Bänderdehnung im Knie

Einleitung

Eine Bänderdehnung (Syn. Bänderzerrung) des Knies wird durch ein gewaltsames, über das normale Maß hinausgehendes Bewegen des Kniegelenks verursacht und kann sowohl das Innenband als auch das Außenband betreffen.

Sie ist eine der häufigsten Sportverletzungen und kann beispielsweise durch eine plötzliche Rotationsbewegung des Knies entstehen.

Die Übergänge zu einem Bänderriss oder einer Verstauchung sind häufig fließend und dadurch nicht immer sicher voneinander abgrenzbar. Das Gelenk bleibt bei einer Bänderdehnung jedoch stabil, während es durch eine Zerreißung in der Regel instabil wird. Um eine möglichst schnelle Heilung zu erzielen, sollte das Kniegelenk frühzeitig stabilisiert werden, um die Bänder des Gelenks zu schonen.

Ursachen einer Bänderdehnung im Knie

Die Ursachen für eine Bänderdehnung sind vielfältig. In den meisten Fällen sind extreme Bewegungen Ursache für die Bänderdehnung im Knie. Durch die starke Bewegung wird der natürliche Bewegungsspielraum der Bänder überschritten.

Da diese Situationen häufig beim Sport auftreten sind Bänderdehnungen die häufigsten Sportverletzungen. Besonders häufig treten die Bänderdehnungen bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln oder Gegnerkontakt auf.

Hierzu zählen besonders:

  • Fußball
  • Basketball
  • Squash
  • Badminton

Bänderdehnungen können jedoch auch durch gewaltsame Überdehnung von außen entstehen, beispielsweise wenn der Gegner beim Sport von einer Seite gegen das Kniegelenk prallt.

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Wer bin ich?
Mein Name ist Dr. Nicolas Gumpert. Ich bin Facharzt für Orthopädie und Gründer von Dr-Gumpert.de
Diverse Fernsehsendungen und Printmedien berichten regelmäßig über meine Arbeit. Im HR Fernsehen sehen Sie mich alle 6 Wochen live bei "Hallo Hessen". 
Aber jetzt ist genug angegeben ;-)

Das Kniegelenk gehört zu den Gelenken mit der größten Belastung.

Daher erfordert die Behandlung des Kniegelenks (z.B. Meniskusriss, Knorpelschaden, Kreuzbandschaden, Läuferknie, etc.) viel Erfahrung.
Ich behandele die unterschiedlichsten Erkrankungen des Knies auf konservative Weise.
Ziel jeder Behandlung ist die Behandlung ohne eine Operation.

Welche Therapie nachhaltig die besten Ergebnisse erzielt, kann nur nach Zusammenschau aller Informationen (Untersuchung, Röntgenbild, Ultraschall, MRT, etc.) beurteilt werden.

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Symptome einer Bänderdehnung im Knie

Die häufigsten Symptome einer Bänderdehnung sind Schmerzen und Schwellungen. Dabei bestehen die Schmerzen besonders bei Bewegungen des betroffenen Gelenks. Die Schwellungen sind im Gegensatz zu einem Bänderriss häufig eher gering ausgeprägt.

Da das betroffene Band des Kniegelenks nicht gerissen ist, bleibt das Gelenk trotz der Schmerzen stabil und belastbar. So sind Gehen und Stehen weiterhin möglich, jedoch nicht immer schmerzfrei. Zudem entsteht bei einer Bänderdehnungim Knie in der Regel kein Bluterguss (Hämatom) da es nicht zu einer Verletzung der Blutgefäße kommt. Dadurch ist das Hämatom ein weiteres Unterscheidungskriterium zu einem Bänderriss.

Schwellung bei einer Bänderdehnung im Knie

Schmerzen sind die Hauptsymptome einer Bänderdehnung im Knie. Zusätzlich kann auch eine Knieschwellung auftreten. Beide Symptome fallen aber weniger stark aus als beispielsweise bei einem Bänderriss.

Die Schwellung ist gering, fehlt manchmal sogar ganz. Das liegt daran, dass bei einer Dehnung kein oder nur wenig umliegendes Gewebe geschädigt wird und es nicht zum Zerreißen von Blutgefäßen kommt, wie es bei einem Bänderriss der Fall wäre. Blutergüsse (Hämatome) fehlen deshalb bei Bänderdehnungen ebenfalls.

Liegt eine Schwellung vor, so geht sie meist schnell zurück, wenn das Knie gekühlt und geschont wird.

Lesen Sie mehr zum Thema: Gelenkschwellung Knie

Diagnostik einer Bänderdehnung im Knie

Die Diagnose ergibt sich meist aus der

  • Beschreibung des Unfallhergangs
  • den Symptomen und
  • der klinischen Untersuchung

Zunächst prüft der Arzt ob das Gelenk stabil ist und ein Druckschmerz von außen besteht. Zudem stellt der Arzt fest, ob ein Bluterguss entstanden ist; dies wäre ein Hinweis für einen Bänderriss. Besteht nur eine Schwellung des Gelenks, ist das Kniegelenk stabil und es hat sich kein Bluterguss entwickelt, sind dies deutliche Hinweise für das Vorliegen einer Bänderdehnung.

Um die Stabilität des Kniegelenks klinisch zu prüfen, kann der Schubladentest durchgeführt werden. Hierdurch ist feststellbar, ob die Kreuzbänder des Kniegelenks intakt sind. Durch den Aufklapptest lässt sich feststellen ob die Innen- oder Außenbänder des Kniegelenks verletzt sind. Hierbei wird das Kniegelenk gegen einen Druck nach außen und innen bewegt. Intakte Bänder schränken diese Bewegung stark ein, bei einem Bänderriss kann das Kniegelenk nach außen oder innen über das normale Bewegungsausmaß bewegt werden.

Diese klinischen Untersuchungen können dem Arzt Hinweise auf das Ausmaß der Verletzungen geben. Die exakte Diagnose kann jedoch erschwert sein, da durch die Verletzung die Muskulatur reflektorisch stärker angespannt ist und dadurch die Untersuchung der Bänder nicht immer aussagekräftig durchgeführt werden kann.

Ein Bänderdehnung am Knie kann bildgebend nur durch einen Ultraschall oder MRT vom Knie dargestellt werden. Ist der Untersucher sich sicher, dass es sich um eine Bänderdehnung handelt kann auf ein Ultraschall oder MRT vom Knie verzichtet werden. Da der Übergang zu einem Bänderteilriss oder gar Bänderriss fließend ist, kann häufig ein bildgebendes Verfahren sinnvoll sein.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: MRT vom Knie

Behandlung einer Bänderdehnung im Knie

Unmittelbar nach dem Unfallereignis sollte mit der PECH-Regel begonnen werden. Die einzelnen Buchstaben in „PECH“ stehen für die Anfangsbuchstaben der vier wichtigsten Erstmaßnahmen nach einer Bänderdehnung:

  • Pause
  • Eis
  • Compression
  • Hochlagern

In jedem Fall sollte die sportliche Aktivität sofort unterbrochen werden, um eine weitere Schädigung der Bänder zu vermeiden. Durch die Kühlung des Kniegelenks werden einerseits die Schmerzen gelindert und einer Schwellung des Gelenks vorgebeugt. Durch einen Druckverband (Compression) wird ebenfalls einer verstärkten Schwellung vorgebeugt. Da es nach der Kühlung zu einer reflektorischen Mehrdurchblutung des Gewebes kommt, würde dies ohne Kompression zu einer verstärkten Schwellung führen. Hochlagern dient ebenfalls einem Entgegenwirken einer starken Schwellung des Kniegelenks.

Grundsätzlich sollten Bänderdehnungen danach nicht ausschließlich durch Ruhigstellung des Gelenks und der Bänder behandelt werden. In der Regel ist es wichtig, die Bänder funktionell zu stabilisieren. Dadurch wird eine Entlastung der gedehnten Bänder erzielt, das Gelenk kann jedoch weiter in einem begrenzten Rahmen bewegt werden.

Um Bänderdehnungen des Knies zu behandeln, werden Streckschienen angewendet. Hierzu können Bandagen oder eine Gipshülse („Tutor“) verwendet werden. Dieser reicht vom Oberschenkel bis zum Sprunggelenk und hält das Knie in einer Streckstellung. So sind übertriebene Bewegungen des Kniegelenks nicht möglich und die geschädigten Bänder werden geschont und entlastet, während die Bewegungen der übrigen Bänder und Muskeln nicht stark eingeschränkt sind.

Da nach einer Bänderdehnung die Bänder intakt und damit stabil sind, kann das Kniegelenk weiterhin belastet werden. Es sollten jedoch dabei keine Schmerzen auftreten. Wenn die Bänder sehr stark gedehnt werden, kann eine Belastungspause von 6 bis 8 Wochen notwendig werden.
Wenn im Anschluss keine Schmerzen mehr bestehen, kann die Belastung langsam wieder gesteigert werden. Da die Bänder die ganze Zeit über intakt waren, kann der Sport nach Ausheilung wieder uneingeschränkt ausgeführt werden.
Die Behandlung des Bänderrisses am Knie erfolgt individuell abgestimmt auf das den jeweiligen Fall.

Lesen Sie mehr zum Thema: Innenbandriss Knie Therapie

Tapen bei einer Bänderdehnung im Knie

Zusätzlich zu Stützbandagen gibt es sogenannte Tapes. Tapes sind elastische, selbstklebende Gummibänder, die nur in Längsrichtung dehnbar sind. Sie stabilisieren somit das Knie und die gedehnten Bänder.

Tapes werden direkt auf die Haut aufgeklebt. Dies kann entweder ein Physiotherapeut oder Orthopäde übernehmen, oder man klebt sich die Bänder selbst auf. Je nach Verletzungsmuster existieren verschiedene Arten das Tape aufzukleben.

Tapet man eine Bänderdehnung am Knie selbst, gilt zu beachten, dass das Tape rund um die Kniescheibe angelegt wird und nicht über sie hinweg verläuft. Begonnen wird oberhalb der Kniescheibe bei gebeugtem Kniegelenk. Dann wird das Band leicht straff am Knie vorbei nach unten gezogen und unterhalb der Kniescheibe festgeklebt. Auf gleiche Weise verfährt man dann mit der anderen Seite der Kniescheibe. Für noch mehr Stabilität kann man die Enden der Klebebänder übereinander legen oder alternativ ein kleines Querband anbringen.

Tapes stabilisieren zwar, lindern in einigen Fällen auch die Schmerzen einer Bänderdehnung im Knie, sind aber kein Ersatz für eine vollwertige Therapie. Bevor man also Tapes verwendet, sollte man von einem Arzt untersuchen lassen, ob es sich wirklich nur um eine Bänderdehnung im Knie und nicht etwa doch um einen Bänderriss oder ähnliches handelt.

Hat man trotz der Tapes noch Schmerzen, stellt sich die Frage, ob man sein Bein nicht noch eine Weile schonen sollte, um die Bänderdehnung komplett ausheilen zu lassen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema, unter: Knie tapen

Verlauf einer Bänderdehnung im Knie

In der Regel ist eine einfache Bänderdehnung harmlos und nur mit vorübergehenden Beeinträchtigungen verbunden. In der Regel heilt die Bänderdehnung komplikationslos aus, wenn bei Schmerzen das betroffene Kniegelenk geschont wird. Wenn die sportlichen Aktivitäten für einige Tage unterbrochen werden und keine Schmerzen mehr bestehen, kann das Kniegelenk anschließend wieder voll belastet werden.

Wird eine Bänderdehnung des Kniegelenks jedoch nicht ausreichend geschont, können Instabilitäten des Kniegelenks durch weitere Verletzungen des Bandapparates folgen. Hierdurch wird die Funktion des Kniegelenks beeinträchtigt und durch die ungleiche Belastung der Gelenkflächen entsteht eine vorzeitige Abnutzung der Knorpelflächen. Eine frühzeitige Arthrose mit dauerhaften Schmerzen im Kniegelenk ist die Folge.

Zudem kann ein geschädigter Bandapparat sehr viel schneller erneut geschädigt werden als ein zuvor gesunder Bandapparat. Dadurch können immer wieder Zerrungen oder auch Zerreißungen der Kniegelenksbänder entstehen. Die Heilungschancen werden dadurch immer schlechter und können bei Nichtbehandlung zu einer dauerhaften Instabilität des Kniebandapparats führen.

Dauer einer Bänderdehnung im Knie

Eine Dehnung der Bänder im Kniegelenk ist eine schmerzhafte Angelegenheit. Je nach Schweregrad der Verletzung dauert es unterschiedlich lange, bis das Gelenk wieder vollständig belastbar ist.

Die Schmerzen im Zuge einer Bänderdehnung lassen oft schon nach wenigen Tagen nach. Kühlung und reduzierte Belastung des Knies helfen, diesen Prozess zu beschleunigen, so dass die Schmerzen nach 1-2 Tagen nicht mehr spürbar sind.

Zur vollständigen Ausheilung der Verletzung sollte man dem Knie aber 1-2 Wochen Zeit geben. Während dieser Wochen sollte man ebenfalls versuchen, das Bein so wenig wie möglich zu belasten. Kühlung, Kompression und Hochlagern des Beins gemäß der PECH-Regel beschleunigen auch hier den Heilungsprozess.

Im Falle einer schweren Bänderdehnung im Knie kann der Genesungsprozess auch mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Man sollte das Knie erst dann wieder belasten, wenn die Schwellung vollständig abgeklungen und die Schmerzen verschwunden sind.

Mit sportlichen Aktivitäten kann man beginnen, sobald man ungefähr eine Woche komplett schmerzfrei ist und die Schmerzen auch bei der sportlichen Betätigung nicht wiederkehren. Um die Stabilität im Knie zu unterstützen, hat man die Möglichkeit auch noch Monate nach der Verletzung Stützbandagen zu tragen. Diese mindern das Risiko von Instabilitäten im Kniegelenk und verhindern die Entstehung einer Arthrose.

Krankschreibung bei einer Bänderdehnung im Knie

Bänderdehnungen im Knie erfordern nicht zwangsweise eine Krankschreibung. Menschen, die während ihrer Arbeit hauptsächlich sitzen, werden wenn überhaupt nur für einige Tage krankgeschrieben.

Bei Arbeiten, die laufend oder im Stehen verrichtet werden, wie Kellnern oder handwerkliche Arbeiten richtet sich die Dauer der Krankschreibung nach der Schwere der Bänderdehnung im Knie, beziehungsweise nach dem Verlauf der Verletzung.

Nach 1-2 Wochen sind die meisten Patienten wieder in der Lage ihrer Arbeit ohne Einschränkung nachzugehen, da die Schmerzen verschwunden sind.

Berufssportler werden häufig länger krankgeschrieben. Zu groß ist die Gefahr, sich bei einem verfrühten Wiedereinstieg in den Sport erneut zu verletzten. Folgeverletzungen sind meist schwerwiegender und dauern länger, als die erste Verletzung. Zusätzlich besteht auch das Risiko, dass sich Instabilitäten entwickeln, die einen Gelenkverschleiß begünstigen und damit das Arthroserisiko steigern.

Zusammenfassung

Eine Bänderdehnung des Kniegelenks ist eine der häufigsten Sportverletzungen. Sie entsteht vor allem bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln und Gegnerkontakt. Die Bänderdehnung ist in der Regel harmlos.

Eine Unterscheidung zu einem Bänderriss sind die

  • mäßige Schwellung
  • das Fehlen eines Blutergusses und
  • die bestehende Stabilität des Kniegelenks

Durch eine vorübergehende Schonung der betroffenen Bänder durch Bandagen oder eine Streckschiene, gehen die Schmerzen in der Regel schnell wieder zurück. Bei schweren Bänderdehnungen kann eine Sportpause bis zu 8 Wochen notwendig werden. Wenn keine Schmerzen mehr bestehen, kann das betroffene Kniegelenk wieder langsam belastet werden.

Eine Vollbelastung und Wiederaufnahme der sportlichen Aktivität ist bei Schmerzfreiheit ohne Gefahr einer erneuten Verletzung möglich. Nur wenn unter Schmerzen weiter belastet wird, besteht die Gefahr einer weitergehenden Verletzung der Bänder mit der Folge eines Bänderrisses. In diesem Fall ist die Stabilität des Kniegelenks eingeschränkt und kann Spätfolgen nach sich ziehen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.07.2013 - Letzte Änderung: 21.07.2023