Zahnfleischbluten durch Stress

Zahnfleischbluten als Symptom

Das Zahnfleischbluten selbst stellt im Grunde keine eigenständige Erkrankung dar. Vielmehr ist das Auftreten von Blutungen des Zahnfleischs ein weit verbreitetes Symptom, welches Ausdruck verschiedener Grunderkrankungen sein kann. In der Hauptzahl der Fälle bemerken die Betroffenen das Zahnfleischbluten während oder im Anschluss an das Zähneputzen. Durch starke Reibebewegungen der Zahnbürste wird das ohnehin angegriffene Zahnfleisch stark gereizt, es kommt zu kleinsten Verletzungen und Blutungen.

Lesen SIe mehr zu dem Thema: WIe kann man Zahnfleischbluten am besten stoppen?

In den meisten Fällen ist eine einfache Zahnfleischentzündung (lat. Gingivitis) die Ursache des Zahnfleischblutens. Die entzündlichen Prozesse sind bei den meisten Betroffenen direkte Folge einer unregelmäßig oder schlicht unsauber durchgeführten Mundhygiene. Gerade an schwer zugänglichen Stellen (zwischen den Zähnen oder am Ende der Zahnreihen) kommt es zur Bildung von Zahnbelag, zur Bakterienbesiedelungen und Entstehung von Plaque. Auf Grundlage der Speisereste und der darin persistierenden bakteriellen Erreger wird das Zahnfleisch angegriffen und gereizt. Eine Gingivitis verdeutlicht sich außerdem durch geschwollene, hochrote Zahnfleischpartien.

Ursachensuche

Darüber hinaus können auch schwerwiegendere Erkrankungen zu Zahnfleischbluten führen. Vor allem entzündliche Prozesse im Bereich des Zahnhalteapparates können langfristige Folgen haben. Bei Unterlassung einer geeigneten Therapie drohen Zahnfleischrückgang und der Verlust eigentlich vollkommen gesunder Zähne. Sollte es im Anschluss an ein Trauma (beispielsweise einen Unfall oder Sturz) zu Zahnfleischbluten kommen, so sollte eine Fraktur im Bereich des knöchernen Kiefers in Betracht gezogen und schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.

Darüber hinaus können Erkrankungen der Zahnwurzel Blutungen des Zahnfleischs provozieren. Da es sich beim Zahnfleischbluten lediglich um ein Symptom handelt muss die Grunderkrankung zeitnah diagnostiziert werden. Ein Besuch in der Zahnarztpraxis ist demnach unumgänglich. Nur auf Grundlage einer ausgiebigen Ursachensuche kann eine ideale Therapie eruiert und das Zahnfleischbluten effektiv behandelt werden.

Zahnfleischbluten durch Stress

Viele Patienten bemerken, dass es vor allem während oder nach besonders stressreichen Phasen des Lebens zu vermehrtem Zahnfleischbluten kommt. Natürlich besteht auch in diesen Fällen die Möglichkeit, dass eine unzureichende Mundhygiene die Blutungen des Zahnfleischs auslöst. Tatsächlich ist eine mangelnde Mundhygiene auch bei diesen Patienten mit Abstand der häufigste Grund für die Entstehung von Zahnfleischbluten. Dennoch sollte der Faktor „Stress“ bei der Ursachensuche nicht vollkommen außer Acht gelassen werden.
Leidet der Organismus eine Weile unter Stress, kommt es zur Freisetzung des Gewebehormons Cortison. Dieses Hormon führt kurzfristig zu einer Stimulation all jener Organe, die für die Bewältigung potenzieller Gefahrensituationen benötigt werden. Unter Stress wird demnach die Herzfrequenz erhöht und die Atmung gesteigert. Darüber hinaus reagiert der Organismus zu Beginn der Stressreaktion mit einer temporären Stimulation des Immunsystems. Nach einer gewissen Zeit, also bei lang anhaltendem Stress, kommt es jedoch zu einer Cortisol-induzierten Schwächung des Immunsystems. Das Gewebshormon vermittelt eine Unterdrückung verschiedener Immunzellen, die für den reibungslosen Ablauf der Immunreaktion jedoch essenziell sind. Menschen die über längere Zeit unter Stress leiden sind nachweißlich anfälliger für Infekte und chronische Erkrankungen. Auch der Zahnhalteapparat und vor allem das Zahnfleisch leiden unter dieser Situation. Selbst bei adäquater Mundhygiene, die die tägliche Reinigung schwer zugänglicher Bereiche berücksichtigt, kann es zu lokalem Zahnfleischbluten kommen. Bei Patienten, die eine weniger umsichtige Mundhygiene betreiben kann die durch Stress geschwächte Immunlage verheerende Auswirkungen auf die Zähne und das Zahnfleisch haben.

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Die Vielzahl der innerhalb der Mundhöhle persistierenden Bakterien erfüllen wichtige Aufgaben. Bei Menschen mit einer guten Mundhygiene und einem einwandfrei funktionierenden Immunsystem können diese bakteriellen Erreger soweit in Schach gehalten werden, dass weder Zähnen noch Zahnfleisch eine Gefahr droht. Gelingt dies dem Organismus nicht mehr, so werden entzündliche Prozesse gefördert. Aus diesem Grund ist es gerade in Stress-reichen Zeiten wichtig bei der Zahnpflege besondere Sorgfalt walten zu lassen. Neben der Anwendung einer Zahnbürste sollten mindestens einmal täglich sogenannte Interdentalraumbürsten (Zahnzwischenraumbürsten) oder Zahnseide genutzt werden. Beim Kauf der Zahnbürste ist es wichtig auf die Stärke der Borsten zu achten. In den meisten Fällen ist eine mittlere Borstenstärke am Zahnfleisch-schonendsten. Während zu harte Borsten oftmals das Zahnfleisch regelrecht wegschrubben, kann eine adäquate Reinigung mit weichen Borsten meist nicht gewährleistet werden.

Wenn Sie über weitere Auswirkungen von Stress erfahren möchten, lesen SIe hierzu unter: Folgen von Stress

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.04.2014 - Letzte Änderung: 01.12.2022