Wie erkenne ich eine Demenz?

Einleitung

Deutschlandweit erkranken jedes Jahr etwa 200.000 Menschen neu an einer Demenz. Der größte Risikofaktor eine Demenz zu erleiden ist das Alter, von den über 90-jährigen ist fast ein Drittel von einer Demenzerkrankung betroffen. Für eine Demenzerkrankung gibt es verschiedene Ursachen, die meisten Formen sind nicht heilbar.

Da es aber zum einen auch Demenzformen gibt, welche durch die Beseitigung der Ursache vollständig zu heilen sind und zum anderen der natürliche Verlauf durch eine Therapie oft zu verlangsamen ist, sollte eine Demenz stets diagnostiziert werden. Dazu ist es wichtig, die Warnsymptome zu erkennen.

Ursachen

Ursachen für die Entstehung einer Demenz gibt es viele.

Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Demenz. Dabei führt die Ablagerung von Proteinplaques zu einem Untergang der Nervenzellen des Gehirns.

Die zweithäufigste Demenzform ist die vaskuläre Demenz, welche auf Basis einer Durchblutungsstörung des Hirngewebes entsteht. Der maßgebliche Risikofaktor für diese Art von Demenz ist ein erhöhter Druck in den arteriellen Gefäßen (arterielle Hypertonie), welcher diese schädigt und schließlich zu einer Unterversorgung von Gewebe führen kann.

Über die Ursache der Frontotemporalen Demenz ist bislang noch wenig bekannt. Mögliche Risikofaktoren sind das Auftreten einer Frontotemporalen Demenz bei einem Familienmitglied und ein vorausgegangenes Schädel-Hirn-Trauma.

Die Lewy-Body-Demenz ist wie die Alzheimer-Demenz durch eine vermehrte Proteinablagerung, der sogenannten Lewy-Bodies gekennzeichnet.

Neben den klassischen Demenzen gibt es auch andere Erkrankungen, welche häufig mit einer Demenz einhergehen. Da diese anders therapiert werden, ist es von großer Bedeutung, diese zu erkennen bzw. diese als Ursachen einer Demenz auszuschließen. Erkrankungen, die mit Demenzsymptomen einhergehen können sind zum Beispiel der Morbus Parkinson, Chorea Huntington, der Normaldruckhydrozephalus, aber auch eine Depression oder Hormonfunktionsstörungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion.

Wie erkenne ich eine Alzheimer-Demenz?

Die Alzheimer-Demenz ist eine kortikale Demenz, das heißt es ist primär die Hirnrinde betroffen. Typisch sind schleichend fortschreitende Einschränkungen des Betroffenen.

Klassische Frühbeschwerden, die dazu beitragen können die Demenz zu erkennen, sind eine Störung von Gedächtnis und räumlichem Denken. Auch das Denk- und Urteilsvermögen ist oftmals beeinträchtigt. Dazu kann es zu Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen kommen.

Charakteristisch ist die sogenannte gute Fassade, die Tatsache dass die Betroffenen zunächst in der Lage dazu sind ihre Schwierigkeiten gut zu überspielen. Das Langzeitgedächtnis ist bei der Alzheimer-Demenz meist zu Beginn noch intakt, verschlechtert sich dann aber ebenfalls. Oft ist auch die Sprache im Verlauf betroffen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Demenz vs Alzheimer

Wie erkenne ich eine vaskuläre Demenz?

Die vaskuläre Demenz ist eine subkortikale Demenz. Dabei sind eher Hirnareale betroffen, welche unterhalb der Hirnrinde liegen. Diese Veränderungen führen zu einer generellen Verlangsamung und einer Störung der Wachheit und Aufmerksamkeit sowie zu einer Veränderung von Stimmung, Motivation und der Motorik.

Gedächtnisstörungen stehen meist nicht im Vordergrund. Typisches Frühsymptom ist eine Verlangsamung, im Gegensatz zur Alzheimer-Form ist die Fassade von Anfang an schlecht, die Betroffenen wirken krank und beeinträchtigt.

Wie erkenne ich eine Lewy-Body-Demenz?

Die Lewy-Body-Demenz ist eine gemischte kortikale und subkortikale Demenz. Typisch für diese Demenzform ist ein wechselhafter Verlauf mit guten und schlechten Tagen. Es kann zu Sinnestäuschungen des Sehens und parkinsonartigen Beschwerden wie einem Zittern der Hände oder Muskelsteifheit kommen.

Wie erkenne ich eine frontotemporale Demenz?

Bei einer frontotemporalen Demenz sind vorwiegend Frontal- und Temporallappen betroffen, dadurch kommt es zu Veränderungen in den Bereichen, welche dort angesiedelt sind: Zunächst fallen Veränderungen von Persönlichkeit und Antrieb auf. Meist beginnt sie mit Störungen des Sozialverhaltens: Normen und Regelverstöße werden ignoriert und nicht mehr als solche wahrgenommen. Später kommt es dann zunehmend zu Störungen des Gedächtnisses sowie der Orientierung.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Gedächtnisverlust.

Wie erkenne ich eine Demenz im Endstadium?

Von einem Endstadium der Demenz spricht man, wenn die geistigen Fähigkeiten eines Menschen nahezu vollständig verloren gegangen sind und sich hierdurch eine zunehmende Einschränkung von körperlichen Funktionen manifestiert, die am Ende auch zum Tode führen kann.

Nach welcher Zeit Demenzpatienten in dieses Endstadium kommen und wie lange diese Phase dauert, ist von der Form der Demenz abhängig. So verläuft beispielsweise eine Demenz, die auf Durchblutungsstörungen beruht, viel langsamer ab, als es eine Alzheimer-Erkrankung tut.

Im Endstadium einer Demenz ist, wie oben erwähnt, meist der Großteil des Gedächtnisses verloren. Dieser Prozess betrifft auch die Persönlichkeit des Patienten und viele Eigenschaften, die den Menschen früher eigen waren, gehen verloren, was für viele Angehörige oft sehr schwer ist. Diesem geistigen Abbauprozess folgen in der Regel die ersten körperlichen Veränderungen. In den meisten Fällen betrifft dies zunächst die Nahrungsaufnahme und es stellt sich eine zunehmende Bewegungslosigkeit ein. Da die Patienten ab diesem Zeitpunkt meist nur noch im Bett liegen, baut die Muskulatur ab, was auch die Kau- und Atemmuskulatur betrifft. Somit kommt es durch die flache Atmung öfter zu schweren Atemwegserkrankungen, wie Lungenentzündungen. Nimmt dieser körperliche Abbauprozess weiter zu, können am Ende grundlegende Körperfunktionen nicht mehr aufrechterhalten werden und es kommt zum Tod.

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Diagnose

Um eine Demenz zu erkennen muss zunächst dem Betroffenen selbst oder den Angehörigen eine Veränderung auffallen. Diese sollte dem Arzt möglichst genau beschrieben werden. Anhand der vorherrschenden Symptome kann versucht werden die Demenz in die verschiedene Kategorien (kortikal, subkortikal, frontal) einzuteilen. Zu beachten ist, dass diese Kategorie lediglich Beschreibungen sind und zahlreiche Ursachen haben können.

Von großer Bedeutung sind ausführliche internistische, neurologische und psychiatrische Untersuchungen sowie einer Blutkontrolle zahlreicher Parameter. Da zahlreiche Erkrankungen und auch Medikamente mit einer Demenz einhergehen können, sollte erkannt werden, ob möglicherweise eine solche Ursache vorliegt.
Ergänzt werden sollte dies durch eine Nervenwasserpunktion, da einige Erkrankungen, die zu einer Demenz führen nur durch diese erkannt werden können. Darüber hinaus kann sie weitere Hinweise auf das Vorliegen einer neurodegenerativen Erkrankung, vor allem einer Alzheimer-Demenz, geben.

Zusätzlich sollte beim Vorliegen einer Demenz eine Bildgebung des Kopfes erfolgen. Standard ist hier die MRT-Untersuchung, kann dies beim Betroffenen beispielsweise aufgrund eines Herzschrittmachers nicht durchgeführt werden, sollte eine CT-Untersuchung erfolgen. Diese Bildgebung hat zwei bedeutende Funktionen. Zum einen können in etwa 5% aller Demenzerkrankungen in dieser Untersuchung andere, möglicherweise behandelbare Ursachen für die Demenz entdeckt werden. Zum anderen kann eine genauere Klassifikation der Demenz anhand des Bildes erfolgen.

Lesen Sie mehr dazu unter: Symptome einer Demenz

Kann man eine Demenz im Blut erkennen?

Derzeit gibt es noch keine Labortests, die eine Demenz sicher nachweisen können.

Der Anstieg mancher Blutwerte, zum Beispiel bestimmter Fette, kann zwar einen ersten Hinweis geben, doch sind diese zu unspezifisch, um daraus eine Diagnose ableiten zu können. Doch wird zu diesem Thema derzeit viel Forschung betrieben, um möglichweise eine Demenz bereits vor dem Auftreten der ersten Symptome erkennen zu können und möglicherweise vorbeugende Maßnahmen ergreifen zu können. So werden zum Beispiel derzeit die ersten Alzheimer-Labortests durch Studien geprüft, die bereits drei Jahre vor Auftreten der Symptome zu einer Diagnose führen könnten. Bis diese jedoch in großem Umfang angewandt werden können, kann es noch einige Jahre dauern.

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Demenztests

Im Rahmen der neuropsychologischen Diagnostik einer Demenz haben sich vor allem drei Tests bewährt, die zum einen testen, ob eine Demenz vorliegt, und zum anderen versuchen, die Schwere der Demenz einzuordnen und so vergleichbar zu machen.

Der bekannteste Test ist der sogenannte Mini-Mental-Status-Test, der auch als MMST abgekürzt wird. Er prüft unter anderem die Merkfähigkeit, die Konzentration, die Orientierung und das allgemeine Sprachverständnis. Je nach Leistung des Patienten können hierbei bis zu 30 Punkte vergeben werden. Liegt der erzielte Wert zwischen 10 und 26 Punkten, kann man vom Vorliegen einer Demenz ausgehen. Noch niedrigere Werte deuten hierbei auf das Vorhandensein von schwereren Störungen hin.

Ein weiterer Test ist der Zahlen-Verbindungstest, der vor allem die Konzentrationsfähigkeit testet. Bei diesem Test soll der Proband auf einem Blatt voller Zahlen dieses in aufsteigender Reihenfolge verbinden. Das Ergebnis dieses Tests ist hierbei abhängig von der Zeit, die der Patient für das Lösen der Aufgabe benötigt hat.

Der dritte Test, ist der sogenannte Uhrenzeichentest. Wie der Name bereits verrät, soll der Proband bei diesem Test zunächst auf einem Blatt mit bereits vorhandenem Kreis das Ziffernblatt einzeichnen. Anschließend sollen die Zeiger auf eine vorgegebene Uhrzeit eingezeichnet werden. Meist ist dies für Demenzpatienten nicht mehr möglich.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Demenztest und Demenzerkrankung

MRT Diagnostik

Je nach Demenztyp zeigen sich unterschiedliche Auffälligkeiten im Gehirn, die durch ein MRT sichtbar gemacht werden können. Das wohl auffälligste Zeichen, das fast allen Demenzformen eigen ist, ist das Vorliegen einer sogenannten Hirnatrophie, also dem Untergang und dem Abbau von Hirngewebe. Dieser Prozess bewirkt, dass das Gesamtvolumen des Gehirns mit dem Verlauf der Demenz abnimmt, und die Faltungen des Gehirns im MRT klarer zu Deutung kommen. Weiterhin kann es bei bestimmten Formen der Demenz zu Durchblutungsstörungen kommen, die sich dann im MRT als kleine Infarktareale darstellen, da sie im Vergleich zum umliegenden Gewebe weniger Kontrastmittel aufnehmen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.07.2015 - Letzte Änderung: 06.11.2021