Der Wehencocktail

Was ist ein Wehencocktail?

Bei dem sogenannten Wehencocktail handelt es sich um eine Getränk, das aus verschiedenen natürlichen Inhaltsstoffen besteht und den Eintritt der Geburt fördern soll.
Ein Wehencocktail wird von den zuständigen Hebammen zubereitet und nur dann in Erwägung gezogen, wenn die Geburt verzögert ist oder Komplikationen auftreten, die das Wohlbefinden des Kindes im Mutterleib gefährden.
Der wirksame Bestandteil des Wehencocktails ist Rizinusöl. Das Rizinusöl hat eine abführende Wirkung. Weitere Bestandteile des Wehencocktails dienen der Verdünnung des Rizinusöls und der Neutralisierung des üblen Geschmacks.
Ein Wehencocktail sollte unter keinen Umständen auf eigene Faust hergestellt und eingenommen werden! Er wird in Geburtskliniken unter Betreuung von Ärzten und Hebammen angewendet.

Wann wird ein Wehencocktail verabreicht?

Ein Wehencocktail wird in Deutschland erst empfohlen, wenn die Geburt deutlich verzögert ist. Die Überschreitung des errechneten Geburtstermins um 14 Tage nennt man "Übertragung". Es kann auch vorkommen, dass die Fruchtblase schon geplatzt ist, die Wehen aber nicht einsetzen. Grundsätzlich wird in allen Fällen, in denen das Wohlbefinden des Kindes im Mutterleib gefährdet oder die umfassende Versorgung über die Plazenta nicht oder nicht mehr gewährleistet ist, die "künstliche" Einleitung der Geburt in Erwägung gezogen.

Eine Voraussetzung für die Gabe des Wehencocktails ist, dass der Körper der Mutter geburtsbereit sein muss - das bedeutet, der Muttermund muss geöffnet oder zumindest weich sein.

Mit Vollendung der 41. Schwangerschaftswoche können geburtseinleitende Maßnahmen, wie die Einnahme eines Wehencocktails, zum Einsatz kommen. Nach dem Einnehmen des Cocktails setzt die Wirkung innerhalb von ca. 6 Stunden ein. Die Cocktails werden stets unter Kontrolle eines erfahrenen Arztes und einer Hebamme eingeleitet und sollten auf keinen Fall zuhause und ohne ärztliche Aufsicht ausgeführt werden!

Haben Sie noch Fragen? Weitere Informationen zu diesem Thema können Sie hier nachlesen: Wehen einleiten - Wann, womit und was sind die Risiken?

Welche Zutaten beinhaltet ein Wehencocktail?

Der wirksame Inhaltsstoff des Wehencocktails ist in der Regel Rizinusöl. Dieses wirkt als natürliches Laxans. Das bedeutet, dass Rizinusöl eine abführende Wirkung hat. Die abführende Wirkung von Rizinusöl beruht auf einer stärkeren Kontraktion des Darms, und diese verstärkte Darmaktivität regt auch die Muskulatur der Gebärmutter an, welche im Endeffekt für die Wehen verantwortlich ist. 

Weiterhin scheint Rizinusöl jedoch auch direkt auf Prostaglandinrezeptoren an der Gebärmutter zu wirken, wodurch es auch zu geburtseinleitenden Effekten kommt.

Weitere Zutaten sind

  • Mandelmuß,
  • Aprikosensaft,
  • diverse ätherische Öle und
  • unterschiedliche Gewürze.

Diese weiteren Zutaten dienen der Neutralisierung des eher unangenehmen Geschmacks des Rizinusöls. Es ist wichtig zu beachten, dass quasi jede Hebamme oder jedes Krankenhaus ein eigenes, spezielles Rezept für Wehencocktails entwickelt hat - somit gibt es keine einheitliche Mischung. 

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Das sind die Risiken und Nebenwirkungen bei der Einnahme

Die Einnahme eines Wehencocktails birgt auch gewisse Risiken, die unbedingt beachtet werden müssen. Daher sollte die Entscheidung zur Einnahme eines Wehencocktails stets von Ärzten und Hebammen gemeinsam mit der werdenden Mutter getroffen werden.

Bei einem nicht geburtsreifen Muttermund kann es zu Komplikationen unter der Geburt kommen. Daher ist es sehr wichtig, den richtigen Zeitpunkt zur Einnahme des Cocktails exakt zu bestimmen.

Lesen Sie außerdem unser Thema: Komplikationen unter der Geburt

Risiken für das ungeborene Kind

Die Einnahme eines Wehencocktails kann sich negativ auf das Baby auswirken, wenn Alkohol darin enthalten ist. Alkohol, in Form von Sekt oder gar Schnaps, wird zwar häufig in Rezepten für Wehencocktails im Internet erwähnt, sollte jedoch unbedingt vermieden werden! 
Der kindliche Blutkreislauf steht über die Plazenta mit dem mütterlichen in Verbindung, wodurch Alkohol ins Blut des Fetus gelangen kann und somit alle Organsysteme erreicht, vor allem aber im Gehirn bleibende Schäden hinterlassen kann. Aus diesem Grund ist Alkohol während der Schwangerschaft in jeglicher Form ein absolutes Tabu!     

Weiterhin kann es durch das Auftreten der Wehen zu fetalem Stress kommen. Das bedeutet, dass der Kreislauf des Kindes beeinträchtigt wird. Fetaler Stress ist jedoch in gewissen Maßen nicht gefährlich, vielmehr löst er die Wehen auf dem natürlichen Wege aus. Wehen und fetaler Stress bedingen sich also gegenseitig.

Gefährlich ist es allerdings, die Wehen auszulösen, wenn der Muttermund noch geschlossen ist.

Mehr hierzu:

Risiken und Nebenwirkungen bei der Mutter

Da Rizinusöl stark abführend wirkt, ist eine häufige Nebenwirkung des Wehencocktails Durchfall. Der Durchfall kann wiederum zu einem starken Flüssigkeitsverlust und einer Kreislaufbeeinträchtigung und Erschöpfung der Mutter führen.
Gerade eine starke Erschöpfung der Mutter kann zu einer weiteren Verzögerung der Geburtseinleitung führen, welcher man aber in einer geburtshilflichen Klinik kompetent begegnen kann. Zudem verursacht der Durchfall einen starken Kaliumverlust, welcher gefährliche Herzrhythmusstörungen auslösen kann. Dieser Nebenwirkung kann in der Klinik mit Infusionen entgegengewirkt werden.

Weiterhin kann der unangenehme Geschmack des Rizinusöls Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Die Zugabe von Aprikosensaft, Mandelmus und diversen soll den bitteren Geschmack des Rizinusöls abschwächen.

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Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.10.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021