Fieber nach einer Operation

Was versteht man unter Fieber nach einer OP?

Fieber nach einer Operation, auch postoperatives Fieber genannt, bezeichnet eine Erhöhung der Körpertemperatur über 38°C zwischen dem Tag der Operation und dem zehnten postoperativen Tag.

Eine leichte Temperaturerhöhung von 38 – 38,5°C die ersten drei Tage nach der Operation ist unbedenklich und beruht auf dem sogenannten Postaggressionsstoffwechsel. Der Postaggressionsstoffwechsel entsteht im Körper infolge eines Gewebeschadens. Operationen gehen häufig mit Gewebeschäden sowie Flüssigkeitsverlusten einher.
Es kommt dabei zu Hormonausschüttungen, die klinische Symptome wie Fieber, vermehrtes Atmen und Herzschlag oder Müdigkeit hervorrufen. Nach einem großen Trauma, zum Beispiel nach einer umfangreichen Operation, kann ein bis zwei Tage lang Fieber auftreten.

Ist die Körpertemperatur in den Tagen nach der Operation hingegen deutlich erhöht, bedarf es einer Abklärung. Fieber kann ein Hinweis auf eine Infektion sein.
Die Ursache kann beispielsweise eine Wundinfektion oder ein Harnwegsinfekt sein.

Mögliche Ursachen des Fiebers

Je nach Art der Operation, Allgemeinzustand und Grunderkrankungen des Patienten gibt es eine Vielfalt an möglichen Ursachen für ein postoperatives Fieber. Die wichtigsten Erkrankungen sind im Folgenden aufgelistet.

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Wundinfektion

Postoperatives Fieber kann ein Zeichen für eine Wundinfektion sein. Unter einer infizierten Wunde versteht mein den Eintritt von Mikroorganismen wie Bakterien in die Wunde. Am häufigsten sind es Bakterien, welche die Wunde besiedeln können.
Selten verursachen Viren, Pilze oder Parasiten eine Wundinfektion. Die Keime rufen eine Entzündung in der Wunde hervor. Eine infizierte Wunde muss eröffnet und gesäubert werden.

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Thrombose oder Lungenembolie

Bei einer Thrombose entsteht ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einem Blutgefäß oder im Herzen.
Häufig entstehen Thrombosen in den tiefen Beinvenen. Thrombosen sind gefährlich, weil sich das Blutgerinnsel lösen und in andere Organe transportiert werden kann. Leichtes Fieber ist ein häufiges Symptom einer tiefen Beinvenenthrombose.
Eine Embolie entsteht, wenn ein Blutgerinnsel mit dem Blut fortgeschwemmt wird und entfernte Gefäßabschnitte erreicht. Eine Lungenembolie entsteht durch die Verstopfung eines Lungengefäßes. Umfangreiche Operationen, Knochenbrüche und Eingriffe wie eine Hüft-TEP (Hüftgelenksendoprothese) haben ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Lungenembolie.

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Wie lange dauert Fieber nach einer Operation?

Die Dauer von Fieber nach einer Operation ist abhängig von der Ursache des Fiebers und der Fiebertherapie.

  • Nach einem Trauma kommt häufig postoperatives Fieber für ein bis zwei Tage vor.
  • Sogenanntes „Drug Fever“, durch allergische Reaktionen auf Medikamente wie Zytostatika oder Antibiotika, kann bis zu acht Tage lang andauern.
  • Bei einer Thromboembolie tritt Fieber meistens erst etwa vier Tage nach der Operation auf und dauert bis zum zehnten postoperativen Tag an.

Neben den genannten nicht-infektiösen Ursachen für postoperatives Fieber gibt es infektiöse Gründe.

  • Im Rahmen einer Aspirationspneumonie leiden die Betroffenen beispielsweise häufig die ersten zwei postoperativen Tage an Fieber.
  • Bei Infektionen wie einem Harnwegsinfekt, Pneumonie oder Abszess dauert das Fieber meistens vom dritten bis achten Tag nach der Operation an.
  • Bei einer Wundinfektion leiden die Betroffenen durchschnittlich vom fünften bis zehnten Tag unter postoperativem Fieber.

Generell kann die Dauer des Fiebers Hinweise für die zugrunde liegende Ursache liefern. Lesen Sie mehr zu der Dauer von Fieber unter folgender Seite: Wie lange dauert Fieber?

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Kann Fieber nach einer OP auch normal sein?

Ein bis zwei Tage nach einer Operation ist leichtes Fieber bis maximal 38,5°C in der Regel unbedenklich.
Der Körper erhöht seine Temperatur, um sich auf Veränderungen im Inneren einzustellen. Fieber entsteht aufgrund einer Erhöhung des Sollwertes der Körpertemperatur im Hypothalamus im Gehirn. Eine Operation kann für den Körper traumatisch sein und Stress bedeuten.
Steigt die Körpertemperatur über 38°C an, ist das nicht normal und bedarf einer ärztlichen Abklärung.

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Ursachen für Fieber bei spezifischen Eingriffen

Fieber nach einer Weisheitszahn-OP

Liegt ein zu entfernender Weisheitszahn vollständig im Knochen und möglicherweise zusätzlich noch quer, ist operativ eine Osteotomie nötig. Kommt es während der Operation zu Weichteilkomplikationen wie Quetschungen oder das Zerreißen von Haut und Zahnfleisch, sind die Verletzungen ausgeprägter.
Auch wenn es sich bei einer Weisheitszahn-Operation um ein kleines Operationsgebiet handelt, kann die Operation und gegebenenfalls Komplikationen des Eingriffs das Gewebe manipulieren.

Tiefsitzende Weisheitszähne können eine Wunde hinterlassen, die während der Operation desinfiziert wird. Nichtsdestotrotz kann sich die Wunde entzünden und Beschwerden wie Schüttelfrost und Fieber hervorrufen. Erhöhte Temperaturen über 38,5°C nach einer Weisheitszahn-Operation deuten auf eine Infektion hin.
Damit sich die Infektion nicht ausbreitet, ist bei Fieber eine antientzündliche Behandlung notwendig.

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Fieber nach einer Mandel-OP

Es handelt sich bei der Mandel-OP um einer der häufigsten Eingriffe im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, nach der es oft zur Ausbildung von Fieber kommt.
Dauert das Fieber länger als einen Tag an, ist eine ärztliche Untersuchung nötig und gegebenenfalls eine Therapie mit Antibiotika.

Weitere Informationen hierzu: Mandelentfernung

Fieber nach einer Blinddarm-OP

Blinddarm-Operationen werden deutschlandweit routinemäßig durchgeführt. Auch wenn es sich um eine häufig durchgeführte Operation handelt, ist es dennoch ein Eingriff in der Bauchhöhle.
Eine leicht erhöhte Temperatur ist ein bis zwei Tage nach der Operation höchstwahrscheinlich unbedenklich.

Liegen Temperaturen über 38,5°C vor, ist das Fieber abklärungsbedürftig. Eine Infektion im Operationsbereich kann für das Fieber verantwortlich sein und muss behandelt werden. Liegt zusätzlich ein Blasenkatheter, kann außerdem ein Harnwegsinfekt vorliegen und das Fieber hervorrufen.

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Fieber nach einer Gelenk-OP

Besonders oft kommen unter den Gelenk-Operationen Knie-TEP oder Hüft-TEP-Operationen (TEP = Totalendoprothese) vor.
Im Rahmen einer Gelenks-TEP-OP wird ein Gelenk, zum Beispiel das Knie- oder Hüftgelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt. Je nach Operationstechnik, Komplikationen und allgemeinem Gesundheitszustand des Patienten, kann das Ausmaß einer solchen Operation unterschiedlich ausfallen. Gelenkoperationen sind große Eingriffe und häufig mit grober mechanischer Gewalt assoziiert.

Eine Temperaturerhöhung ist am ersten und zweiten Tag nach einem solchen Trauma meist unbedenklich. Hält Fieber länger an, kann eine andere Ursache vorliegen, wie eine Wundinfektion, eine Harnwegsinfektion aufgrund einer Urinkatheterinfektion, eine Lungenentzündung oder ähnliches. Höheres Fieber über einen längeren Zeitraum muss ärztlich abgeklärt werden.

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Fieber nach einer Gallen-OP

Selten kommt es im Rahmen einer Operation an der Gallenblase zu einer InfektionFieber kann in diesem Fall ein Hinweis auf eine Infektion durch die Gallen-Operation sein.

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Fieber nach einer Prostata-OP

Eine Prostata-Operation ist ein häufiger Eingriff bei Prostatakrebs. Häufig wird eine radikale Prostataoperation durchgeführt, bei der neben der Prostata anliegende Strukturen wie die Samenbläschen und Beckenlymphknoten entfernt werden.

Hierbei können unter Umständen benachbarte Organe und Gefäße verletzt werden. Wie jede Operation besteht auch bei der Prostata-Operation die Gefahr einer Wundinfektion. Postoperatives Fieber kann ein Anzeichen für eine Wundinfektion im Operationsgebiet sein.
Ein bis zwei Tage erhöhte Temperatur ist nach einem Eingriff an der Prostata meistens unbedenklich. Starkes Fieber, das mehrere Tage andauert, bedarf einer gründlichen Untersuchung der Ursache und gegebenenfalls Therapie.

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Behandlung

Die Behandlung von Fieber nach einer Operation sieht zunächst eine Beseitigung der Ursache vor.
Das kann zum Beispiel die Entfernung von Venenverweilkatheter sein oder eine chirurgische Revision. Es sollte möglichst ein Antibiogramm durchgeführt und ein entsprechendes Antibiotikum verabreicht werden.

Hinzu kommt die symptomatische Behandlung durch weitere Maßnahmen. Fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol werden häufig eingesetzt, um das Fieber zu reduzieren.

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Hausmittel

Es gibt einige Hausmittel gegen Fieber. Bei bakteriellen Infektionen ist dennoch eine medikamentöse Behandlung nötig.

  • Apfelessig ist ein altbewährtes Mittel zur innerlichen und äußerlichen Anwendung. Die im Apfelessig enthaltene Säure soll die Hitzeabgabe über die Haut fördern.
    Man kann Apfelessig in Badewasser geben oder mit Wasser vermengt in kühlenden Umschlägen auf die Haut von Stirn, Bauch und Füßen geben.
    Für die innerliche Abkühlung gibt man zwei Esslöffel Apfelessig und bei Bedarf Honig in ein Glas Wasser.
  • Basilikum soll ebenfalls fiebersenkend wirken. Dafür gibt man ein paar Blätter der Pflanze in kochendes Wasser, lässt sie einkochen und trinkt den Sud über den Tag verteilt.
  • Auch Honig, Knoblauch, Ingwer, Himbeeren und Preiselbeeren sollen entzündungshemmend und fiebersenkend sein.
  • Wichtig ist außerdem Ruhe. Bettruhe ist eines der besten Hausmittel gegen Fieber und meistens notwendig.
  • Daneben sollte man sehr viel trinken. Bei erhöhterKörpertemperatur eignen sich Teesorten wie Kamille, Hagebutte, Lindenblüten, Thymian, Zitronengras und viele mehr.
  • Ein einfaches Hausmittel sind Wadenwickel. Dafür befeuchtet man Tücher mit Wasser, das etwa 5° kälter ist als man selbst, und schlägt die Tücher um Füße und Waden. Darum wickelt man trockene Tücher und legt sie ab, wenn sich der Wickel auf Körpertemperatur erwärmt hat. Den Vorgang kann man etwa 30 Minuten lang wiederholen.

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Homöopathie

Es gibt verschiedene homöopathische Mittel, die helfen sollen, das Fieber von innen zu senken. Dazu gehören zum Beispiel Globuli mit Ferrum phosphoricum, Atropa belladonna, Aconitum napellus, Gelsemium und Eupatorium perfoliatum.
Die Globuli wirken bei verschiedenen Formen von Fieber und unterscheiden sich in ihrer homöopathischen Potenz und Dosierung. Um das individuell effektivste Produkt herauszufiltern, sollte man die Auswahl mit einem Heilpraktiker oder Allgemeinmediziner mit homöopathischer Ausbildung besprechen.
Ist das Fieber nach zwei Tagen unverändert hoch, treten andere Symptome wie Schmerzen, Verstopfung, Erbrechen oder Blutungen auf, sollte man spätestens einen Arzt aufsuchen.
Vorsichtig sollte man außerdem bei Säuglingen oder Kindern sein, die zu Fieberkrämpfen neigen, sowie bei Schwangerschaft.

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Diagnose der zugrunde liegenden Ursache

Um die Ursache von Fieber nach einer Operation herauszufinden, ist zunächst eine ausführliche Anamnese nötig. In diesem Gespräch werden Fragen geklärt, wie zum Beispiel, ob es im Rahmen der Operation größere Bluttransfusionen gab.
Eine Blutentnahme und Urinprobe sind weitere wichtige diagnostische Mittel. Entzündungsparameter und Blutkulturen können beispielsweise bakterielle Infektionen aufdecken.

Je nach Eingriff können bildgebende Verfahren angewendet werden. Eine Ultraschalluntersuchung ist schmerzfrei und schnell durchführbar. Ein operationsbedingter Abszess kann damit beispielsweise gut dargestellt werden.
Besteht Verdacht auf eine Pneumonie, kann eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs den Verdacht bestätigen. Bei Verdacht auf eine Anastomoseninsuffizienz (undichte Verbindungen zwischen anatomischen Strukturen) ist ein CT (Computertomogramm) sinnvoll.

Das letztmögliche Mittel, ist eine erneute chirurgische Eröffnung des Operationsgebiets, die sogenannte chirurgische Exploration.

Blutbild

Eine Blutentnahme ist eine wichtige Methode zur Abklärung der Ursache von postoperativem Fieber. Dabei werden die Entzündungsmarker CRP (C-reaktives Protein), BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) und Leukozyten bestimmt.
Das Blutbild kann eine bakterielle oder virale Infektion aufzeigen. Auch weitere mögliche Ursachen wie eine Thrombose oder Blutvergiftung können hierdurch erkannt werden.

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Ultraschall

Eine Ultraschalluntersuchung ist schmerzfrei und kann vielseitig verwendet werden.
Man kann beispielsweise den Bauch schallen, um nach der Operation zu überprüfen, ob dort die Ursache für das Fieber liegt. Das Ultraschallgerät kann vermehrte Wassereinlagerungen und Luft darstellen. '
Es handelt sich hierbei um ein gutes diagnostisches Mittel, dass ohne Strahlung arbeitet und deshalb für den Patienten weder schädlich noch schmerzhaft ist.

MRT

Das MRT (Magnetresonanztomografie, Kernspintomografie) ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem verschiedene Körperteile, Gelenke und Organe untersuchen kann. Man kann hiermit auch Organe darstellen, die in der Tiefe liegen.
Das MRT-Gerät arbeitet mit Radiowellen-Impulsen. Das bedeutet, dass keine gefährlichen Strahlen wie beim Röntgen oder CT verwendet werden. Die Magnetresonanztomografie ist eine sehr gute, ungefährliche Untersuchungsmethode, um nach der Ursache für Fieber zu suchen, wenn das Operationsgebiet größer ist oder tiefer im Körper gelegen ist.

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Fieber trotz Antibiotika

Leidet man trotz Einnahme eines Antibiotikums unter Fieber, kommen verschiedene Ursachen in Frage. Grundsätzlich wirken Antibiotika nur gegen Bakterien. Liegt zum Beispiel nach einer Operation eine Wundinfektion vor, können Antibiotika nur greifen, wenn tatsächlich Bakterien für diese verantwortlich sind.
In den meisten Fällen sind es zwar Bakterien, welche Wunden infizieren, nichtsdestotrotz kommen selten auch Erreger wie Viren oder Parasiten vor.
Liegt eine bakterielle Infektion nach der Operation vor, zum Beispiel eine Wundinfektion, und das Antibiotikum wirkt nicht, kann es sich um ein falsches Antibiotikum handeln. Nicht alle Bakterien sprechen auf dieselben Antibiotika an. Deshalb gibt es verschiedene Antibiotika, die gegen unterschiedliche Bakterien wirken.
Darüber hinaus können Bakterien gegen bestimmte Antibiotika resistent werden, wenn diese häufig eingenommen werden. Um bei Fieber das richtige Antibiotikum zu wählen, sollte man vor der Therapie ein Antibiogramm durchführen. Das ist ein Labortest zur Bestimmung der Empfindlichkeit von Bakterien gegenüber Antibiotika.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 12.09.2018 - Letzte Änderung: 12.01.2023