Embolie

Definition

Der Begriff „Embolie“ beschreibt das medizinische Phänomen, dass verschlepptes Material über das Blutgefäßsystem zu einer anderen Stelle im Körper transportiert wird und dort einen Gefäßverschluss verursacht.

Das verschleppte Material kann sich beispielsweise von einem arteriosklerotischen Plaque (Gefäßverkalkung) ablösen oder aus Blutgerinnseln bestehen, die sich im linken Herzvorhof gebildet haben.

Hinter dem Gefäßverschluss herrscht dann nur noch eingeschränkte Durchblutung und das dortige Gewebe wird geschädigt.

Symptome und Diagnose

Anzeichen einer Embolie

Die Anzeichen einer Embolie sind je nach Ort der Embolie unterschiedlich. In der Hälfte der Fälle folgt eine Lungenembolie auf eine tieven Beinvenenthrombose (TVT).
Bei Embolien, die eine Arterie im Arm oder Bein verschließen, sind folgende sechs Anzeichen der betroffenen Extremität typisch:

  1. Plötzliche, sehr starke Schmerzen
  2. Blässe
  3. Gefühlsverlust
  4. Bewegungsunfähigkeit oder –verminderung
  5. Fehlender Puls
  6. Schock

Diese sechs Anzeichen sind sehr spezifisch für eine arterielle Embolie einer Extremität und deuten mit großer Wahrscheinlichkeit auf diese Diagnose hin.

Bei einer Lungenembolie sind Atemnot, schnelle Atmung, Schmerzen im Brustkorb und eine erhöhte Herzfrequenz typisch.

Weitere Anzeichen sind Symptome einer Beinvenenthrombose, Schmerzen im Brustkorb und eine Blaufärbung der Lippen sowie von Kopf- und Halsbereich. In schweren Fällen kommt es zu Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislauf-Stillstand.   

Beim durch eine Hirnembolie ausgelösten Schlaganfall kommt es zum schlagartigen Auftreten von neurologischen Ausfällen. Möglich sind je nach betroffener Hirnregion Sehstörungen, Sprechstörungen, halbseitige motorische und sensible Ausfälle, Schluckstörungen und Amnesie.

Bei einer Embolie der Mesenterialarterie, die den Großteil des Darmes mit Blut versorgt, kommt es zu Beginn zu stärksten Bauchschmerzen.

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Ursachen

Welche Faktoren führen zur Entstehung einer Embolie?

Die Ursachen einer Embolie sind vielfältig.

90 Prozent der Embolien kommen aber aus dem Herzen und entstehen zum Beispiel bei Vorhofflimmern im linken Herzvorhof oder auch in den Herzkammern, wenn das Herz durch einen vorangegangen Herzinfarkt geschädigt wurde.

Möglich ist auch, dass sich der Embolus an den Herzklappen bildet, das passiert zum Beispiel bei einer Fehlfunktion einer Herzklappe (Vitium) oder bei einer Infektion der innersten Schicht der Herzwand (Endokarditis).

In etwa 10 Prozent der Fälle liegt die Ursache im arteriellen Gefäßsystem: Fast immer löst sich von einer Stelle, die von Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) betroffen ist, ein Stückchen dieses verkalkenden Materials ab und wird so zum Embolus.

In selteneren Fällen ist die Ursache eine sogenannte „Paradoxe Embolie“: Durch ein Löchlein in der Herzscheidenwand (offenes Foramen ovale), das einige Menschen haben, ohne davon zu wissen, kann ein Embolus, der sich von einer venösen Thrombose abgelöst hat, in das arterielle Gefäßsystem gelangen und dort eine Embolie auslösen.

Weitere Ursachen sind eine Cholesterinembolie, bei der sich in den Arterienwänden abgelagertes Cholesterin ablöst, eine Embolie aus Tumorgewebe bei Krebserkrankungen oder die Luft- oder Fettembolie (siehe unten).

Verlauf und Prognose

Folgen einer Embolie

Durch eine Embolie wird ein Gefäß verschlossen, der Gefäßteil, der sich hinter dem Embolus befindet, wird also nicht mehr durchblutet und das dazugehörige Gewebe nicht mehr mit Blut versorgt.

Wie schwer das Gewebe geschädigt wird, hängt vom Typ des betroffenen Gewebes ab, von der Dauer des Gefäßverschlusses und vom Ausmaß der Kollateralen (bedeutet, wie gut das Gewebe noch von anderen Gefäßen durchblutet wird). Im schlimmsten Falle stirbt das Gewebe ab.

Folgen einer Embolie im Bein oder Arm können sein: Kompartmentsyndrom (erhöhter Druck in der Extremität mit Schädigung von umliegendem Gewebe und Nerven) und ein Reperfusionstrauma mit Rhabdomyolyse (Auflösung der Muskelfasern). In der Folge kommt es zu einer sauren Stoffwechsellage (metabolische Azidose) und Elektrolytstörungen und es besteht die Gefahr des akuten Nierenversagens.

Folgen einer Hirnembolie bzw. eines Schlaganfalls sind ebenfalls schwerwiegend. Das Gehirngewebe kann nur vier bis maximal zehn Minuten ohne Blutzufuhr überleben. Bei einem Schlaganfall stirbt also Hirngewebe ab und die die Fähigkeiten, die von dem betroffenen Hirnareal gesteurt werden, sind nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.

Da häufig lebenswichtige Organe betroffen sind, kann eine Embolie unbehandelt auch zum Tod führen.
Sie bedarf daher einer schnellen Diagnostik und Behandlung. Je nach Ursache der Embolie müssen betroffene Patienten eine Zeit lang oder lebenslang gerinnungshemmende Medikamente nehmen (Antikoagulantien) und/oder Kompressionsstrümpfe tragen.

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Schlaganfall

Der Schlaganfall entsteht in etwa 85% der Fälle durch den Verschluss einer Hirnarterie oder deren Äste und wird dann als „Ischämischer Schlaganfall“ bezeichnet.

Etwa ein Fünftel dieser Fälle wird durch einen arteriellen Embolus verursacht, der im Herzen entstanden ist: Bei Vorhofflimmern ziehen sich die Herzvorhöfe nur unkoordiniert zusammen. Ein großer Teil des Blutes wird deshalb nicht an die Herzkammern weitergeleitet, sondern zirkuliert im Vorhof, kann verklumpen und einen Embolus formen.

Doch auch ein venöser Thrombus kann die Ursache für einen Schlaganfall sein. Insbesondere bei einem nicht verschlossenen Foramen ovale des Herzens kann ein Thrmobus aus dem venösen Blutsystem ohne die Filterstation in der Lunge in den Körperkreislauf und somit rasch ins Gehirn geschwemmt werden. Diesen Defekt am Herzen merken die meisten nicht, da er in der Regel keine bis milde Beschwerden veruursacht. 

Eine weitere häufige Ursache (60%) des ischämischen Schlaganfalles ist die arterio-arteriellen Embolie. Die betroffenen PatientInnen haben atherosklerotische Veränderungen z.B. in der Haupt- oder Halsschlagader, von denen sich Bestandteile lösen und als Embolus im arteriellen System verschleppt werden, bis sie in einer Hirnarterie stecken bleiben.

Folge des Hirnarterienverschlusses ist ein akutes neurologisches Defizit: Es sind diejenigen Fähigkeiten nur eingeschränkt oder gar nicht möglich, die von dem Hirnareal gesteuert werden, das von dem nun verschlossenen  Blutgefäß versorgt wird.

Anhand der Ausfallerscheinungen können schon vor Untersuchung mittels CT oder MRT Rückschlüsse auf die verschlossene Arterie gezogen werden. Möglich sind je nach betroffener Region Sehstörungen, Sprechstörungen, halbseitige motorische und sensible Ausfälle, Schluckstörungen und Amnesie (Beeinträchtigung der Erinnerung).

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Weitere Informationen

Thrombose

Eine Thrombose bezeichnet die Entstehung eines Blutgerinnsels im Gefäßsystem. Meistens entsteht eine Thrombose in venösen Gefäßen, meistens in den tiefen Beinvenen.

Ursachen sind Veränderungen der Gefäßwand, ein langsamer Blutfluss sowie Erkrankungen des Blutes. Eine Thrombose ist aber auch im arteriellen Blutgefäßsystem möglich.

Der Unterschied zur Embolie besteht darin, dass sich bei der Thrombose schrittweise ein Blutgerinnsel an der Stelle des Blutgefäßes bildet, die dann auch später von dem Gefäßverschluss betroffen ist. (Bei der Embolie kommt das Material, das das Gefäß verschließt, ja von einer anderen Stelle des Körpers).

Die arterielle Thrombose entsteht in den meisten Fällen durch Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) oder durch entzündliche Veränderungen der Arterienwände. Seltenere Ursachen sind Erkrankungen des Blutes oder der Blutgerinnung. Die arterielle Thrombose entsteht außerdem als Folge nach einer Embolie und vergrößert so den verschlossenen Gefäßabschnitt sowohl vor als auch hinter dem Embolus.

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Luftembolie

Bei der Luftembolie besteht der Embolus (wie der Name schon sagt) aus Luft. Typischerweise entsteht ein Luftembolus bei der intravenösen Gabe von Infusionen oder Medikamenten.

Luft im Infusionssystem oder in der Spritze gelangt dabei in die Vene und wird über das venöse Blutgefäßsystem weitertransportiert. Üblicherweise kommt es dabei maximal zu kleineren Mengen Luft, die aber vom Blut resorbiert (aufgenommen) werden können und deshalb kein Grund zur Sorge sind.

Befinden sich ca. 70ml Luft im Blutgefäßsystem, ziehen sich alle Äste der Lungenarterien zusammen, die Luft löst also als Luftembolie eine Lungenembolie aus. Ursachen für so viel Luft in den Blutgefäßen sind Verletzungen, die versehentliche intravenöse Gabe (von z.B. einer leeren Spritze) oder eine Operation am Brustkorb und/oder dem Herzen.  

Fettembolie

Bei der Fettembolie besteht der Embolus (wie der Name schon sagt) aus Fett. Typischerweise entsteht ein Fettembolus im Rahmen von Knochenbrüchen langer Röhrenknochen: Das Knochenmark enthält viel Fett und kann dabei in die Blutgefäße geraten und als Embolus verschleppt werden, weil sich das Fett im Blut zusammenlagert.

Die Fettembolie kann auch als seltene Komplikation von Operation an Knochen auftreten oder durch die Quetschung von Weichteilen oder bei Verbrennungen entstehen.

Typischerweise wird das Fett über das Blutgefäßsystem in die Lungenarterien verschleppt und löst dort eine Lungenembolie aus. Werden Teile des Fettembolus in die Blutgefäße des Gehirns verschleppt, ist ein Schlaganfall möglich.

Zusätzlich bringt Fett in den Blutgefäßen das System der Blutgerinnung durcheinander, kleine Hautblutungen (Petechien) können auftreten oder schwere Gerinnungsstörungen wie die Verbrauchskoagulopathie sind möglich.

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Lungenembolie

Bei der Lungenembolie kommt der Embolus typischerweise aus den tiefen Beinvenen, in denen sich eine Thrombose gebildet hat (vor allem bei langem Sitzen, z.B. auf Langstreckenflügen).

Der Embolus löst sich dann vom Thrombusmaterial in der Beinvene, wird über das Venensystem zum Herzen gebracht und landet schließlich in einer der vier Lungenarterien oder deren Ästen.

In selteneren Fällen kann das embolische Material auch aus dem rechten Herzen oder der oberen Hohlvene kommen. Die Lungenarterien führen sauerstoffarmes Blut vom Herzen in die Lunge, um es dort mit Sauerstoff anzureichern und dann über die Lungenvenen zurück zum Herzen zu transportieren.

Ist eine Lungenarterie durch den Embolus „verstopft“ kann weniger Blut mit Sauerstoff versetzt werden, was sich durch Atemnot und schnelle Atmung bemerkbar macht. Zusätzlich klagen die Patienten über Schmerzen im Brustkorb und weisen eine erhöhte Herzfrequenz auf.

In schweren Fällen kommt es zu Zyanose im Kopf-/Halsbereich (Blaufärbung der Haut), in ganz schweren Fällen zu Bewusstlosigkeit und eventuell einem Herz-Kreislauf-Stillstand.

Ist die Lungenembolie sehr klein, also nur ein kleiner Ast der Lungenarterien verstopft, müssen keine Symptome auftreten. Die Diagnose einer Lungenembolie wird durch eine CT-Untersuchung mit Kontrastmittel gestellt, zusätzlich werden verschiedene Laborwerte bestimmt, um zum Beispiel einen Herzinfarkt (der sich mit sehr ähnlichen Symptomen präsentieren würde) auszuschließen.

Die Therapie einer kleineren Lungenmbolie in der akuten Phase erfolgt mit Heparin, einem blutverdünnendem Medikament, sowie mit Sauerstoff und Schmerzmitteln. Größere Lungenembolien werden mit Fibrinolyse (ein Medikament, das den Embolus auflösen soll) oder in absoluten Notfällen mit einer Operation behandelt.

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Was ist eine Cholesterin-Embolie?

Eine Cholesterinembolie - nicht zu verwechseln mit der Fettembolie - entsteht durch den Verschluss eines Gefäß mit Cholesterinkristallen.
Dies geschieht bei Menschen, deren Gefäße mit cholesterinhaltigen Plaques durchsetzt sind (Arteriosklerose), und bei denen sich ein solcher Plaques löst und stromabwärts im Gefäß wieder stecken bleibt.
In den meisten Fällen löst sich ein Cholesterinplaque aufgrund von medizinischen Maßnahmen, die die Gefäßwand manipulieren (z.B. Herzkatheter, ZVK).

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Was ist eine Zement-Embolie?

Die seltene Zement-Embolie (auch „Palacos-Embolie“ nach dem Namen des häufigsten Zements) entsteht durch den Verschluss eines oder mehrerer Gefäße mit Knochenzement im Rahmen von orthopädischen Operationen.
Bei diesen Eingriffen werden meist zum Verankern von Prothesen Knochen eröffnet und mit Zement wieder geschlossen. Dabei werden vermutlich kleine Zementteile in die Blutbahn geschwemmt, die sich in den Lungengefäße verengt und die Zementstückchen wie in einem Filter abfängt.
Während der Operation wird dies meist schon durch eine Beschleunigung des Herzschlags und der Atmung des Patienten bemerkt. Bisher unklar ist, inwieweit noch Überempfindlichkeitsreaktionen und gleichzeitige Fettembolien dabei eine Rolle spielen.

Die häufigsten Emboliearten

  • Die häufigste Emboliequelle ist die tiefen Beinvenenthrombose.
  • Danach ist die Fettembolie relevant, die bei Operationen am Knochen in die Blutbahn geschwemmt werden,
  • gefolgt von Cholesterin- und Zemetembolien.

Embolie im Bein

Bei einer Embolie im Bein wird ein Blutgefäß im Bein durch einen Embolus verschlossen, Ärzte sprechen von einem „Akuten Arteriellen Verschluss“. 70% der akuten arteriellen Verschlüsse im Bein werden durch einen Embolus ausgelöst, der seinen Ursprung im Herzen hat, etwa 10% werden durch eine arterio-arterielle Embolie verursacht (Embolus löst sich an atherosklerotisch veränderter Arterienwand, wird ins Bein transportiert und verstopft dort ein Gefäß).

Durch den Gefäßverschluss wird das Bein im dahinterliegenden Abschnitt schlecht oder gar nicht durchblutet, die Symptome der Embolie im Bein sind durch die Unterversorgung mit Sauerstoff zu erklären. Die typischen Symptome und Anzeichen sind: Schmerzen, fehlende Pulse im dahinterliegenden Abschnitt des Beines, Blässe, sensorische Missempfindungen und/ oder Taubheitsgefühl, motorische Schwäche bis hin zur Lähmung und eventuell weisen betroffenen PatientInnen Symptome eines Kreislaufschocks auf.

Wichtig bei einer Embolie im Bein ist eine zügige Stellung der Diagnose und der schnelle Behandlungsbeginn, um die Durchblutung wieder herzustellen. Neben körperlicher Untersuchung wird eine Dopplerultraschalluntersuchung durchgeführt, die den Fluss innerhalb von Blutgefäßen bildlich darstellen kann.

In Fällen mit vorhandener Restdurchblutung kann eine Lysetherapie eingeleitet werden (Embolus wird durch Medikamente aufgelöst), in schwerwiegenderen Fällen muss das Blutgefäß operativ rekanalisiert werden ( Thrombektomie, Embolektomie). Nach der Behandlung wird die Blutgerinnung der PatientInnen mit geeigneten Medikamenten verlangsamt.

Embolie im Auge

Bei der Embolie im Auge kommt der Embolus meistens aus der Halsschlagader oder aus dem linken Herzvorhof. Dieser Embolus verschließt die A. centralis retinae, die Zentralarterie der Netzhaut, was durch den Sauerstoffmangel schon nach 30 Sekunden zur Erblindung des betroffenen Auges führt. 

Schmerzen bestehen nicht. Die Netzhaut kann etwa 60 bis 90 Minuten ohne Durchblutung überleben, danach ist sie unwiderruflich geschädigt. In der Untersuchung beim Augenarzt fallen der Verlust der Sehkraft, der Verlust des Pupillenreflexes und bei der Augenspiegelung eine weißlich-gräuliche Verfärbung der Netzhaut auf.

Die Therapiemöglichkeiten sind schlecht, man versucht den Embolus durch die Massage des Augapfels und/oder durch Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, aufzulösen. Leider kommt es meistens nicht zu einer Besserung, sondern das Augenlicht des betroffenen Auges ist verloren. Nur bei unvollständigen Verschlüssen der Zentralarterie ist eine spontane Besserung möglich.

Informieren Sie sich hier zum Thema: Die Embolie des Auges

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.10.2017 - Letzte Änderung: 12.01.2023