+++ NEWS - "Gefahren des Passivrauchens" +++

NEWS - Gesundheit

06.10.2015
Autor: Dr. med. Nicolas Gumpert, Cornelius Reitz
email: news@dr-gumpert.de

Großbritannien: Seit Oktober 2015 Rauchverbot in Autos.

Seit Anfang Oktober werden in Großbritannien Autofahrer, die in Gegenwart von Kindern im Fahrzeug rauchen, zur Kasse gebeten. Deutsche Experten der Bundesärztekammer (BÄK) fordern nun ein vergleichbares Verbot. Sollte dem Vorbild der Insel gefolgt werden?


Jeder hat es wahrscheinlich schon mal im Stau auf der Rückfahrt aus dem Urlaub gesehen: Der Familienvater im Fahrzeug auf der Nebenspur bedient das Navi, blickt aufs Handy, auf der Mittelkonsole steht ein lauwarmer Kaffee und er schmökert genervt von den unruhigen Kindern auf der Rückbank eine Zigarette.
In Großbritannien kann das seit einigen Tagen teuer werden. Denn seit Anfang Oktober herrscht auf der Insel ein Rauchverbot im Auto, wenn Kinder mitfahren.
Die Bundesärztekammer (BÄK) sowie die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) fordern jetzt ein vergleichbares Verbot auf deutschen Straßen. Ein Tropfen auf den heißen Stein für Kinder, die dem Zigarettenqualm ihrer Eltern ausgesetzt sind, oder ein britisches Vorbild, dem unbedingt gefolgt werden sollte? Die Experten sind sich einig:

Im Qualm einer Zigarette konnten mittlerweile mehrere Tausend verschiedene Chemikalien nachgewiesen werden, von denen knapp 70 eindeutig als kanzerogen gelten. Das heißt, sie begünstigen genetische Mutationen im Körper, die zu Tumoren beziehungsweise Krebserkrankungen führen können.
In Rattenversuchen -die Tiere wurden mehrere Tage dem Rauch einiger Zigaretten ausgesetzt- konnte kein Grenzwert ermittelt werden, unter dem das Passivrauchen als ungefährlich einzustufen sei. Selbst geringste Mengen des Tabakrauches können also schon gesundheitliche Schäden hervorrufen oder zumindest begünstigen.
Bei Kindern ist dieses Gesundheitsrisiko sogar noch stärker ausgeprägt als bei Erwachsenen. Denn Kinder haben zum einen eine höhere Atemfrequenz als Erwachsene, das heißt sie atmen den Zigarettenqualm schneller und somit intensiver ein. Auch das Immunsystem von Kindern ist in der Regel noch nicht umfangreich ausgeprägt und somit weniger an Tabakschadstoffe gewöhnt als das Erwachsener.
Chronische Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale werden durch Passivrauchen bei Kindern daher in einem besonderen Ausmaß begünstigt. Die Bundesärztekammer (BÄK) warnt sogar davor, dass Passivrauchen einer der größten Risikofaktoren für Plötzlichen Kindstod bei Kleinkindern sei!

Auch das Öffnen der Autofenster beim Rauchen erniedrigt das Gesundheitsrisiko für die mitfahrenden Kinder nicht signifikant. Hierbei sollte man sich die Maße eines durchschnittlichen PKW vor Augen führen. Der Fahrgastraum beschränkt sich auf wenige Kubikmeter. Dadurch ist die Belastung der Atemluft durch den Rauch einer einzigen Zigarette schon höher als in einer üblichen Raucherkneipe mit mehreren Hundert Kubikmetern Atemluft.

Dr. Josef Mischo, der bei der Bundesärztekammer (BÄK) Vorsitzender der Arbeitsgruppe "Sucht und Droge" ist, sowie Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) fordern daher unisono, sich dem Vorbild der Briten anzuschließen und ein Rauchverbot in Autos, in denen Kindern mitfahren, einzuführen.
Dort kostet das rücksichtslose Qualmen am Steuer seit Anfang Oktober 50 Pfund (68 Euro).
Gegner des Verbotes führen an, es handele sich dabei um einen Einschnitt in das Freiheitsrecht der Fahrer innerhalb ihres "Privatraumes" PKW. Doch die gesundheitliche Belastung der eigenen Kinder sollte diese verschwindend kleine Einschränkung beim Autofahren bei weitem überwiegen, weshalb die deutschen Gesetzesgeber die britische Initiative unbedingt prüfen sollten.

Autor: Dr. med. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.10.2015 - Letzte Änderung: 08.11.2023