Perianalvenenthrombose

Synonyme: Perianalthrombose, Analthrombose

Einleitung

Bei der Perianalvenenthrombose kommt es zur Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) in den oberflächlichen Venen am Rand des Anus, welches sich in Form eines bläulichen Knotens bemerkbar macht. Die Ursachen für die Entstehung der Thrombose können vielfältig sein, die Betroffenen klagen jedoch gleichermaßen über starke Schmerzen. Generell ist die Perianalvenenthrombose harmlos, wenn auch schmerzhaft. Ein Zusammenhang zu den wesentlich gefährlicheren tiefen Beinvenenthrombosen oder zu Krampfadern besteht nicht. Oftmals wird die Perianalvenenthrombose mit einer Hämorrhoide verwechselt, weshalb auch die Bezeichnung „unechte Hämorrhoide“ gebräuchlich ist.

Ursachen

Die Ursache für die Analvenenthrombose ist in den meisten Fällen eine starke Druckerhöhung im Bauchraum, so etwa beim starken Pressen während des Stuhlgangs oder unter der Geburt. Viele Frauen entwickeln im Anschluss an die Entbindung eine Perianalvenenthrombose.

Auch heftiges Husten oder übermäßige sportliche Betätigung, aber auch eine genetische Veranlagung können die Entstehung einer Perianalvenenthrombose begünstigen.

Förderlich sollen auch Kaffee- und Alkoholkonsum, sowie der Verzehr stark gewürzter Speisen sein. Überwiegend sitzende Tätigkeiten können eine Perianalvenenthrombose begünstigen, insbesondere das Sitzen auf kalten Flächen. Nicht zuletzt wird bei Frauen mit Perianalvenenthrombose auch ein Zusammenhang mit der Regelblutung gesehen.

Bestand zuvor Durchfall oder wurden proktologische Eingriffe oder anale Sexualpraktiken durchgeführt, kann die Ursache der Analvenenthrombose auch in diesen Faktoren liegen. Zusätzlich treten Perianalvenenthrombosen häufiger bei Personen auf, die große Hämorrhoidalpolster haben.

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Diese genannten Ursachen können auch zu einer Beckenvenenthrombose führen. Problematisch ist diese aufgrund ihrem symptomlosen Verlauf, weshalb sie zu spät entdeckt werden kann. Lesen Sie in dem Zusammenhang auch folgenden Artikel: Beckenvenenthrombose​​​​​​​

Symptome

Bei der Perianalvenenthrombose entstehen ein oder mehrere bläuliche, prall-elastische Knoten am Rand des Anus, die bei betasten oder drücken meist sehr schmerzhaft sind. Die Afterregion kann um die Knoten herum geschwollen sein. Die Größe der Blutgerinnsel variiert zwischen Kirschkern- und (seltener) bis zu Pflaumengröße.

Je nach Ausprägung des Befundes ist auch das Sitzen oder Laufen für die Betroffenen schmerzhaft. Die Beschwerden treten in der Regel sehr plötzlich auf. Bei manchen Patienten kommt ein brennendes, stechendes oder juckendes Gefühl hinzu. Besonders der Stuhlgang ist für die Betroffenen häufig mit starken Schmerzen verbunden.

Diagnose

Die Diagnose der Perianalvenenthrombose ist meist sehr einfach zu stellen. Der untersuchende Arzt kann meist durch bloße Inspektion der Analregion bereits feststellen, um was es sich handelt. Durch die Schmerzhaftigkeit der Knötchen wird in der Regel auf die Untersuchung der Rektalregion mit dem Finger (digitalrektale Untersuchung) verzichtet.

Wichtige Differentialdiagnosen, die der Arzt ausschließen muss, sind beispielsweise ein Hämorrhoidalleiden, ein Abszess und eine bösartige Erkrankung der Analregion (Analkarzinom).

Da sich viele Patienten schämen, den Arzt die schmerzhafte Analregion untersuchen zu lassen, greifen sie häufig zu Selbstmedikation. Dies sollte nach Möglichkeit umgangen werden. Sinnvoller ist es, den Arzt die Diagnose stellen zu lassen, da sich auch andere, gefährlichere Ursachen hinter den Beschwerden verbergen können.

 

Verlauf

Sehr große Perianalvenenthrombosen können durch die starke Dehnung der Haut zu Blutungen führen, wodurch sich die Thrombose dann auch selbst entleeren kann. In der Regel bilden sich die Knoten jedoch von selber komplikationslos zurück. Dennoch muss knapp die Hälfte der Patienten mit einem erneuten Auftreten der Perianalvenenthrombose rechnen.

Therapie

In den meisten Fällen bildet sich die Perianalvenenthrombose von selber wieder zurück. Dies kann zwischen einigen Tagen bis zu mehreren Wochen dauern. Bei stärkeren Beschwerden können dem Patienten Schmerzmittel verabreicht werden, so zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac. Auch entzündungshemmende und schmerzstillende Salben oder Zäpfchen können lindernd wirken. Vielen Patienten hilft auch die Kühlung der Analregion.

Bei sehr ausgeprägten Befunden und starken Schmerzen kann die Spontanheilung manchmal nicht abgewartet werden. In diesen Fällen kann eine chirurgische Entfernung der Perianalvenenthrombose vorgenommen werden. Die Eröffnung empfiehlt sich jedoch meist nur, wenn die Perianalvenenthrombose nicht länger als drei Tage besteht, da die Spontanheilung ohne Eröffnung dann meist unkomplizierter und schneller eintritt. Zudem verwachsenen die älteren Blutgerinnsel mit der Venenwand und lassen sich dann nicht mehr so leicht entfernen.

Bei dem chirurgischen Eingriff wird unter örtlicher Betäubung ein kleiner, etwa 5mm langer Hautschnitt auf Höhe des Blutgerinnsels gemacht. Durch den Schnitt kann dann das geronnene Blut entfernt werden. Die Patienten spüren im Anschluss an den Eingriff in der Regel sofort große Erleichterung. Die kleine Wunde heilt normalerweise problemlos und schnell aus. Um die unkomplizierte Heilung zu unterstützen, werden warme Sitzbäder mit Kamille im Anschluss an den Eingriff empfohlen.

Komplikationen

Prinzipiell ist es denkbar, dass sich die chirurgisch eröffnete Region entzünden kann. In der Regel heilt die Wunde jedoch folgenlos aus. Bei immer wiederkehrenden Analvenenthrombosen kann es jedoch sein, dass durch die Eröffnung der Knoten Marisken zurückbleiben. Dies sind funktionslose Hautläppchen, die prinzipiell kein Problem darstellen, je nach Ausprägung jedoch (auch kosmetisch) sehr störend für den Betroffenen sein können.

Prophylaxe

Zur Vermeidung von Perianalvenenthrombosen kann auf einige Dinge geachtet werden. Besonders wichtig ist es, beim Stuhlgang nicht zu stark zu pressen und langes Sitzen auf der Toilette zu vermeiden. Der Stuhl sollte nach Möglichkeit nicht zu fest sein, daher empfiehlt sich eine ballaststoffreiche Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Bei überwiegend sitzender Tätigkeit sollte als Ausgleich auf ausreichend Bewegung geachtet werden. Außerdem sollte der Konsum von hochprozentigem Alkohol, sowie der Verzehr stark gewürzter Speisen möglichst vermieden werden. Bei Patienten mit bekanntem Hämorrhoidalleiden ist außerdem die Behandlung der Hämorrhoiden in Betracht zu ziehen, wenn zukünftig Perianalvenenthrombosen vermieden werden sollen.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.12.2014 - Letzte Änderung: 11.10.2023