Dammschnittnarbe

Einleitung

Ein Dammschnitt (Episiotomie) ist der häufigste geburtshilfliche Eingriff überhaupt. Er hat den Zweck, den Scheideneingang durch ein Einschneiden des Damms (der Region zwischen Scheide und After) zu erweitern.

Auf diese Weise soll das Durchtreten des Kindes erleichtert und der Beckenboden der Mutter entlastet werden.
Insofern stellt ein Dammschnitt also zumeist das „geringere Übel“ im Vergleich zu einem möglichen unkontrollierten Dammriss dar.

Der Gynäkologe kann entweder bereits vor der Geburt die Entscheidung für einen Dammschnitt treffen, etwa bei einer Mehrlingsschwangerschaft oder bestimmten Lagevarianten (s.u.).
Dies bezeichnet man dann als frühzeitigen Dammschnitt.

Andererseits kann aber auch während der Geburt ein sogenannter rechtzeitiger Dammschnitt erfolgen, etwa bei einem unerwartet großen Kind oder wenn der Arzt bemerkt, dass der Beckenboden der Mutter einzureißen droht.

Je nach Schnittführung unterscheidet man verschiedene Arten eines Dammschnitts.
Die häufigste Schnittführung ist dabei die mediolaterale, bei der von der Mitte des Dammes ausgehend etwa im 45°-Winkel zur Seite hin geschnitten wird. Dieser Schnitt schafft relativ viel Platz, kann gegebenenfalls während der Geburt erweitert werden und birgt eine verhältnismäßig geringe Gefahr für Darmverletzungen.

Während eine mediane Schnittführung (vom Damm senkrecht nach unten) nur relativ wenig Platz schafft, dafür aber auch am besten verheilt, wird die laterale Schnittführung (von der Seite des Dammes nach außen) nur bei besonders schweren Geburten angewandt, da sie zwar am meisten Platz schaffen kann, dafür aber auch den schwierigsten Heilungsprozess nach sich zieht.

Ursachen für einen Dammschnitt

Zu den Ursachen, die den Gynäkologen dazu bringen können, einen Dammschnitt in Erwägung zu ziehen, gehören zunächst rein mechanische Aspekte. So bergen ein großer Kopfumfang des Kindes und ein schmaler Beckendurchmesser der Mutter ein erhöhtes Risiko für die Notwendigkeit eines Dammschnitts.

Zudem bedingen auch einige spezielle Lagen des Kindes einen Dammschnitt, allen voran die Beckenendlage. Bei dieser Lagevariante geht nicht wie normal der Kopf des Kindes, sondern sein Becken voran.

Anhand weiterer Aspekte (Kindsgewicht, Beckenmaße, Schwangerschaftsalter etc.) wird entschieden, ob das Kind per Kaiserschnitt oder auf natürlichem Wege geboren werden soll.
Im letzterem Fall ist dann häufig ein Dammschnitt erforderlich, um dem Kind ausreichend Platz zum Durchtritt gewährleisten zu können. Außerdem wird auch bei der natürlichen Geburt von Mehrlingen häufig ein Dammschnitt nötig.

Darüber hinaus ist eine Frühgeburt zumeist ein Anlass für einen Dammschnitt, da hier der Beckenboden der Mutter noch nicht in ausreichendem Maße auf die Geburt vorbereitet ist.

Auch wenn die Mutter schon einmal während einer Geburt einem Dammschnitt unterzogen wurde, besteht häufig die Notwendigkeit für einen erneuten Dammschnitt bei einer weiteren Geburt.
Dies resultiert aus den möglichen Verhärtungen und Gewebsstraffungen im Bereich der Dammschnittnarbe, die die Geburt des zweiten Kindes erschweren können.

Ein besonders dringender Anlass für einen Dammschnitt kann auftreten, wenn es während der Geburt zu Komplikationen kommt.
Bemerkt der Gynäkologe etwa ein Abfallen der kindlichen Herztöne, so kann er zur Beschleunigung der Geburt und damit zur Rettung des Kindes einen Dammschnitt vornehmen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Wie kann man einem Dammriss (bei der Geburt) vorbeugen?

Schmerzen der Dammschnittnarbe

Der Dammschnitt selbst ruft bei der Mutter zumeist kaum merkbare Schmerzen hervor. Das liegt daran, dass vor einem frühzeitigen Dammschnitt Betäubungsmittel in den Dammbereich injiziert werden, während bei einem Dammschnitt während des Geburtsvorgangs der Beckenboden bereits so stark gedehnt ist, dass seine Schmerzempfindlichkeit weitestgehend herabgesetzt ist.

Größere Beschwerden, insbesondere Schmerzen, bereitet der Dammschnitt hingehen im Verlauf seiner Abheilung nach vollendeter Geburt.
Diese sind in den ersten Tagen und Wochen völlig normal und sollten erst Anlass zur Sorge geben, wenn sie sich über einen Zeitraum von mindestens einer Woche nicht deutlich mindern oder gar verstärken.

In diesen Fällen ist der Arzt bzw. die Hebamme bei der Nachuntersuchung auf die Beschwerden im Bereich der Dammschnittnarbe hinzuweisen.

Häufig dauert es bis zu zwei bist drei Monate, bis sich die Dammschnittnarbe völlig schmerzfrei verhält.
Beim Geschlechtsverkehr können sogar noch bis zu Jahr nach der Geburt Schmerzen auftreten, die im Extremfall den Verkehr sogar gänzlich verhindern.
In diesen Fällen ist die erneute Konsultation eines Facharztes anzuraten, der gegebenenfalls einen erneuten kleinen Eingriff zur Korrektur der Verwachsungen im Bereich der Dammschnittnarbe vornehmen kann.

Zur Eigentherapie der Schmerzen einer Dammschnittnarbe sind zunächst die gängigen schmerz- und entzündungsstillenden Medikamente wie Ibuprofen oder ASS (Aspirin) ein probates Mittel.

Darüber hinaus sind auch verschiedenste Hausmittel eine effektive Behandlungsoption, wie etwa das Kühlen der Dammschnittnarbe mit Kühl-Akkus oder kurze Sitzbäder mit wohltuenden Essenzen.
Außerdem ist es ratsam, möglichst wenig Zeit des Tages im Sitzen zu verbringen und die Naht möglichst trocken zu halten.

Juckende Dammschnittnarbe

Juckt eine Dammschnittnarbe, so ist dies in den meisten Fällen überraschenderweise ein gutes Zeichen. Es signalisiert nämlich einen fortschreitenden Heilungsprozess und ein Lösen der Nahtfäden.

Ein Jucken der Dammschnittnarbe kann jedoch auch ein Anzeichen einer Entzündung sein.

Deshalb sollte bei anhaltendem Juckreiz ein Facharzt bzw. die Hebamme konsultiert werden, die untersuchen können, ob dem Juckreiz eine Entzündung zugrunde liegt und gegebenenfalls die Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen einschätzen können.

Ebenso verhält es sich mit Juckreiz, der erst nach Entfernen der Fäden entsteht. Da das Jucken hier also nicht mehr das Ablösen der Fäden signalisieren kann, ist es umso wahrscheinlicher, dass sich eine Entzündung entwickelt hat, die ärztlicher Beratung und Behandlung bedarf.

Verhärtung der Dammschnittnarbe

Im Anschluss an einen Dammschnitt kommt es häufig zu einer Verhärtung des Gewebes um die Dammschnittnarbe herum.
Darüber hinaus kann es zur Bildung überflüssigen Narbengewebes, einem sogenannten Keloid, kommen.
Diese Entwicklungen sind zwar ungefährlich und sehr häufig, bringen aber oft große Unannehmlichkeiten für die Frau mit sich, etwa ein Fremdkörpergefühl im Intimbereich oder Schmerzen beim Sitzen oder beim Geschlechtsverkehr.

Um der Verhärtung entgegenzuwirken, kann die Betroffene die verhärtete Dammschnittnarbe 1-2 mal täglich mit speziellen Massageölen massieren. Hier ist jedoch zu empfehlen, das Massageöl nach Möglichkeit in der Apotheke und nach Rücksprache mit dem Arzt bzw. der Apotheker/in zu wählen, um Unverträglichkeiten im Bereich der Scheidenschleimhaut oder auch der Wundnaht zu vermeiden.

Darüber hinaus sind auch ein bis zwei kurze Sitzbäder pro Tag mit Kamillen- oder Eichenrindenextrakt ratsam, um die verhärtete Dammschnittnarbe aufzuweichen. Diese Sitzbäder sollten jedoch jeweils nicht länger als 5 Minuten andauern, um eine zu starke Aufweichung der Dammschnittnarbe zu verhindern.

Bereitet die verhärtete Dammschnittnarbe Beschwerden beim Sitzen, so können spezielle Sitzkissen (etwa Hämorrhoidenkissen) eingesetzt werden, um den Bereich der Dammschnittnarbe zu entlasten.

Lassen sich auch nach mehreren Monaten keine nennenswerten Fortschritte bei der Behandlung der verhärteten Dammschnittnarbe erzielen, so kann gegebenenfalls eine operative Nahtkorrektur vom Gynäkologen durchgeführt werden.

Lesen Sie auch den Artikel: Wie verändert sich die Scheide nach der Geburt?

Entzündung der Dammschnittnarbe

Eine Dammschnittnarbe ist aufgrund ihrer anatomischen Nähe zum After anfällig für die Entwicklung einer Entzündung.
Das liegt daran, dass im Stuhl verschiedene Bakterien enthalten sind, die im Darm nützliche Aufgaben erfüllen, jedoch bei Kontakt mit offenen Hautwunden zu Entzündungen führen können.

Eine Entzündung einer Dammschnittnarbe äußert sich zumeist durch ein Brennen und Jucken, sowie eine Rötung.

Treten diese Beschwerden auf, so ist deshalb an eine Entzündung zu denken und der Gynäkologe aufzusuchen.
Aufgrund der oben beschriebenen anatomischen Begebenheiten neigt eine Entzündung einer Dammschnittnarbe nämlich zu einer raschen Ausbreitung, sodass ein schneller Therapiebeginn notwendig ist.

Zur Behandlung einer entzündeten Dammschnittnarbe eignen sich in leichteren Fällen entzündungshemmende Sitzbäder in Kombination mit schmerz- und entzündungsstillenden Medikamenten wie Ibuprofen oder ASS (Aspirin).
In schwereren Fällen kann hingegen eine operative Wundreinigung erforderlich werden.

Entstören der Dammschnittnarbe

Unter dem Begriff „Entstören“ einer Dammschnittnarbe versteht man ein Konzept aus dem Bereich der ganzheitlichen Medizin. Im Rahmen dieser Narbenentstörung soll mit Hilfe von z.B. Akkupunktion, Lasertherapie oder auch der Unterspritzung mit homöopathischen Mitteln die Abheilung des Narbengewebes gefördert werden.

Da die Behandlungskonzepte der Narbenentstörung bisher nicht durch wissenschaftlich fundierte Studien bestätigt werden konnten, ist anzunehmen, dass mögliche Behandlungserfolge insbesondere durch einen Placebo-Effekt zu erklären sind.

Daher und auch aufgrund der teils immensen Kosten kann wissenschaftlich gesehen keine allgemein gültige Empfehlung zur Durchführung einer Narbenentstörung gegeben werden.

Sollte die Betroffene jedoch bereits bei anderen Erkrankungen oder Beschwerden gute Erfahrungen mit ähnlichen Konzepten der ganzheitlichen Medizin gemacht haben, kann ein derartiges Verfahren zur Entstörung der Narbe möglicherweise als Ergänzung zur schulmedizinischen Betreuung durch den Gynäkologen in Erwägung gezogen werden.

Aufgrund der unklaren Wissenschaftslage ist auch die Frage der Kostenübernahme durch die Krankenkasse problematisch. Dies sollte vor Beginn der Konsultationen geklärt werden, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Weitere Informationen

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.10.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021