Morbus Sinding-Larsen

Synonyme

Einleitung

Bei der unter dem Begriff Morbus Sinding-Larsen bekannten Erkrankung handelt es sich um eine äußerst schmerzhafte Entzündungsreaktion im Bereich des Kniegelenks.

Die für Morbus Sinding-Larsen typischen entzündlichen Prozesse haben ihren Ursprung in der Kniescheibensehne (Patellarsehne, Sehne des Musculus quadrizeps) und manifestieren sich vor allem an der Spitze der Kniescheibe. Im Zuge der Ausbreitung der entzündlichen Prozesse kann es zur Ablösung eines oder mehrerer Knochenstücke kommen. Direkte Folge ist oftmals die Entstehung ausgeprägter Knochennekrosen. Aus diesem Grund wird die eigentlich entzündliche Erkrankung Morbus Sinding-Larsen zur Gruppe der Osteonekrosen (Krankheiten bei denen Knochenteile absterben) gezählt.
Bei der Hauptzahl der betroffenen Patienten handelt es sich um junge Menschen. Morbus Sinding-Larsen tritt vermehrt bei Sportlern auf. Im direkten Vergleich zwischen Frauen und Männern lässt sich feststellen, dass unter den Betroffenen deutlich mehr männliche Patienten zu finden sind.

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Ursachen

Die Ursache des Morbus Sinding-Larsen scheint in einer chronischen Überbelastung der Kniescheibe begründet zu sein. Genauer kommt es durch eine langfristige Belastung des betroffenen Kniegelenks zu einer Steigerung der Beanspruchung der Sehnen und des Knochenübergangs im Bereich der Kniescheibenspitze.

Morbus Sinding-Larsen tritt gehäuft bei jenen Menschen auf die ihre Kniescheibensehne besonders heftigen, ungewohnten und wiederholten Zugbeanspruchungen aussetzen. Des Weiteren unterscheidet man bei den Ursachen des Morbus Sinding-Larsen zwischen inneren und äußeren Einflussfaktoren.
Die Hauptursache dieser Knochenerkrankung scheint eine häufig auftretende Maximalbeanspruchung der Sehne des großen vorderen Oberschenkelmuskels (Musculus quadrizeps) zu sein. Gerade bei Sprungsportarten komme es Experten zufolge besonders häufig zu einer solchen Maximalbelastung. Aus diesem Grund besteht vor allem für Basketball- und Volleyballspieler ein erhöhtes Risiko an Morbus Sinding-Larsen zu erkranken. Außerdem lassen sich auch bei Leichtathleten die Weit- und/oder Hochsprung betreiben besonders viele Morbus Sindling-Larson-Fälle beobachten.

Es ist jedoch nicht bloß die maximale Belastung der Kniescheibensehne die eine Rolle bei der Krankheitsentstehung spielt. Vor allem die mangelnde Gewöhnung an eine solche Strapazierung der Sehne scheint eine entscheidende Rolle zu spielen. Aus diesem Grund sind vor allem Anfänger der riskanten Sportarten besonders gefährdet an Morbus Sinding-Larsen zu erkranken.

Für die eben genannten Sportarten gilt zwar ein besonders hohes Risiko eine Kniescheibennekrose zu entwickeln, dennoch lassen sich auch bei Patienten die weniger strapaziöse Aktivitäten ausüben vermehrt Fälle von Morbus Sinding-Larsen beobachten. Ein deutliches Risiko besteht deshalb auch für Tennisspieler, Gewichtheber, Fahrradfahrer und Jogger. Neben diesen äußeren Einflussfaktoren konnten mittlerweile auch sogenannte „innere Risikofaktoren“ für die Entstehung der Patellarnekrose ausgemacht werden. Demnach sind Menschen mit angeborenem oder erworbenem Kniescheibenhochstand (Fachwort: Patella alta) besonders gefährdet. Des Weiteren soll eine reduzierte Dehnbarkeit der an das Kniegelenk angrenzenden Muskulatur die Krankheitsentstehung begünstigen. Auch eine erbliche (genetische) Komponente konnte bei der Entstehung des Morbus Sinding-Larsen bislang nicht ausgeschlossen werden.

Symptome

Die Symptome des Morbus Sinding-Larsen sind recht allgemein und können einer Reihe von Erkrankungen des Kniegelenks zugeordnet werden. Aus diesem Grund sollte bei langanhaltenden Beschwerden im Bereich des Knies dringend ein Facharzt aufgesucht und eine Diagnose angestrebt werden.

Patienten, die an Morbus Sinding-Larsen leiden, berichten in der Regel von starken Schmerzen im betroffenen Knie. Die genaue Lokalisation dieser Schmerzen lässt sich in vielen Fällen bereits in frühen Stadien der Kniescheibenspitze zuordnen. Gerade im Anschluss an eine körperliche Belastungssituation werden diese Schmerzen als besonders ausgeprägt und belastend beschrieben. Je nach Ausmaß und Krankheitsstadium können die typischen Beschwerden bei Morbus Sinding-Larsen nach einer kurzen Aufwärmphase verschwinden und erst nach Beendigung der sportlichen Aktivität wieder auftreten. Patienten die unter einem fortgeschrittenen Morbus Sinding-Larsen leiden verspüren jedoch in der Regel sowohl in Ruhe- als auch in Belastungsphasen deutliche Schmerzen im Bereich der Kniescheibenspitze. Darüber hinaus kann es zeitweise zu Rötungen und/oder Schwellungen am betroffenen Knie kommen.

Klassischerweise wird der Morbus Sinding-Larsen anhand seiner Ausprägung klinisch in vier Grade eingeteilt:

  1. Grad: Schmerzen treten nur nach Beendigung der Belastung auf
  2. Grad: Zu Beginn der Belastung treten deutliche Schmerzen auf. Diese verschwinden während der Belastung und treten nach Beendigung erneut auf.
  3. Grad: Schmerz dauert an (in Ruhe und bei Belastung)
  4. Grad: Es kommt zu einem Riss der Kniescheibensehne

Diagnose

Die Diagnose des Morbus Sinding-Larsen gliedert sich in verschiedene Schritte:

  • Zu Beginn findet in der Regel ein umfangreiches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt, bei dem der behandelnde Arzt auf die vorliegende Symptomatik eingeht. Darüber hinaus spielen auch die Lebensgewohnheiten (Sport etc.) und mögliche Vorerkrankungen des Patienten eine entscheidende Rolle.
  • Im Anschluss wird der behandelnde Arzt eine körperliche Untersuchung durchführen. Bei dieser Untersuchung werden nicht bloß das schmerzende Knie sondern auch alle angrenzenden Gelenke und die gesunde Körperseite beurteilt. Bei Patienten die an Morbus Sinding-Larsen leiden fällt bereits bei dieser körperlichen Untersuchung meist ein starker Druckschmerz über der unteren Kniescheibenspitze auf. Darüber hinaus lässt sich das betroffene Knie bei Patienten mit Morbus Sinding-Larsen nur unter Schmerzen vollständig strecken.
  • Sollte sich der Verdacht auf Morbus Sinding-Larsen nach den ersten Diagnoseschritten erhärten, so wird in der Regel zuerst eine Ultraschalluntersuchung des Knies durchgeführt. Bei schweren und/oder ausgeprägten Fällen lassen sich schon im Ultraschall Veränderungen der Knochenstruktur abbilden. Zur sicheren Diagnosestellung muss jedoch eine Kernspinuntersuchung (MRT) durchgeführt werden. Nur mit Hilfe des MRTs kann das Erkrankungsausmaß zuverlässig eingeschätzt und mögliche therapeutische Schritte abgewägt werden.

Therapie

Die Behandlung des Morbus Sinding-Larsen gliedert sich in nicht-operative (konservative) und operative Maßnahmen. Je nach Ausmaß und Stadium der Erkrankung eignet sich eine andere Behandlungsart besonders dazu, dass die Regeneration des betroffenen Knies zu fördern.

Anfangs gilt es jedoch bei allen Betroffenen das entsprechende Knie zu schonen und eine weitere Überbelastung zu vermeiden. Zu diesem Zwecke wird in den meisten Fällen gleich nach der Diagnose eine zeitweise Sportkarenz ausgesprochen. Die am häufigsten durchgeführten konservativen Therapieformen bei Patienten die unter Morbus Sinding-Larsen leiden sind die Anwendung von warmen und/oder kalten Umschlägen und die sogenannte Elektrostimulation (Synonyme: Iontophorese, TENS). Darüber hinaus konnten in vielen Fällen auch durch die gezielte Anwendung von Ultraschall enorme Behandlungserfolge erzielt werden. Neben einer Reduktion der Belastung des betroffenen Knies sollten in regelmäßigen Abständen krankengymnastische Übungen und manuelle Therapien durchgeführt werden.
Des Weiteren gilt die sogenannte Stoßwellenbehandlung als geeignete Methode in der Therapie von Patienten die an Morbus Sinding-Larsen leiden. Im Allgemeinen verbindet alle beschriebenen Methoden ein gemeinsames Therapieziel: die Regeneration des Sehnenansatzes soll durch lokale Stoffwechselaktivierung und eine Steigerung der regionalen Durchblutung stimuliert werden. Darüber hinaus sollen die Zugkräfte, die auf die Kniescheibe einwirken, durch eine Auflockerung der Oberschenkelmuskulatur reduziert werden. Weiterhin gilt das regelmäßige Auftragen entzündungshemmender Salben und/oder die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika als besonders vielversprechend in der Behandlung von Morbus Sinding-Larsen.

Die Homöopathie verfolgt verschiedene Therapieansätze im Sinne einer Umspritzung des Sehnengleitgewebes mit natürlichen Substanzen wie Traumeel oder Zeel. Alleine durch die Durchführung der konservativen Behandlungsmethoden kann der Krankheitsverlauf bei Morbus Sinding-Larsen in den meisten Fällen eingeschränkt und die Regeneration des betroffenen Knies erfolgreich stimuliert werden. Nur bei ungefähr 10 Prozent der Patienten kann trotz entsprechend langer Therapie kein Erfolg verzeichnet werden.

In eben diesen Fällen gilt ein operatives Eingreifen als einzige Möglichkeit der Heilung. Zur Zeit werden bei Patienten mit Morbus Sinding-Larsen verschiedene Verfahren angewendet die entweder einzeln oder in Kombination durchgeführt werden können. Um die Belastung im Bereich der Kniescheibenspitze zu reduzieren kann das Sehengleitgewebe entfernt werden. Darüber hinaus gilt die Denervierung der Sehnenumgebung, die Sehnenlösung an der Kniescheibenspitze und die Entfernung des abgestorbenen Knochengewebes als besonders sinnvoll.

Prognose

Die Prognose des Morbus Sinding-Larsen ist bei frühzeitiger Diagnose und rascher Therapieeinleitung sehr gut. Betroffene Patienten müssen jedoch auch nach Abschluss der Behandlung übermäßige Belastungen der Kniescheibenspitze vermeiden.

Vorbeugung

Bei Morbus Sinding-Larsen handelt es sich um eine klassische Erkrankung die auf Überlastungsschäden der Kniescheibe zurückzuführen ist. Aus diesem Grund kann Morbus Sinding-Larsen auch bei Sportlern durch die Einhaltung verschiedener Maßnahmen einfach vorgebeugt werden. Die wohl effektivste Möglichkeit der Prävention ist die Durchführung verschiedener Muskeldehnungsübungen vor dem Sport. Darüber hinaus sollten sich gerade Menschen die Sportarten ausüben, die als für das Auftreten von Morbus Sinding-Larsen typisch gelten, vor Beginn der körperlichen Aktivität gut Aufwärmen.

Da diese Art der Knochennekrose vor allem bei Menschen beobachtet werden kann, die erst vor kurzer Zeit mit der Ausübung von Sprungsportarten begonnen haben, gilt die langsame Steigerung der Kniebelastung als effektive Präventionsmaßnahme. Sportler mit einem straffen Trainingsplan sollten außerhalb der Einheiten stets genügend Zeit zur Regeneration einplanen. Auf diese Weise können Verhärtungen der Oberschenkelmuskulatur und übermäßige Beanspruchungen der Kniescheibenspitze verhindert werden.

Patienten mit bekannten Fehlstellungen der Sprunggelenke, der Kniegelenke oder der Hüfte sollten sich in einem orthopädischen Fachgeschäft geeignete Sporteinlagen anpassen lassen. Darüber hinaus sollte jeder Sportler erste Warnzeichen des Körpers ernst nehmen. Bei Schmerzen in den Knien oder der Hüfte sollte das Aktivitätspensum umgehend reduziert und gegebenenfalls ein Facharzt aufgesucht werden.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.06.2014 - Letzte Änderung: 21.07.2023