Cortison als Therapieform beim Kind

Indikationen - wann braucht mein Kind Cortison?

Cortison ist ein körpereigener Stoff der vom Körper zu Cortisol umgewandelt werden kann. Dies ist ein Stresshormon vom Körper und mindert Entzündungsreaktionen und auch Überreaktionen. Daraus ergibt sich ein breites Feld an Erkrankungen besonders, im chronischen Bereich, bei denen Cortison helfen kann. Lokal als Salbe aufgetragen hilft Cortison bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis. Eine weitere Indikation kann Asthma Bronchiale sein.

Auch bei akuten Erkrankungen, wie einer Bronchitis oder einer Nasennebenhöhlenentzündung ist eine Linderung der Beschwerden durch Cortison möglich. In vielen Asthmasprays ist Cortison enthalten, um ein Zuschwellen der Atemwege zu verhindern. Als Dauermedikation findet Cortison in der Rheumabehandlung von Kindern und als Begleittherapie bei Krebserkrankungen Einsatz.

Bei allergischen Schocks ist Cortison auch als Notfallmedikament in Kombination mit Adrenalin einsetzbar. In allen vorher beschriebenen Fällen steht die Minderung von körpereigenen Abwehrreaktionen im Vordergrund. Wenn der Körper selbst nicht in der Lage ist Cortison zu produzieren, ist eine Ersatztherapie mit Cortisolpräparaten bereits bei Babys notwendig, um genug Hormone für Stressreaktionen zur Verfügung zu stellen. Dies ist bei einer Unterfunktion der Nebennierenrinde erforderlich.

Bei Husten oder Bronchitis

Bei einer normalen Erkältung mit einfachem Husten ist ein Cortisolpräparat nicht sinnvoll. Einige Kinder neigen jedoch zu einem sogenannten Pseudokrupp. Dies ist ein akuter Hustenanfall, meist, wenn das Kind bereits erkältet ist, bei dem der Kehlkopf sehr stark anschwillt und das Kind Atemnot entwickelt. Für diese Fälle gibt es Cortisol in Zäpfchenform, welches akut als Medikament auch von den Eltern verabreicht werden kann.

Die Anfälle treten meistens nachts auf, da zu dieser Zeit die körpereigene Produktion von Cortisol geringer ist. Auch bei asthmatischem Reizhusten ist eine Behandlung mit Cortisolsprays möglich, um Kindern das Schlafen zu erleichtern. In diesem Fall handelt es sich meistens um eine Dauertherapie in Kombination mit anderen Wirkstoffen wie Salbutamol.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Husten beim Kind

Bei Neurodermitis

Die Neurodermitis ist eine meist allergisch bedingte Hautentzündung, welche durch eine Salbe mit Cortisol behandelt werden kann. Die Salbe wird meist nicht als dauerhafte Medikation genutzt, sondern nur in beschwerdestarken Phasen auf die betroffenen Hautpartien dünn aufgetragen. Die Entzündung der Haut bessert sich normalerweise bereits innerhalb eines Tages.

Cortison ist nur zur Besserung eines akuten Schubs nutzbar, stellt jedoch keine heilende Therapie dar, da die Neurodermitis eine chronische, genetisch bedingte Erkrankung ist. Bei dieser lokalen Anwendung sind die Nebenwirkungen überschaubar und begrenzen sich meist ebenfalls auf die betroffenen Stellen. Es kann hierbei zu einer dünneren Haut kommen, welche durchscheinend wirkt.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Neurodermitis

Bei einer Nasennebenhöhlenentzündung

Auch bei Nasennebenhöhlenentzündungen können Kinder mit Cortison behandelt werden. Dies ist jedoch erst notwendig, wenn die Symptome nach zwei Wochen noch nicht abgeklungen sind, da die meisten Nasennebenhöhlenentzündungen ohne Behandlung selbst ausheilen. Hierbei handelt es sich um ein Nasenspray, welches ebenfalls lokal wirkt. Bei Nasennebenhöhlenentzündungen sind meist die Schleimhäute an den Zugängen zu den Nasennebenhöhlen angeschwollen und verhindern so eine Belüftung und Abheilung der Entzündung. Das cortisonhaltige Nasenspray kann zum Abschwellen der Schleimhäute führen und die Belüftung der Nebenhöhlen wiederherstellen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Nasennebenhöhlenentzündung

Bei einer Mittelohrentzündung

Wie bei der Nasennebenhöhlenentzündung handelt es sich auch bei der Mittelohrentzündung oft um eine Erkrankung, die als Folge der fehlenden Belüftung entsteht. In diesem Fall handelt es sich um die Ohrtrompete, welche das Mittelohr mit dem Nasen-Rachenraum verbindet. Durch ein Abschwellen der Schleimhaut kann ein Öffnen der Ohrtrompete erreicht werden. 

In diesem Fall wird jedoch kein Cortison eingesetzt. Meist reichen abschwellende Nasentropfen bereits aus. In schweren Fällen kann auch ein Antibiotikum verschrieben werden um die Mittelohrentzündung in den Griff zu bekommen. Hier wird vor allem Amoxicillin eingesetzt.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Mittelohrentzündung

Nebenwirkungen bei systemischer Gabe

Bei kurzzeitiger Anwendung sind heute kaum noch starke Nebenwirkungen bekannt, da Cortison heute gut dosiert werden kann. Hierbei kann es in einigen Fällen zu Unverträglichkeiten kommen. Da Cortison eine Schwächung des körpereigenen Abwehrsystems verursacht, kann es bei einer Dauertherapie zu vermehrten Infekten kommen. Hierzu können auch Pilzinfektionen im Mundraum zählen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Mundsoor

Starke Nebenwirkungen treten meist nur bei geschwächten Kindern bei einer starken Dauertherapie im Rahmen von rheumatischen Erkrankungen und Krebstherapien auf. Es kann zu einer Stammfettsucht und einem Mondgesicht bei zeitgleicher Abmagerung der Beine und Arme kommen.

Weiterhin kann es zu brüchigen Knochen durch Osteoporose kommen. Speziell bei Kindern treten auch Wachstumsstörungen auf. Auch die Entstehung von Bluthochdruck und eines Diabetes ist durch die Cortisongabe möglich. Nebenwirkungen können auch bei sehr streng kontrollierter Dosierung nicht ganz vermieden werden.

Nebenwirkungen bei lokaler Therapie

Bei der Nutzung von Salben mit Cortisol kommt es meist nur zu einer durchscheinenden, dünnen Haut, da die heutigen Cortisonpräparate sehr niedrig dosiert sind. Bei höheren Dosierungen kann es zu einer Aufnahme des Cortisons ins Blut kommen, was zu den beschriebenen systemischen Nebenwirkungen führen kann. Die Nutzung von Nasensprays ist ebenfalls mit möglichen Nebenwirkungen verbunden. Bei längerer Nutzung greift das Cortison die Nasenschleimhaut an und es kann zu Nasenbluten kommen.

Häufig beschreiben die Kinder auch Kopfschmerzen im Rahmen der Cortisontherapie. Weiterhin können die Kinder durch die Schwächung des Immunsystems lokal Pilzinfektionen oder Geschwüre bekommen. Auch vermehrte Atemwegsinfektionen sind möglich. In seltenen Fällen kann es zu einer Schädigung der Nasenschleimhaut mit Veränderungen der Geruchs- und Geschmackswahrnehmung kommen.

Eine ebenfalls eher seltene Nebenwirkung stellt der Graue Star mit Seheinschränkungen dar. Bei bereits durch eine Vorerkrankung immungeschwächten Kindern können Nebenwirkungen vermehrt auftreten.

Weitere Informationen  zu diesem Thema finden Sie unter: Nebenwirkungen von Cortison

Warum sollte Cortison nach Empfehlung gegeben werden?

Bei Kindern, die immer wieder an entzündlichen Erkrankungen leiden, kann eine Cortisontherapie sinnvoll sein. Wenn der Kinderarzt eine Therapie mit Cortison empfiehlt sollte diese nicht eigenständig abgesetzt werden, sondern bei Auftreten von Nebenwirkungen der Arzt kontaktiert werden. Gerade bei einer systemischen Therapie im Rahmen von schweren Erkrankungen sollte die Cortisongabe exakt dem Dosierschema des behandelnden Kinderarztes entsprechen.

Bei akuter Verabreichung von Salben oder Zäpfchen kann vorher mit dem Arzt ein Plan abgesprochen werden, unter welchen Bedingungen die Eltern auf das Cortison zurückgreifen sollen oder können. Bei Bedenken sollten diese offen angesprochen werden, sodass ein gemeinsamer Therapie-Plan erarbeitet werden kann, welcher so von den Eltern und Kindern umgesetzt werden kann.

Woher kommt die Angst in Bezug auf Cortison?

Die ersten Cortison-Präparate, welche zur medizinischen Behandlung auf den Markt kamen, waren sehr stark dosiert und haben zu erheblichen Nebenwirkungen geführt. Selbst die ersten Salben enthielten Mengen, welche bei vielen Patienten im ganzen Körper gewirkt haben. Die heutigen Präparate sind jedoch deutlich geringer und spezifischer dosiert und haben so auch seltener Nebenwirkungen.

Gerade die lokale Anwendung hat heute auch fast nur noch lokale Nebenwirkungen. Ein weiterer Grund für die Angst vor Cortison ist das Extrembild bei langjähriger Einnahme. Die Eltern befürchten Nebenwirkungen, wie die Stammfettsucht und den Bluthochdruck, welche jedoch nur bei Langzeiteinnahme in einer hohen Dosis zu befürchten sind.

Ein Hyperkortisolismus (zu hoher Cortisol-Spiegel im Körper) führt zum sogenannten Cushing-Syndrom.

Da Cortison ein körpereigenes Hormon ist, ist die Wirkung zudem besser steuerbar als chemische Medikamente, auf die der Körper häufig unspezifisch reagiert. Das heißt, die Nebenwirkungen beruhen auf der natürlichen Wirkung des Cortisons und sind genau bekannt, während andere Medikamente mehr unerwartete Nebenwirkungen verursachen können.

Weiterhin kommt zu der Angst vor Cortison häufig eine mangelnde Aufklärung über die Präparate. Eltern sollten keine Angst haben den behandelnden Kinderarzt bei Unklarheiten zu fragen.

Was kann ich tun, um die Nebenwirkungen zu mildern?

Der wichtigste Weg, um Nebenwirkungen zu mildern, ist eine genaue Überwachung und Anpassung der Dosis des Cortisons sobald Nebenwirkungen auftreten. Weiterhin ist der Zeitpunkt der Einnahme wichtig, da so ein passender Cortisonspiegel im Körper gehalten werden kann. Dieser schwankt nämlich je nach Uhrzeit in der Konzentration.

Bei Nutzung von Nasensprays mit Cortison sollten die Kinder nach Nutzung den Mund ausspülen, um einen Pilzbefall im Mund zu verhindern. Cortison-Salbe sollte immer nur dünn auf die betroffenen Hautbereiche aufgetragen werden. Bei offener Haut kann eine zusätzliche Antibiotika-Therapie sinnvoll sein, damit das geschwächte Immunsystem nicht mit möglicherweise eindringenden Krankheitserregern überfordert wird.

Bei langfristiger Therapie mit Cortison sollte das Absetzen langsam und schrittweise erfolgen, sodass der Körper die eigene Cortison-Produktion anpassen kann. Die gesamte Therapie mit Cortison sollte auch bei etwas älteren Kindern immer durch die Eltern und den Kinderarzt engmaschig kontrolliert werden.

Was für Optionen gibt es, wenn Cortison nicht hilft?

Die Hauptwirkung des Cortisons beruht auf dessen Hemmung des Immunsystems und damit der Abschwächung von Abwehrreaktionen. Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher immunsystemregulierender Medikamente.

Bei Organtransplantationen oder Autoimmunerkrankungen können zum Beispiel Calcineurin-Hemmer, wie Ciclosporin, eingesetzt werden, welche die Bildung von entzündungsfördernden Cytokinen herabsetzt.

Eine weitere Medikamentengruppe sind die mTor-Hemmer, welche eine Entwicklung der Immunzellen bremst. Hierzu gehören die Medikamente Sirolimus und Everolimus.

Weitere Informationen zu immunsystemregulierenden Medikamenten finden Sie unterImmunsuppressiva

Aus der Krebstherapie sind auch Zytostatika bekannt, welche das Zellwachstum und die Zellteilung verhindern. Diese wirken neben den Krebszellen auf alle sich schnell teilende Zellen und somit auch auf viele Zellen des Immunsystems, was zu einer Entzündungshemmung führt.

Eine therapeutisch noch sehr junge Alternative stellen die monoklonalen Antikörper dar. Diese können sehr spezifisch gegen einen Zelltyp eingesetzt werden und eignen sich somit ebenfalls zur Behandlung vieler Autoimmunerkrankungen.

Alle diese Alternativen haben einen sehr starken Einfluss auf den Körper und sind Möglichkeiten bei schweren autoimmunen Erkrankungen weiter einzugreifen. Hierbei ist ein sehr genaues Überwachen durch Kinderärzte und weitere Spezialisten nötig. Die Medikamente decken nicht das volle Wirkungsspektrum des Cortisons ab, sondern sind meist spezifischer für bestimmte Erkrankungen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.11.2018 - Letzte Änderung: 18.03.2022