OP von Hammerzehen

Einleitung

Bei der Hammerzehe handelt es sich um eine permanente, krallenartige Beugung einer Zehe, die vor allem im ersten Zehengelenk nahe zum Mittelfuß auftritt. Hammerzehen sind die häufigste Deformation am Fuß und betreffen viele Personen. Die Ausprägung der Erkrankung hat einen wesentlichen Einfluss auf die Symptome, die Behandlungsmöglichkeiten und den Leidensdruck der Betroffenen. In frühen Stadien der Hammerzehen kann eine konservative Therapie mithilfe von Barfußgehen, spezieller orthopädischer Einlagen oder Physiotherapie vielversprechende Erfolge erzielen.

Indikation

Die konservative Therapie kann bei einer beginnenden Beugung der Zehengelenke effektiv dagegen wirken und in frühen Stadien ein Fortschreiten der Hammerzehen aufhalten und sogar die Zehenstellung korrigieren. Ist ein Therapieerfolg mit einer konservativen Behandlung nicht möglich, können verschiedene operative Eingriffe zum Einsatz kommen.

Die individuelle Indikation einer operativen Behandlung muss gemeinsam vom Arzt und Patienten unter Berücksichtigung der Erfolgsaussichten, der Lebenslage, des Leidensdrucks und der Symptome gestellt werden. Langwierige konservative Therapien sind vor allem bei jungen, sportlichen Patienten und Betroffenen mit schweren Symptomen nicht sinnvoll. Zu den entscheidenden Symptomen gehören neben dem Schmerz durch den Hammerzeh auch Schwielen, Probleme mit dem Schuhwerk und im Alltag, sowie ästhetische Beschwerden.

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Diese OP Methoden gibt es

Zur Korrektur der Hammerzehen stehen primär zwei Operationsmethoden zur Verfügung. Das operative Vorgehen kann generell nur durchgeführt werden, wenn keine Gefährdungen, zum Beispiel Probleme bei der Narkose oder schwere Durchblutungsstörungen am Bein bestehen.

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Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zur Wahl einer OP Methode ist eine Kontraktur der Sehnen bei der Hammerzehe. Zeigt sich bei der Untersuchung, dass die Fehlstellung straff ist und nicht manuell gerade gestellt werden kann, empfiehlt sich die Operation nach Hohmann.  Flexible Fehlstellungen hingegen sollten mit der Operation nach Weil angegangen werden.

OP nach Hohmann

Die Operation nach Hohmann stellt den größeren Eingriff dar und wird erst durchgeführt, wenn eine sogenannte fixierte Hammerzehe vorliegt. Im Laufe der Zeit kann es durch die permanente Beugung der Zehengelenke zu Verkürzungen der Sehnen kommen. Auch die Weichteilgewebe der Zehen können sich verkürzen und zu Kontrakturen führen.

Eine simple Umlagerung der Sehnen ist in diesen Fällen nicht mehr möglich, sodass in der Operation nach Hohmann das Köpfchen des Zehengrundgelenks vom Knochen mit entfernt werden muss. Anschließend wird die kontrahierte Sehne aufgedehnt und gegebenenfalls vom Knochen gelöst. Bei einem solchen Eingriff spricht man von einer „Osteotomie“, einer Knochenumstellung, die erst zum Einsatz kommt, wenn sämtliche konservative und schonende operative Verfahren nicht weiterhelfen und die Hammerzehe vollständig irreversibel ist.

OP nach Weil

Die Operation nach Weil stellt die schonendere Variante in der Behandlung der Hammerzehen dar. Sie ist hingegen nur bei der sogenannten „flexiblen“ Hammerzehe möglich. Davon spricht man, wenn die Hammerzehe problemlos in ihre Ursprungsposition zurückgelenkt werden kann. Hier liegen also keine fixierten Kontrakturen der Sehnen und Weichteilgewebe vor.

Auch bei der OP nach Weil kommt es zu einer Durchtrennung der Zehenknochen, die jedoch lediglich vorschoben werden, um die Stellung des Zehs zu verändern. Das Zehengrundgelenk bleibt dabei erhalten. Auch hier wird im Anschluss die Sehne verlängert. Die Verschiebung der Knochen wird mit kleinen Schrauben fixiert, die im Körper verbleiben können.

OP mit Draht

Die Einbringung eines Drahtes zur Fixierung der Hammerzehe stellt eine häufige Variante bei der Operation nach Hohmann dar. Bei besonders straffen Kontrakturen muss der Zeh für wenige Wochen mit einem Draht unterstützt werden. Der Draht dient als innere Schienung, damit der Zeh nach der Operation nicht wieder in die ursprüngliche Lage fällt.

Hierzu kann der Draht intraoperativ entlang des Zehs eingebracht werden und verbleibt dort für etwa 2-4 Wochen, bis die operationsbedingten Hämatome und Schwellungen abgeklungen sind und der Knochen Zeit zur primären Heilung hatte. In diesem Zeitraum kann der Zeh nur schlecht bewegt werden und sollte vorerst getapet, von außen geschient und ruhiggestellt werden. Erst nach der Entfernung des Drahtes kann eine Physiotherapie begonnen werden.

Wie wird der Draht entfernt?

Die Drähte können an unterschiedlichen Stellen zur Schienung der Zehe eingebracht sein. Sie können lediglich durch die Weichteile verlaufen, was die Entfernung sehr erleichtert. Seltener sind sie auch im Knochen fixiert, was mit einer Durchlöcherung des Knochens und Gelenks, sowie einer erschwerten Entfernung einhergeht.

Nach der Zeit von 2-4 Wochen, die durch den Operateur festgelegt wird, können die Drähte ohne Betäubung gezogen werden. Im Regelfall handelt es sich dabei um einen sehr kurzen und schmerzlosen Prozess, sodass auch eine Betäubung keine Vorteile bringen würde.

Eine wichtige Indikation dafür, den Draht sofort zu entfernen, sind mögliche Rötungen, Überwärmungen und sensible Schmerzen am Austrittsort des Drahtes. Hierbei kann es sich um eine lokale Entzündung handeln. Die Entfernung kann in seltenen Fällen auch durch ein Wandern der Drähte erschwert werden. Durch Heilungsprozesse im Knochen und den Weichteilen kann der Draht verschoben und verankert werden, sodass in seltenen Fällen eine einfache Entfernung ohne Betäubung nicht möglich ist.

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Welche Komplikationen kann es geben?

Jeder operative Eingriff geht mit Risiken und Komplikationen einher. Ein operativer Eingriff sollte immer erst nach gründlicher Abwägung anderer Therapieoptionen geplant werden. Bei einer Operation am Zeh hängt das Risiko für Komplikationen auch mit der Erfahrung des Chirurgen zusammen.

Ein typisches Risiko der OP sind Infektionen im OP Gebiet, in einem Gelenk des Fußes oder an der Austrittsstelle des Drahtes. Auch versehentliche Verletzungen von Knochen, Nerven, Sehnen, Muskeln und anderen Geweben im OP Gebiet sind bei einem operativen Eingriff immer möglich.

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Nach der Operation ist durch die längere Ruhigstellung mit Problemen wie einer Thrombose zu rechnen. Es kann auch vorkommen, dass die Operation nicht den gewünschten Effekt erzielt und es an der Zehe zu Folgebeschwerden kommt.

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Auch durch die Narkose kann es zu unangenehmen Beschwerden wie allergischen Reaktionen oder Unverträglichkeiten der Narkosemittel kommen. Eine Beschwerdefreiheit kann durch die Operation nie garantiert werden. Aus diesem Grund dürfen die operativen Risiken nie außer Acht gelassen werden und konservative Behandlungen müssen im Vordergrund stehen.

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Kann man das ambulant machen?

Bei der OP der Hammerzehen handelt es sich um eine vergleichsweise kleine Operation. Auch eine ambulante Behandlung ist hierbei möglich. Vor der Operation muss ein Termin zur Voruntersuchung, Besprechung des Vorgehens und der Aufklärung zur Narkose erfolgen. Anschließend müssen für den OP Tag vorher besprochene Vorkehrungen und Nüchternzeiten eingehalten werden.

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Die ambulante Operation wird im Regelfall am Morgen oder Vormittag durchgeführt werden. Die Dauer der Operation beträgt etwa eine Stunde. Der Patient muss dennoch so lange in der Klinik verbleiben, bis die Narkose oder Betäubung vollständig nachgelassen haben und der Patient sich wohl fühlt. Dies kann abhängig von der gewählten Narkoseart unterschiedlich lange dauern. Eventuelle Termine zur Nachsorge und zum Zug der Drähte können sich anschließen.

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Welche Narkose braucht man?

Die Art der Narkose wird vom Anästhesisten und Patienten gemeinsam gewählt. Für eine Operation von Hammerzehen stehen im Allgemeinen zwei Narkosen zur Verfügung.

In vielen Fällen wird die Vollnarkose durchgeführt, die unter anderem eine Sedierung und Schmerzstillung bewirkt.

Alternativ kann eine sogenannte „Spinalanästhesie“ erfolgen. Hierbei wird mit einer Spritze in den Rücken das Rückenmark betäubt. Bei dieser Variante ist der Patient wach und ansprechbar, kann aber lediglich die Beine nicht spüren. Die Wahl der Betäubung muss von den Begleiterkrankungen und dem Alter des Patienten, vor allem aber auch dem persönlichen Wunsch abhängig gemacht werden.

Dauer der OP

Die Dauer der OP kann stark variieren und hängt maßgeblich von den erforderlichen Maßnahmen und OP Techniken ab. Ein simple Umleitung der Strecksehne kann mitunter weniger als 30 Minuten in Anspruch nehmen. Die Operation nach Hohmann erfordert zusätzlich Knochenschnitte und häufig auch das Einsetzen eines Drahtes, was längere Zeit in Anspruch nehmen kann. Bei einer Operation kann es durch die individuelle Anatomie oder unvorhergesehene Umstände immer zu Verzögerungen kommen, welche die OP in die Länge ziehen.

Dauer der Krankschreibung

Die Dauer der Krankschreibung hängt von der jeweiligen beruflichen Tätigkeit und dem persönlichen Befinden nach der Operation ab. Im Durchschnitt erfolgt die Krankschreibung nach der OP für etwa 2 Wochen. Bürotätigkeiten können schon früh trotz Entlastung des Fußes wieder aufgenommen werden. Berufe, die ein häufiges Stehen und Laufen beinhalten, können oft erst wieder nach 4 Wochen ausgeführt werden, wenn der Fuß belastet werden darf. Bei manchen körperlichen Tätigkeiten kann eine stufenweise Wiedereingliederung notwendig sein, um sich langsam wieder an Belastungen gewöhnen zu können.

Dauer, bis man wieder Sport machen kann

Abhängig von der OP Methode und den Anweisungen des Chirurgen muss nach der Operation eine Entlastung von 2-4 Wochen eingehalten werden. Anschließend und nach der Entfernung der Drähte muss zunächst langsam mit physiotherapeutischen Maßnahmen die Beweglichkeit wiederhergestellt werden. Dazu werden mit krankengymnastischen Trainingsplänen täglich Übungen zur Erlangung der Kraft und Bewegungsgrade durchgeführt.

Eine vollständige natürliche Bewegungsfreiheit im Zeh kann etwa 12 Wochen nach der OP erlangt werden. Mit einer Schienung des Zehs oder einem Spezialschuh kann leichter Sport bereits früh wieder ausgeführt werden. Eine uneingeschränkte Sportausübung ist jedoch erst nach etwa 4-6 Monaten wieder möglich.

Was sind die Alternativen zur OP?

Die operative Therapie ist die letzte Methode der Wahl bei einem fortgeschrittenen Hammerzeh. Ihr müssen diverse diagnostische Verfahren vorangegangen sein. Der Versuch einer konservativen Therapie sollte der Operation vorangehen, denn auch fortgeschrittene Krankheitsbilder können häufig noch konservativ behandelt werden. Bei starken Kontrakturen der Sehnen gestaltet sich die konservative Behandlung jedoch schwierig und langwierig. Bei der OP von Hammerzehen handelt es sich oftmals um eine ästhetische Operation. Sollten ebenso Schmerzen bestehen, können diese alternativ mit einer ausreichenden Schmerztherapie behandelt werden.

Kosten

Die Kosten der Operation können stark variieren. Dies hängt vom Umfang und Aufwand der Operation ab, von der Wahl der Anästhesie und von der Art der Versicherung. Ob die Operation ambulant oder stationär durchgeführt wird, beeinflusst ebenfalls die Kosten der Operation. Diese können sich unter Berücksichtigung aller Begleitumstände zwischen 1500€ und 3000€ belaufen.

Zahlt das die Krankenkasse?

Sowohl gesetzliche, als auch private Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für die Operation. Dazu müssen eine klare Indikation und keine Möglichkeit einer erfolgreichen konservativen Therapie bestehen.

Autor: Dr. Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 12.12.2018 - Letzte Änderung: 30.03.2024