Citalopram und Alkohol - verträgt sich das?

Einleitung

Citalopram und Alkohol gehen im Vergleich mit anderen antidepressiv wirksamen Medikamenten relativ geringe Wechselwirkungen ein.
Die möglichen Nebenwirkungen sollten dennoch ernst genommen werden.

Citalopram ist ein Medikament, welches bei der Behandlung depressiver Erkrankungen zum Einsatz kommt. Es zählt zu den am häufigsten verordneten Psychopharmaka. Die Wirkung beruht auf seiner selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmung (SSRI). Serotonin ist ein Botenstoff, der nicht nur stimmungsaufhellend, sondern auch angstlindernd wirkt. Die Steigerung seiner Konzentration im Spalt zwischen den Zellen, hat einen positiven Effekt auf die Stimmung.
Citalopram wird in Form einer Tablette eingenommen und erreicht nach zwei bis vier Stunden seine höchste Konzentration im Blut. Seine Halbwertszeit, also die Zeit, nach der noch die Hälfte des Wirkstoffes im Blut vorhanden ist, kann bis zu 30 Stunden betragen.
Der größte Anteil wird in der Leber abgebaut und nur ein geringer Teil mit dem Urin ausgeschieden. Auch beim Alkoholabbau ist die Leber das zentrale Organ. Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol und Citalopram kann sich negativ auf die Wirksamkeit des Antidepressivums auswirken. Bislang sind die definitiven Wechselwirkungen noch nicht nachgewiesen.

Gegen gelegentlichen Alkoholkonsum ist bei gleichzeitiger Einnahme von Citalopram nichts einzuwenden. Dies sollte aber mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Nebenwirkungen von Citalopram

Welche Wechselwirkungen entstehen?

Die gleichzeitige Einnahme von Citalopram und Alkohol kann zu Wechselwirkungen führen. Diese sind in erster Linie dosisabhängig und stehen im Zusammenhang mit der individuellen Leberfunktion. Alkohol wird zunächst durch die Alkoholdehydrogenase zu Acetaldehyd umgewandelt.
In einem zweiten Schritt entsteht mit Hilfe eines weiteren Enzyms Acetat. Ist die zugeführte Alkoholkonzentration hoch, wird ein weiteres System hinzu geschaltet.

Es handelt sich um ein Enzym der Cytochrom P-450-Familie.
Nicht nur Alkohol, sondern auch Citalopram kann auf diesem Wege abgebaut werden. Die beiden Wirkstoffe konkurrieren infolge um die Bindungsstellen der abbauenden Enzyme. Die Konsequenz besteht in einer verstärkten Wirksamkeit des Psychopharmakons und einer länger andauernden Halbwertszeit. Nebenwirkungen können aus diesem Grund intensiviert auftreten.

Das Psychopharmakon hemmt außerdem die Funktion bestimmter CYP-Enzyme, die wiederum den Abbau von Alkohol verzögern und mit einer gesteigerten Wirkung einhergehen.
Citalopram ist im zentralen Nervensystem wirksam und führt in hoher Konzentration unter anderem zu ausgeprägter Müdigkeit und Auswirkungen auf den psychischen Zustand. Neben einer Verstärkung der depressiven Symptomatik können Halluzinationen auftreten.

Filmriss

In geringen Konzentrationen wird Alkohol mit Hilfe der Alkohldehydrogenase und der Acetaldeyddehydrogenase zu Acetat abgebaut.
Werden dagegen hohe Mengen Alkohol zugeführt, erfolgt der Abbau außerdem mit Hilfe eines Enzyms aus der Cytochrom-P450-Familie. Citalopram wird ebenfalls in der Leber über Enzyme dieser Familie verstoffwechselt und bewirkt eine Hemmung bestimmter CYP-Enzyme.

Alkoholkonsum in größeren Mengen, in Kombination mit der Einnahme von Citalopram bewirkt also einen verzögerten Alkoholabbau. Seine berauschende Wirkung wird verstärkt. Die Wahrscheinlichkeit für einen Filmriss, also einen Zeitraum fehlenden Erinnerungsvermögens, steigt.

Mehr zu diesem Thema finden Sie unter: Alkoholvergiftung

Aggression

Aggressivität zählt zu den möglichen Nebenwirkungen von Citalopram. Meist handelt es sich nicht um die einzig auftretende Nebenwirkung, sondern kann gemeinsam mit Stimmungsschwankungen, trockenem Mund, Verdauungsbeschwerden, verstärkter Angstsymptomatik und Albträumen auftreten.
Im Zusammenhang mit Alkoholkonsum kann die Neigung zu aggressivem Verhalten gesteigert werden.

Auswirkungen auf das Herz

Citalopram kann infolge einer Überdosierung zu Veränderungen des Herzschlags führen. Diese treten unter anderem als Herzrhythmusstörungen, einer stark erhöhten Herzfrequenz und im schlimmsten Fall in Form eines Herzstillstands in Erscheinung.

Weiterhin ist ein Absinken des Blutdrucks zu beobachten.
Eine Überdosierung mit Citalopram als Konsequenz eines verzögerten Abbaus bei Alkoholkonsum, ist in der Regel nicht zu erwarten. Da die alleinige Einnahme von Citalopram bereits den Herzrhythmus, als auch den Blutdruck beeinflussen kann, wird dennoch von einer Kombination mit Alkohol abgeraten.

Kann das gefährlich werden?

Die Kombination von Citalopram und Alkohol kann in seltenen Fällen gefährliche Folgen haben. Diese sind in erster Linie abhängig von der Dosierung, als auch von der individuellen Leberfunktion. Im Vergleich zu anderen antidepressiv wirksamen Arzneimitteln wie trizyklische Antidepressiva oder Monoaminoxidase-Hemmer, ist die Wahrscheinlichkeit für gefährliche Nebenwirkungen vergleichsweise gering.
Mehr zum Thema finden sie unter: Antidepressiva und Alkohol - Verträgt sich das?

Der gestörte Wirkmechanismus von Citalopram infolge des Alkoholkonsums, geht möglicherweise mit einer Verstärkung der depressiven Symptomatik einher.
Neu auftretende Suizidgedanken sind als deutliches Warnsignal zu erachten. Weiterhin kann ein rauschähnlicher Zustand beobachtet werden, der die Durchführung bestimmter Aufgaben unmöglich macht. Neben dem Konzentrationsvermögen sind Aufmerksamkeit und Urteilsfähigkeit stark beeinträchtigt.

Schläfrigkeit zählt zu den Nebenwirkungen des Psychopharmakons. Unter gleichzeitigem Alkoholkonsum wird diese verstärkt.
In seltenen Fällen kann die Nebenwirkung eines Serotonin-Syndroms auftreten, welches mit Muskelzuckungen und massiven Bewusstseinsveränderung einhergeht. Erfolgen keine therapeutischen Maßnahmen kann es tödlich enden.
Weitere Informationen erhalten Sie auch unter unserem Thema: Serotonin-Syndrom​​​​​​​

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.11.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021