Der Blasensprung - Anzeichen der Geburt?

Definition

Wenn während oder am Ende der Schwangerschaft die Fruchtblase springt (bzw. umgangssprachlich ausgedrückt "platzt"), spricht man von einem Blasensprung. Dabei öffnet sich die Fruchtblase, die das ungeborene Kind umgibt und das Fruchtwasser enthält, welches dann durch die Scheide abgeht. Ein Blasensprung gehört zu den Zeichen einer beginnenden Geburt und tritt in der Regel spontan nach Einsetzen der Wehen auf. Ist der Muttermund vollständig eröffnet, spricht man von einem rechtzeitigen Blasensprung. Ganz selten wird ein Kind mitsamt intakter Fruchtblase geboren.

Ursache für den Blasensprung

In den meisten Fällen wird der Blasensprung dadurch verursacht, dass das Kind während der Wehen immer weiter nach unten gedrückt wird. Durch den daraus resultierenden Druck reißt die Fruchtblase und das Fruchtwasser entweicht.

Die zweithäufigste Ursache sind Infektionen der Scheide während der Schwangerschaft. Wenn diese bis zur Fruchtblase aufsteigen, können sie dazu führen, dass die Fruchtblase empfindlicher wird und schneller reißt.

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Eine Schwäche des Gebärmutterhalses und eine erhöhte Belastung der Fruchtblase durch zum Beispiel Mehrlingsschwangerschaften, vermehrtes Fruchtwasser (Polyhydramnion) oder Abweichungen der normalen Geburtslage (z. B. Beckenendlage) sind weitere Ursachen. Auch medizinische Eingriffe von außen, wie eine Fruchtwasseruntersuchung, können einen Blasensprung verursachen.

Diagnose

Das Fruchtwasser kann tröpfchen- oder schwallartig abgehen. Geschieht dies während des normalen Geburtsvorgangs bedarf es keiner weiteren Abklärung.

Kommt es zu einem Blasensprung vor der 37. Schwangerschaftswoche, wird ein Abstrich der Scheide sowie des Gebärmutterhalses gemacht und durch die Messung des pH-Wertes und eines spezifischen Tests nachgewiesen, ob die die abgegangene Flüssigkeit Fruchtwasser ist. Außerdem beurteilt der Arzt mittels Ultraschall die verbliebene Fruchtwassermenge in der Fruchtblase. Allerdings reicht die Beurteilung per Ultraschall nicht, um die Diagnose eines Blasensprungs zu stellen. Liegt eine vermehrte (Polyhydramnion) oder verminderte (Oligohydramnion) Fruchtwasserproduktion vor, kann dies zu einer falschen Interpretation der Werte führen. Deshalb ist auch ein ausführliches Gespräch (Anamnese) mit der Schwangeren inklusive vorheriger Diagnosen und Auffälligkeiten sehr wichtig.

Zum Ausschluss einer Infektion werden weitere Labor- und Temperaturkontrollen durchgeführt und das ungeborene Kind wird durch ein CTG überwacht.

Kann man Vorboten für den bevorstehenden Blasensprung erkennen?

In 9 von 10 Fällen findet der Blasensprung bei Beginn der Geburt statt. Vorher treten in den meisten Fällen Wehen auf, die die kommende Geburt ankündigen und zu starken Unterbauchschmerzen führen.

Ein Blasensprung, der vor den Wehen eintritt, ist im Vorfeld kaum zu erkennen. Wird der Blasensprung durch eine Infektion ausgelöst, können im Vorfeld gegebenenfalls Infektanzeichen wie Fieber, eine erhöhte Herzfrequenz, sowohl der Mutter als auch des Kindes, und Unterleibsschmerzen beobachtet werden. Aber auch diese sind unspezifisch und weisen nicht mit Sicherheit auf einen Blasensprung hin.

Kann ein Blasensprung auch ohne Wehen auftreten?

Ein Blasensprung kann auch ohne Wehen auftreten. In dem Fall spricht man von vorzeitigem Blasensprung. Zwischen Blasensprung und Eintritt der Wehen können mehrere Stunden vergehen, in 90% der Fälle kommt es innerhalb von einem Tag zur Geburt. Sollten allerdings nach 24 Stunden noch keine Wehen einsetzen, sollte die Frau einen Arzt aufsuchen, um zu überprüfen, ob tatsächlich Fruchtwasser abgegangen ist. Außerdem sollte eine Infektion des ungeborenen Kindes, dem der Schutz der Fruchtblase fehlt, und der Schwangeren ausgeschlossen werden.

Ist die Ursache für den Blasensprung eine Infektion, eine Schwäche des Gebärmutterhalses oder eine erhöhte Belastung der Fruchtblase, dann tritt er in den meisten Fällen vor Eintritt der Wehen auf und sollte, vor allem im Falle einer Infektion, schnellstmöglich von einem Arzt abgeklärt werden.

Begleitende Symptome

Ein Blasensprung ist schmerzfrei. Es kommt zur plötzlichen Entleerung von Fruchtwasser aus der Scheide. Da die Fruchtblase an allen Stellen und verschieden weit einreißen kann, kann das Fruchtwasser von tröpchenweise bis schwallartig abgehen. Reißt sie an der Oberseite, fließt das Fruchtwasser in der Regel langsam, reißt sie an der Öffnung zum Gebärmutterhals, fließen oft größere Mengen in kurzer Zeit.

Das Fruchtwasser kann farblos wie Wasser bis milchig trüb sein und süßlich, in manchen Fällen aber auch unangenehm riechen. Das Fruchtwasser ist körperwarm. Manchmal wird das Fruchtwasser mit Urin verwechselt, der zum Beispiel durch den Druck des Kindes auf die Blase unplanmäßig abgeht.

Ist das Fruchtwasser verfärbt (grünlich, gelblich oder rötlich-braun), deutet das auf anormale Veränderungen hin und kann Hinweise auf eine Gefährdung des Kindes geben.

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Kann man den Blasensprung selbst auslösen?

Eine Hebamme oder ein Arzt kann gegebenenfalls einen Blasensprung auslösen (Amniotomie). Dies geschieht jedoch nur in Ausnahmefällen, wenn die Geburt nicht vorangeht oder eingeleitet werden soll, da der Blasensprung häufig ein Einsetzen der Wehen innerhalb von 1 bis 2 Stunden verursacht. Hierzu wird mit einer Art Fingerhut, an dessen Spitze sich ein Widerhaken befindet, die Fruchtblase „gesprengt“, sodass Fruchtwasser austreten kann. Im Vorfeld muss überprüft werden, das der Kindskopf fest im Becken liegt, damit dieser vor der Nabelschnur in den Geburtskanal eintritt. Außerdem muss der Muttermund ausreichend geöffnet sein (circa 10 cm). Da das Infektionsrisiko erhöht ist, muss das Kind während der Geburt ständig per CTG überwacht werden und die Geburt sollte baldmöglichst beendet werden.

Eine Einleitung der Geburt bzw. ein Vorantreiben der Wehentätigkeit und somit erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Blasensprungs kann auch durch die Verabreichung sogenannter Prostaglandine und Oxytocin erreicht werden.

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Der Versuch, selbst und ohne medizinische Unterstützung und Beobachtung einen Blasensprung auszulösen ist sehr gefährlich und sollte auf keinen Fall unternommen werden, da dies im schlimmsten Fall tödlich für das ungeborene Kind enden kann.

Einen Blasensprung versehentlich durch zum Beispiel Geschlechtsverkehr oder starke körperliche Arbeit auszulösen ist sehr unwahrscheinlich, das individuelle Risiko für einen vorzeitigen Blasensprung sollte aber immer mit dem betreuenden Arzt besprochen werden.

Was ist bei einem Blasensprung zu tun?

Bei einem Blasensprung sollte zuerst einmal Ruhe bewahrt werden. Liegt das Kind in Schädellage, also mit dem Kopf in Richtung Gebärmutterhals, kann die Schwangere in Ruhe selbst zur Klinik fahren. In den meisten Fällen geht auch nach kurzer Zeit weniger Wasser ab, da der Kopf wie eine Art Stöpsel den Ausgang blockiert.

Liegt das Kind in Beckenendlage, also mit dem Po in Richtung Gebärmutterhals, besteht die Gefahr eines Nabelschnurvorfalls. Hierbei scheibt sich die Nabelschnur vor dem Kind in den Geburtskanal und kann durch den Druck des Kindes während der Wehen abgedrückt werden. Es besteht die Gefahr, dass das Kind nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Daher sollte sich die Schwangere auf die Seite legen und in dieser Lage mithilfe eines Krankentransports ins Krankenhaus gebracht werden.

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Nach einem Blasensprung sollte die Geburt innerhalb von 24 Stunden einsetzen, da sonst die Infektionsgefahr für Mutter und Kind stark ansteigt. Ist das nicht der Fall, wird die Geburt eingeleitet oder gegebenenfalls ein Kaiserschnitt durchgeführt.

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Was ist ein vorzeitiger Blasensprung?

Ein vorzeitiger Blasensprung ist ein Blasensprung vor Beginn der Wehen, der in 10% der Schwangerschaften vor der 34. Schwangerschaftswoche (SSW) eintritt. Je nach Zeitpunkt der Schwangerschaft kann er mehr oder weniger gefährlich für die Schwangere und ihr Kind sein und wird verschieden behandelt.

Tritt der vorzeitige Blasensprung nach der 34. SSW ein, wird das Kind zur Welt gebracht. Bleiben die Wehen länger als 12-24 Stunden aus, wird die Geburt eingeleitet. Vor der 37. SSW werden zusätzlich prophylaktisch Antibiotika verabreicht.

Bei vorzeitigem Blasensprung zwischen der 24. und 34. SSW wird die Schwangerschaft so lange wie möglich hinausgezögert, falls keine Infektion vorliegt. Kommt es zur Geburt, werden maximal 48 Stunden Mittel zur Unterdrückung der Wehen gegeben, um in dieser Zeit die Lungenreifung des Kindes mittels Glukokortikoiden voranzutreiben und falls nötig die Fruchtblase aufgefüllt. Nach der 30.-32. SSW wird eine operative Geburt angestrebt.

Zwischen 20. und 23. SSW werden Wehen unterdrückt, Antibiosen verabreicht und die Fruchtblase aufgefüllt.

Vor der 20. SSW ist die Prognose schlecht, da sich die Fruchtblase nur in seltenen Fällen wieder verschließt. Ein Schwangerschaftsabbruch sollte besprochen werden.

Komplikationen eines vorzeitigen Blasensprungs sind Infektionen, die durch aufsteigende Keime ausgelöst werden und zu einem Amnioninfektions-Syndrom führen können, welches sowohl für die Mutter als auch das Kind gefährlich ist. Außerdem kann es zur Frühgeburt kommen.

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Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.05.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021