Bromelain

Einleitung

Bromelain hat entzündungshemmende und gerinnungshemmende Wirkungen. Es steht für eine Gruppe eiweißabbauender Enzyme bestimmter Pflanzen. Diese besonderen Enzyme finden sich unter anderem in der Ananaspflanze. Daher wird es auch zur Gruppe der sogenannten Phytotherapeutika gezählt, die auch als pflanzliche Arzneimittel bekannt sind.

Bromelain wird durch seine bestimmten Wirkungen zur Therapie von Entzündungen oder Verletzungen, die mit Schwellungen einhergehen, eingesetzt. Auch in der Ödembehandlung findet es seine Anwendung. Bromelain ist unter anderem unter dem Handelsnamen Bromelain-POS©, Wobenzym© oder Traumanase© in der Apotheke zu erhalten.

Anwendung und Dosierung

Die häufigste Anwendungsform des Medikaments Bromelain ist die so genannte magensaftresistente Tablette. Bromelain kann man ebenfalls in Form von Dragees erwerben. Es ist zwar apothekenpflichtig, jedoch nicht rezeptpflichtig, sodass man es in der Apotheke frei erwerben kann.

Durch einen besonderen Schutzfilm passieren die Tabletten den Magen, ohne von der Magensäure bereits zersetzt zu werden. Dies ist nötig, da die Magensäure besonders Proteine aus der Nahrung im Magen bereits verdaut. Es ist daher wichtig, dass der Wirkstoff erst im Darmbereich freigesetzt wird und somit vom Blut aufgenommen werden kann, da er ansonsten verdaut wird und somit seine Wirkung verliert.

Die Anwendung für Bromelain ist nur für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. Daher besteht für Kinder unter 12 Jahren eine Kontraindikation für die Einnahme von Bromelain.

Die Tablette sollte mit etwa 30 Minuten Abstand von einer Mahlzeit mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden. Bromelain sollte ein- bis zweimal täglich als Tablette eingenommen werden. Die Einnahme sollte ohne ärztliche Beratung nicht länger als vier bis fünf Tage andauern. Für eine längere Behandlung sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Intoxikationen sind bei der Gabe von Bromelain nicht bekannt. Es kann jedoch bei einer Überdosierung zu einem verstärktem Auftreten der Nebenwirkungen kommen.

Gegen welche Beschwerden hilft Bromelain?

Aufgrund der entzündungshemmenden und abschwellenden Wirkung von Bromelain, kann es bei verschiedenen Erkrankungen zum Einsatz kommen.

Es lässt sich unter anderem bei postoperativen Schwellungen oder auch bei Schwellungen im Rahmen von Verletzungen anwenden. Bromelain kann auch bei nicht-bakteriellen Schleimhautschwellungen benutzt werden.

Bei mangelnder Produktion und Verfügbarkeit von Verdauungsenzymen, zum Beispiel im Rahmen einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, kann die Gabe von Bromelain hilfreich sein. Es kann außerdem bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder der ableitenden Harnwege und der Geschlechtsorgane zur Anwendung kommen.

Eingenommen werden kann Bromelain ebenfalls bei Venenerkrankungen oder bei Becken- und Beinvenenthrombose sowie bei einer Arthrose. In höheren Konzentrationen wirkt es auf den menschlichen Körper auch entwässernd, sodass es ebenfalls zur Behandlung von Ödemen benutzt werden kann.

Bei Sinusitis

Die wesentliche Wirkung des Bromelain besteht in einem entzündungshemmenden, abschwellenden Effekt. Aus diesem Grund wird der Wirkstoff häufig bei einer Sinusitis eingesetzt und erzielt hier häufig gute Behandlungserfolge.

Die Wirkung basiert auf der Spaltung des körpereigenen Gewebehormons Bradykinin. Dieses ist zuständig für eine Weitstellung der kleinen Blutgefäße. Wird das Bradykinin nun durch die im Bromelain enthaltenen Enzyme gespalten, verengen sich die Blutgefäße in den Nasennebenhöhlen und es gelangt weniger Flüssigkeit aus den Gefäßen ins umliegende Gewebe – die Schwellung nimmt ab.

Der dem entzündungshemmenden Effekt des Bromelains zugrundeliegende Mechanismus ist hingegen bislang nicht geklärt.Wichtig für die Entfaltung der Wirksamkeit ist es, das Bromelain mindestens 30-60 min vor dem Essen einzunehmen.

Vor und nach einer OP

Aufgrund seiner abschwellenden und entzündungsstillenden Wirkung kann Bromelain auch vor und nach einer OP eingesetzt werden. Vor der OP kann es beispielsweise dazu beitragen, eine Gelenkschwellung zu bekämpfen und somit die notwendigen Bedingungen für die OP zu schaffen.

Nach der OP hilft das Bromelain beim Abschwellen des OP-Gebiets und beugt zudem der Entwicklung einer Entzündung vor. Eine schmerzstillende Wirkung ist für das Bromelain bislang allerdings nicht bekannt, sodass für diesen Aspekt der OP-Nachbehandlung andere Wirkstoffe zum Einsatz kommen müssen.

Bei Allergie bzw. Histaminintoleranz

Bromelain kann wie praktisch alle Arzneimittel allergische Reaktionen auslösen. Meist äußern sich diese in Form von Hautausschlägen und Kribbeln im Mundbereich. Diese verlaufen zwar in der Regel harmlos und verschwinden nach wenigen Tagen von selbst, doch können sie in selteneren Fällen auch Vorboten schwerwiegenderer Verlaufsformen sein und sollten daher eine baldige Wiedervorstellung beim behandelnden Arzt nach sich ziehen.

Darüber hinaus findet Bromelain auch in der Nahrungsmittelindustrie Verwendung zur Klärung von Bier und bei der Verarbeitung von Fleisch. Aus diesem Grund ist Bromelain als möglicher Auslöser von Nahrungsmittelallergien in Betracht zu ziehen.

Wann darf ich Bromelain nicht einnehmen?

Kontraindiziert ist die Einnahme von Bromelain bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff sowie bei Überempfindlichkeit gegenüber Ananas.

Auch Patienten mit Blutgerinnungsstörungen sollten auf die Einnahme des Medikaments Bromelain verzichten. Eine gleichzeitige Einnahme mit den so genannten Blutverdünnern wie Marcumar, Heparin oder ähnlichen Stoffen vermieden werden. Für Kinder bzw. Jugendliche unter dem 12. Lebensjahr ist das Medikament nicht geeignet .

Für die Einnahme von Bromelain in der Schwangerschaft liegen keine Daten vor, sodass von der Einnahme während der Schwangerschaft abgeraten wird. Bromelain sollte auch nicht während der Stillzeit eingenommen werden, da nicht bekannt ist, ob seine Bestandteile in die Muttermilch übergehen und so den Säugling erreichen.

Ist Bromelain zur Dauereinnahme geeignet?

Zwar sind bislang keine spezifischen negativen Folgen einer dauerhaften Einnahme von Bromelain identifiziert worden, doch sollte wie immer gelten: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Daher sollte eine Bromelain-Therapie zunächst auf 5 bis maximal 7 Tage beschränkt werden. Hat sich nach diesem Zeitraum keine merkliche Besserung der Situation eingestellt, sollte erneut mit dem behandelnden Arzt Rücksprache gehalten werden. Dieser kann abwägen, ob eine Fortführung der Bromelain-Therapie Erfolg verspricht oder ob womöglich die Umstellung auf einen anderen Wirkstoff mehr Sinn ergibt.

Einnahme in der Schwangerschaft und Stillzeit

Bislang liegen keine Daten zur Verträglichkeit von Bromelain in der Schwangerschaft vor. Da eine Gefährdung der Mutter und des Kindes deshalb nicht ausgeschlossen werden kann, ist von einer Einnahme von Bromelain während der Schwangerschaft abzuraten.

Gleiches gilt für die Stillzeit: Auch hier ist nicht bekannt, ob das Mittel über die Muttermilch übertragen werden kann und ob es in diesem Fall dem Kind Schaden zufügen kann. Folglich sollte auch in der Stillzeit auf die Einnahme von Bromelain verzichtet werden.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von Bromelain mit anderen Arzneistoffen kann die Aufnahme des Beimedikamentes gesteigert werden. Hierdurch kommt es zu einer Resorptionssteigerung und Wirkungsverstärkung.

Bei paralleler Einnahme eines Antibiotikums mit Bromelain kann es sowohl zu einer Erhöhung des Antibiotikumspiegels im Urin kommen sowie zu einer Erhöhung des Konzentrationsspiegels im Blut. Möglicherweise kommt es zu einer Steigerung der Blutungsneigung eines Patienten bei gleichzeitiger Einnahme von Bromelain mit Blutgerinnungshemmern. Darunter fallen u.a. die Medikamente, die zu der Gruppe der Antikoagulanzien und den Thrombozytenhemmer zählen und wesentlich die Blutgerinnung beeinflussen.

Verträgt es sich mit Alkohol?

Zwar gibt es bislang keine Berichte über spezielle Unverträglichkeiten zwischen Bromelain und Alkohol, doch ist die Datenlange zu diesem Thema äußerst dünn. Prinzipiell sollte ohnehin gelten, dass während der Einnahme von Arzneimitteln weitestgehend auf den Konsum von Alkohol verzichtet werden sollte. Die Leber könnte nämlich ansonsten durch den gleichzeitigen Abbau von Alkohol und Medikamenten überfordert und geschädigt werden. Da im Falle des Bromelains aber nicht von einer besonders starken Anfälligkeit der Leber auszugehen ist, ist maßvoller Alkoholkonsum in der Regel als harmlos und deshalb erlaubt einzustufen.

Nebenwirkungen

Bei einer Einnahme von Bromelain kann es, wie bei jedem anderen Medikament auch, immer zu Nebenwirkungen kommen. Unter der Therapie kommt es häufig zu asthmaähnlichen Beschwerden. Allergische Reaktionen sowie Hautreaktionen sind ebenfalls eine häufige Nebenwirkung bei der Gabe von Bromelain.

Im Gegensatz dazu kommt es nur gelegentlich zu Beschwerden des Magens oder auch zu Durchfällen. In Bezug auf die Verkehrstüchtigkeit sind keine negativen Auswirkungen oder Einschränkungen bekannt.

Alternativen zu Bromelain

Je nach Einsatzgebiet des Bromelain existieren verschiedene Alternativen für den Wirkstoff.

Bei einer Sinusitis etwa kommen häufig Dampfinhalation, Infrarot-Behandlungen oder Nasenspülungen zum Einsatz. Auch abschwellende oder entzündungsstillende Nasensprays zeigen eine ähnlich gute Wirkung wie Bromelain. Als effektive Hausmittel haben sich ein erhöhtes Trinkvolumen und das Hochlagern des Kopfes während der Nacht als besonders effektiv erwiesen.

Bei anderen Schwellungen (z.B. Gelenkschwellungen infolge von Sportunfällen) können Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac als entzündungshemmende Alternativen zum Bromelain eingesetzt werden. Die abschwellende Komponente des Bromelain kann durch Kühlung, Kompressionsverbände und verschiedene Hausmittel (z.B. Quarkmittel) ersetzt werden.

Wirkung

Bromelain ist ein sogenanntes proteolytisches Enzym, das die Fähigkeit besitzt, Eiweiße zu spalten. Gewonnen wird es aus der Pflanze der Ananas.

Es löst vor allem Fibrin auf, das ein körpereigenes Eiweiß ist und unter anderem in der Blutgerinnung eine Rolle spielt. Durch die Zerkleinerung der Eiweiße können diese schneller abtransportiert werden und die Schwellung des Gewebes lässt somit nach.

Des Weiteren verhindert Bromelain die Zusammenlagerung der Blutplättchen. Können sich die Blutplättchen nicht richtig und schnell zusammenlagern, kommt es zu einer Verlängerung der Blutungszeit. Dieser Mechanismus ist besonders für diejenigen wichtig, die zusätzlich gerinnungshemmende Medikamente (z.B. Marcumar) nehmen, da sich die Wirkungen verstärken und es zu vermehrten Blutungen kommen kann.

Die eiweißspaltende Fähigkeit des Phytotherapeutikums kann man sich ebenfalls bei der Verdauung zu Nutze machen. Nimmt man Bromelain mit der Mahlzeit ein, so kann man die natürliche Verdauung des Körpers unterstützen und fördern.

Bromelain hat ebenfalls Einfluss auf das Gewebshormon Bradykinin. Bromelain spaltet und hemmt dieses Hormon, sodass die Kapillaren undurchlässiger für Flüssigkeit werden. Die Undurchlässigkeit führt zu einem verminderten Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe. Dies wiederum führt zu einem Rückgang von Ödemen.

Verstoffwechselung

Bromelain wird im Darm des Menschen resorbiert und gelangt von dort in den Blutkreislauf. Im Blut bindet es an das sogenannte alpha2-Makroglobulin. Makroglobuline sind Transporteiweiße, die bestimmte Stoffe im Blut binden können und sie so zu ihren Zielorten transportieren können. Bromelain wird von der Leber rasch verstoffwechselt und so aus dem Kreislauf eliminiert.

Braucht man ein Rezept?

Bromelain ist zwar apothekenpflichtig, jedoch nicht rezeptpflichtig. Es darf also nur von Apotheken verkauft werden, doch es wird kein Rezept benötigt. Dennoch ist anzuraten, nicht auf eigene Faust zu handeln, sondern zunächst einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit und Risiken einer Wobenzym-Therapie abschätzen und schließlich auch ein Rezept ausstellen, was nebenbei zudem den in der Apotheke zu zahlenden Betrag senken kann.

Empfehlungen aus der Redaktion

Weitere themenverwandte Informationen, die für Sie von Interesse sein könnten finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.06.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021