Diphtherie

Einleitung

Bei der Diphtherie (Krupp) handelt sich um eine Infektion des Rachens durch das Bakterium Corynebacterium diphteriae.
Die Diphtherie kommt vorzugsweise in gemäßigten Klimazonen mit hoher Bevölkerungsdichte vor. Heute ist sie in unseren Breitengraden aufgrund des rechtzeitigen Impfschutzes eher selten geworden. Da es sich trotzdem um eine gefährliche Infektionskrankheit handelt, sollten Kinder ab dem 3. Lebensmonat gegen Diphtherie immunisiert werden.

Symptome und Diagnose

Die Zeit zwischen Ansteckung, also Kontakt mit einer Diphtherie-infizierten Person und dem tatsächlichen Ausbruch von Krankheitssymptomen (Inkubationszeit) beträgt nur zwei bis vier Tage! Da die Keime vorwiegend im Rachenraum ansiedeln, kommt es zunächst zu Halsschmerzen.

Wenn sich der Patient nun in den Hals schaut, erkennt er einen weißlichen-braunen Belag (Pseudomembran, Rachendiphtherie), der an eine Angina tonsillaris (Tonsillitis/Mandelentzündung) erinnert. Beim Versuch, mit einem Stäbchen die Beläge zu entfernen, kommt es zu Blutungen der Rachenschleimhaut. Schluckbeschwerden und eine veränderte Stimme (aphonische Stimme) begleiten die Erkrankung von Anfang an.

Ein typischer, süßlicher Mundgeruch wird von anderen wahrgenommen. Die Infektion steigt schnell in tiefer gelegene Halsbereiche. Wenn der Kehlkopf betroffen ist (Croup), kommt es zu typischen Symptomen wie

  • Husten
  • Heiserkeit
  • Atemnot
  • und einer Erstickungsgefahr.

Die Patienten fühlen sich schwer krank, fiebern und haben einen schlechten Allgemeinzustand.

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Behandlung

Wie wird die Diphtherie behandelt?

Bei der Therapie hat man zwei Ziele. Zum einen braucht der Körper schnell ein Gegengift gegen das Diphtherie-Toxin, zum anderen muss der Produzent des Giftes, also der Keim selbst, bekämpft werden, um einem „Toxinnachschub“ entgegenzuwirken. Das Gegengift (Antitoxin, Diphtherie-Antitoxin-Behring) kann von einer Klinik schnell zur Verfügung gestellt werden. Gegen den Keim selbst wirkt herkömmliches Penicillin.

Ursachen und Prophylaxe

Wie kann man sich durch die Diphtherie anstecken?

Eine Infektion erfolgt durch Tröpfchen- und Schmierinfektion. Der Keim Corynebacterium diphteriae siedelt gerne im Rachen des Menschen an und verbreitet sich dort rasend schnell.

Der gängige Infektionsweg ist die Tröpfcheninfektion, bei der die Bakterien über den Speichel eines infizierten Menschen in der Umgebung in den Rachenbereich gelangen. Dies kann durch das Niesen oder Husten in unmittelbarer Nähe oder beim Küssen passieren. Der seltenere Übertragungsweg bei der sogenannten Hautdiphtherie ist die Schmierinfektion oder Infektion durch kontaminierte, also mit Bakterien besiedelte, Gegenstände. Aber auch andere Eintrittspforten über die Nase, Augen, Hautwunden sind bekannt.

Viele Menschen durchlaufen eine „stille Feiung“, d.h., sie hatten Kontakt mit dem Erreger, werden aber nicht krank. Was die Diphtherie dennoch unberechenbar macht, ist die Tatsache, dass Menschen, die mit dem Keim Kontakt hatten, trotzdem andere anstecken können. Man ist sich also niemals im Klaren darüber, ob man sich jetzt angesteckt hat oder nicht. Gerade in tropischen und subtropischen Gebieten ist eine Ungewissheit darüber stets präsent, wenn kein genügender Impfschutz gegeben ist!

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen einer Infizierung mit den Diphtherie-Bakterien und dem Ausbrechen der Krankheit in Form von Symptomen, beträgt bei der Diphtherie-Erkrankung 2-5 Tage.
Die Bakterien gelangen in der Regel über eine sogenannte Tröpfcheninfektion in den Rachenraum. Dort nisten sie sich ein, vermehren sich und lösen nach 2-5 Tagen erste Symptome, wie eine starke Halsschwellung, Husten und einen Belag im Rachenbereich, aus.

Von der Inkubationszeit muss die Infektiosität abgegrenzt werden. Diese beschreibt den Zeitraum, in dem ein bereits infizierter Mensch für andere ansteckend ist. Ohne eine Behandlung der Diphtherie-Erkrankung ist ein Infizierter zwischen 2 und 4 Wochen für andere Menschen in seiner Umgebung ansteckend.

Mit Behandlung beträgt die Infektiosität nur 2 bis 4 Tage.

Erreger

Der Erreger der Diphtherie-Erkrankung ist das Corynebacterium diphtheriae. Dieses gehört zu den grampositiven Stäbchenbakterien. Das bedeutet, man kann es anhand der sogenannten Gram-Färbung unter dem Mikroskop in die Gruppe der grampositiven Bakterien einteilen, gegen die z.B. bestimmte Antibiotika besonders gut wirken.
Das Bakterium hat ein sogenanntes fakultativ anaerobes Wachstum. Es ist also im Gegensatz zu vielen anderen Erregern nicht auf Luft angewiesen, um zu überleben, weswegen es auch unter erschwerten Bedingungen wachsen kann. Dazu gehört zum Beispiel auch die Tatsache, dass es kältesresistent ist, also auch bei erniedrigten Temperaturen überlebt.

Die Diphtherie-Erkrankung kann das Bakterium nur auslösen, wenn es das Diphtherie-Toxin gebildet hat. Damit dies passieren kann, muss es von einem sogenannten Phagen infiziert sein. Dabei handelt es sich um ein kleines Virus, das auf die Infizierung von Bakterien spezialisiert ist. Befindet sich ein Phage in dem Bakterium, kann dieses also die Diphtherie-Toxine herstellen und bei einer Infektion im menschlichen Körper freisetzen.

Impfung gegen Diphtherie

Gegen Diphtherie gibt es verschiedene Formen von Kombinationsimpfstoffen, beispielsweise mit Tetanus, Pertussis und Poliomyelitis. Dazu gehören die gängigen Impfstoffe Boostrix Polio® und Repevax®. Andere Kombinationsformen schließen zusätzlich auch noch Haemophilus Influenza B und Hepatitis B mit ein. Ein Impfstoff, der nur alleine einer Diphtherie-Infektion vorbeugt, ist in Deutschland nicht gängig.

Bei all diesen Impfstoffen handelt es sich um sogenannte Totimpfstoffe, das heißt, dass dem Körper Antikörper gespritzt werden, die gegen die Bakterien wirken.
In der Regel ist die Impfung relativ unkompliziert und besitzt keine zusätzlichen speziellen Nebenwirkungen. Allerdings sollten Menschen mit einem akuten Infekt mit Fieber und Schwangere nicht geimpft werden.

Wichtig ist zu wissen, dass eine durchgemachte Erkrankung keinen lebenslangen Schutz mit sich bringt. Der Körper kann von den Bakterien erneut angefallen werden und erkranken. Daher ist es wichtig, dass alle Menschen gegen Diphtherie geimpft sind. Da die Impfung gegen Diphtherie von der STIKO empfohlen wird und zu den Standardimpfungen gehört, kommt es in Deutschland selten zu Diphtherie-Infektionen.

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Wann muss man die Impfung auffrischen?

Die Impfung gegen Diphtherie sollte im 1. Lebensjahr eines jeden Menschen 4-mal erfolgen:

  • im 2., 3. und 4. Lebensmonat
  • zwischen dem 11. und dem 14. Lebensmonat

Danach sollten bis zum 18. Lebensjahr zwei weitere Impfungen erfolgen:

  • im 5.-6. Lebensjahr
  • zwischen dem 9. Und 17. Lebensjahr 

Danach sollte die Impfung alle 10 Jahre aufgefrischt werden. Sollte allerdings ein Kontakt zu einem Diphtherie-Erkrankten vorliegen und die Impfung mehr als 5 Jahre her sein, wird empfohlen diese sofort zu wiederholen.

 

Kann man Diphtherie trotz Impfung bekommen?

Die heutzutage gängigen Impfstoffe bieten in der Regel einen sehr guten Impfschutz, weswegen es unwahrscheinlich ist, trotz Impfung an Diphtherie zu erkranken. Man sollte beachten, regelmäßig die Auffrischimpfungen einzuhalten. Außerdem sollte bei Kontakt mit einer potenziell infizierten Person und einem Zeitraum seit der letzten Impfung von mehr als 5 Jahren die Impfung direkt wieder aufgefrischt werden.

 

Verlauf und Prognose

Auch wenn nur ca. fünf Diphtheriefälle pro Jahr in unseren Breitengraden bekannt sind, ist die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben oder Folgeschäden zu erleiden erschreckend hoch. Allen Eltern sei deshalb geraten, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen.

Welche Gefahren bestehen bei Infektion?

Atemnot und Erstickungsgefahr stellen die größten Komplikationen des Krupps dar. Der Keim Corynebacterium diphteriae ist außerdem in der Lage, ein eigenes Gift zu produzieren (Diphtherie-Toxin). Dieses Gift kann zahlreiche Organe schädigen:

sind nur einige Wirkungen dieses Giftes. Wenn eines der Organe angegriffen wurde, besteht Lebensgefahr! Eine Behandlung sollte sofort vorgenommen werden.

Myokarditis

Gelegentlich kann es bei einer Diphtherie-Erkrankung auch zu einer Myokarditis kommen. Diese tritt bei ca. 20% aller Infizierten auf. Eine Myokarditis ist eine Entzündung des Myokards, also des Herzmuskels. Durch die entzündete Muskulatur kann das Herz nicht mehr so effektiv arbeiten und das Blut mit weniger Kraft in den Körper pumpen.

Weitere Informationen

Diphterietoxin

Die Bakterien, die Diphtherie verursachen, sind in der Lage sogenannte Toxine zu produzieren. Diese giftigen Stoffe werden bei einer Infektion mit den Bakterien ins Blut des Infizierten abgegeben und können über einen speziellen Mechanismus in die Zellen des Körpers gelangen. Dort lagern sie sich an die sogenannten Ribosomen der Zellen an, die für die Herstellung von Proteinen zuständig sind. Proteine sind ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Körpers und werden für das Überleben der Zellen benötigt. Durch die Anlagerung der Diphtherietoxine an die Ribosomen wird die Herstellung der Proteine in der Zelle gestoppt. Dadurch kommt es nach einiger Zeit schließlich zum Tod der Zelle (Nekrose), da sie ohne diese Proteine nicht überleben kann. Durch das Absterben von mehreren Zellen kommt es zu sogenannten Gewebsnekrosen, also dem Absterben von Gewebeteilen.

Die für die Diphtherie-Erkrankung typischen sogenannten Pseudomembranen im Rachen bestehen aus besagten abgestorbenen Zellen und Fibrin, einem Stoff, der die Zellen zu dieser Haut-ähnlichen Auflage im Rachen verbindet.

Antitoxin

Gegen das von den Diphtherie-Bakterien abgegebenem Diphtherie-Toxin kann in der Therapie ein Antitoxin gegeben werden. Dieses Medikament ist im Notfall sehr effektiv  und neutralisiert die Diphtherie-Toxine, damit diese nicht mehr wirken und das Absterben vieler Zellen im Körper bewirken können.
Da es gelegentlich bei einer intravenösen Gabe des Antitoxins zu einem sogenannten anaphylaktischen Schock, also einer lebensbedrohlichen überschießenden Immunreaktion, kommen kann, wird dies zunächst unter die Haut gespritzt und bei guter Verträglichkeit dann intravenös gegeben.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.05.2007 - Letzte Änderung: 18.03.2022