Geschwollene Eichel

Definition

Die Eichel bezeichnet im Allgemeinen den vordersten Teil des männlichen Gliedes. Diese Region ist sehr empfindlich und mit zahlreichen Nerven versorgt. Dort mündet auch die Harnröhre. Im Allgemeinen ist eine Schwellung aber Ausdruck einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung im Gewebe und eines der klassischen fünf Entzündungszeichen. Eine Schwellung der Eichel kann durch gänzlich verschiedene Ursachen (Allergien, Infektionen, Traumen) ausgelöst werden und sollte bei längerem bestehen von einem Arzt untersucht werden.

Ursachen

Als Ursache für eine geschwollene Eichel kommen zahlreiche unterschiedliche Krankheitsbilder in Frage. Eine Schwellung kann zum Beispiel durch eine allergische Reaktion auf Latex in Kondomen hervorgerufen werden. Außerdem kommen Insektenstiche an dieser Stelle in Frage für mögliche Schwellungen. Aber vor allem entzündliche Vorgänge sind für Schwellungen im Bereich der Eichel grundlegend. Diese entzündlichen Vorgänge können je nach Alter von unterschiedlichen Gegebenheiten ausgelöst werden.

Im Kinderalter entstehen Entzündungen der Eichel vor allem, weil die Vorhaut mit der Eichel noch verwachsen ist und sich in Hautfalten Sekrete ansammeln können, die als Nährboden für Bakterien dienen können. Mit Beginn der Pubertät und Sexualität kommt am häufigsten Geschlechtsverkehr oder Selbstbefriedigung als Möglichkeit in Betracht. Ab diesem Punkt können Schwellungen der Eichel, die mit weiteren Beschwerden auftreten, auch durch sexuell übertragbare Krankheiten ausgelöst werden. Bei älteren Männern werden die Entzündungen oft auch durch andere zugrundliegende Krankheiten, wie beispielsweise einen Diabetes ausgelöst. Darüber hinaus können Erreger bei älteren Patienten aber auch durch die dünner werdende Hautbarriere leichter eindringen.

Begleitende Symptome

Die zusätzlich zur Schwellung auftretenden Symptome liefern weitere Anhaltspunkte, die zur Findung einer korrekten Diagnose wichtig sein können. Im Genitalbereich ist auch immer an sexuell übertragbare Krankheiten zu denken, Bakterien und Viren, die bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen werden und Krankheiten auslösen können. Bei entzündlichen Prozessen sollte ein Abstrich erfolgen, um den Krankheitserreger genau ermitteln zu können.

Juckreiz bei einer geschwollenen Eichel

Der Juckreiz an der Eichel kann als weiteres Symptom bei einer Eichelentzündung auftreten (Balanitis), aber auch durch Pilzinfektionen des Gliedes hervorgerufen werden. Diese infektiösen Geschehnisse können durch Intimkontakt auf den Partner übertragen werden, weshalb eine Partnertherapie durchgeführt werden sollte und vorsorglich mit einem Kondom verkehrt werden sollte. Aber auch die Erreger der sexuell übertragbaren Krankheiten lösen Juckreiz aus. Dazu zählen vor allem Chlamydien.

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Rötung bei einer geschwollenen Eichel

Eine Rötung der Eichel kann zuerst Ausdruck von Überreizung sein. Mechanische Belastungen können die Eichel schädigen, wenn ihr natürlicher Schutzfilm durch starke Belastungen abgenutzt ist. Des Weiteren ist eine Rötung aber auch Ausdruck von Entzündungsprozessen. Eine schmerzhaft gerötete und geschwollene Eichel ist das Hauptsymptom einer Balanitis, der Eichelentzündung. Zudem leiden die Betroffenen auch an Juckreiz und übelriechendem Ausfluss aus dem Glied. Das Zurückziehen der Vorhaut und das Wasserlassen sind durch die Schwellung erschwert. Als weitere Ursache für Rötungen kommen auch Pilzinfektionen der Eichel in Betracht, bei denen die Rötungen allerdings erhaben und weißlich verfärbt sind. Auch bei Pilzinfektionen tritt Juckreiz auf.

Neben einer Rötung, kann sich die Eichel auch blau verfärben, zum Beispiel bei bestehender Vorhautverengung

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Eitriger Ausfluss bei einer geschwollenen Eichel

Bei eitrigem Ausfluss ist der Ursprung des Eiters wichtig zu ermitteln. Wenn der eitrige Ausfluss seinen Ursprung in der Harnröhre hat und dazu noch Brennen beim Wasserlassen, ist es möglich, dass sich der Betroffene sich bei ungeschütztem Sexualverkehr mit dem Gonorrhoe auslösenden Bakterium (Tripper) angesteckt hat. Eitriger Ausfluss aus der Harnröhre kann ein Symptom für einen Harnwegsinfekt sein, die bei Männern allerdings seltener vorkommen als bei Frauen und meist erst im fortgeschrittenen Alter auftreten.

Wenn der Eiter von der Eichel selbst stammt, muss nach Verletzungen oder Geschwüren geschaut werden. Wenn diese Eiter absondern, dann ist dies ein Zeichen dafür, dass sie sich entzündet haben. Eitrige Absonderungen oder nässender oder wässriger Ausfluss kann auch ein Zeichen von Eichelentzündungen (Balanitis) sein. Gelegentlich bilden sich Bläschen an der Eichel. Ein weiteres Krankheitsbild ist der Genitalherpes, bei dem sich flüssigkeitsgefüllte Bläschen bilden. Wenn diese Bläschen aufplatzen kommt es ebenfalls zu wässrig-eitrigem Ausfluss.

Lymphknotenschwellung bei einer geschwollenen Eichel

Geschwollene Lymphknoten sind meist ein Zeichen dafür, dass in benachbarten Regionen ein Prozess stattfindet, der das Immunsystem aktiviert. Dies kann ein entzündlicher Prozess sein, aber auch ein bösartiger Prozess. Die Unterscheidung kann anhand der Lymphknoten Morphologie getroffen werden.

Die Lymphknoten im Abflussgebiet des Gliedes liegen im Bauchraum oder in der Leiste. Dort ist auch bei gesunden Patienten meist ein recht großer Lymphknoten zu tasten, der aber nicht druckschmerzhaft sein sollte. Wenn dieser beim Draufdrücken allerdings weh tut, ist dies ein Zeichen dafür, dass der Lymphknoten durch eine Entzündung oder einen anderen Prozess aktuell beansprucht ist. Die sexuell übertragbare Krankheit Syphilis (Lues) löst neben Geschwüren am Glied auch Lymphknotenschwellungen in benachbarten Regionen aus. Darüber hinaus sind geschwollene Leistenlymphknoten auch bei Genitalherpes zu beobachten.
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Schmerzen bei einer geschwollenen Eichel

Schmerzen kommen bei Schwellungen der Eichel unterschiedlichster Genese vor, denn die Eichel ist sehr stark innerviert. Eine Eichelentzündung (Balanitis) kann Schmerzen hervorrufen, die auch in Ruhe oder beim Wasserlassen auftreten können. Gravierender als der Schmerz einer Eichelentzündung ist der Schmerz der mit einer Paraphimose einhergeht. Dieser urologische Notfall ruft sehr starke Schmerzen hervor und erfordert eine schnelle medizinische Behandlung, da die Eichel und die Vorhaut in diesem Fall vital bedroht sind.

Während der Therapie der Schwellung der Eichel sollten die Schmerzen weniger werden, begleitend können Schmerzmittel eingenommen werden, um die Beschwerden zu lindern.

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Eichelschwellung nach der Beschneidung

Durch die Beschneidung fehlt der Eichel zunächst ihre schützende Vorhaut. In den ersten Tagen wird die Eichel vor einem Verband geschützt, der aber schnell entfernt wird. Überempfindliche Reaktionen sind normal. In den nächsten Tagen kann es zu Schwellungen und Blutergüssen am ganzen Glied, auch an der Eichel kommen. Die Schwellungen können durch das Kühlen des Gliedes zurückgehen, bei Bedarf können auch leichte Schmerzmittel eingenommen werden. Um Infektionen zu vermeiden sind regelmäßige Verbandswechsel wichtig, ebenso wie tägliche Bäder für das Glied, die desinfizierend wirken. Als Badezusatz wird dabei häufig Kamille verwendet.

Eine Schwellung der Eichel ist in den ersten ein bis zwei Wochen nach der Beschneidung normal, je nach der individuellen Wundheilung geht sie schneller oder später zurück. Ein weiterer Kontrollbesuch beim Urologen dient dazu den Heilungsprozess zu kontrollieren und mögliche Komplikationen, wie beispielsweise eine Wundinfektion frühzeitig abzuwenden. Während der Abheilungsphase man sich aber vertrauensvoll an den Arzt wenden, wenn Entzündungen oder Ängste oder Fragen auftreten.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Beschneidung

Diagnose

Bei einer geschwollenen Eichel sollte man sich ärztliche Hilfe holen. Begonnen wird immer mit einem ausführlichen Arzt-Patienten Gespräch, um die Krankengeschichte nachzuvollziehen. Wichtige Punkte sind bei diesem Symptom zum Beispiel die Intimpflege, Veränderungen der Haut oder Hauterkrankungen im Allgemeinen, weitere Symptome, Probleme beim Urinieren oder beim Geschlechtsverkehr und nach Allergien (z.B. Latex).

Im Anschluss findet eine körperliche Untersuchung statt, bei der die Eichel und die Lymphknoten untersucht werden. Bei Verdacht auf eine infektiöse Entzündung der Eichel wird ein Abstrich von der Eichel genommen und im Labor kann dann ermittelt werden, welcher Erreger für die Beschwerden verantwortlich ist. Sehr selten ist eine Blutentnahme für die Diagnose notwendig. Und nur in sehr seltenen Fällen, in denen kleine klare Diagnose gestellt werden kann und die Beschwerden dauerhaft und anhaltend sind muss eine Gewebeentnahme (Biopsie) erfolgen.

Therapie

Eine Schwellung der Eichel kann zunächst viele Ursachen haben und ebenso vielfältig kann die Therapie sein. Erst durch einen Arztbesuch kann ermittelt werden, was genau in Frage kommt und dies gezielt therapiert werden.

In dem häufigen Fall einer Entzündung helfen Salben oder systemisch wirkende Tabletten, um den Erregern Einhalt zu gebieten oder sie abzutöten. Für den Fall, dass die Entzündung oder Schwellung nicht durch Bakterien ausgelöst wird, helfen auch kortisonhaltige Salben. Treten die Beschwerden häufiger auf, sollte eine Beschneidung in Betracht gezogen werden.

Bei sexuell aktiven Männern sollte ausgeschlossen werden, dass die Schwellung durch Sexualpraktiken entsteht und keine ständige wechselseitige Ansteckung mit etwaigen Keimen erfolgt. Wenn gleichzeitig mit der Schwellung Schmerzen beim Urinieren auftreten kann es helfen das Glied beim Wasserlassen in warmes Wasser zu halten (Badewanne, Eimer, Bidet). Dies lindert das Brennen, genauso wie hohe Trinkmengen, die verhindern, dass der Urin stark konzentriert ist.

Gründliche Körper- und Intimhygiene können ihren Beitrag zur Vermeidung von schmerzhaften Schwellungen und Entzündungen leisten. Dazu eignen sich auch Kamillensitzbäder oder Spülungen mit Kamille. Ist die Schwellung nach wenigen Tagen nicht von alleine in Griff zu bekommen, sollte ein Arzt aufgesucht werden, der die zugrundliegende Erkrankung erkennen und therapieren kann.

Zu welchem Arzt sollte ich gehen?

Je nach Alter kann bei einer geschwollenen Eichel zunächst der Kinder- oder Hausarzt aufgesucht werden. Mit seinem breiten Wissen, Erfahrungsschatz und der grundlegenden Entscheidung kann dieser Arzt entscheiden, ob er dieses Krankheitsbild selbst behandeln kann oder die Hilfe eines Facharztes benötigt wird, das speziellere Krankheitsbild besser kennt. Entsprechend kann auch ein Urologe konsultiert werden, der sich mit dem harnableitenden System und oft auch mit der Andrologie beschäftigt.

Geschwollene Eichel beim Kleinkind

Bei Kindern oder Kleinkindern kommt eine geschwollene Eichel am häufigsten in Verbindung mit dem Krankheitsbild der Vorhaut- und/oder Eichelentzündung vor. Dies ist darauf zurück zu führen, dass die Vorhaut bei kleinen Jungs noch mit der Eichel verwachsen ist und sich nicht zurückziehen lässt.

Bei älteren Jungen kann es auch sein, dass eine tatsächliche Vorhautverengung dafür sorgt, dass die Vorhaut nicht vollständig zurückgezogen werden kann. Es kann zur Bildung von Taschen unter der Vorhaut führen, in denen sich Drüsensekrete aus den Drüsen der Eichel sammeln können. Diese Sekrete sind der ideale Nährboden für Bakterien, die über die Hände übertragen werden, die sich dort ansiedeln und zu Entzündungen führen.
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Bei Babys kommen auch Candida-Pilze infrage. Die Entzündung ist äußerst schmerzhaft und brennt beim Wasserlassen. Durch antibakterielle oder antimykotische Salben lässt sich die Entzündung gut behandeln. Präventiv ist eine schonende aber gründliche Intimpflege wichtig, um erneute Entzündungen zu vermeiden.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.11.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021