Behandlung der Borreliose

Einleitung

Die Behandlung der Borreliose ist langwierig und schwierig. Vor allem im Anfangsstadium der Infektion besteht aber die Möglichkeit, der Infektion noch Herr zu werden. In den fortgeschrittenen Stadien 2 und 3, in denen zuerst eine Verteilung des Erregers im Körper, und schlussendlich eine Chronifizierung der Erkrankung stattfindet, ist die Wirksamkeit einer Behandlung umstritten.

Da es sich bei der in Europa verbreiteten Lyme-Borreliose – einer speziell in der nördlichen Hemisphäre vorkommenden Form der Borreliose – um eine Infektion mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi handelt, ist eine antibiotische Therapie beim Mensch am erfolgversprechendsten. Der häufigste Überträger der Lyme-Borreliose ist in Deutschland die Zecke. Zwar stehen auch Stechmücken und Bremsen im Verdacht, Borrelien zu übertragen, allerdings ist die Durchseuchungsrate hier lange nicht so hoch.

Therapieformen

Nach dem Stich durch eine infizierte Zecke, bildet sich innerhalb der Inkubationszeit von 2-4 Wochen eine sogenannte Wanderröte, auch Erythema migrans genannt, die einen Hautausschlag nach dem Zeckenbiss darstellt. Dieses gilt als beweisend für eine Borrelieninfektion, wird aber leider oft nicht als solches erkannt.

Nur in diesem Frühstadium ist der Infektion noch verhältnismäßig einfach beizukommen: Das RKI (Robert Koch Institut) empfiehlt eine Behandlung mit Tetracyklinen beispielsweise Doxycyclin®. Da bei Kindern und Schwangeren Doxycyclin® kontrainduziert ist, weicht man hier auf Amoxicillin®, oder Cefuroxim® aus.

Tetracycline sind eine Gruppe von Antibiotika, die die Synthese von Bakterien aus bakterieller DNA verhindern. Sie docken an dazu an die bakteriellen Proteine an, die Proteine aus der DNA erstellen, und blockieren ihre Bindungsstellen. Dadurch kommt es zur Blockade der Bakteriensynthese, der Bakteriennachschub versiegt. Die bereits produzierten Bakterien werden vom körpereigenen Immunsystem vernichtet.

Eine Antibiose muss im Frühstadium für 4 Wochen, bei Behandlung im Spätstadium auch über 4 Wochen hinaus erfolgen. Eine prophylaktische Antbiotika-Gabe nach Zeckenbiss wird indes nicht empfohlen. Amoxicillin® und Cefuroxim® werden bei Kindern und Schwangeren eingesetzt. Beide hemmen die Quervernetzung der Bakterienwandbausteine, so dass die Bakterienwand zerfällt, ohne die das Bakterium nicht mehr funktionieren kann.

Da auch Allergien gegen einzelne Antibiotika bestehen können, wurde die Therapie bereits mit vielen verschiedenen Antibiotika versucht. In Studien wurde das Therapieversagen einzelner Antibiotika im Bereich 10-50% beziffert. Sprich bei 10-50% der Patienten hatte das eingesetzte Antibiotikum keine nachweisbare Wirkung, und musste auf ein anderes Antibiotikum umgestellt werden. Dies zeigt einerseits, wie schwierig eine Therapie in fortgeschrittenen Stadien ist, und andererseits, wie wichtig ein möglichst früher Therapiebeginn ist.

Kosten

Die Kosten für eine Borreliose Behandlung hängen stark vom Stadium der Erkrankung ab. Es erscheint logisch, dass eine 4 wöchige Antibiotikatherapie weniger kostenintensiv ist, als die Behandlung einer fulminanten Borrelieninfektion im Spätstadium. Während die Kosten für eine vierwöchige Antibiose im Bereich um die 50€ liegen, sind die Kosten für die Versorgung eines schwerbehinderten Patienten mit Lähmungserscheinungen nach Neuroborreliose 100fach höher.

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Da die Spätfolgen einer Borrelieninfektion für den Menschen einerseits sehr vielfältig, andererseits sehr schwer sein können, ist ein möglichst früher Therapiebeginn wichtig. Eine Blutuntersuchung mittels Serologie kostet allerdings über 100€, und wird daher nicht pauschal angeordnet. Viel mehr gibt es eine Reihe anderer Erkrankungen, die wesentlich wahrscheinlicher als eine Borreliose sind, was sich für einen Borrelien - Infizierten nachteilig auswirken kann, da diese in der Regel zuerst ausgeschlossen werden.

Dauer

Die Dauer der Borreliose Behandlung liegt im Frühstadium bei 2-4 Wochen Antibiotikatherapie. In späteren Stadien sind längere Behandlungsdauern notwendig, da die Bakterienlast bereits höher ist. Im Spätstadium wird die Sinnhaftigkeit einer Antibiose derzeit diskutiert, da Uneinigkeit darüber herrscht, ob die Nebenwirkungen der Antibiose nicht etwa den Nutzen, den der Patient daraus zieht, übersteigen.

In diesen Fällen ist es schwierig das Mittelmaß zwischen ausreichender Behandlung auf der einen Seite, und einem tolerierbarem Maß an Nebenwirkungen auf der anderen Seite zu finden. Das Spätstadium kann bereits nach wenigen Monaten eintreten, und dann über weitere Monate und Jahre hinweg chronifizieren.

Doch selbst in diesem Stadium ist eine Heilung noch möglich, wenn auch oftmals bleibende Schäden, wie Gelenkbeschwerden nicht auszuschließen sind. Ferner wird eine allzu früher Umstellung des Antibiotikums nicht empfohlen, laut Leitlinien sollte erst nach vier Wochen eine Umstellung erfolgen, falls das angewandte Antibiotikum keine Wirkung zu zeigen scheint.

Behandlung der Borreliose beim Tier

Die Unterschiede einer Borreliose Behandlung bei Mensch und Tier sind gering: Wie auch mein Mensch, infizieren sich die meisten Tiere durch einen Zeckenstich mit den Borrelien. Die häufigste Form der Borreliose ist in der nördlichen Hemisphäre auch für Tiere die „Lyme-Borreliose“. Nachdem diese erstmals 1975 im Ort Lyme im Bundestaat Connecticut, USA für den Menschen diagnostiziert wurde, erfolgte 1984 in New York erstmals die Diagnosestellung für ein Tier, genauer, einen Hund.

Die Symptome sind ebenfalls relativ unspezifisch, und äußern sich meist durch Fieber, Schlappheit, und Appetitverlust. In späteren Stadien verteilt sich der Erreger dann auf das Organsystem, befällt Herz, Nieren, und Leber, und kann zudem zur „Lyme-Arthritis“ führen, einer Arthritis die vornehmlich im Kniegelenk auftritt.

Diese kann behandelt werden, indem überschüssige Gelenkflüssigkeit aus dem betroffenen Gelenk abpunktiert wird – ein Verfahren, das jedoch in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss.

Greifen die Bakterien auf das Nervensystem über (Neuroborreliose), so kann das zu aggressivem Verhalten des Tieres führen. Auch Bewegungsstörungen wurden beobachtet. Die Beobachtungen gelten vornehmlich für Hunde, Katzen scheinen relativ immun gegen eine Borrelieninfektion zu sein. Die Borreliose Behandlung richtet sich, wie auch beim Menschen, nach dem Stadium, und erfolgt mittels Antibiose.

Die Dauer der Borreliose Behandlung beträgt 2-3 Wochen, danach sollte entweder eine Umstellung des Antibiotikums bei ausbleibender Besserung erfolgen, oder eine Absetzung nach Heilung. Nach Waldspaziergängen ist es immer ratsam das Tier nach Zecken zu untersuchen, indem das Fell durchkämmt wird. Meist sind diese relativ leicht tastbar.

Die Entfernung erfolgt am besten mit Hilfe einer Zeckenzange, die sowohl in der Apotheke, als auch in Tiergeschäften erhältlich ist. Mit ihr kann die Zecke langsam und kontrolliert herausgedreht werden. Anders als beim Menschen ist für Tiere eine Impfung erhältlich. Diese muss jährlich aufgefrischt werden, und nach erstmaliger Gabe nach 3-4 Wochen wiederholt („geboostert“) werden.

Ferner sind Duftstoffe erhältlich, die meist in den Nacken des Tieres appliziert werden. Diese überdecken die Duftnote des Tieres, und sorgen dafür, dass es für Zecken uninteressant erscheint. Für Katzen sind diese chemotaktischen Mittel jedoch eher unangenehm, da ihnen ihre persönliche Duftnote sehr wichtig ist, und auch einen Teil der Persönlichkeit darstellt.

Zu beachten ist auch, dass nur gegen die in Mitteleuropa häufigste Borrelienart (borrelia burgdorfia) geimpft wird, und auch andere Stämme existieren, gegen die dann gegebenenfalls kein Impfschutz besteht. Von daher ist ein zusätzlicher Schutz mit Duftstoffen und Kontrolle des Felles vor allem bei Hunden sinnvoll.

Autor: Dr Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.09.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023