Ursachen von Vorhofflimmern

Einleitung

Ob man an Vorhofflimmern erkrankt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Das Risiko für die Erkrankung steigt mit dem Alter und es sind etwa 1% der Erwachsenen weltweit betroffen. Es gibt einige Risikofaktoren, welche die Entstehung von Vorhofflimmern begünstigen können. Einige chronische Erkrankungen, wie lang bestehender Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), Herzerkrankungen, Diabetes mellitus und Schilddrüsenfunktionsstörungen können die Entwicklung von Vorhofflimmern negativ beeinflussen.

Überblick über alle möglichen Ursachen

Ursachen für Vorhofflimmern können sein:

  • Bluthochdruck
  • Hohes Lebensalter
  • Herzerkrankungen (Herzklappenfehler, Herzmuskelschwäche)
  • Diabetes mellitus
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Lungenerkrankungen (zum Beispiel chronisch-obstruktive Lungenerkrankung(COPD))
  • Schlafapnoe-Syndrom
  • Nierenerkrankungen
  • Stress
  • Psychische Belastungen
  • Alkoholkonsum
  • Genetik

Bluthochdruck

Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) ist eine chronische Erkrankung, die häufig erst spät erkennt werden, da keine Schmerzen verursacht werden. Das bedeutet, dass der erhöhte Blutdruck über einen langen Zeitraum das Herz-Kreislauf-System belasten kann. Per Definition liegt ein erhöhter Blutdruck beim Blutdruckmessen bei mehr als 140/90 mmHg vor, wobei der Normalwert bei 120/60 mmHg liegt.

Bluthochdruck ist einer der häufigsten Risikofaktoren für Vorhofflimmern. Liegt eine arterielle Hypertonie vor, steigt das Risiko an Vorhofflimmern zu erkranken bei Männern um das 1,5fache und bei Frauen um das 1,4fache. Bei dem paroxysmalen Vorhofflimmern (anfallsartig, wiederkehrend) ist Hypertonie die Hauptursache. Die Wahrscheinlichkeit an Vorhofflimmern zu erkranken beträgt bei Bluthochdruck-Patienten 25 bis 50%. Bluthochdruck ist eine der häufigsten Ursachen für Vorhofflimmern, aber eine, die man therapeutisch bekämpfen kann.

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Stress

Es ist lange bekannt, dass psychischer Stress das Herz schädigen kann. Auslöser für Stress können Alltagsstress wie Lärm oder Zeitdruck sein, Leistungsdruck oder Probleme in der Familie. In Stresssituationen aktiviert unser Körper das sogenannte vegetative Nervensystem und Stresshormone werden ausgeschüttet. Der Blutdruck steigt an und der Herzschlag wird beschleunigt. Nach Bewältigung einer stressigen Situation normalisieren sich die Körperfunktionen wieder und man entspannt sich. Halten Stressbelastungen lange an und wiederholen sich häufig, entsteht ein Ungleichgewicht zwischen An- und Entspannung. Das Herz wird belastet und die Gefäße dauerhaft beschädigt.

Chronischer Stress kann Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und Ablagerungen in den Gefäßen (Arteriosklerose) verursachen. Langfristig können Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern entstehen und schwerwiegende Konsequenzen wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Stress ist eine Ursache für Vorhofflimmern, die man vermeiden kann, indem man seinen Lebensstil gesund umstellt, individuell Stresssituationen vermeidet und gegebenenfalls Medikamente bei bereits vorhandenen Schäden des Herz-Kreislaufs-Systems einnimmt.

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Alkohol

Bereits regelmäßiger Alkoholkonsum im moderaten Maße erhöht das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken. Mit dem Alkoholspiegel steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen. Wenn wir Alkohol trinken, führt das zu verschiedenen Prozessen in unserem Körper und Herz-Kreislauf-System. Durch den Alkohol kommt es zu einer Weitstellung der Gefäße, das bedeutet, dass unser Blut in den Gefäßen „versackt“ und es kommt zu einem Blutdruckabfall. Dies erklärt die häufig geröteten Wangen bei Alkoholkonsum.

Trotz des Blutdruckabfalls kommt es beim Alkoholgenuss zu einer gesteigerten Wasserausscheidung: wer Bier trinkt muss bekanntlich häufiger zur Toilette. Der Körper reagiert auf den Blutdruckabfall und Wasserverlust, in dem er das sympathische Nervensystem aktiviert. Es werden Hormone freigesetzt, die den Blutdruck steigern und die Herzfrequenz erhöhen. Das Herz wird bei regelmäßigem Alkoholkonsum belastet, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Vorhofflimmern können auftreten und langfristig steigt sogar der Blutdruck (kompensatorisch).

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Psychische Ursachen

Es ist bekannt, dass einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Vorhofflimmern und psychischen Ursachen gibt. Viele Patienten, die insbesondere an der Form paroxysmales Vorhofflimmern leiden, haben eine Depression, Schlafstörungen und bewegen sich wenig.

Psychische Ursachen können leichte Herzrhythmusstörungen bis zum Vorhofflimmern verursachen. Es ist wichtig, im Gespräch mit dem Kardiologen über psychische Belastungen zu sprechen, um die Erkrankung gezielt zu therapieren.

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Hohes Lebensalter

Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, die mit zunehmendem Lebensalter vermehrt auftritt. Etwa jeder Vierte über 40 Jahre wird im Laufe seines Lebens Vorhofflimmern bekommen und rund 10% der über 80-Jährigen haben Vorhofflimmern.

Weltweit ist ein Prozent der Erwachsenen von der Erkrankung betroffen. Ein hohes Alter ist ein ernstzunehmender Risikofaktor für die Erkrankung Vorhofflimmern.

Koronare Herzkrankheit

Bei der koronaren Herzkrankheit (KHK) sind die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen, zum Teil krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage, das Herz mit ausreichenden Mengen Sauerstoff zu versorgen.

Im Herzgewebe kann dadurch die elektrische Erregungsausbreitung gestört werden, die für das rhythmische Zusammenziehen und Pumpen des Herzmuskels verantwortlich ist. Das bedeutet, dass die koronare Herzkrankheit Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern verursachen kann. Ein KHK-bedingtes Vorhofflimmern tritt auf, wenn die Herzmuskelzellen in den Herzvorhöfen nicht mehr in der Lage sind, synchron zu pumpen.

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Herzklappenfehler

Herzklappenfehler bleiben oft lange unerkannt und können unterschiedliche Symptome aufweisen, abhängig von der jeweiligen Herzklappe und der Art des Fehlers. Unterschiedliche Symptome können auftreten, da die Herzleistung langfristig beeinträchtigt wird, zum Beispiel Luftnot, Abgeschlagenheit und Herzrhythmusstörungen.

Da Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern verschiedene Ursachen haben können, ist eine gründliche kardiologische Untersuchung nötig, um die Herzklappenfehler ausfindig zu machen und entsprechend zu therapieren.

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Kardiomyopathie

Der Begriff Kardiomyopathie beschreibt Erkrankungen des Myokards, also der Herzmuskulatur, die mit einer mechanischen oder elektrophysiologischen Funktionsstörung des Herzens einhergehen.

Neben Beschwerden wie Luftnot, Brustschmerzen und Schwindel können Herzrhythmusstörungen bis hin zum Vorhofflimmern auftreten. Eine Kardiomyopathie, die sich auf die Elektrophysiologie auswirkt, kann ursächlich für Vorhofflimmern sein.

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Herzmuskelschwäche

Bei einer Herzmuskelschwäche, auch Herzschwäche oder Herzinsuffizienz genannt, ist die Pumpleistung des Herzens geringer als bei Gesunden. Die Erkrankung verläuft häufig schleichend und nach und nach reicht die Pumpleistung weniger aus, um das sauerstoffreiche Blut zu den Organen zu befördern.

Wird eine Herzmuskelschwäche nicht behandelt, können Komplikationen entstehen, die Herzmuskelschwäche kann „dekompensieren“. Dabei kann es zu einem Schockzustand mit Blutdruckabfall und Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern kommen.

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Schilddrüsenüberfunktion

Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) beschleunigt den gesamten Stoffwechsel und steigert den Blutdruck sowie die Herzfrequenz. Symptome im Herzkreislauf-System können:

  • ein beschleunigter Puls oder Herzklopfen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Bluthochdruck (Hypertonie)

sein.

Die Herzrhythmusstörungen äußern sich häufig als Vorhofflimmern und Sinustachykardien.

Unbehandelt kann eine ausgeprägte Schilddrüsenüberfunktion zu gefährlichen Komplikationen kommen mit stark beschleunigtem Puls (Tachykardie) bis zum Koma und Kreislaufversagen. Eine plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns und Schlaganfälle können lebensbedrohliche Folgen sein. Um Arrhythmien wie Vorhofflimmern und Komplikationen wie Schlaganfälle zu vermeiden, ist es notwendig, eine Schilddrüsenfunktionsstörungen gezielt zu behandeln und medikamentös richtig einzustellen.

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Gibt es auch Vorhofflimmern ohne Ursache?

Vorhofflimmern kann ohne eine erkennbare Ursache auftreten, dabei spricht man von idiopathischem oder primärem Vorhofflimmern. Etwa 15 bis 30% der Menschen, die unter Vorhofflimmern leiden, haben Vorhofflimmern ohne nachweisbare Ursachen.

Die Betroffenen sind herzgesund und es gibt keine nachweisbare kardiale Ursache für die Herzrhythmusstörung.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.09.2017 - Letzte Änderung: 19.07.2023