Kehlkopf

Synonyme

Adamsapfel, Glottis, Epiglottis, Kehlkopfentzündung, Kehlkopfkrebs, Krupp, Pseudokrupp

Medizinisch: Larynx
Englisch: laryngeal

Allgemeines

Der Kehlkopf (Larynx) verbindet den Rachen (Pharynx) mit der Luftröhre (Trachea). Er dient vor allem der Atmung und der Stimmbildung.
Außerdem ist er am Schluckvorgang beteiligt und verhindert als Ventil das Eindringen von Speisen und Getränken in die tieferen Luftwege.
Beim Mann tritt der Kehlkopf nach der Pubertät als „Adamsapfel“ hervor und sorgt für eine tiefere Stimme. Ein Hustenreflex wird ausgelöst, wenn ein Fremdkörper in den Kehlkopf gelangt. Hierbei unterstützt der Kehlkopf die Bildung einen starken Luftstroms, damit der Fremdkörper hinaustransportiert werden kann.

Abbildung Kehlkopf

  1. Kehldeckelknorpel -
    Cartilago epiglottica
  2. Zungenbein - Os hyoideum
  3. Schildknorpel-Zungenbein-Band -
    Ligamentum thyrohyoideum
  4. Oberer Schildknorpeleinschnitt
    Incisura thyroidea superior
  5. Schildknorpel -
    Cartilago thyroidea
  6. Ringknorpelspange -
    Arcus cartilaginis
    cricoideae
  7. Schilddrüse -
    Glandula thyroidea
  8. Ringband -
    Ligamentum anulare
  9. Luftröhrenknorpel -
    Cartilago trachealis
  10. Nasenhöhle - Cavitas nasi
  11. Mundhöhle - Cavitas oris
  12. Rachen - Pharynx
  13. Lunge - Pulmo

    Luftweg L - L (blau)
    Speiseweg S - S (rot)

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Anatomie und Funktion

Der Kehlkopf besteht aus verschiedenen Knorpeln, die im höheren Alter mehr und mehr in Knochen umgebaut werden. Er besteht aus folgenden Knorpelanteilen:

  • Schildknorpel (Cartilago thyroidea)
  • Ringknorpel (Cartilago cricoidea)
  • Stellknorpel (Cartilago arytaenoidea, Aryknorpel)
  • Kehldeckel (Epiglottis)

Aus klinischen und funktionellen Gründen wird der Kehlkopf in drei Etagen unterteilt:

  • Supraglottischer Raum (Vestibulum laryngitis)
  • Glottischer Raum (Glottis, Rima glottidis)
  • Subglottischer Raum

Die Knorpel sind durch verschiedene Bänder und Muskeln miteinander verbunden und dadurch beweglich. Nach funktionellen Gesichtspunkten wird auch hier wieder eine Unterteilung in verschiedene Muskelgruppen vorgenommen:

  • Stimmlippenspanner (engl: vocal cord tensors): M. cricothyroideus, M. vocalis
  • Stimmlippenöffner (engl: opener of the glottis): M. cricoarytaenoideus posterior
  • Stimmritzenschließer (engl: closing muscels of the glottis): M. cricoarytaenoideus lateralis und M. arytaenoideus transversus

 

Anatomie Hals / Kehlkopf

  1. Rachen
  2. Schildknorpel des Kehlkopfs
  3. Schilddrüse
  4. Luftröhre (Trachea)

Aufgaben

Beim Einatmen strömt die Luft nach Verlassen des Nase-Rachen-Raumes durch den Kehlkopf, bevor sie in die Luftröhre gelangt. Beim Ausatmen strömt die Luft in umgekehrter Richtung durch den Kehlkopf. Der Kehlkopf ist somit der oberste Abschnitt der Atemwege, den der Speisebrei beim Schluckakt nicht erreichen kann. Außerdem wird die vorbeiströmende Luft beim Ausatmen verwendet, um die Stimmbänder (die Stimmbänder sind Teile der Stimmlippen) in Schwingung zu versetzen, wodurch ein modulierbarer Ton entsteht. Dies ermöglicht uns das Sprechen. Oberhalb des Kehlkopfes sitzt der Kehldeckel, der beim Schlucken den Kehlkopf und somit die Atemwege verschließt und schützt.
Der Kehlkopf ist ein kompliziertes Organ, welches hauptsächlich aus Bindegewebe, Bändern, Muskeln und Knorpel besteht. Der flexible Knorpel dient vor allem dem Schutz der empfindlichen Atemwege und Stimmbänder, bestimmt aber auch wichtige Eigenschaften der Stimme. Die Stimmbänder sind an speziellen Knorpeln befestigt. Diese wirken wie Stellschrauben und ermöglichen so vor allem eine Veränderung der Stimmhöhe.

Funktion beim Atmen

Beim Atmen ist der Kehlkopf der oberste ausschließlich der Luft vorbehaltene Abschnitt der Atemwege. Die Atemluft muss beim Passieren des Kehlkopfes auch immer die Stimmlippen passieren. Dieser Spalt wird beim normalen Atmen deshalb geweitet.
Bei verschiedenen Krankheiten wie der Kehlkopfentzündung können die Stimmlippen anschwellen und die Luftpassage erschweren. Dies macht sich als Heiserkeit bemerkbar. Auch das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben kann durch eine Anschwellung der Stimmlippen oder eine generelle Einengung des Kehlkopfes hervorgerufen werden.

Funktion beim Schlucken

Beim Schluckakt müssen die Atemwege vor dem Speisebrei geschützt werden. Hierbei wird der Kehlkopf durch die Halsmuskulatur nach vorne und oben gezogen. Dies ist auch von außen als eine Bewegung des Schildknorpels gut sichtbar. In der Folge klappt der Kehldeckel über den Kehlkopf und verschließt ihn, was das Eindringen von Speisebrei in die Atemwege weiter verhindert.
Gelingt dies nicht, kommt es zum Verschlucken. Verschlucktes Essen kommt dabei in die Atemwege und kann sie blockieren, was einen starken Hustenreiz auslöst. Meist reicht dies aus, um die Atemwege zu befreien. Ist dies nicht der Fall, können ein kräftiges Beklopfen des Rückens, sowie im Extremfall das Heimlichmanöver nötig sein.

Funktion beim Sprechen

Der Kehlkopf enthält die zwei Stimmbänder, die Teil der Stimmlippen sind. Sie dienen beim Menschen der Stimmerzeugung. Beim Sprechen werden die Stimmlippen fast geschlossen und angespannt. Durch vorbeifließende Luft werden sie ähnlich einer Gitarrenseite in Schwingung versetzt. Dadurch entsteht ein Ton. Seine Höhe kann durch die Spannung der Stimmlippen variiert werden.
Außerdem wird der Ton im Mund-Nase-Rachen-Raum weiter moduliert, wodurch die unterschiedlichen Vokale entstehen. Konsonanten dagegen werden häufig ohne Beteiligung des Kehlkopfes erzeugt. Hierzu zählen beispielsweise Zischlaute wie S und Z oder ein Anschlagen der Zunge an den Gaumen wie beim D, T und G.

Schmerzen des Kehlkopfs

Wenn der Kehlkopf weh tut, können ganz unterschiedliche Ursachen dahinter stecken. So kann eine harmlose Erkältung bisweilen Schmerzen im Kehlkopfbereich auslösen. Ebenfalls meist harmlos ist dabei die Kehlkopfentzündung (Laryngitis), die durch Viren, Bakterien oder äußere Einflüsse wie zum Beispiel Rauchen ausgelöst werden kann. In der Regel heilt diese komplikationslos aus.

Eine gefährlichere Erkrankung ist die Entzündung des Kehldeckels (Epiglottitis). Sie geht mit starken Schmerzen beim Schlucken und hohem Fieber einher. Im schlimmsten Fall kann die Kehldeckelentzündung durch Ersticken zum Tod führen und ist daher unbedingt durch einen Arzt zu behandeln.

Ein Kehlkopfkrebs kann im späteren Stadium auch zu Schmerzen führen, wenn der Tumor durch seine Ausbreitung Nerven in Mitleidenschaft zieht. Begleitende Symptome sind dabei häufig ungewollter Gewichtsverlust, starkes nächtliches Schwitzen und geschwollene aber schmerzlose Lymphknoten. Eine Abklärung durch den Arzt ist bei anhaltenden Schmerzen anzuraten.

Lesen Sie mehr zum Thema: Kehlkopfschmerzen

Erkrankungen des Kehlkopfes

Kehlkopfentzündung

Unter einer Kehlkopfentzündung, die in Fachkreisen auch als Laryngitis bezeichnet wird, versteht man eine Entzündung der Kehlkopfschleimhaut. Ursachen dafür gibt es viele. In den meisten Fällen liegt der Kehlkopfentzündung eine Virusinfektion zugrunde, die entweder im Nasen- und Rachenraum ihren Ursprung nimmt und sich dann nach unten in den Kehlkopf ausbreitet, oder der Infektionsherd befindet sich in der Lunge und wandert dann nach oben in den Kehlkopfbereich. Seltener sind Bakterien für eine Kehlkopfentzündung verantwortlich.

Weitere Ursachen können schädigende Einflüsse wie zum Beispiel Tabakrauch, Dämpfe oder auch ein übermäßiger Genuss von Alkohol sein.

Der Arzt unterscheidet bei den Kehlkopfentzündungen eine akute Form, ausgelöst durch Viren oder Bakterien, von einer chronischen Entzündung, die durch Überlastung der Stimme, häufig bei Sängern zu beobachten, oder äußere Belastungen durch Schadstoffe ausgelöst wird. Eine Kehlkopfentzündung kann sowohl die gesamte Kehlkopfschleimhaut betreffen als auch nur auf einen Teil beispielsweise die Stimmlippen beschränkt sein. Bezüglich der Symptomatik berichtet Patienten zunächst von Heiserkeit und Husten. Außerdem kann ein häufiges Räuspern auffällig sein. Eher selten klagen Patienten auch über Atemnot. Ursache hierfür ist dann meist eine Schwellung der Stimmlippen, welche die Atmung durch größeren Widerstand behindert. Da eine Schwellung im Kehlkopf lebensbedrohlich sein kann, sollte in diesem Fall zur weiteren Abklärung ein Notarzt alarmiert werden und gegebenenfalls die Aufnahme ins Krankenhaus erfolgen.

Die Diagnostik einer Kehlkopfentzündung umfasst neben einer Anamnese die gründliche Untersuchung des Hals-, Rachen- und Kehlkopfraums sowie gegebenenfalls eine Laryngoskopie, also eine Spiegelung des Kehlkopfes. Hierbei kann der Arzt mit einem speziellen Gerät, genauer gesagt mit einem kleinen Spiegel, der an einem Stab befestigt ist, dem sogenannten Laryngoskop, direkt in den Kehlkopf und auf die Stimmbänder schauen.

Bei der Therapie der akuten Kehlkopfentzündung kommen Inhalationen und schleimlösende und entzündungshemmende Arzneimittel aber auch Dampfbäder zum Einsatz. Außerdem sollte die Stimme geschont werden. Bei bakteriellen Infektionen wird ein Antibiotikum eingesetzt. In der Regel heilt eine akute Kehlkopfentzündungen wieder komplett aus. Es kann allerdings zu Komplikationen wie Luftnot kommen, die dann einer weiteren Therapie im Krankenhaus bedürfen. Da die chronische Kehlkopfentzündung durch viele verschiedene Reize ausgelöst werden kann, muss der Arzt zusammen mit dem Patienten zunächst die Ursache ermitteln. Im Anschluss daran erfolgt dann eine individuell dem Fall des Patienten angepasste Therapie. Diese kann Sprachtraining beim Logopäden umfassen oder das Meiden von Schadstoffen zum Beispiel Zigarettenrauch.

Kehlkopf geschwollen

Im Halsbereich finden sich einige wichtige Organe des Menschen, darunter die Schilddrüse, die Luftröhre, die Speiseröhre und der Kehlkopf. Bei einer Schwellung im Halsbereich muss deshalb genau unterschieden werden, was die Schwellung auslöst und welche Organe betroffen sind. Hinsichtlich einer Schwellung des Kehlkopfes kommen genauso wie bei Schmerzen unterschiedliche Gründe in Frage. Grundsätzlich sollte bei einer Schwellung des Kehlkopfes ein Arzt konsultiert werden, da es aufgrund der Nähe zur Luftröhre zu massiven Atemproblemen bis hin zum Tod kommen kann.

Eine mögliche Ursache für einen geschwollenen Kehlkopf kann ein Larynxödem sein. Darunter versteht man eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Umgebung des Kehlkopfes, die durch Infektionen, Verletzungen, Allergien oder Tumoren ausgelöst werden kann. Im Rahmen einer Kehlkopfentzündung kann es zu einer Schwellung der Schleimhaut kommen, infolge derer die Atmung erschwert wird. Der Patient berichtet über Luftnot und sollte ärztlich betreut werden.

Ein geschwollener Kehlkopf kann außerdem Ausdruck für eine Kehldeckelentzündung (Epiglottitis) sein, die dringend behandelt werden muss, da die Gefahr des Erstickens besteht.

Kehlkopfkrebs

Der Kehlkopfkrebs oder auch Larynxkarzinom ist der häufigste bösartige (maligne) Tumor des Kopf- und Halsbereichs. Es handelt sich um ein Plattenepithelkarzinom, was bedeutet, dass der Tumor von der oberflächlichen Zellschicht des Kehlkopfs, dem sogenannten Plattenepithel, ausgeht. Männer sind allgemein häufiger betroffen als Frauen.

Die Ursachen für die Entstehung eines Kehlkopfkrebses sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschließend geklärt. Es scheint jedoch einen Zusammenhang mit dem Rauchen und dem Konsum von Alkohol zu geben. Des Weiteren kommen auch Viren als Auslöser eines Karzinoms in Frage.

Die Symptome eines Larynxkarzinoms präsentieren sich zunächst mal sehr ähnlich denen einer Kehlkopfentzündung. Im Vordergrund stehen dabei Veränderungen der Stimme, Heiserkeit und ein Fremdkörpergefühl im Hals. Sollte die Heiserkeit länger als etwa zwei Wochen andauern, empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen! Schreitet der Kehlkopfkrebs weiter fort und breitet sich aus, weiten sich die Symptome aus. Es kommt dann häufig zu teils heftigen Schmerzen beim Schlucken und blutigem Auswurf. Auch eine schmerzlose Schwellung der Lymphknoten im Bereich des Halses kann ein Hinweis auf eine bösartige Erkrankung des Kehlkopfes sein. Außerdem ist auf übermäßigen, ungewollten Gewichtsverlust sowie starkes, nächtliches Schwitzen zu achten. Wenn der Tumor auf Nerven drückt, kann es zu Gefühlsstörungen und Lähmungen der beteiligten Muskeln kommen. Metastasen kommen selten vor. Die Therapie richtet sich nach Ort, Größe und Ausdehnung des Tumors. Zum Einsatz kommen Strahlentherapie, Chemotherapie und operative Verfahren.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2007 - Letzte Änderung: 25.07.2023