Fiebertraum

Einleitung

Unter einem Fiebertraum versteht man ein intensives Traumerlebnis, an das man sich im Rahmen einer fieberhaften Erkrankung erinnern kann. Es handelt sich also um ein erinnerbares Ereignis im Schlaf, dass in Zusammenhang mit der bestehenden Temperaturerhöhung gebracht wird. Der Fiebertraum kann dabei sowohl positive als auch negative Inhalte haben und sowohl in sich schlüssig in seiner Thematik als auch vollkommen sinnlos sein. Für die Definition ist einzig und allein wichtig, dass der Traum innerhalb einer Fieberphase erlebt wurde. Subjektiv nehmen Betroffene Fieberträume jedoch oft als belastend oder verwirrend wahr.

Ursachen

Der grundlegende Mechanismus für die Entstehung von Fieberträumen ist die Kombination aus einem erhöhten Schlafbedürfnis und den erhöhten Körperfunktionen des Erkrankten. Wer selbst schon einmal an einer typischen Grippe erkrankt war weiß, dass der Körper zur Erholung viel Ruhe und Schlaf braucht. Nicht selten verursachen jedoch Krankheitserreger so massive Entzündungs- und Abwehrreaktionen des Körpers, dass als Folge der Stoffwechsel und die Durchblutung gesteigert werden. Die Körpertemperatur wird zudem zum Abtöten der Erreger erhöht. Rein bildlich gesprochen laufen die Körperfunktionen also auf „Hochtouren“, um die Erreger unschädlich zu machen.

Nun kann es sein, dass im Gehirn die Bereiche, die für den Schlaf zuständig sind, durch die erhöhten Stoffwechselfunktionen irritiert werden. Normalerweise regelt der Körper ja alle Funktionen im Schlaf herunter. Besteht eine Dysbalance zwischen Körperfunktionen wie dem Puls oder der Körpertemperatur mit der Aktivität von Gehirnarealen, kann es zu falschen Wahrnehmungen kommen. Bei Fieberträumen sind es sehr intensive Träume, die wie „echt erlebt“ wahrgenommen werden. Dieser Eindruck entsteht jedoch vor allem, weil der Körper im Schlaf nicht richtig zur Ruhe kommt.

Was passiert bei einem Fiebertraum?

Ein Fiebertraum tritt in der Regel nur bei einer deutlichen Erhöhung der Körpertemperatur auf und spricht damit eher für einen schwerwiegenderen Krankheitsverlauf. Steigt die Körpertemperatur deutlich an, wird reflektorisch die Herzschlagfrequenz erhöht. Damit erreicht der Körper, dass alle Organe im Körper trotz der Stresssituation „Krankheit“ ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Gleichzeitig wird dem Körper dadurch signalisiert, dass er sich in einer aktiven Leistungsphase befindet. Ist der Betroffene von seiner Krankheit geschwächt und versucht verständlicherweise zu schlafen, kann es sein, dass für den Schlaf zuständige Hirnareale durch den erhöhten Stoffwechsel irritiert werden.

Zudem erreicht der Betroffene oft nur ein traumähnliches Stadium, da er durch die Krankheit zu gestresst ist. Als Folge kann das Unterbewusstsein ungeordnete Signale senden und zu sogenannten Fieberträumen führen. Am Höhepunkt der Fieberkurve ist die Diskrepanz zwischen Ruhebedürfnis und körperlicher Belastung am größten, sodass hier die Auftretenswahrscheinlichkeit am höchsten ist. Unbewusste Gedanken vermischen sich mit Erinnerungen und äußern sich dem Betroffenen dann als Fiebertraum.

Symptome

Das einfachste Symptom für einen Fiebertraum ist das Fieber selbst. Dabei hängt es ganz von der betroffenen Person und seinem Ausgangszustand ab, ab welcher Temperaturerhöhung es zum Fiebertraum kommen kann. Rein theoretisch sprechen Ärzte ab einer Temperatur über 38°C von Fieber. Misst der Betroffene oder Angehörige nach einem vermuteten Fiebertraum also eine deutliche erhöhte Körpertemperatur, ist dies ein deutlicher Hinweis.

Wer jedoch kein Thermometer zu Hause hat, kann auch eher unspezifische Symptome als Indiz für einen Fiebertraum ansehen. Grundvoraussetzung ist in nahezu allen Fällen ein deutliches Krankheitsgefühl. Die damit einhergehende erhöhte Temperatur äußert sich dabei häufig in dem Gefühl „brennender Augen“ und „glühender Wangen“. Zudem ist die Bettwäsche nicht selten nach dem Aufwachen deutlich verschwitzt. Dies sind aber rein subjektive Beobachtungen, die nicht immer einen Fiebertraum zugrunde haben müssen. Oft sind es wirklich die Angehörigen, die beim Betroffenen einen Fiebertraum beobachten können. Ihn bei sich selbst festzustellen ist eher eine Vermutung, die häufig auf dem Gefühl eines nicht erholsamen Schlafes oder wilder Träume beruht. In jedem Fall sollte bei wiederholtem Auftreten ein Fieberthermometer zur Verlaufskontrolle eingesetzt werden. 

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Dauer

Die Dauer eines Fiebertraumes kann an sich sehr variieren, sollte jedoch nicht länger als ein paar Stunden andauern. In der Regel handelt es sich eher um kurze Phasen von circa einer halben Stunde, die mit dem Höhepunkt der Körpertemperatur im Fieberverlauf einhergehen. Es ist dabei nicht ungewöhnlich, dass sich Fieberträume wiederholen, wenn die Körpertemperatur erneut ansteigt. Wichtig ist jedoch, dass die Dauer auf die Schlafphase beschränkt sein sollte. Jedes anhaltende Verwirrtsein oder verzerrtes Wahrnehmen sollte von einem Arzt eingeschätzt werden, da es sich in solch einem Falle eher um die Folgen der Temperaturerhöhung handelt. Ein damit einhergehender Flüssigkeitsverlust kann nämlich auch Verwirrtheitszustände hervorrufen.

Fiebertraum beim Kind

Beim Kind sind Fieberträume nichts Ungewöhnliches. Gerade Kinder um das erste Lebensjahr bis ins Kindergartenalter sind besonders empfindlich für starke Temperaturschwankungen, was sich neben den Fieberträumen auch in sogenannten Fieberkrämpfen zeigt. Die Fieberträume sind jedoch als unkompliziert anzusehen.

Eltern bemerken häufig zu Beginn eines Infektes einen unruhigen Schlaf bei ihrem Kind und ein vermehrtes Schwitzen in der Nacht. Typisch für Fieberträume sind dazu kommende Lautäußerungen vom Kind im Schlaf. Von einem leisen Wimmern bis zu einem leichten Brabbeln oder Weinen ist dabei alles denkbar. Objektiv gesehen hilft es hier die Temperatur mit einem Fieberthermometer rektal (im Po) zu messen, um die Wahrscheinlichkeit eines Fiebertraumes abzuschätzen.

Ist die Temperatur dauerhaft deutlich erhöht und das Kind zunehmend geschwächt, sollten fiebersenkende Maßnahmen vorgenommen werden, damit dem Kind genügend Zeit für einen erholsamen Schlaf verschafft wird. Bei einmaligem Vorkommen oder nur sehr kurzen Fieberträumen, sollten diese toleriert werden. Die erhöhte Körpertemperatur hilft nämlich der körpereigenen Abwehr die krankheitsverursachenden Erreger abzutöten.

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Sind Fieberträume Halluzinationen?

Unter Halluzinationen versteht man Wahrnehmungen, die nur vom Betroffenen als „echt“ wahrgenommen werden. Andere Personen können diese Wahrnehmungen also nicht nachempfinden. Sie können sich sowohl in Bildern als auch in Geräuschen oder den Geschmack betreffend äußern.

Bei einem Fiebertraum durchlebt der Betroffene meist eine Situation, die er im Moment des Traumes als „echt“ empfindet. Beim Aufwachen stellen jedoch die meisten Betroffenen direkt fest, dass es sich um einen Traum gehandelt hat. Als Unterscheidungsmerkmal für Außenstehende sollte hier gelten, dass ein Fiebertraum beim Betroffenen durchaus Merkmale von unruhigem Schlaf bis zu Alpträumen annehmen kann, jedoch ein wacher und fiebernder Mensch sich im Nachhinein klar von seinem Traum distanzieren kann. Spätestens kann er dies, wenn seine Temperatur sich wieder normalisiert hat.

Was kann man gegen Fieberträume tun?

Es muss nur etwas gegen Fieberträume unternommen werden, wenn das Fieber zu deutlichen Beeinträchtigungen führt. Sonst bedürfen Fieberträume keiner Behandlung, da sie mit dem Rückgang des Fiebers von allein verschwinden. Ist die Krankheit also überwunden, sind auch keine Fieberträume mehr zu erwarten. Da das Fieber die Ursache für die wirren Träume ist, liegt der Schlüssel der Therapie in der Temperatursenkung. Es reichen dabei meist einfache Maßnahmen wie eine an die Körpertemperatur angepasste Bettwäsche oder eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Nur in seltenen Fällen bedürfen Fieberträume einer medikamentösen Therapie, die dann jedoch prophylaktisch eingesetzt wird. Dazu werden die ausgewählten Medikamente meist regelmäßig während der akuten Krankheitsphase bzw. vor dem erwarteten Höhepunkt der Fieberkurve eingesetzt. Als Dauermaßnahme sollten sie aber nicht angewendet werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.05.2018 - Letzte Änderung: 12.01.2023