Wie gefährlich ist eine Erkältung in der Stillzeit?

Wie gefährlich ist eine Erkältung in der Stillzeit?

Einleitung

Die Stillzeit ist sowohl für die Mutter als auch für das Neugeborene eine besondere Phase. Ebens hat Stillen viele positive Auswirkungen auf die Gesundheit des Babys.
Was sollte man jedoch tun, wenn man während der Stillphase an einer Erkältung erkrankt?
Es hängt stark vom Zustand der Mutter ab, ob gestillt werden sollte oder nicht.

  • Bei milde verlaufenden Erkältungen hilft Stillen dem Neugeborenen sogar dabei, sich gegen die Viren zu schützen. Das Kind erhält beim Stillvorgang die sogenannte Leihimmunität von der Mutter.
  • Mit einer richtigen Grippe oder gar einer Lungenentzündung sollte man lieber nicht stillen. Hier ist die Gefahr für das Kind durch eine Übertragung des Keims sehr groß.
     

Darf ich mit einer Erkältung Stillen?

Bei einer einfachen Erkältung spricht nichts dagegen, dass die Mutter weiterhin stillt.
Um das Übertragungsrisiko auf den Säugling zu senken, kann man während des Stillvorgangs einen Mundschutz tragen. Zusätzlich sollten die Hände gründlich vor dem Kontakt mit dem Säugling gewaschen werden. Auch ein Händedesinfektionsmittel aus der Apotheke ist  empfehlenswert. Durch eine regelmäßige Händedesinfektion kann das Übertragungsrisiko weiter gesenkt werden.
Die Mutter überträgt mit der Muttermilch den sogenannten "Nestschutz" (Leihimmunität) auf das Kind. Dies sind Antikörper der Mutter gegen verschiedene Erreger, auch Erkältungserreger, die das Kind ebenfalls schützen. Da das Baby in den ersten Lebensmonaten noch kein eigenes ausgereiftes Immunsystem hat, ist dieser Nestschutz sehr wichtig zum Schutz vor Erregern.

Bei einer echten Influenza-Grippe hingegen sollte die Mutter auf das Stillen vorerst verzichten und Rücksprache mit einem Arzt halten. Anzeichen für eine solche Grippe sind hohes Fieber, starke Muskel- und Gliederschmerzen und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Gerade Personen, die nicht geimpft sind, sollten bei solchen Symptomen in den Wintermonaten hellhörig werden. Für den Säugling kann eine Influenza-Grippe sehr gefährlich werden.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Stillen mit einer Erkältung.

Hat die Erkältung Einfluss auf Menge und Qualität der Muttermilch?

Eine Erkältung hat in der Regel keinen Einfluss auf die Menge und die Qualität der Muttermilch. Während einer Erkältung sollte die Mutter darauf achten, ausreichend zu trinken und sich gesund zu ernähren. Oftmals fehlt bei einer Erkältung der Appetit. Dennoch sollte man darauf achten, ausreichend Nährstoffe zu sich zu nehmen. Dann sollte die Muttermilch nicht negativ beeinflusst werden.

Was kann ich tun, damit sich mein Baby nicht ansteckt?

Viele stillende Mütter haben Angst, ihr Kind während einer Erkältung anzustecken. Bei einer gewöhnlichen Erkältung ist das Risiko für ein gestilltes Kind, sich anzustecken, nicht besonders hoch.
Um seinen Säugling zusätzlich vor einer Übertragung zu schützen, empfiehlt es sich, auf einige einfache Dinge zu achten.

  • Während der Wintermonate sollten die Hände mehrmals am Tag, insbesondere bei Kontakt zu anderen Menschen, gewaschen werden.
  • Eine Händedesinfektion mit einem Desinfektionsmittel aus der Apotheke verringert das Risiko für eine Übertragung zusätzlich.
  • Während des Stillvorgangs kann die stillende Mutter weiterhin einen Mundschutz tragen. Das ist besonders dann empfehlenswert, wenn es häufig zu Husten und Niesen kommt.

Ist ein Mundschutz sinnvoll?

Es kann nicht schaden, während einer Erkältung oder eines grippalen Infektes in der Stillzeit, einen Mundschutz zu tragen. Insbesondere während des Stillvorgangs ist der Mundschutz sehr empfehlenswert, da dort durch den engen Kontakt zur Mutter ein höheres Übertragungsrisiko für das Kind besteht. Erkältungsviren werden vor allem durch ein Anhusten, Niesen und das Berühren mit den Händen übertragen. Daher sind ein Mundschutz und eine regelmäßige Händedesinfektion die besten Maßnahmen, um den Säugling vor der Infektion zu schützen.

Ursachen einer Erkältung

Einfache Erkältungen häufen sich vor allem in den kalten Wintermonaten. Verschiedene Viren (z.B. Rota- oder Adenoviren) sind die häufigsten Auslöser der Erkältung, auch in der Stillzeit. Stillende Mütter können, wie die restliche Bevölkerung auch, an einer Erkältungskrankheit erkranken. Seltener werden Erkältungen bakteriell verursacht.
Meist steckt sich die Mutter über den Kontakt mit verschnupften Freunden oder Familienmitgliedern an.
Gerade im Winter ist die Anfälligkeit gegenüber solchen Viren besonders groß. Das hat einen einfachen Grund: die kalten Außentemperaturen führen zu einer verminderten Durchblutung der Nase. Erreger können sich dadurch leichter festsetzen und eine Erkältung verursachen.
 

Diagnose der Erkältung

Mütter, die in der Stillzeit unter Erkältungssymptomen leiden, können sowohl ihren Haus- als auch Frauenarzt aufsuchen. Beide können die Erkrankung adäquat diagnostizieren und behandeln. Bei einer einfachen Erkältung müssen keine speziellen Tests durchgeführt werden, um die Diagnose zu sichern. Die Untersuchung der Mutter und die typische Symptomatik reichen aus, um eine Diagnose zu stellen.
Sollte es jedoch zu Fieber, starkem Husten und sehr ausgeprägten Beschwerden kommen, müssen auch andere Diagnosen, wie eine echte Influenza-Grippe, Lungenentzündung oder Bronchitis, abgeklärt werden. Für die Diagnose der Influenza-Grippe, die ebenfalls gehäuft in den Wintermonaten auftritt, existiert ein Schnelltest.

Begleitende Symptome

Eine einfache Erkältung führt in der Regel nur zu sehr milden Symptomen. Die Nase läuft, juckt und ist verstopft. Dadurch kann die Nasenatmung behindert sein und es wird vermehrt über den Mund geatmet. Ein allgemeines Krankheitsgefühl und Abgeschlagenheit sind ebenfalls typisch. Auch leicht erhöhte Temperaturen können auftreten. Fieber ist jedoch untypisch. Starke Halsschmerzen, Husten und eine starke Abgeschlagenheit sprechen ebenfalls eher für einen anderen Atemwegsinfekt, wie eine Bronchitis, eine Grippe oder Mandelentzündung.

Fieber

Fieber ist im Allgemeinen kein typisches Symptom für eine einfache Erkältung. Der Begriff „Erkältung“ wird in der Bevölkerung jedoch häufig auch für andere Infekte der oberen Atemwege verwendet. Diese gehen im Gegensatz zu einer einfachen Erkältung häufig mit Fieber einher. Auch bei einer Erkältung können leichte Temperaturerhöhungen auftreten, Temperaturen über 38,5°C sind jedoch untypisch. Bei sehr hohen Temperaturen sollte in den Wintermonaten gerade bei nicht-geimpften Müttern auch eine Influenza-Grippe gedacht werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Darf ich bei Fieber stillen?

Nasennebenhöhlenentzündung

Auch stillende Mütter können von einer Nasennebenhöhlenentzündung betroffen sein. Typisch sind drückende Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen, pochende Schmerzen in der Stirn und Kopfschmerzen im Allgemeinen. Fieber und Abgeschlagenheit sind ebenfalls charakteristische Symptome.
Mit einer Nasennebenhöhlenentzündung darf die stillende Mutter in der Regel weiterstillen. Meist ist die Nasennebenhöhlenentzündung viral bedingt. Bei starken Schmerzen, sehr hohem Fieber und hohen Entzündungswerten im Blut kann eine antibiotische Therapie notwendig sein. In einem solchen Fall sollte man sich von dem behandelnden Arzt hinsichtlich der Stillempfehlung beraten lassen.

Behandlung

Eine Erkältung in der Stillzeit wird in der Regel rein symptomatisch behandelt. Antibiotika sind nicht notwendig, da es sich bei einfachen Erkältungen um virale Infekte handelt. Gegen diese Viren sind Antibiotika nicht wirksam. Es existieren auch keine Medikamente, die direkt die Erkältungsviren bekämpfen, daher kann die Therapie nur symptomatisch erfolgen.

  • Stillenden Müttern wird vor allem empfohlen, bei einer Erkältung auf natürliche Behandlungsmöglichkeiten, wie Dampfbäder und Inhalationen, Erkältungstee und ausreichend Ruhe zu achten. Eine Erkältung ist eine selbstlimitierende Erkrankung, die nach circa einer Woche ausheilt.
  • Bei einer verstopften Nase eignet sich vor allem einfache Kochsalzlösung aus der Apotheke. Diese Lösung wird von verschiedenen Anbietern auch als Nasenspray angeboten. Sie hilft dabei, die Atemwege frei zu machen und das Atmen zu erleichtern. Anders als viele Wirkstoffe hat Kochsalzlösung keine negativen Auswirkungen auf den gestillten Säugling und ist daher besonders gut für die Stillzeit geeignet.
  • Während einer Erkältung sind Nase und Augen oftmals sehr gereizt. In diesem Fall empfiehlt es sich auf eine Dexpanthenol-Augen- und Nasen-Salbe zurückzugreifen. 

Als stillende Mutter sollte man davon absehen, Medikamente ohne vorherige Beratung durch einen Arzt oder Apotheker einzunehmen. Das gilt auch für etwaige fiebersenkende oder schmerzlindernde Medikamente, die man bereits zuhause besitzt. Einige der enthaltenen Wirkstoffe sind nicht für eine Anwendung in der Schwangerschaft geeignet. Das gilt insbesondere für den bekannten Erkältungssaft WICK MediNait.

Ibuprofen

Ibuprofen ist ein entzündungshemmender und schmerzlindernder Wirkstoff aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika, kurz auch NSAR genannt. Während Erkältungen und leichten grippalen Infekten wird Ibuprofen gerne empfohlen, da es nicht nur die Beschwerden lindert, sondern auch die Entzündungsreaktion in den Schleimhäuten bekämpft. Auch in der Stillzeit darf Ibuprofen verwendet werden. Eine Tageshöchstdosis von 2,4 Gramm sollte jedoch nie überschritten werden. Ibuprofen ist weiterhin nicht für eine langfristige Einnahme geeignet, da es die Niere und die Magenschleimhaut schädigen kann.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Ibuprofen in der Stillzeit

Paracetamol

In der Stillzeit gehört Paracetamol  zu den empfohlenen Wirkstoffen. Es sind keine negativen Auswirkungen für den gestillten Säugling oder die Mutter bekannt. Paracetamol ist zur Symptomlinderung bei Erkältungen und leichten grippalen Infekten gut geeignet und kann in einer Dosis von 500 bis 1000 mg bis zu vier Mal täglich eingenommen werden. Die Tageshöchstdosis von 4000 mg sollte nicht überschritten werden. Auch bei leichtem Fieber ist Paracetamol zur Fiebersenkung in der Stillzeit gut geeignet.

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Welche Hausmittel können helfen?

Es gibt einige Hausmittel, die sich bei der Bekämpfung einer Erkältung bewährt haben, allen voran der klassische Erkältungstee. Welche Teesorte man letztendlich verwendet, ist ganz gleich. Empfehlenswert sind vor allem Kräutertees. Einige Apotheker und Ärzte raten von Pfefferminztee in der Stillzeit ab, da dieser Tee die Milchproduktion hemmt. Andere Sorten, wie beispielsweise Hagebutte, sind jedoch unbedenklich, Sie helfen dabei die Erkältung quasi „auszuschwitzen“ und Beschwerden, wie Halsschmerzen und Husten, zu lindern. Außerdem versorgen sie den Körper mit ausreichend Flüssigkeit. Das ist vor allem in der Stillzeit sehr wichtig.

Bei erhöhten Temperaturen sind Wadenwickel empfehlenswert, um die Temperatur zu senken. Bei hohen Temperaturen über 38,5°C und anhaltenden Beschwerden sollte man jedoch zeitnah einen Arzt aufsuchen. Dampfbäder eignen sich gut dazu, den Schleim zu lösen und die Atemwege freizumachen. Diese können mehrmals täglich durchgeführt werden. Besonders wohltuend ist ein leichter Zusatz im Dampfbadwasser. Geeignet ist beispielsweise frischer Thymian.
Ein weiteres wichtiges und sehr einfaches Hausmittel, das die Heilung fördert, ist frische Luft. Das Zimmer sollte mehrmals täglich gelüftet werden.

Homöopathie

Während der Stillzeit dürfen homöopathische Mittel, vor allem Globuli, verwendet werden. Von Lösungen und Tinkturen sollte man jedoch absehen, da diese meist Alkohol als Lösungsmittel enthalten.
Zur Behandlung der Erkältung stehen, je nach Ausprägung der Symptome, verschiedene homöopathische Mittel zur Verfügung. Auch sogenannte Komplexhomöopathika aus der Apotheke, die verschiedene Mittel enthalten, sind für die Behandlung einer Erkältung in der Schwangerschaft geeignet. Häufig verwendete Homöopathika bei einer Erkältung sind unter anderem die Mittel Alium Cepa, Arsenicum album oder Gelsemium. Bestenfalls lässt man sich von einem erfahrenen Apotheker oder Homöopathen hinsichtlich der Mittel und angewendeten Potenzen individuell beraten.

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Dauer

Bei einer gewöhnlichen Erkältung in der Stillzeit bilden sich die Beschwerden in der Regel innerhalb von einer Woche wieder zurück. Eine längere oder kürzere Dauer ist jedoch individuell auch möglich. Ein längerer Verlauf und eine Verschlechterung der Symptome, das Hinzukommen neuer Beschwerden, wie Husten und Halsschmerzen, spricht hingegen für einen zusätzlichen Infekt der oberen Atemwege oder eine Grippe. In diesem Fall sollte man erneut einen Arzt aufsuchen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.11.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024