Pseudokrupp

Synonyme im weiteren Sinne

Medizinisch:

  • Akute Laryngitis
  • akute Kehlkopfentzündung

Englisch: acute laryngitis

Definition

Der Pseudokrupp ist eine Kehlkopfentzündung mit Kehlkopfschmerzen, die meistens als Zusatzinfektion bei Nasenentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung und Rachenentzündungen entsteht.
Besonders häufig sind Kleinkinder betroffen, bei denen der Virusinfekt eine Schwellung im Bereich des Kehlkopfgewebes auslöst und für typische Krankheitszeichen (Symptome) „bellender“ Husten, Heiserkeit und Atemnot sorgt

Pseudokrupp-Anfall

Im Zusammenhang mit dem Krankheitsbild der Laryngitis subglottica, dem Pseudokrupp, ist immer wieder vom sogenannten Pseudokruppanfall die Rede. Mit dem Ausdruck soll je nach Autor und spezifischer Wortwahl des Kinderarztes entweder das Gesamtereignis beschrieben werden – oder aber „lediglich“ eine besonders schwere Atemnot-Attacke. Zum symptomatischen Gesamtbild des Pseudokrupps gehören ein sehr charakteristischer Husten, starke Heiserkeit, die zum Teil sogar das Sprechen unmöglich machen kann und Atemnot.

Alle Symptome setzen sehr plötzlich und vor allem nachts ein. Aber auch ein spastischer Pseudokrupp, der auf Grund einer Hyperreaktion auf bestimmte Allergene (z.B. Katzenhaare, Hausstaubmilben) Anfälle auslösen kann, wird zu plötzlichen Episoden mit starker Atemnot bei den betroffenen Kindern führen. Pseudokruppanfälle ereignen sich in aller Regel nachts, weil in diesem Zeitraum die körpereigene Cortisonproduktion ihr Minimum erreicht, also eine schlechtere Reaktion auf Entzündungsreize gegeben ist; die Entzündung, die letztlich den Anfall auslöst, kann „durchbrechen“, weil die natürliche Immunabwehr schlechter ist.

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Ursachen

Was löst einen Pseudokrupp aus?
Immer wiederkehrende Infekte im Bereich des Nasen-Rachen-Raumes (Rachenentzündung (Pharyngitis), Schnupfen (Rhinitis), Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Mandelentzündung (Tonsillitis)

begünstigen die Entzündung des nahegelegenen Kehlkopf. Es handelt sich in der Regel um einen Virusinfekt der Schleimhaut unter dem Kehldeckel (=subglottisch Raum). Die Viren stammen aus der Gruppe der Erkältungsviren (Adeno-, Rhinoviren). In einigen Fällen kommt es zu einer bakteriellen Zusatzinfektion (Superinfektion) mit einem Hämophilus-influenza-Keim (HiB).

Symptome

Bellender Husten, Atemnot besonders beim Einatmen (inspiratorischer Stridor),leichtes Fieber und die Heiserkeit der Kinder kennzeichnen den Pseudokrupp.

Durch die Atemnot kommt es bei den Kindern zu sichtbaren Einziehungen von Haut und Muskeln am Brustkorb und oberhalb des Brustbeines.
Die Atemnot kann Kleinkinder so sehr anstrengen, dass sie zunehmend erschöpfen und sich ein akuter Sauerstoffmangel einstellt. Typisch ist das Einsetzen der Symptome, nachdem das Kind zu Bett gebracht wurde. Die Kinder leiden dann unter lauten, bellenden Husten und Atemnot.
Eltern müssen sofort reagieren, wenn das Kind nicht mehr auf sie reagiert, Blässe oder Blauverfärbungen zeigt oder gar bewusstlos ist. Tagsüber lassen die Symptome meist nach und treten erneut in der kommenden Nacht auf.

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Husten

Der Husten ist neben der Heiserkeit, Fieber, eventuell auch Schnupfen und Abgeschlagenheit ein Symptom des Pseudokrupps.
Durch die meist trockene Entzündung des Kehlkopfes erhält der Husten seine typischen Merkmale: er wird als bellender, trockener oder auch rauer Husten beschrieben.
Tritt der Husten in Form eines minutenlangen Anfalls unerwartet aus dem Schlaf heraus auf, so kann sich dieser Anfall bis hin zur Atemnot steigern.
Durch die bestimmte Hormonkonstellation zur Nachtzeit (besonders wenig Cortisol) schwillt die Schleimhaut über den Stimmlippen bei einer Kehlkopfentzündung mehr an als tagsüber, da die Entzündung nicht ausreichend bekämpft werden kann.

Die Stimmritze wird enger und kann den natürlichen Atemrhythmus behindern.
In diesem Fall kommt es zum Pseudokrupp-Anfall.
Durch die Schleimhautreizung im Kehlkopf und dem damit verbundenen engen Spalt wird bei der Ausatmung die Luft mit viel Kraft und Anstrengung durch die Stimmritze gepresst. Dies erklärt zumindest ansatzweise die Entstehung des Hustenlautes.
Beim Einatmen entsteht hingegen ein eher pfeifendes Geräusch, welches als Stridor bezeichnet wird. Auch dieses Geräusch lässt sich auf die Verengung der Stimmritze zurück führen.
In der Regel sind der Pseudokrupp und damit auch der Husten nach ca. 1-3 Tagen abgeklungen.
Um in dieser Zeit den Husten auf ein Minimum zu reduzieren, bietet es sich an auf einige Umstände zu achten:
Die Wohnung, besonders aber das Schlafzimmer sollte regelmäßig vor allem vor dem zu Bettgehen gelüftet werde, sodass kühle frische Luft im Raum ist und ggf. trockene Heizungsluft abziehen kann.
Desweiteren kann der Kranke zur Besänftigung der Atemwege mit ätherischen Ölen oder Kamille inhalieren, einen Luftbefeuchter in den Raum bzw. einfach ein Schälchen mit Wasser auf die Heizung stellen und viel trinken.

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Fieber

Da die meisten Pseudokruppanfälle auf Grund eines viralen Infektes entstehen, der die Schleimhaut im Mund- und Rachenbereich entzündet und dadurch anschwellen lässt, ist Fieber bei betroffenen Kindern nicht selten. Gerade kleinere Kinder reagieren häufig und relativ frühzeitig mit einer Temperaturerhöhung auf verschiedenste Krankheitserreger. Fieber kann also als begleitendes Symptom der vorausgegangenen Erkrankung auftreten, muss aber nicht zwangsläufig bei einem Pseudokrupp auffallen. Bei sehr hohem Fieber wiederum ist Vorsicht geboten: Kinderärzte, aber natürlich auch betroffene Eltern, sollten dann auch an die sogenannte supraglottische Laryngitis, die Epiglottitis, denken, die auf Grund einer nahezu flächendeckenden Impfung gegen ihren Erreger (Haemophilus influenzae) mittlerweile sehr selten geworden ist, aber potentiell Lebensgefahr birgt. Diese erfordert den sofortigen Einsatz eines erfahrenen Kinderarztes.

Diagnose

Anhand der Krankengeschichte (Anamnese) kann der Arzt schnell und ohne unangenehme Zusatzuntersuchungen eine Diagnose stellen. „Bellender“ Husten, eine vorangegangene Erkältung, Heiserkeit und Verschlechterung der Symptome nach dem Zubettgehen sprechen deutlich für einen Pseudokrupp.
Zusätzlich wird der Arzt die Lunge abhören, um tiefer gelegene Infektionen wie etwa eine Bronchitis oder Lungenentzündung auszuschließen.
Ein HNO - Arzt würde noch zusätzlich die Stimmlippen mittels Kehlkopfspiegel anschauen und eventuell eine geringe Rötung und eine Schwellung feststellen.
Bei Kindern mit hohen Fieber hat der Arzt den Verdacht auf eine bakterielle Entzündung des Kehldeckels (Epiglottitis). In diesem Fall würde das Kind mit Begleitung eines Arztes zum Krankenhaus gebracht werden, da eine lebensgefährliche Erstickungsgefahr bestünde. Diese Erkrankung ist seit der Einführung der Hämophilus-influenza-Impfung (HiB-Impfung) aber eher selten geworden.

Therapie

Bei leichten Verläufen gelingt dem kindlichen Körper schnell eine baldige Genesung. An Medikamenten werden ggf. antientzündliche Zäpfchen (Kortikosteroide = Kortison, z.B. Rectodelt ®) zu abschwellenden Maßnahmen gegeben.
Im Falle einer bakteriellen Superinfektion wird zusätzlich ein Antibiotikum verabreicht.

Wenn das Kind stationär aufgenommen wurde, erhält es in regelmäßigen Abständen Sauerstoff und bleibt unter engmaschiger Kontrolle. Wenn die Atemwege so sehr anschwellen, dass es zu einer lebensbedrohlichen Atemnot kommen würde, wird Adrenalin mit einem Inhalationsgerät verabreicht und dadurch die Schwellung durchbrochen.
Sollte diese Behandlung keinen Erfolg bringen, wird mit schleimhautschonenden Kunststoffschläuchen eine Intubation (Beatmungsschlauch) über die Nase vorgenommen.

Ansteckungsgefahr

Grund für einen Pseudokruppanfall des Kindes ist in den meisten Fällen ein viraler Infekt. Dieser ist natürlich wie die meisten anderen Viren auch übertragbar. Meist handelt es sich hierbei um Viren, die über Tröpfcheninfektionen, also beispielsweise beim Niesen oder Husten, weitergegeben werden. Dennoch ist selbstverständlich nicht davon auszugehen, dass jedes Kind mit einem viralen Infekt der oberen Atemwege einen Pseudokrupp entwickelt. Etwa 10-15% der Kinder im entsprechenden Alter erleben mindestens einmal einen viralen Pseudokruppanfall nach Infekt. Generell ist also eine direkte Ansteckungsgefahr bei Pseudokrupp an sich nicht gegeben, da das auslösende Ereignis die Entzündung des Rachens mit Schwellung der Schleimhäute ist, die nicht weitergegeben werden kann.

Lediglich die Viren (sehr viel seltener auch Bakterien), die die Entzündung und dann im zweiten Schritt den Pseudokrupp auslösen könnten, können übertragen werden. Da zusätzlich bestimmte Umweltfaktoren zur Entstehung des Krankheitsbildes beitragen (Passivrauchen der Kinder in Raucherfamilien, starke Luftverschmutzung der Umgebungsluft etc.), erleiden Kinder, deren Geschwister mit Pseudokrupp aufgefallen sind, nicht selten ebenfalls zu irgendeinem Zeitpunkt einen Pseudokruppanfall. Gleiches gilt zudem, wenn familiär eine Häufung zu Atemwegserkrankungen (vor allem solchen mit allergischer Ursache) bekannt ist; in diesen Fällen ist es relativ wahrscheinlich, dass das Geschwisterkind eine ähnliche Veranlagungen und damit ein höheres Pseudokrupprisiko hat. Betroffene Eltern sollten sich von ihrem Kinderarzt auch dahingehend beraten lassen.

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Dauer

Ein Pseudokruppanfall ist in aller Regel nur von kurzer Dauer und selbst-limitierend. Nach adäquaten Erstmaßnahmen erfahren die meisten Kindern sehr schnell Linderung. Die Eltern des betroffenen Kindes sollten in erster Linie selbst möglich ruhig bleiben und über die gesamte Dauer des Anfalls hinweg versuchen, dem Kind die Angst zu nehmen. In Panik beziehungsweise bei starkem und/oder lautem Schreien ist der Sauerstoffverbrauch des Kindes nämlich deutlich erhöht, was die Atemnotsymptomatik natürlich noch weiter verstärkt. Feste Faustregeln oder Berechnungsformen für die Dauer eines Pseudokruppanfalls sind nicht vorhanden und auch nicht sinnvollerweise zu treffen.

Je nach Schweregrad und getroffenen Erstversorgungsmaßnahmen der Eltern (Ließ sich das Kind gut beruhigen? Sind eventuell cortisonhaltige Zäpfchen im Haus? War zu Beginn Fieber vorhanden? vergeht ein Pseudokrupp schneller oder eben langsamer. In schweren Fällen helfen natürlich auch spezifische Medikamente (wie Glukokortikoide oder ein Adrenalinaerosol zum Einatmen) die Dauer zu limitieren und den Pseudokruppanfall schnell zu beenden. Häufig ist ein medikamentöses Eingreifen zur Limitierung des Pseudokruppanfalles aber gar nicht nötig. Wenn Eltern unsicher in Bezug auf das weitere Vorgehen oder den Schweregrad des Anfalls sind, ist es ratsam einen Notarzt hinzuziehen, der dann im Folgenden auch entscheiden kann, ob eventuell eine Überwachung des Kindes im Krankenhaus und/oder weitere Medikamentengaben angebracht sind.

Prophylaxe

Grundsätzlich gilt, dass alle Erkältungskrankheiten wie Husten, Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung und Mandelentzündung auch eine Infektion des Kehlkopfes begünstigen können.
Allergien und Asthma scheinen zudem im engen Zusammenhang mit dem Auftreten eines Pseudokrupp zu stehen.
Die Vermeidung von Erkältungskrankheiten, eine Sanierung von chronisch infizierten Rachenmandeln (chronische Tonsillitis), eine Operation von Polypen (Nasenpolypen) machen das wiederholte Auftreten eines Pseudokrupp unwahrscheinlicher.
Trotz allem neigt der Pseudokrupp generell dazu, mehr als einmal aufzutreten. Bei aller Besorgnis lässt er sich aber gut behandeln und schwerwiegende Folgen sind bei frühzeitiger Behandlung selten.

Warum sind eher Kinder vom Pseudokrupp betroffen?

Die engen anatomischen Verhältnisse der kindlichen Atemwege lassen eine infektiöse Schleimhautschwellung kaum zu. Schnell kommt es daher zur Einengung der Atemwege, zur Atemnot und Erstickungsgefahr.

Pseudokrupp beim Baby

Das klassische Erkrankungsalter für Pseudokrupp umfasst Kleinkinder im Alter zwischen 6 Monaten und etwa 3 Jahren. Noch jüngere Säuglinge, ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind deutlich seltener betroffen. Natürlich ist ein Pseudokrupp aber in Einzelfällen nicht unmöglich und bei typischen Symptomen auch in abweichendem Alter nicht auszuschließen. Der Grund für das gehäufte Auftreten in gerade dieser Lebensphase liegt in den anatomischen Besonderheiten der Atemwege. Bei Babys und Kleinkindern sind diese noch von relativ geringem Durchmesser, so dass der Luftfluss sobald es zu Schleimhautschwellungen kommt, erheblich behindert sein kann. Geringe Schleimhautschwellungen sind zwar auch im Erwachsenenalter noch durchaus unangenehm, aber führen nur noch selten zu Symptomen der Atemnot.

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Wie sollten Eltern handeln?

Bei den Symptomen „bellender“ Husten, Heiserkeit und Atemnot sollte auf jeden Fall der Kinderarzt (Facharzt für Pädiatrie) aufgesucht werden. In einigen Fällen wird der Kinderarzt eine Einweisung ins Krankenhaus empfehlen, um eine Freihaltung der Atemwege und eine ausreichende Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten.

Auf jeden Fall sollten die Eltern bei aller Aufregung für eine Beruhigung und Entspannung des Kindes sorgen!
Wenn Eltern selbst in Panik geraten, bemerkt dies das Kind und die Beschwerden können noch verstärkt werden. Die Zimmerluft, in dem sich das Kind befindet, sollte trocken und kühl sein. Feucht-warme Luft oder gar Inhalationsdampf können die empfindliche Kehlkopfschleimhaut zusätzlich reizen und eine Atemnot verschlimmern.
Ein frühzeitiger Impfschutz gegen Hämophilus influenza (HiB) sollte gewährleistet sein, damit es nicht zu einer bakteriellen Superinfektion kommt.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.05.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023