Wasser im Knie

Einleitung

Sammelt sich Flüssigkeit bzw. Wasser im Knie, spricht man in der Regel von einem sogenannten Kniegelenkserguss.

Der Grund hierfür ist, dass sich die Flüssigkeit meist innerhalb der Kapsel des Kniegelenks befindet, wobei es sich dabei jedoch keinesfalls um Wasser im eigentlichen Sinne handelt, wie es umgangssprachlich als solches bezeichnet wird, sondern vielmehr um normale oder veränderte, körpereigene Gelenksflüssigkeit (Synovia), Eiter oder Blut.

Unterschieden werden kann dabei zwischen einem akuten Kniegelenkserguss und einem chronischen, der über längere Zeit besteht.

Ursache

Die Ursache für eine Flüssigkeitsansammlung im Kniegelenk bzw. in der Kniegelenkskapsel liegt ganz allgemein betrachtet in der Mehrproduktion von Gelenksflüssigkeit (Synovia) von speziell dafür ausgelegten Zellen innerhalb der Kapsel (Synovialmembran), die sich deshalb ansammelt, weil sie nicht adäquat resorbiert werden kann. Es wird also mehr produziert, als abtransportiert werden kann.

Tritt diese Mehrproduktion akut, also plötzlich in einem Zeitraum von 3-14 tagen, auf, ist diese meist durch ein Trauma begründet. Dazu gehören zum Beispiel ein Kreuzbandriss, ein Herausspringen der Kniescheibe (Patellaluxation) aus ihrer natürlichen Position oder Schädigungen der Menisken.

Der Erguss entsteht dabei als Reaktion auf die Knieverletzung, wobei er sowohl aus normaler Gelenksflüssigkeit, allerdings aber auch blutig sein kann, da bei einem Trauma immer auch kleine Gefäße im Kniegelenk ruptieren können.

Sammelt sich das Wasser im Knie chronisch an, als über längere Zeit, spielen meist Infektionen eine übergeordnete Rolle, die eine Entzündung im Kniegelenk hervorrufen und die Gelenkschleimhaut zu einer Mehrproduktion anregen können.

Im schlimmsten Fall kann eine zugrundeliegende Infektion zu einer Eiteransammlung im Kniegelenk führen (Empyem), die einer zeitnahen Eröffnung und Entleerung bedarf.

Weitere Ursachen für einen chronischen Kniegelenkserguss, vor allem bei älteren Menschen, können eine bestehende Arthrose, eine Gichterkrankung oder aber auch bekannte rheumatische Erkrankungen sein.

Bei jüngeren Menschen kann auch eine Überbelastung des Kniegelenks durch zu viel Sport oder Fehlbelastungen während sportlichen Tätigkeiten zu einem sogenannten Reizerguss führen, genauso wie dieser auch nach Operationen im Kniebereich entstehen kann.

Nach Operationen

Nach operativen Eingriffen am Kniegelenk kann sich bei den betroffenen Patienten ein reaktiver Kniegelenkserguss bilden, der über einen Zeitraum von 2-3 Wochen bestehen bleiben kann.

Ursächlich hierfür ist zum einen die durch die Operation entstandene Reizung der Gelenksschleimhaut, die reaktiv mehr Gelenksflüssigkeit bildet, zum anderen kann es aber oft auch nach der Operation zu Nachblutungen kommen.

In der Regel sind die Ergüsse nach Operationen demnach harmlose klare Gelenksflüssigkeitsergüsse oder Blutergüsse, die bei Beschwerden durch entlastende Punktionen gut behoben werden können, in den meisten Fällen jedoch wieder von ganz alleine verschwinden.

Kommt es im Rahmen der Operation jedoch zu einer Infektionskomplikation des Kniegelenks, kann sich diese mit einem entzündlichen Erguss manifestieren und im schlimmsten Falle in eine Eiteransammlung im Kniegelenk übergehen.

Mit Meniskus-Beteiligung

Bei einer Läsion des Innen- oder Außenmeniskus des Kniegelenks, kommt es neben Schmerzen am Rand des Kniegelenks, einer Schwellung und einer Überwärmung des Knies, auch zu einer Kniegelenksergussbildung, die reaktiv aufgrund der Schädigung entsteht.

Nicht alle Meniskusläsionen sind zwingend operationsbedürftig, kleine Schäden können durchaus auch konservativ mithilfe von Ruhigstellung und Medikamenten behandelt werden.

Bewirkt die Läsion jedoch anhaltende Beschwerden und führt sie zu einem Kniegelenkserguss, der möglicherweise sogar durch wiederholte Punktionen immer wiederkehrt, ist ein chirurgischer Eingriff dann das Mittel der Wahl.

In der Regel wird der Meniskusschaden im Rahmen einer Kniespiegelung (Arthroskopie) behoben.

Wie auch bei anderen Knieoperationen kann es dann postoperativ noch zu einem Reizerguss kommen, der über 2-3 Wochen bestehen bleiben kann und durch die Reizung der Gelenksschleimhaut während des operativen Eingriffs provoziert wurde.

In der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft kann es besonders gegen Ende zu einer Überlastung des Kniegelenks kommen, was dadurch bedingt ist, dass mit dem Heranwachsen des Kindes im Mutterleib und der stetigen Gewichtszunahme auch das Knie zunehmend unter Druck steht.

Ähnlich wie bei einer Überlastung bei sportlichen Aktivitäten, kann eine Schwangerschaft demnach auch zu einem sogenannten Reizerguss führen, der durch eine reaktive Mehrproduktion von Gelenksflüssigkeit in der Gelenkschleimhaut bedingt ist.

Zudem kommt, dass das zunehmende Gewicht des Kindes Druck auf die Hohlvene im kleinen Becken ausübt, sodass der Rücktransport des venösen Blutes zum Herzen, für den sie normalerweise zuständig ist, erschwert ist und es unter anderem zu Flüssigkeitseinlagerungen in den Knien kommen kann (auch in Händen und Füßen).

Beim Kind

Auch bei Kindern können durchaus Kniegelenksergüsse auftreten, die Ursache in so jungem Alter liegt dabei jedoch meist bei zugrundeliegenden Kniegelenksentzündungen (sogenannte Arthritiden).

Diese können sich zum einen durch akute Infektionen mit Bakterien entwickeln, zum anderen aber auch durch chronische, bakterielle Infektionen, wie zum Beispiel bei der Lyme-Borreliose.

Aber auch im Rahmen eines sogenannten Rheumatischen Fiebers, eine reaktive Arthritis/Gelenksentzündung nach einem Infekt mit Streptokokken-Bakterien, kann es zu einer Ergussbildung in den Kniegelenken kommen.

Gleiches gilt darüber hinaus für Infektionen mit bestimmten Viren (Parvo-B19, Rubella, EBV etc.) oder Magen-Darm-Bakterien (Shigellen, Salmonellen, Campylobacter).

Symptome

Eine Ansammlung von Flüssigkeit im Kniegelenk führt in erster Linie zu einer sichtbaren Anschwellung des Knies, wobei das Ausmaß von der Volumenmenge abhängt. Durch den Druck der Flüssigkeit innerhalb der Gelenkskapsel, werden in der Regel ebenfalls darin befindliche Nerven irritiert, sodass es zu Schmerzen im Kniegelenk kommen kann.

Diese können sowohl in Ruhe, bei Belastung oder bei Druckausübung auf das Knie auftreten.

Diese – genauso wie auch die Raumforderung der Flüssigkeit im Gelenksspalt – kann zu deutlichen Bewegungseinschränkungen im Kniegelenk führen, sodass das Anwinkeln des Beines nur unter Beschwerden möglich ist.

Auch ein allgemeines Spannungsgefühl im Bereich des Kniegelenks kann auffallen, was durch die generelle Schwellung bedingt ist.

Kommt es zu einer Infektion der Flüssigkeit (z.B. durch Bakterien), können sich neben der Schwellung und der Schmerzen auch noch die weiteren typischen Entzündungszeichen bemerkbar machen, zu denen vor allem eine Rötung und eine Überwärmung des Kniegelenks gehören.

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Diagnostik

Je nachdem, wie viel Flüssigkeit sich im Kniegelenk befindet, kann ein Kniegelenkserguss bereits schon mit bloßem Auge oder spätestens bei der klinischen Untersuchung des Patienten durch einen Arzt auffallen.

So kann beispielsweise ab einer Flüssigkeitsansammlung von mehr als 50 ml im Kniegelenk eine sogenannte „tanzende Patella (Kniescheibe)“ festgestellt werden.

Hierbei kann der Untersucher ein elastisches Zurückfedern der Kniescheibe (positives Ballottement) bei frontalem Druck und spüren, dass dadurch entsteht, dass die Kniescheibe auf dem Erguss schwimmt.

Ein weiteres diagnostisches Zeichen in der körperlichen Untersuchung kann eine leichte Vorwölbung an der Kniegelenksaußenseite sein, wenn der Untersucher sowohl den oberen, als auch den an der Kniegelenksinnenseite liegenden Gelenkskapselanteil ausdrückt. Diese zweite Methode kann bereits schon ab Flüssigkeitsmengen von 10 ml angewendet werden.

Eine Punktion, also eine Flüssigkeitsentnahme aus dem Kniegelenk über eine Punktionsnadel, kann immer dann angewendet werden, wenn eine Flüssigkeitsprobe Aufschluss darüber geben soll, um was für eine Flüssigkeitsqualität es sich handelt und ob sich Erreger in ihr befinden, die diese Ansammlung möglicherweise hervorrufen oder beeinflussen können.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Kniepunktion

Neben der körperlichen Untersuchung können aber auch bildgebende Verfahren eine Flüssigkeitsansammlung objektivieren. Neben einer einfachen Ultraschalluntersuchung des Knies, sind auch Röntgen-, Computertomographie- und Magnetresonanztomographie-Aufnahmen in der Lage das “Wasser“ im Knie darzustellen.

In Einzelfällen kann auch eine Blutabnahme zur weiteren diagnostischen Abklärung erfolgen, sodass im Labor erhöhte Entzündungsparameter nachgewiesen werden können, wenn zum Beispiel eine Infektion der Auslöser des Ergusses ist.

Was können Sie tun? - Therapie

Um dem “Wasser“ im Knie nachhaltig entgegenzuwirken, sollte generell der Ursache für den Kniegelenkserguss auf den Grund gegangen werden.

Meist kann der Erguss nur dadurch beseitigt werden, wenn der zugrundeliegende Auslöser behoben wird (z.B. Kreuzband- oder Meniskusläsionen).

Zu den allgemeingültigen Therapiemethoden gehören vor allem das Hochlagern des betroffenen Beines bzw. Knies oder sogar das vorübergehende Ruhigstellen des Gelenks, was den Körper dabei unterstützt, die Flüssigkeit in der Gelenkskapsel selbstständig abzubauen und zu reduzieren.

Auch das Kühlen des Knies mit einem Kühl-Pack oder kalten Umschlägen/Wickeln können unterstützend wirken.

Hält sich die Flüssigkeitsansammlung jedoch hartnäckig oder führt sich doch zu stark beeinträchtigenden Funktionseinschränkungen im Kniegelenk, kann in einigen Fällen auch eine Gelenkspunktion Abhilfe schaffen.

Hierbei handelt es sich um eine Flüssigkeitsentnahme aus der Gelenkskapsel, die mittels einer Punktionsnadel durch einen Arzt durchgeführt wird. Tritt die Flüssigkeitsansammlung nach einer erfolgten Punktion jedoch erneut wieder auf (Rezidiv), sollte der Ursache genauer auf den Grund gegangen werden.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Kniepunktion

Liegen Anzeichen für eine Entzündung vor, sodass eine Infektion als Ursache für die Flüssigkeitsansammlung vermutet wird, können auch entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen, die mitunter auch eine Flüssigkeitsreduktion bewirken können (z.B. Ibuprofen, Diclofenac).

Ein eitriger Kniegelenkserguss (Empyem) muss hingegen immer entlastet werden, dass heißt, dass das Gelenk operativ eröffnet werden muss und der Eiter wird, da er andernfalls zu einer Zerstörung des Gelenkes führen würde.

Quarkwickel

Als ein unterstützendes Hausmittel, kann die Anwendung von kalten Quarkwickeln die Symptome eines Kniegelenksergusses lindern und mitunter sogar zur Reduktion des Ergusses führen.

Verschiedene Inhaltsstoffe im Quark, vor allem aber die Milchsäurebakterien, können die Ausschüttung von entzündungsfördernden Stoffen hemmen.

Zudem wirkt die feuchte Kälte angenehm kühlend, abschwellend und schmerzlindernd.

Trocknet der Quark während der Behandlung ein, wirkt dieses durchblutungsfördernd, was den Regenerations- und Flüssigkeitsabbauprozess im Kniegelenk unterstützt und beschleunigt.

Zubereitet wird eine kühle Quarkauflage, indem normaler Speisequark auf ein Tuch oder eine Kompresse aufgetragen wird. Anschließend wird das Quarktuch auf die betroffene Stelle aufgelegt, wobei zwischen Haut und Quark jedoch mindestens eine Stoffschicht sein sollte. Abschließend kann die Quarkauflage durch einen leichten Verband fixiert werden.

Die Wickel kann/sollte dann wieder abgenommen werden, wenn der Quark eingetrocknet ist. Die Prozedur kann mehrmals am Tag wiederholt werden.

Salben

Die Verwendung von Salben bei einem bestehenden Kniegelenkserguss kann ergänzend immer nur dann sinnvoll sein, wenn sich neben der Knieschwellung auch Entzündungszeichen bemerkbar machen, sodass von einer Infektion der Ergussflüssigkeit ausgegangen werden kann.

Angewendet werden dann in der Regel Salben mit entzündungshemmenden Inhalt (z.B. Voltaren-Salben mit dem entzündungshemmenden Wirkstoff Diclofenac), der mittels eines Wickelverbandes auf das Knie aufgetragen wird.

Diese lokale Anwendung von entzündungshemmenden Salben steht jedoch immer einer oralen Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten in der Wirkungsstärke nach, da die systemische Verteilung des Wirkstoffes über das Blut den Ort des Geschehens besser und effektiver erreicht, als die lokale Anwendung über die Hautbarriere.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Wasser im Knie

Eine Übersicht aller Themen der Orthopädie finden sie unter Orthopädie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.06.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024