Kachexie

Definition

Die Kachexie ist die Bezeichnung für einen Gewichtsverlust, der meist durch eine Erkrankung hervorgerufen wird. Dabei kommt es im Rahmen einer schweren Erkrankung durch die extreme körperliche Belastung zum Aufbrauchen aller Reserven. Hierzu gehört auch das Fettgewebe, das schützend um die verschiedenen Organe herum liegt, und die Muskeln.

Dadurch sehen die Betroffenen extrem abgemagert und geschwächt aus. Eine Kachexie ist ein typisches Erscheinungsbild, das bei Menschen, die an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung leiden, oft zu beobachten ist.

Ursachen

Die Kachexie ist ein Erscheinungsbild, das meist durch eine sogenannte systemische Erkrankung ausgelöst wird. Das bedeutet, dass es sich hierbei um eine Erkrankung handelt, die den gesamten Körper betrifft und eine große körperliche Belastung darstellt. Eine für die Kachexie typische Ursache sind daher Krebserkrankungen verschiedenster Art.

Aber auch eine schwere Infektionserkrankung, wie beispielsweise AIDS, kann im fortgeschrittenen Stadium zu einer Kachexie führen. Auch eine chronische Herz- oder Niereninsuffizienz kann eine Kachexie verursachen. Dies liegt daran, dass durch die eingeschränkte Funktionsfähigkeit dieser wichtigen Organe die meisten Vorgänge im Körper nur noch erschwert ablaufen.

Dadurch versucht der Körper sämtliche mögliche Energiequellen, wie eben auch das Fett um die Organe herum, zu nutzen.

Aber auch andere Ursachen, wie der Entzug von Nahrung, kommen in Frage. Dies kann beispielsweise bei einem Hungerstreik oder der Magersucht auftreten. Stoffwechselstörungen, eine Alkoholabhängigkeit oder eine Vergiftung mit Quecksilber können in seltenen Fällen ebenfalls eine Kachexie verursachen.

Krebs

Eine der häufigsten Ursachen für die Kachexie ist eine Krebserkrankung. Hierbei wird auch von der sogenannten Tumorkachexie gesprochen. Durch die Krebserkrankung kommt es zu der Steigerung gewisser Kreisläufe, wie beispielsweise einer gesteigerten Aktivierung des Immunsystems.

Des Weiteren stellt die Erkrankung eine extreme Stresssituation für den Körper dar. Dies sind Auslöser für einen erhöhten Energieverbrauch, der sich wiederum im Aufbrauchen sämtlicher Reserven des Körpers widerspiegelt. Hinzu kommt die Schwächung des Körpers durch Bestrahlungen und/oder Chemotherapie.

Weitere Informationen rund um die Strahlentherapie finden Sie unter: Behandlung durch eine Strahlentherapie

Mangelernährung

Auch eine Mangelernährung kann zu einer Kachexie führen. Die Mangelernährung kann durch verschiedene Ursachen entstehen. Hierzu gehören verschiedene Krankheiten, Essstörungen oder eine Fehlernährung mit der reduzierten Aufnahme wichtiger Energiestoffe.

Mit der Zeit führt eine Mangelernährung zur Appetitlosigkeit, wodurch die Symptome weiter verstärkt werden. Es kommt zu einem starken Gewichtsverlust und der Körper beginnt, jegliche Energiereserven, die zur Verfügung stehen, aufzubrauchen. Dadurch kann letztendlich das Krankheitsbild der Kachexie entstehen.

An diesen Symptomen erkenne ich eine Kachexie

Die Kachexie ist ein massiver Gewichtsverlust, der mit relativ charakteristischen Symptomen einhergeht. Nach der Definition wird von einer Kachexie gesprochen, wenn innerhalb von einem halben Jahr mehr als 5 Prozent des anfangs aktuellen Körpergewichts verloren gehen. Dadurch tritt ein typisches Erscheinungsbild einer starken Abmagerung auf. Hierdurch werden die verschiedenen Knochen der betroffenen Person stark sichtbar.

Jegliche Fettreserven verschwinden und lassen beispielsweise die Rippen stärker zum Vorschein kommen. Auch das Gesicht wirkt eingefallen und hohl, da die Wangenknochen stark sichtbar werden. Der Verlust der Fettreserven zeigt sich sogar an den Augen wieder, die tiefergelegen sind. Dies liegt daran, dass hinter den Augäpfeln ein Fettpolster liegt, das bei einer Kachexie mit der Zeit ebenfalls aufgebraucht wird.

Je nach Ursache der Kachexie kommen gegebenenfalls weitere Symptome hinzu. Hierzu gehören beispielsweise vermehrte Blutungen der Haut und des Zahnfleischs (siehe auch: Zahnfleischbluten), brüchige Nägel und Haare und das gehäufte Auftreten von Entzündungen, vor allem im Bereich des Mundes. Auch Sehstörungen und Empfindungsstörungen durch die Schädigung der Nerven können auftreten.

So sieht eine Kachexie im Endstadium aus

Das Endstadium einer Kachexie ist von einer extremen Abmagerung und Abzehrung des Körpers gekennzeichnet. Im Verlauf der Kachexie verbraucht der Körper die letzten möglichen Energiereserven des Körpers, sodass im Endstadium der Kachexie die Muskeln des Körpers weitgehend verschwunden sind.

Auch das Fettgewebe des Körpers ist vollends verbraucht. Der Körper ist extrem schwach und die Betroffenen können in der Regel nicht mehr stehen. Bewegungen sind kaum noch möglich, da diese zu viel Energie kosten.

Diagnose

Die Diagnose einer Kachexie erfolgt durch einen Arzt. Dabei steht vor allem das Erscheinungsbild der betroffenen Person im Fokus. Verschiedene Faktoren, wie die Körperhaltung, die Hautfärbung und das Hervortreten der Knochenstrukturen, können Hinweise für die Diagnose darstellen.

Hinzu kommen als wichtiges Kriterium das Körpergewicht und die Körpergröße der Person. Beträgt der daraus errechnete Body-Mass-Index, kurz BMI) weniger als 18,5 kg/m², wird nach Definition von einer Kachexie gesprochen. Des Weiteren ist bei der Diagnose die Anamnese, also das Arzt-Patienten-Gespräch, sehr wichtig, um mögliche Ursachen für die Kachexie herauszufinden.

Behandlung

Die Behandlung der Kachexie ist oft relativ komplex. In erster Linie muss die Ursache für die Kachexie in Erfahrung gebracht werden, um diese adäquat zu behandeln. Ist diese noch behandelbar, wird sich dadurch auch im Laufe der Zeit die Kachexie zurückbilden.

Dementsprechend gibt man, beispielsweise bei einer durch eine Herzinsuffizienz verursachten Kachexie, Medikamente, die die Störungen der Herzfunktion reduzieren. Ebenso wird bei einer Niereninsuffizienz und vielen anderen Erkrankungen behandelt. Bei einer Krebserkrankung stehen, je nach Krebsart, verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung. Hierzu gehören die Bestrahlung und die Verwendung von verschiedenen Chemotherapien.

Leidet die betroffene Person an AIDS, kommt hier für die Behandlung beispielsweise das Medikament Serostim in Frage. Wenn die Kachexie durch eine Essstörung bzw. Mangelernährung verursacht wird, besteht die Therapie in einer Umstellung der Ernährung, die in der Regel durch eine Psychotherapie begleitet wird.

Leider können die Ursachen der Kachexie nicht immer behandelt werden. Dementsprechend ist es oft notwendig, palliative, also nicht heilende, Maßnahmen durchzuführen. Hierzu gehört beispielsweise die künstliche Ernährung der betroffenen Person.

Künstliche Ernährung

Wenn eine Kachexie nicht schnell genug durch die Bekämpfung der Ursache gebessert werden kann, ist in vielen Fällen eine künstliche Ernährung notwendig. Hierfür wird aufgrund der Ursache der Kachexie oft die Gabe von Nährstoffen über eine Infusion in die Venen gewählt. Diese Methode wird auch als parenterale Ernährung bezeichnet, da der Verdauungstrakt nicht an der Ernährungsform beteiligt ist.

In manchen Fällen kann aber auch eine sogenannte enterale künstliche Ernährung mit Hilfe einer Magensonde in Frage kommen.

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung der Kachexie ist davon abhängig, ob die zugrunde liegende Ursache bzw. Erkrankung heilbar ist oder nicht. Die Kachexie als solche kann nicht geheilt werden und kann sich nur dementsprechend durch die Behandlung der Ursache verbessern.

Leider liegt bei vielen betroffenen Personen eine nicht heilbare Erkrankung, beispielsweise eine Krebserkrankung, vor. Dementsprechend ist die Lebenserwartung oft nicht sehr hoch. Die Diagnose einer Kachexie heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass die Lebenserwartung sehr gering ist. Daher kann keine allgemeine Aussage über die Lebenserwartung bei dem Vorliegen einer Kachexie getroffen werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.11.2018 - Letzte Änderung: 19.07.2023