Kinderkrankheiten

Was sind Kinderkrankheiten?

Eine Kinderkrankheit ist eine Erkrankung, die durch eine Infektion verursacht wird, die weit verbreitet ist und leicht übertragen werden kann. Dadurch treten diese Erkrankungen vor allem bei Kindern auf. Meist kommt es danach zu einer lebenslangen Immunität, was bedeutet, dass diese Krankheit bei der gleichen Person nicht noch einmal auftreten kann. Gegen die meisten Infektionskrankheiten, die typischerweise bei Kindern auftreten, gibt es heutzutage Impfungen. Wenn die Erkrankung im Kindesalter jedoch nicht auftritt und keine Impfung erfolgt ist, kann sie auch Erwachsene betreffen.

Die wichtigsten Kinderkrankheiten

Zu den klassischen Kinderkrankheiten gehören:

Auf diese wird im Folgenden genauer eingegangen.

Masern

Eine der bekanntesten Kinderkrankheiten sind die Masern. Sie sind sehr ansteckend und werden durch Viren übertragen. Ca. 10-15 Tage nach der Ansteckung kommt es zum Auftreten von Symptomen.

In einer ersten Phase, die auch als Vorstadium bezeichnet wird, kommt es zum Auftreten von Fieber, Schnupfen, Husten und einer Entzündung der Augen. Dadurch werden die Betroffenen meist lichtscheu.

Ein paar Tage später kommt es zu den für das Krankheitsbild typischen Flecken in der Mundhöhle. Diese werden auch als Koplik-Flecken bezeichnet. Sie treten bei mehr als der Hälfte aller Erkrankten auf und sind dunkelrot. Können diese Flecken beobachtet werden, ist dies ein sicherer Beweis für die Masern-Erkrankung.

Einige Tage später kommt es zu einem starken Anstieg der Körpertemperatur und einem Ausschlag am ganzen Körper. Dabei handelt es sich ebenfalls wieder um dunkelrote Punkte, die ca. 5 Tage lang bestehen, bevor die Infektion abklingt.

Die Behandlung erfolgt in der Regel symptomatisch. Nur bei einer bestehenden Unterdrückung des Immunsystems können Komplikationen, wie eine Entzündung der Lunge oder des Gehirns, auftreten, die dementsprechend frühzeitig behandelt werden müssen. Die Masern-Impfung gehört heutzutage zu den Standardimpfungen und erfolgt innerhalb der ersten 2 Lebensjahre.

Lesen Sie mehr zum Thema:  Masern

Mumps

Die Mumps-Erkrankung ist eine Infektion, die durch Viren ausgelöst wird. Betroffen sind vor allem Kindern zwischen dem 2. und 15. Lebensjahr.

Die Symptome brechen nach 2-4 Wochen aus, wobei es bei ca. der Hälfte aller Betroffenen nur zu grippeähnlichen Symptomen kommt.

Kommt es jedoch zur Ausprägung der Erkrankung, beginnt diese mit einer zunächst einseitigen Schwellung der Ohrspeicheldrüse. Das Anschwellen ist meist sehr schmerzhaft und beginnt nach einigen Tagen auch auf der anderen Seite. Außerdem kommt es zu Fieber und hin und wieder auch zu Schmerzen beim Kauen.

Mumps ist vor allem wegen der möglichen Komplikationen eine gefährliche Kinderkrankheit. Hierzu gehört unter anderem die Entzündung der Bauchspeicheldrüse, auch Pankreatitis genannt, und die Entzündung der Hoden, auch als Orchitis (Hodenmumps) bezeichnet. Letztere kann in seltenen Fällen sogar zur Unfruchtbarkeit führen.

Heutzutage ist diese Erkrankung jedoch aufgrund der Impfung kaum mehr eine Gefahr. Die Impfung erfolgt innerhalb der ersten zwei Lebensjahre gemeinsam mit der Impfung gegen Masern und Röteln.

Falls Sie mehr erfahren möchten, lesen Sie hier: Mumps

Röteln

Röteln ist eine Kinderkrankheit, die durch ein Virus verursacht wird. Kinder im Alter von 5-9 Jahren sind am häufigsten davon betroffen.

Die Hälfte aller infizierten Kinder zeigt keine Symptome.

Bei der anderen Hälfte kommt es 2-3 Wochen nach der Übertragung zu leichtem Fieber und einem Ausschlag. Dieser beginnt meist hinter den Ohren und breitet sich im Laufe der Erkrankung über den gesamten Körper aus. Dabei handelt es sich um kleine rote Punkte, die der Erkrankung ihren Namen gegeben haben. Des Weiteren schwellen die Lymphknoten an, besonders im Bereich des Nackens.

Gelegentlich kommt es auch zu einer leichten Vergrößerung der Milz, was die Aktivierung des Immunsystems widerspiegelt.

Die Rötelninfektion verläuft meist relativ ungefährlich, kann aber vor allem während der Schwangerschaft gefährlich werden: Hier kann sie nämlich zu Fehlbildungen des ungeborenen Kindes führen. Dazu gehören insbesondere

  • Taubheit,
  • Sehschwächen,
  • eine geistige Unterentwicklung und
  • Herzfehler.

Daher ist eine  Impfung gegen die Röteln-Infektion sehr wichtig. Sie erfolgt meist gemeinsam mit den Impfungen gegen Masern und Mumps wird standardmäßig innerhalb der ersten zwei Lebensjahre durchgeführt.

Lesen Sie hier mehr über das Thema  Röteln

Windpocken

Eine sehr bekannte Kinderkrankheit sind die Windpocken. Sie werden auch als Varizellen bezeichnet, da sie durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöst werden. Die Erkrankung ist sehr ansteckend und führt in der Regel nach ca. 2 Wochen zum Auftreten von Symptomen.

Hierzu gehören typische Erscheinungen an der Haut, die sich zu flüssigkeitsgefüllten Bläschen entwickeln. Durch den starken Juckreiz werden sie in der Regel von den betroffenen Kindern aufgekratzt und hinterlassen Narben, die zunächst verkrustet sind. Da sich diese Hauterscheinungen meist in unterschiedlich fortgeschrittenen Stadien nebeneinander zeigen, wird dieses Erscheinungsbild auch als Sternenhimmel bezeichnet. Hinzu kommt das Auftreten von Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen.

Bei sonst gesunden Kindern sind die Symptome nach einer Woche wieder abgeklungen. Daher besteht auch die Behandlung vor allem in der Gabe von Medikamenten, die den Juckreiz reduzieren.

Bei einem geschwächten Immunsystem werden gegebenenfalls Medikamente zur Bekämpfung der Viren empfohlen.

Eine Impfung gegen Windpocken kann innerhalb der ersten zwei Lebensjahre durchgeführt werden. Nach einer durchgemachten Infektion ist die betroffene Person zwar immun gegen die Erkrankungen, allerdings kann es bei einer Schwächung des Immunsystems zum Widerausbruch von Symptomen durch das Virus kommen. Dies wird auch als Herpes zoster Erkrankung, oder umgangssprachlich Gürtelrose, bezeichnet.

Erfahren Sie hier mehr über  Windpocken.

Keuchhusten

Keuchhusten, auch Pertussis genannt, ist eine Kinderkrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird.

Zu den Symptomen gehören die namensgebenden Hustenanfälle, die in kurzen zeitlichen Abständen und langem Einatmen auftreten. Die Betroffenen strecken dabei meist die Zunge heraus und es kommt zu einer kurzzeitigen Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Nach der Hustenattacke erbrechen die Kinder oft Schleim. Besonders bei Neugeborenen dürfen diese Anfälle nicht unterschätzt werden und müssen frühzeitig mit Antibiotika behandelt werden.

Eine Impfung gegen Keuchhusten ist empfohlen und erfolgt innerhalb des ersten Lebensjahres.

Lesen Sie hier unseren ausführlichen Artikel über  Keuchhusten

Scharlach

Scharlach ist eine durch die  Bakterien Streptokokken übertragene Kinderkrankheit, die vor allem zwischen dem 4. und 10 Lebensjahr auftritt. Die Symptome sind Fieber und typische Veränderungen im Mund und um den Mund herum. Dazu gehört eine Rötung der Wangen, eine Blässe um die Lippen, eine Rötung des Gaumens und eine Verfärbung der Zunge. Diese wird auch oft als Himbeerzunge bezeichnet.

Des Weiteren kommt es zu einem fleckigen Ausschlag, der vor allem in der Leiste zu finden ist. Ca. eine Woche später kommt es zur Schuppung und Schälung der Haut.

Die Behandlung erfolgt mit Penicillin, eine Impfung gegen Scharlach existiert nicht.

Lesen Sie auch unseren Artikel: Die Symptome von Scharlach.

Ringelröteln

Die Kinderkrankheit Ringelröteln wird durch ein Virus verursacht und betrifft vor allem Kinder, die zwischen 5 und 15 Jahren alt sind.

Viele Infektionen verlaufen ohne das Auftreten von Symptomen. Treten doch Symptome auf, kommt es zu einer typischen Rötung, die zunächst im Gesicht beginnt und um den Mund ausgespart ist. Später breitet sich die Rötung über den gesamten Körper aus. In der Regel geht sie nach ein paar Tagen wieder zurück.

Vor allem bei Erwachsenen kann es auch zur Arthritis, also Entzündung von Gelenken, kommen. Nach dem einer durchgemachten Ringelröteln-Erkrankung sind die Betroffenen lebenslang immun. In der Schwangerschaft kann die Infektion von der Mutter auf das Kind übertragen werden und zu schweren Folgen führen.

Hier finden Sie unseren ausführlichen Artikel zum Thema:  Ringelröteln

Hand-Fuß-Mund-Krankheit

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird über Tröpfcheninfektion, beispielsweise beim Niesen, übertragen und durch ein Virus ausgelöst.

Wie der Name schon sagt, kommt es bei dieser Kinderkrankheit zu Ausschlägen, die sich an den Fußsohlen, den Handinnenflächen und im Bereich um den Mund herum finden. In manchen Fällen ist der Ausschlag auch am ganzen Körper zu finden. Des Weiteren kommt es häufig zu einer Entzündung des Mundraums mit der Bildung von schmerzhaften Bläschen.

Die Symptome klingen meist nach ein paar Tagen wieder ab. Selten kommt es zu Komplikationen. Hierzu zählen die Entzündung der Hirnhäute, des Herzmuskels und der Lunge.

Ausfürhliche Informationen finden Sie auf der Hauptseite: Hand-Fuß-Mund-Krankheit - Die wichtigsten Informationen.

Drei-Tage-Fieber

Das Drei-Tage-Fieber, das von einem Virus verursacht wird, betrifft vor allem Säuglinge und Kleinkinder.

Wie der Name schon sagt, kommt es dabei zu starkem Fieber, das in der Regel nach drei Tagen wieder verschwindet. Hinzu kommt ein Ausschlag, der vor allem am Körperstamm auftritt und ebenfalls wieder relativ schnell verschwunden ist. Gelegentlich kann es während dem Drei-Tage-Fieber zu Fieberkrämpfen kommen, die zwar meist harmlos sind, jedoch trotzdem von einem Arzt abgeklärt werden sollten.

Die Behandlung des Drei-Tage-Fiebers beinhaltet fiebersenkende Maßnahmen.

Lesen Sie auch unseren Artikel: Drei-Tage-Fieber - Ist das gefährlich?

Impetigo infectiosa

Impetigo infectiosa, auch Impetigo contagiosa genannt, wird durch eine Art der Streptokokken-Bakterien ausgelöst.

Dabei kommt es zu dem Befall der Haut mit charakteristischen Symptomen. Hierzu gehört das Auftreten von Blasen und typischen honiggelben Krusten. Diese sind vor allem im Gesicht ausgeprägt, besonders im Bereich des Mundes, der Nase und auf der Kopfhaut. Nach einigen Tagen verschwinden die Symptome in der Regel ohne langfristige Folgen.

Bei ausgeprägten Symptomen kann die Gabe von Antibiotika sinnvoll sein. Ansonsten ist meist keine Behandlung notwendig.

Diphterie

Die Kinderkrankheit Diphtherie wird durch ein bestimmtes Bakterium hervorgerufen. Dieses gelangt durch Tröpfcheninfektion, beispielsweise über das Niesen, in den Rachen und führt dort zu dem Auftreten von Symptomen.

Dazu gehört eine Angina tonsillaris, also die Entzündung der Mandeln, die typischerweise mit sogenannten Pseudomembranen, einer Art Belag der Tonsillen, einhergeht. Alternativ kann das Bakterium zu Symptomen am Kehlkopf führen. Hierbei kommt es zu ausgeprägtem Husten, Heiserkeit und dem zunehmenden Flüstern aufgrund der Heiserkeit.

Diphtherie muss schnellstmöglich mit der Gabe eines Gegenmittels behandelt werden, da es sonst zu schwerwiegenden Komplikationen kommen kann.

Gegen Diphtherie exisiert eine Impfung, die standardmäßig durchgeführt wird.

Hier erfahren Sie mehr zum Thema:  Diphterie

Poliomyelitis

Die Poliomyelitis ist auch als Kinderlähmung bekannt und wird durch Viren ausgelöst.

Bei einer Übertragung der Polio-Viren treten bei über 90% aller Infizierten keine Symptome auf. Kommt es jedoch zur Ausbildung einer Erkrankung, besteht diese meist nur in einer Grippe.

Nur bei ca. 1-2% befallen die Viren die Nerven und es kommt zu Lähmungserscheinungen in verschiedenen Körperabschnitten. Die Poliomyelitis wird vor allem wegen dem Befall der Nerven für die Atemmuskulatur gefürchtet, da hierfür früher als Therapie lediglich die sogenannte „Eiserne Lunge“, eine Beatmungsmaschine, zur Option stand.

Heutzutage wird gegen die Viren standardmäßig geimpft. Lediglich in Pakistan und Afghanistan stellt die Erkrankung noch ein Risiko dar.

Hier geht´s zu unserem Hauptartikel über:  Poliomyelitis

Tetanus

Das Krankheitsbild Tetanus, auch Wundstarrkampf genannt, wird durch Ableger eines Bakteriums hervorgerufen und führt zum Befall des Nervensystems. Dadurch kommt es zu einer unkontrollierten Aktivierung der Nerven, was sich in krampfhaften, übermäßigen Bewegungen äußert. Das für die Kinderkrankheit typische Bild besteht aus einer Kieferklemme, dem krampfhaften sogenannten Teufelsgrinsen und der Überstreckung des Rückens. Im späteren Verlauf werden auch die Nerven der Atemmuskulatur betroffen, wodurch es zum Atemstilstand kommt.

Da gegen Tetanus standardmäßig geimpft wird, wird die sonst nötige Behandlung mit Medikamenten heutzutage zum Glück selten benötigt.

Erkrankungen durch Haemophilus influenzae

Hämophilus influenzae ist ein Bakterium, das entgegen seines Namens nicht die klassische Influenza auslöst, sondern zu verschiedenen anderen Erkrankungen führen kann. Da das Bakterium in den Schleimhäuten lebt, führt es vor allem im Bereich des Atmungsapparats zur Entzündung der Nasennebenhöhlen, der Bronchien, der Lunge und des Kehldeckels. Weitere mögliche Erkrankungen, die durch Hämophilus influenzae ausgelöst werden können, sind die Entzündung der Mittelohren, der Hirnhäute oder des Herzens.

Durch die Impfung gegen das Bakterium kommt es heutzutage hauptsächlich nur noch bei ungeimpften Kleinkindern zu diesen Krankheiten.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.12.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021