender Besserung kann auch auf Antibiotika zurückgegriffen werden.

Talgdrüsen im Gesicht

Im Gesicht treten zwei verschiedene Arten von Talgdrüsen auf. Die Haarbalgdrüsen sind Talgdrüsen, die immer mit einem Haar assoziiert sind. Sie treten am kompletten Körper an der behaarten Haut auf, so auch im Gesicht.
Eine verminderte Talgproduktion in den Drüsen führt zu trockener Gesichtshaut (Sebostase). Hingegen findet vor allem in der Pubertät durch hormonelle Ungleichgewichte eine übermäßige Talgproduktion statt. Dies geschieht vor allem in Bereichen, wo die Talgdrüsen dicht gruppiert sind, der sogenannten T-Zone (Stirn, Nase, Kinn). Die Folge sind Mitesser (Komedonen) und Akne.
Freie Talgdrüsen hingegen befinden sich in unbehaarten Regionen, im Gesicht auf den Augenlidern, den Lippen und der Mundschleimhaut.

Talgdrüsen am Auge

Talgdrüsen findet man am Kopf im Bereich der Augen und der Lippen.
Am Augenlid befinden sich insgesamt fünf Drüsen, zwei davon sind für die Talgproduktion verantwortlich: Die sogenannten Zeis-Drüsen (benannt nach dem deutschen Chirurgen Eduard Zeis) münden an den Wimpern und bilden zusammen mit den Meibom-Drüsen die sogenannte „Augenbutter“. Dies ist eine fettreicher Substanz, die das Überlaufen der Tränenflüssigkeit aus dem Auge verhindert. Die Meibom-Drüsen (nach dem deutschen Arzt Heinrich Meibom) liegen an der Innenseite des Augenlides. Am Oberlid befinden sich ca 30- am Unterlid ca 20 Meibom-Drüsen.
Typische Erkrankungen der Talgdrüse im Augenbereich ist das Gerstenkorn (Hordeolum) und in seiner chronischen Form das Hagelkorn. Ursache ist fast immer eine Verstopfung der Ausführungsgänge der Talgdrüse, wodurch sich der nachproduzierte Talg aufstaut und zu einem Pfropfen anschwillt.
Auch Infektionen durch Bakterien wie Staphylokokken können eine Entzündung verursachen. Patienten leiden meist unter einer Beeinträchtigung des Sichtfeldes, sowie einem unangenehmen pochendem Hitzegefühl am Augenlid. Hier kann eine antibiotische und desinfizierende Therapie schnell Linderung verschaffen.

Weitere Informationen zu diesem Thema lesen Sie in unserem Artikel unter: Talgdrüse am Auge - Anatomie, Funktion und Erkrankungen

Talgdrüsen an der Lippe

Auch an der Lippe können Talgdrüsen auftreten, diese sind nicht mit einem Haarbalg assoziiert, sondern frei. Sie werden auch als Fordyce-Drüsen bezeichnet und besitzen keinerlei Krankheitswert. Sie können sowohl vereinzelt, als auch gruppiert auftreten und befinden sich häufig am Übergang des Lippenrots zur Gesichtshaut.
Es handelt sich um winzig kleine, meist gruppierte gelbliche Punkte, die nicht schmerzhaft oder juckend sind. Ihr Auftreten wird vor allem mit Beginn der Pubertät beschrieben. Bei Talgdrüsen an der Lippe handelt es sich nicht um eine Erkrankung, sondern um eine Normvariante, die bei schätzungsweise 30-60 % der Bevölkerung auftritt. Eine Entfernung ist somit nicht notwendig, kann jedoch bei ausgeprägten Befunden aus kosmetischen Gründen vorgenommen werden. Erprobte Methoden zur Entfernung sind die CO2-Lasertherapie oder eine Säurebehandlung.

Talgdrüsen an der Schamlippe

Auch an der inneren Schamlippe (Labium minus) befinden sich Talgdrüsen. Sie münden an den Haarwurzeln der Schambehaarung, und sondern ein fettreiches Sekret ab.

Eine Verstopfung führt zu einer knötchenartigen verschieblichen Verdickung, die weiß-gelblich imponiert. Gemäß dem Prinzip ubi pus ibi evacua (Wo Eiter ist, dort entleere ihn) kann in erster Instanz probiert werden, diesen auszudrücken. Sollte dies nicht gelingen, hilft Zinksalbe gegen die Entzündung, mittels Laserbehandlung kann man den Pickel schonend entfernen.
Es handelt sich dabei um kein gefährliches Krankheitsbild im medizinischem Sinne, allerdings empfinden es viele Patientinnen als unangenehm und störend. Ein Eiterbläschen ist dabei nicht unbedingt Zeichen einer schlechten Hygiene, und kann im Zusammenhang mit Tampons stehen, die während der Regel eingeführt werden, und Druck auf die Talgdrüse ausüben. Dadurch kann sich diese eventuell nicht entleeren – der Aufstau entsteht.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Die Talgdrüse an den Schamlippen.

Talgdrüsen an der Brust

Auch um die Brustwarze herum können sich vergrößerte Talgdrüsen befinden. Diese als Glandulae areolares oder Montgomery-Drüsen bezeichneten Drüsen sind kreisförmig um die Brustwarze angeordnet und werden besonders bei einer Erektion der Brustwarze sichtbar. Sie sollen vor allem die Haut der stillenden Frau schützen und sondern einen Duftstoff ab, der den Säugling an die Brustwarze heranführt.

Talgdrüsen an der Eichel oder Vorhaut

Freie Talgdrüsen, also Talgdrüsen, die nicht mit einem Haarbalg assoziiert sind, können auch an der Eichel des Penis und an der Vorhaut auftreten. Sie werden hier Tyson-Drüsen genannt und treten neben der Vorhaut besonders häufig an einer Vertiefung am Glied, die sich hinter der Eichel befindet, dem sogenannten Sulcus coronarius auf. Hier werden sie Papillae coronae glandis oder Hirsuties papillares coronae glandis genannt.
Auch bei den hier auftretenden Talgdrüsen handelt es sich um eine Normvariante, die ca. 20% der Männer betrifft.
Eine Entfernung ist nicht notwendig, die Talgdrüsen sind weder schmerzhaft noch juckend oder gar ansteckend. Bei einem ausgeprägten Befund, welcher den Patienten kosmetisch stört, kann eine Entfernung mit dem CO2-Laser durchgeführt werden.
Nicht zu verwechseln sind diese harmlosen Talgdrüsen mit sogenannten Feigwarzen, die durch das HPV-Virus hervorgerufen werden. Diese stehen jedoch unregelmäßig, sind größer und wachsen blumenkohlartig. Eine Behandlung sollte hier erfolgen, da die Viren bei Frauen Gebärmutterhalskrebs auslösen können und als sexuell übertragbare Erkrankung gelten.

Talgdrüsen am Hoden

Talgdrüsen treten auch am Hodensack auf und können hier vor allem in der Pubertät vergrößert sein. Zu Entzündungen kommt es jedoch nur sehr selten.
Häufig werden Talgdrüsen am Hoden fälschlicherweise mit Pickeln oder gar Warzen verwechselt. Es handelt sich um kleine helle Punkte, die meist in gleichmäßigem Abstand auf dem Hoden verteilt sind. Sie sind weder juckend noch schmerzhaft oder ansteckend und vollkommen ungefährlich. Es handelt sich lediglich um eine Normvariante, die vollkommen unbedenklich ist.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Die Talgdrüsen am Hoden.

Talgdrüsennaevus

Ein Talgdrüsennävus (Naevus sebaceus) ist eine örtliche Vermehrung von Talgdrüsen und tritt vor allem im Gesicht oder an der behaarten Kopfhaut auf.
Meist tritt ein Talgdrüsennävus einzeln auf und ist angeboren. Der Talgdrüsennävus ist gelb oder rötlich verfärbt und kann eine glatte bis knotige Oberfläche aufweisen. Haare wachsen im Bereich des Nävus meist nicht. Da sich ein Talgdrüsennävus in bis zu 30% in einen gutartigen oder seltener auch bösartigen Tumor verwandeln kann, wird meist eine Entfernung im Kindesalter angestrebt.

Erkrankungen der Talgdrüse

Erkrankungen der Talgdrüse machen sich vor allem in der Quantität und/oder Qualität der sezernierten Substanz bemerkbar. Kommt es zu einer vermehrten Absonderung von Talg, spricht man von Seborrhoe, eine verminderte Produktion bezeichnet man als Sebostase.

Darüber hinaus ist die Talgdrüse ein beliebter Ausgangsort für Infektionen (begünstigt dadurch, wenn sich das Sekret in den Drüsen anstaut, was auch zur Entstehung von Mitessern führen kann), wodurch es zum Krankheitsbild der Akne kommt. Selten kann die Talgdrüse auch maligne entarten, was ein Talgdrüsenkarzinom zur Folge hat.

Lesen Sie mehr zum Thema: Talgdrüse verstopft - Was tun?

Talgdrüsenentzündung

Bei einer Akne kommt es zu einer übermäßigen Talgproduktion, wobei der Talg nicht abfließen kann. In diesem Milieu fühlen sich bestimmte Bakterien besonders wohl, es kommt so im Nachhinein zu einer Besiedlung mit Bakterien und einer Entzündung.
Dies manifestiert sich in Mitessern, Knötchen und Eiterpickeln. Besonders an der behaarten Kopfhaut kann durch einen verstopften Talgdrüsengang eine mit Sekret gefüllte Zyste, ein sogenanntes Atherom entstehen. Wenn sich dieses bakteriell entzündet, kann eine chirurgische Entfernung nötig werden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen: Talgdrüsenentzündung - Das gilt unbedingt zu beachten!Talgdrüsen entfernen und Grützbeutel

Talgdrüsenkarzinom

Das Talgdrüsenkarzinom ist ein seltener, bösartiger Tumor, der von veränderten Talgdrüsen ausgeht.
Ein Talgdrüsenkarzinom tritt vor allem bei älteren Erwachsenen auf, sehr selten bei Kindern. Der Tumor tritt meist um das Auge herum, oft auf den Lidern auf. Zudem kommt das Karzinom im Nacken häufiger vor. Am Rumpf ist das Auftreten selten, vereinzelt wurde ein Befall an Vulva (äußeres weibliches Genitale) oder Parotis (Ohrspeicheldrüse) beschrieben.
Man teilt die Talgdrüsenkarzinome nach ihrer Lokalisation in okuläre (um das Auge herum, auf dem Lid) und nicht-okuläre Tumore ein. Es handelt sich meist um einen Knoten von ca. 0,5-2 cm Durchmesser. Rein äußerlich fällt die Differenzierung gegenüber anderen gutartigen oder bösartigen Tumoren schwer, da es kein gravierendes Erkennungsmerkmal gibt. Der Knoten kann rot oder gelb verfärbt sein und mit Krusten belegt oder wie aufgekratzt erscheinen.
In einigen Fällen ist das Talgdrüsenkarzinom mit einem Muir-Torre-Syndrom assoziiert, einem genetischen Defekt, der die Reparatur defekten Erbguts verhindert. Diese Patienten leiden zusätzlich sehr häufig an Dickdarmkrebs, Gebärmutterkrebs oder Blasenkrebs.
Okuläre Talgdrüsenkarzinome werden durch einen Augenarzt behandelt. Es sollte eine komplette Entfernung des Tumors mit Sicherheitsabstand durchgeführt werden, was in der Augenregion problematisch sein kann. Zusätzlich sollte überprüft werden, ob ein Lymphknotenbefall vorliegt und die entsprechenden Lymphknoten entfernt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Talgdrüsenkarzinom

Weitere Informationen zum Thema Talgdrüse

Folgende Themen könnten für Sie von Interesse sein:

Eine Übersicht aller Themen der Anatomie finden Sie unter Anatomie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.07.2014 - Letzte Änderung: 25.07.2023